Der Deutschlandexpress in Gelsenkirchen

Transkript

1 Anlagensteuerung im Deutschlandexpress Digital im Härtetest Im Deutschlandexpress hat man von Anfang an auf die Digitalsteuerung gesetzt. Seit bald zehn Jahren ist die Digitaltechnik bei der Ausstellungsanlage Deutschlandexpress in Gelsenkirchen im Dauereinsatz. Die Motorola-Standardkomponenten haben sich bewährt, es gibt kaum Ausfälle zu beklagen. Auch die Märklin-Triebfahrzeuge haben sich als überaus zuverlässig erwiesen. Der Deutschlandexpress in Gelsenkirchen ist eine der größten Ausstellungsanlagen in Deutschland. Auf einer Fläche von ca. 700 m 2 verkehren rund 200 computergesteuerte Züge mit fast Wagen. Die Streckenlänge beträgt m, auf der Anlage befinden sich 356 Weichen und 290 Signale. 20 Schattenbahnhöfe sorgen für einen abwechslungsreichen Zugbetrieb auf den Gleisen. Auch bei der Gestaltung gibt es einige Superlative, beispielsweise 60 Brücken und Viadukte Straßenfahrzeuge, Kräne und Schiffe beleben die Szenerie, hinzu kommen noch etwa Miniaturfiguren. Auf der Anlage stehen Gebäudemodelle. Im Nachtbetrieb sorgen Lampen und Leuchten für ein stimmungsvolles Ambiente. Die dargestellte Landschaft reicht von der Nordsee bis zu den Schweizer Alpen. Ein ausführliches Porträt der Ausstellungsanlage ist im EK 12/1999 zu finden. Auch sauber verlegte Gleise und Kabel sowie regelmäßige Einspeisungen sind wichtig für einen störungsfreien Betrieb. Jeder Anlagenteil hat einen eigenen Schattenbahnhof. Konsequent digital Bereits als vor zehn Jahren mit dem Bau begonnen wurde, stand fest, dass die Anlage komplett digital gesteuert werden sollte, überwacht von Computern. Eine Entscheidung, die man nicht bereut hat im Gegenteil, die Digitaltechnik hat sich in den neun Betriebsjahren hervorragend bewährt. Bislang hat lediglich ein Booster den Dienst versagt. 34 Modellbahn-Kurier 24

2 Digital im Härtetest Auch ein Abschnitt der Rheinstrecke mit ihren Weinbergen wurde im Deutschlandexpress nachgebildet. Unten: Die Belegtmeldung für den vollautomatischen Blockstreckenbetrieb erfolgt mit den Kontaktgleisen des C-Gleissystems und Rückmeldemodulen über den s88-bus an die jeweilige Digitalzentrale. Oben (beide Aufnahmen): Es kommen ausschließlich die auch auf Heimanlagen weit verbreiteten Standardkomponenten des Märklin-Motorola- Digitalsystems zum Einsatz, z.b. Rückmelder mit s88-bus und Märklins Weichen- und Schaltdecoder k83/k84. Modellbahn-Kurier 24 35

3 Anlagenporträt Im großen Bahnbetriebswerk befinden sich überwiegend Dieselloks. Betrieblich ist der Deutschlandexpress in neun Einzelanlagen aufgeteilt, die unabhängig voneinander sind. Die meisten Abschnitte verfügen über zwei Schattenbahnhöfe mit je sechs Gleisen. Jeder dieser Teilbereiche verfügt über eine eigene Zentrale (Märklin Control Unit 6021), Keyboard, Booster sowie Interface. Der Fahrbetrieb wird von jeweils einem Computer überwacht. Die Software, noch auf DOS- Basis ist eine eigene Entwicklung für den Deutschlandexpress. Im Vordergrund stand dabei eine größtmögliche Betriebssicherheit. Alle Abläufe sind festgelegt und werden vollautomatisch gesteuert. Von der Werkstatt aus ist es möglich, die Bildschirme aller Computer zentral einzusehen. Außerdem wird die Anlage von mehreren Videokameras, deren Bild im 30-Sekunden- Takt wechselt, überwacht. Die Rückmeldung erfolgt mit Standardkomponenten über den s88-bus. Dabei genügt eine punktuelle Rückmeldung über das Kontaktgleis aus Märklins C-Gleissortiment. Bei Anlagenteilen ohne Bahnhof im sichtbaren Bereich bilden die Strecke und die Schattenbahnhöfe die Blockabschnitte. Ist ein Bahnhof vorhanden, bildet er einen weiteren Blockabschnitt. Um Störungen im hierfür etwas anfälligen s88-bus zu vermeiden, wurden für die Verkabelung abgeschirmte Leitungen verwendet, wie sie auch beim Alarmanlagenbau zum Einsatz kom- Die Weichendecoder k83, hier für die ICE-Strecke, wurden in unmittelbarer Nähe zu den Gleisen installiert. Oben: Unter der gestalteten Gebirgslandschaft befinden sich mehrere Schattenbahnhöfe, aus denen die Züge automatisch auf die Strecken geschickt werden. Unten: Ausreichend dimensionierte Kabel sind die Voraussetzung für eine zuverlässige und stabile Stromversorgung. Dies gilt prinzipiell auch für Heimanlagen! Von den üblichen, dünnen Modellbahnlitzen kann nur abgeraten werden. 36 Modellbahn-Kurier 24

4 Digital im Härtetest Oben: Von diesem PC aus wird Anlage 8 überwacht. Daneben befinden sich die für diesen Bereich erforderlichen Digitalkomponenten von Märklin (Zentrale Control Unit 6021, Keyboard 6040, Booster 6017, Interface 6051 und natürlich die erforderlichen Trafos. Links: Auf abgefahrenen Radsätzen, deutlich an der anderen, kupfernen Färbung zu erkennen, sammelt sich der Schmutz. Sie müssen ausgetauscht werden. Unten links: Märklins s88-rückmeldemodule (Art.-Nr. 6088), zusammengefasst in unmittelbarer Nähe zu Zentrale und PC. Oben: Insgesamt versorgen 46 Trafos und Booster den Deutschlandexpress mit der nötigen Leistung. men. Zur Versorgung der Anlage mit Digitalstrom wurden Lautsprecherkabel mit einem Querschnitt von 2 x 2,5 mm 2 genommen. Die vielfach üblichen, sehr dünnen Modellbahnlitzen sind dafür kaum geeignet dies gilt auch für Heimanlagen. Außerdem sollte man in regelmäßigen Ab- Jeder Anlagenteil wird von einem PC überwacht und gesteuert. Das Programm dafür wurde in Eigenregie entwickelt. Zwar stehen die PC jeweils am überwachten Bereich, ihre Monitore können jedoch zentral aufgerufen und überwacht werden. Modellbahn-Kurier 24 37

5 Anlagenporträt Dieser ÖBB-Taurus hält den Rekord: Er hat schon Betriebsstunden hinter sich. Bislang hat er lediglich neue Räder erhalten, weil die Spurkränze abgefahren waren. Beachtliche Laufleistungen erreichen auch die insgesamt fünf ICE. Auf ihrer 135 m langen Schnellfahrstrecke legen sie an jedem Betriebstag echte fünf bis sieben Kilometer zurück. ständen von etwa zwei bis maximal drei Metern Einspeisungen vornehmen. Auch für das Schalten von Weichen etc. werden im Deutschlandexpress ausschließlich Standardkomponenten eingesetzt (Weichen- und Schaltdecoder k83 und k84 von Märklin), die sich ebenfalls hervorragend im Dauerbetrieb bewährt haben. Sie wurden jeweils in unmittelbarer Nähe zu den zu schaltenden Magnetartikeln platziert. Fuhrpark im Dauereinsatz Im Interesse der Betriebssicherheit wurde ausschließlich Märklins C-Gleis verwendet. Ein Highlight im Deutschlandexpress ist das große Bahnbetriebswerk mit Drehscheibe und Ringlokschuppen. Auch der gesamte Fuhrpark stammt von diesem Hersteller. Einige Fahrzeuge haben beachtliche Laufleistungen, z.b. der oben gezeigte ICE, der an jedem Betriebstag auf der 135 m langen Schnellfahrstrecke bis zu sieben echte Kilometer zurücklegt. Das Computerprogramm ermittelt für jedes 38 Modellbahn-Kurier 24

6 Digital im Härtetest Triebfahrzeug die Betriebsstunden, auch zur Einhaltung der Service-Intervalle. Den Rekord hält ein ÖBB-Taurus, der schon Betriebsstunden hinter sich hat. Solche Leistungen sind aber nur möglich, wenn die Fahrzeuge regelmäßig gewartet werden. Radreifen und Spurkränze werden im Dauerbetrieb abgefahren. Die Reserviert für Ihre Anzeige im Breiten Raum nehmen Ruhrgebietsmotive ein, zum Beispiel diese ausgedehnte Zechenanlage mit dem Bugapark im Hintergrund. Laufflächen neigen dann zum schnellen Verschmutzen. Radsätze müssen daher häufiger getauscht werden. Verschleiß gibt es auch bei den Getrieben. Wenn sich Zahnräder abnutzen, können sie sich verhaken und müssen daher beizeiten ausgetauscht werden. Um die Laufleistung zu erhöhen, werden die Getriebe im Deutschlandexpress nicht geölt sondern gefettet. Auch die Achslager unterliegen einem gewissen Verschleiß und müssen daher in die regelmäßige Wartung einbezogen werden. Auf diese Weise gelingt schon seit vielen Jahren ein nahezu störungsfreier Ausstellungsbetrieb. Und die bewährten Fahrzeuge werden wohl auch noch in weiteren zehn Jahren auf der Anlage im Einsatz sein. Äußerlich sind ihnen die Strapazen nicht anzusehen. Die Digitaltechnik bietet nicht nur viele betriebliche Vorteile. Hier, wie auch bei einigen anderen Ausstellungsanlagen, stellt sie unter Beweis, dass sie auch einem harten Dauereinsatz gewachsen ist und es innerhalb von neun Jahren bei den zahlreichen Komponenten kaum Ausfälle gegeben hat. Das alte Märklin-Motorola-System hat einen sehr hohen Reifegrad erreicht. Ähnlich positive Erfahrungen gibt es andernorts aber auch mit verschiedenen Systemen anderer Hersteller. Daher gilt auch in Bezug auf die Zuverlässigkeit: Keine Angst vor digital! Text: Ralph Zinngrebe Aufnahmen: Frank Zarges Der Deutschlandexpress Am Bugapark 1c Gelsenkirchen Tel. 0209/ Öffnungszeiten: Donnerstag 10 bis Freitag bis Sonntag 10 bis 18 An Feiertagen und in den Schulferien (NRW) täglich geöffnet. Eintrittspreise: Erwachsene: 5,- Kinder (6-14 Jahre): 4,- Familienkarte13,- Fordern Sie unser Media-Daten an: EK-Verlag, Postfach , Freiburg, Tel. 0761/ Fax: 0761/ Modellbahn-Kurier 24 39