Welche Rolle spielt das Pflegefachpersonal in der Haemovigilance? Haemovigilance aus Sicht der Pflege
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- Frieda Brodbeck
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1 Welche Rolle spielt das Pflegefachpersonal in der Haemovigilance? Haemovigilance aus Sicht der Pflege Paolo Tiraboschi, BSD SRK SI, UMTE 1
2 Welche Rolle spielt die Pflegefachfrau in der Haemovigilance? Diese Frage ist vielleicht schwieriger zu beantworten, als es auf den ersten Blick scheint... Haemovigilance = Transfusionssicherheit. Aber gewährleisten ein kompatibles Produkt und ein korrekt durchgeführtes Verfahren genügend Transfusionssicherheit? Oder gibt es weitere wichtige Aspekte im Transfusionsprozess? Zur Beantwortung dieser Frage habe ich die Pflegefachfrau Sara in verschiedenen Abschnitten des Transfusionsprozesses begleitet, um zu sehen, ob uns dies hilft, eine Antwort zu finden: 2
3 Guten Tag Sara, Eine Transfusion? Herr Rossi bekommt eine Er scheint gut zu atmen, Transfusion mit 2 EK... klagt nicht über Beschwerden und er hat ein Hb von 7,5 g/l... 3
4 Hat Herr Rossi ein gültiges T+S oder muss ich Blut abnehmen? Stimmt, aber das Hb sinkt, er ist herzkrank und ich will Komplikationen vermeiden... Ok, danke... 4
5 Prätransfusionelle Untersuchungen: Immunhämatologisches Labor RBSD SRK TI - Type+Screen, Gültigkeit 72 Stunden nach Entnahme (Februar 2010) (Empfehlungen BSD SRK und SVTM, Ausgabe 2009) 5
6 Er hat kein T+S. Ich bereite das Material für die Blutentnahme vor. Zuerst schaue ich, ob die Blutgruppe bekannt ist, damit ich weiss, wie viele Proben ich benötige 6
7 Prätransfusionelle Untersuchungen: Blutgruppenbestimmung: - Blutgruppenkarte - Gespeicherte Labordaten LIS (Progesa) - Elektronische Krankengeschichte 7
8 Guten Tag Herr Rossi. Wissen Sie, dass Sie eine Bluttransfusion benötigen? Wurde Ihnen erklärt, weshalb und wie das geht? Haben Sie Fragen? 8
9 Ja, ich weiss Aber ehrlich gesagt habe ich etwas Angst. Ich möchte mich nicht mit einer Krankheit anstecken... Befürchten Sie das? Wenn Sie möchten, können wir das besprechen 9
10 Eine Bluttransfusion erhalten: Für viele Patienten ist das ein normaler Teil der Behandlung, aber wohl nicht für alle. Manchmal trifft das Pflegepersonal bei den Patienten Ängste an, auch irrationale. Eine einfühlende Haltung und Zuhören sind zwar nicht direkt Teil der Transfusionssicherheit. Sie gehören aber zu den Aufgaben in der Pflege und somit auch zum Transfusionsprozess. 10
11 Die Blutentnahme ist gemacht jetzt kontrolliere ich, ob die Formulare und Proben richtig ausgefüllt sind und ob alle Angaben für das Labor vorhanden sind Visum, Datum, Zeit usw. 11
12 Prätransfusionelle Untersuchungen, Blutentnahme: - Blutgruppe (BG) bekannt: 1 Entnahme für T+S - Blutgruppe nicht bekannt: 1 Entnahme für T+S + 1 Entnahme für 2. BG-Bestimmung - Doppelte Identifikation, zwei verschiedene Entnahmen Die Transfusionsregeln sehen vor, dass für eine Doppelbestimmung der Blutgruppe zwei Blutproben zu verschiedenen Zeitpunkten zu entnehmen sind. In Ausnahmefällen kann eine doppelte Entnahme auf einmal erfolgen (zwei Formulare), wenn eine zweite Pflegefachperson anwesend ist (mit doppelter Identifikation). Blutprobe gleichzeitig entnommen aus folgendem Grund: Dringend Schwer zugängliche Venen Aufgeregter, unkooperativer Patient Anderes - Etikettierung der Probe am Bett des Patienten - Formular und Probe: Unterschrift, Datum und Zeit Hat der Patient in den letzten 2 Wochen Transfusionen mit Erythrozytenkonzentraten erhalten? Nein Ja, wann: Nicht bekannt 12
13 Sie haben angerufen, das erste EK sei bereit Ist Herr Rossi bereit für die Transfusion? Hat er eine geeignete Vene? Analysen erledigt Transfusion EK Sind die Vitalparameter des Patienten stabil? Ich messe sie, bevor ich das EK vom Labor hole. Falls sie sich verändert haben, kann ich den Arzt fragen, wie wir vorgehen sollen... 13
14 Vor der Transfusion muss ich die Kontrollen durchführen. Welche Daten muss ich prüfen und mit welchen Unterlagen? 14
15 Kontrolle EK vor der Transfusion Produktcode BG Beutel Spendenummer BG Patient Patienten - identifikation. Spital, Abteilung Datum und Zeit Verfall Kompatibilität 15
16 Patient: Gruppe A + EK: Gruppe O + Sind diese kompatibel? 16
17 Wenn ja, kann ich transfundieren... Wie lange soll die Transfusion dauern? Er ist herzkrank ich frage besser den Arzt... 17
18 Ich habe alle Angaben, sie sind korrekt und stimmen überein. Ich bin bereit für die Transfusion, aber zuerst muss ich die Daten noch mit Herrn Rossi überprüfen, dann starte ich die Transfusion... 18
19 Prätransfusionelle Kontrollen: - Kontrolle des Produktes durch 2 Pflegefachpersonen (oder eine Pflegefachperson und Arzt/Ärztin) am Bett des Patienten - Kontrolle dokumentiert mit 2 Unterschriften (dafür vorgesehenes UMTE-Formular) - Dokumentation der Vitalparameter vor, während und nach der Transfusion (mindestens) - Zeitangabe zu Beginn und am Ende der Transfusion 19
20 Kontrolle Transfusion Blutprodukt PATIENTENETIKETTE Vor der Transfusion müssen zwei Pflegefachpersonen oder eine Pflegefachperson und ein Arzt/eine Ärztin dia Angaben auf dem Produkt (Etikette vorgesehener Beutel) mit den Patientendaten (Patientenetikette) vergleichen. An dem dazu vorgesehenen Ort eine Klebetikette mit der Produktenummen kleben und die durchgeführte Kontrolle mit Unterschriften (lesbar) bestätigen. Tabelle Kompabitilität BG Kann EK Patient erhalten von Kann FFP erhalten von Spendern BG.: Spendern BG / A / B / AB A A / 0 A / AB B B / 0 B / AB AB AB / A / B / 0 AB Rh + Rh + / Rh - Rh - Rh - Datum *EK FFP TK Produktnummer Unterschr 1 / Unt. 2 (lesbar) Zeit Zeit Vitalparameter** Bemerkungen Start Ende Start Ende Start Ende PA P T Sat.O2 PA P T Sat.O2 PA P T Sat.O2 PA P T Sat.O2 PA P T Sat.O2 PA P T Sat.O2 PA P T Sat.O2 PA P T Sat.O2 PA P T Sat.O2 Autore: P. Tiraboschi Validazione: dr. D. Castelli Responsabile emissione: M. B i 20
21 Wie muss ich Herrn Rossi informieren, bevor ich sein Zimmer verlasse? Nenne ich ihm mögliche Symptome, damit er sich bei Komplikationen meldet? Aber vielleicht beängstigt ihn das und er meldet sich unnötigerweise Oder sage ich ihm, er soll läuten, wenn sich etwas verändert, ohne spezifische Symptome zu nennen? Dann ruft er mich vielleicht nicht, weil er nicht darauf achtet 21
22 Informationen: Der Patient muss wissen, dass er sich melden soll, wenn er sich unwohl fühlt... aber wie genau soll man informieren? Es gibt keine Patentrezept, sondern man muss von Fall zu Fall je nach Patient entscheiden und berücksichtigen, in welchem Ausmass er Informationen zu seinem Zustand entgegennehmen und geben kann. Auch diese Etappe des Transfusionsprozesses ist nicht Teil der Dokumentation, aber äusserst wichtig für eine ganzheitliche Behandlung des Patienten. 22
23 Die Transfusion ist beendet, die Vitalparameter sind in Ordnung Herr Rossi, alles in Ordnung? Ja, aber die Vorstellung, das Blut einer anderen Person in meinem Körper zu haben, macht mir zu schaffen... 23
24 An diesen Punkt habe ich nicht gedacht Habe ich Herrn Rossi die Möglichkeit gegeben, diese Bedenken zu äussern? Weshalb macht ihm diese Vorstellung Mühe? 24
25 Auf diesen Aspekt machte mich eine konkrete Gegebenheit aufmerksam: Eine Kollegin hat mir erzählt, dass sie nach einer Transfusion während Monaten Ekelgefühle hatte Mit solchen Gefühlen können wir unerwartet konfrontiert werden. Den Betroffenen die Möglichkeit geben, diese Gefühle auszudrücken, ihnen zuzuhören, ist, ich möchte das nochmals betonen, ein Teil des Transfusionsprozesses, ein Bestandteil eines weiter gefassten Pflegekonzepts. 25
26 Die Transfusion ist beendet. Alles ist gut gegangen Aber können auch nach Abschluss der Transfusion noch Komplikationen auftreten? Er ist herzkrank er hat eine Flüssigkeit erhalten... Muss ich Nachkontrollen machen? Wie häufig? 26
27 Während des gesamten Transfusionsprozesses, - von der ärztlichen Verordnung für eine Transfusion über den Abschluss der Transfusion, - bis zur Zusammenstellung der Dokumentation... hat sich die Pflegefachfrau Sara viele Fragen gestellt - praktische, technische und fachliche - aber auch solche, die Wahrnehmungen oder Gefühle des Patienten betreffen. In einem Prozess, bei dem nach der ärztlichen Verordnung praktisch alle Zuständigkeiten beim Pflegepersonal liegen... 27
28 komme ich nach diesem Durchgang zum Schluss, auch wenn nicht alle Aspekte angesprochen wurden, dass die Pflegefachperson in der Haemovigilance folgende Aufgabe hat: sich selber Fragen stellen andern Fragen stellen Fragen, die dazu beitragen, dass die eigene Aufgabe aufmerksam, kompetent und professionell erledigt werden kann... 28
29 Um diese Fragen beantworten zu können, muss sie folgende Punkte kennen: die Verfahren die Techniken die Risiken die Dokumente und den betroffenen Patienten 29
30 Somit hat eine UMTE-Pflegefachperson folgende Aufgaben: das Pflegepersonal ausbilden, möglichst klare, umsetzbare Verfahrensregeln aufstellen, überprüfen, ob diese wirklich bekannt sind und angewendet werden (Audit), unerwünschte Wirkungen analysieren, Korrekturmassnahmen suchen und vereinbaren, dazu beitragen, dass der Transfusionsprozess Teil einer umfassenden Behandlung wird, die über rein technische Handlungen hinausgeht, Bindeglied zwischen Abteilungen und Labors sein. 30
31 Weshalb eine Pflegefachperson im UMTE? Weil es sehr hilfreich ist, bei der Zusammenarbeit mit dem Pflegepersonal eine Person zu haben, die dieselben beruflichen Erfahrungen hat, die gleiche Sprache spricht, die Sonnen- und Schattenseiten des Berufs kennt, die eine von uns ist 31
32 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Ein Gruss von unserem medizinischen Leiter Damiano Castelli und vom ganzen UMTE-Team: - Belinda Ryser (Verantwortliche Labor UMTE) - Mauro Borri (operativer Direktor BSD SRK SI) -Paolo Tiraboschi (Verantwortlicher Pflege UMTE) 32
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