August 2010 :: Eine Verjüngungskur für Holzrümpfe durch eine GFK-Beschichtung

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1 August 2010 :: Eine Verjüngungskur für Holzrümpfe durch eine GFK-Beschichtung Manchem Eigner eines alten Holzschiffes entstehen durch ständiges Eindringen von Wasser enorm hohe Reparaturkosten und oftmals stellt sich leider die Frage nach dem Abwracken eines solchen Rumpfes. Durch eine Beschichtung mit Polyesterharz und Glasmatte sind die meisten solcher Boote erfolgreich zu retten. Die Boote werden durch die aufgebrachte Beschichtung wieder dicht. Das jährliche Quellen und Schwinden bleibt aus. Die beschichteten Boote sind deutlich pflegeleichter und günstiger im Unterhalt. Eine zweite Haut für alte Rümpfe! Das YACHTCARE-Team der VOSSCHEMIE beschäftigt sich bereits seit über 50 Jahren mit Polyesterharzen und der erfolgreichen Beschichtung von Holzrümpfen. Diese langjährige Erfahrung spiegelt sich in praxiserprobten Materialien und Methoden wieder. Wir möchten Ihnen gerne die wichtigsten und häufigsten Fragen beantworten, die sich jeder Eigner vor Beginn eines derartig umfangreichen Projektes stellt: Warum werden Holz-Boote mit GFK beschichtet? Oftmals wird die nachträgliche Beschichtung von Holzbooten als zweite Haut oder gar als Leichentuch aus Polyester betitelt. Aber gerade für alte und undichte Holzrümpfe ist diese Art der Sanierung die letzte Rettung vor dem sicheren Abwracken. Eine Polyesterbeschichtung sorgt für Abdichtung, Konservierung und Verlängerung der Lebensdauer eines Schiffes. Der Werterhalt und die Pflegeleichtigkeit entschädigen den Eigner für den Arbeitsaufwand. Kann jedes Holzboot beschichtet werden? Der Bootskörper muss größtenteils intakt sein, um durch eine Beschichtung einen lang anhaltenden Erfolg zu haben. Ein Wrack ist auch durch eine Kunststoffummantelung nicht mehr zu retten. Die GFKHaut übernimmt eine schützende Funktion und sorgt für Dichtigkeit. Weiche und morsche Rümpfe kann sie aber nicht mechanisch zusammenhalten. Den tragenden Verbänden gilt vor jeder Beschichtung also die besondere Aufmerksamkeit hinsichtlich Austausch oder Ausbesserung. Es können sowohl Sperrholz- als auch Vollholzrümpfe beschichtet werden. Wird das Boot durch die Beschichtung nicht beträchtlich schwerer? Die Erfahrung hat gezeigt, dass besonders ältere Vollholz-Schiffe nach einer Beschichtung einige Zentimeter höher schwimmen als zuvor. Das Holz kann kein Wasser mehr aufsaugen und man spart dieses zusätzliche Gewicht ein. Daher sollte die neue Wasserlinie auch erst nach dem Stapellauf festgelegt werden. Ein weiterer, positiver Effekt ist die Geschwindigkeitszunahme, da die Wasserverdrängung des Rumpfes geringer wird. Seite 1 von 5

2 Spielt die Bootsform eine Rolle? Grundsätzlich kann man jedes Boot beschichten. Die Bootsform spielt hinsichtlich des Arbeitsaufwandes eine nicht unerhebliche Rolle, schränkt aber die Möglichkeit einer Beschichtung nicht ein. Weder von der Antriebsart (Motor- oder Segelboot) noch von der Bauweise her gibt es Einschränkungen. Dabei sind Boote mit einer glatten Außenhaut (Karwel-Bauweise) natürlicher einfacher zu beschichten sind als Boote in Klinkerbauweise. Knick- und Rundspanter sind gleichermaßen zu beschichten. Es empfiehlt sich immer, den gesamten Rumpf bis zum Deck hoch zu beschichten und den Rand der Beschichtung mit einer passenden Holzleiste festzuhalten, damit sie sich nicht ablöst. Etwaige Scheuerleisten werden vorher demontiert. Ist das nicht möglich, so müssen die scharfen Ecken der Leisten abgerundet werden, da man die Glasmatte nur in einem Radius von min. 10 mm auflaminieren kann. Für scharfe Ecken empfiehlt sich eine Ausspachtelung mit FEW Polyester-Feinspachtel, damit die Glasmatte nicht hohl liegt. Warum Polyester und nicht Epoxid? Die meisten Serienboote werden aus gutem Grund seit Jahrzehnten aus Polyesterharz und Glasmatte gefertigt, da sich diese Werkstoffkombination bewährt hat. Polyesterharze lassen sich gerade für einen Laien mit geringeren Vorkenntnissen leichter verarbeiten und sind außerdem wesentlich preisgünstiger als Epoxid-Harze. Durch den Einsatz eines geeigneten Haftvermittlers ist der Verbund zwischen Holz und GFK mit dem von Epoxid gleichzusetzen. Speziell bei einer geklinkerten Außenhaut ist der Einsatz von Polyesterharz und Glasfasermatten die einzig praktikable Arbeitsweise. Wie viele Mattenlagen müssen aufgetragen werden? Die Bootsgröße entscheidet über die Zahl der Mattenlagen. Bei den meisten Booten reichen 2 bis 3 Lagen für Stabilität, Steifigkeit und Abdichtung aus. Bei größeren Booten von 15 bis 20 Metern Länge sollte man jedoch 4 bis 5 Lagen aufbringen. Glasmatte hat im Vergleich zu Glasgewebe den Vorteil, dass man kantenfrei arbeiten kann. Dafür sollten die Ränder nicht mit einer Schere geschnitten, sondern gerissen werden. Sperrholzboote, die bei Feuchtigkeitsschwankungen weniger quellen und schwinden, können dünner beschichtet werden als Vollholzrümpfe. Welche Vorarbeiten sind erforderlich? Der gesamte Rumpf muss von Farbe befreit werden. Die Kalfaterung muss entfernt werden. Gezielte und langsame Trocknung der Holzes (Luftzirkulation auch im Inneren des Bootes gewährleisten und die Außenhaut vor Niederschlag schützen). Idealerweise wird das Boot bereits im Herbst aus dem Wasser geholt, von den alten Farbschichten befreit und bis zum Frühjahr getrocknet. Zu Beginn der Beschichtung sollen die Holzplanken bis hin zu einer Tiefe von 2 mm einen Feuchtigkeitsgehalt von 12-18% aufweisen. Vorsicht eine zu schnelle und zu starke Trocknung sorgt für eine nicht gewünschte Rissbildung im Holz. Alle Beschläge, Stevenschienen, Fittinge, Ruder etc. müssen abgebaut werden. Umfassende Inspektion aller tragenden Teile wie Kiel- und Stevenhölzer, Spanten und Balken sowie aller ihrer Verbindungselemente wie Schrauben, Bolzen, Nieten etc. Austausch und Ausbesserung aller schadhaften Bauteile. Vergrößerung der Oberfläche zur besseren Anhaftung durch Aufrauen des Holzes. Ggf. einen Haftungsversuch durchführen Sind alle Holzsorten zu beschichten? Unter Verwendung des Haftvermittlers G4 sind alle im Bootsbau üblichen Holzsorten richtige Vorbereitung des Untergrundes vorausgesetzt erfolgreich mit einem Polyestersystem zu beschichten. Sogenannte schwere und stark gerbsäurehaltige Hölzer wie z.b. Eiche und Pitchpine müssen besonders stark aufgeraut werden, um eine gute Verankerung der Beschichtung zu gewährleisten. Um den erforderlich Grad der Rauhigkeit zu ermitteln, empfehlen wir einen handtellergroßen Haftungsversuch. Seite 2 von 5

3 Was passiert, wenn die Arbeiten unterbrochen werden müssen? Polyester-Laminierharz härtet an der Oberfläche stets mit einer leicht klebrigen Schicht aus. Das hat den Vorteil, dass die nächste Lage mit der vorhergehenden wieder eine einwandfreie Verbindung eingeht. Die leichte Oberflächenklebrigkeit härtet dann mit der nächsten Lage aus. Kann die Beschichtung in einem individuellen Farbton gestaltet werden? Das zum Laminieren verwendete Polyesterharz ist in der Regel farblos. Das hat den Vorteil, dass man eingearbeitete Luftblasen als helle Flecken deutlicher in der Schicht erkennen. Mit Hilfe eines Metallscheibenrollers werden diese Blasen überrollt und die Mattenlagen verdichtet. Diesen sehr wichtigen Arbeitsgang vollzieht man in jeder Schicht, die aufgetragen wird und bevor sie ausgehärtet ist. Der mit dem Haftvermittler G4 behandelte Untergrund wird zunächst mit Polyesterharz angefeuchtet. Die erste Mattenlage wird aufgelegt und durch die Vortränkung nimmt die Matte selbst von unten das Harz auf. Nach dem Auflegen wird die Matte mit weiterem Polyesterharz komplett durchtränkt. Dafür verwendet man am Einfachsten einen Fellroller. Auf diese Weise wird Mattenlage um Mattenlage aufgebracht. Es kann dabei nass-in-nass gearbeitet werden. Die erste farbige Schicht wird mit der eingefärbten Vorversiegelung aufgebracht. Hierbei sollte man die Farbpaste in einem anderen Farbton wählen, als die abschließende und farbtonrelevante Abschlussschicht erhält. So hat man eine genaue Schichtkontrolle. Ganz zum Schluss erfolgt die ebenfalls eingefärbte Schlussschicht. Der Polyesterschlusslack ist wie die Vorversiegelung transparent, kann aber mit Hilfe von Polyester-Farbpasten in fast jeden gewünschten Farbton eingefärbt werden. Kann auf die GFK-Beschichtung ein Antifouling auftragen werden? Der Polyesterschlusslack härtet durch einen hauchdünnen Paraffinfilm an der Oberfläche seidenmatt und klebefrei aus. Diese Paraffinschicht muss vor dem Auftrag anderer Beschichtungen wie z.b. Bootslack, Primer und Antifouling durch Anschleifen mit grobem Schleifpapier aufgeraut werden. Andernfalls wird keine gute Haftung erzielt. Wie behandelt man den Innenbereich des Schiffes? Der Innenbereich sollte mit einer 1-Komponentigen Sperrschicht aus Grundierung, Lack oder Bilgenfarbe versiegelt werden, damit keine Feuchtigkeit von innen wieder in das Holz eindringen kann und die GFK-Haut auf diesem Wege unterwandert wird. Wann kann der Stapellauf erfolgen? Nach Beendigung aller Arbeiten muss die Beschichtung Zeit zur Nachhärtung bekommen. Es empfiehlt sich, dass Boot frühestens 7 Tage nach dem Aufbringen der letzten Schicht zu Wasser zu lassen. Die Härtung lässt sich durch eine Temperung bei 60 C beschleunigen. Seite 3 von 5

4 Der Arbeitsablauf in Kürze: Altanstriche und Spachtelmassen müssen vom Holzuntergrund entfernt werden. Das Holz muss offenporig und trocken sein. Notwendige Reparaturen im Holzbereich vornehmen. Evtl. Dreiecksleisten bei Klinkerbooten einsetzen. Bei Bedarf einen GFK-Haftversuch durchführen. Unebenheiten im Holzbereich mit Polyesterspachtelmasse FEW auffüllen und schleifen. Haftvermittler G4 auftragen. Eine Lage Glasfasermatte 450 g/m² (evtl. mehrere Lagen) und zum Abschluss 2 Lagen Glasfasermatte 300 g/m² Typ EPS in Verbindung mit Polyesterharz i25 B auflaminieren. Die Mattenoberflächen mit FEW als Hilfsspachtelung versehen, damit die Mattenstruktur leichter ausgeschliffen werden kann. Die erste Schicht Versiegelung N 35 BT (+3% UP-Farbpaste Farbton gelb- als Auftragskontrolle) applizieren. Die zweite Schicht Versiegelung N 35 BT (+3% UP-Farbpaste Farbton grün-) applizieren. Schlussanstrich NAUTIC TOPCOAT (+3% UP-Farbpaste Farbton weiß-) applizieren. Der Schlussanstrich wird angeschliffen und dann mit HEMPEL LIGHT PRIMER (verdünnt) überstrichen. Überwasserbereich: 2-3 Anstriche HEMPEL POLY BEST (2-komponentiger Polyurethan-Lack) Unterwasserbereich: 2-3 Anstriche HEMPEL Antifouling Seite 4 von 5

5 Weitere Informationen zu den Produkten und deren Anwendungen erhalten Sie auf unserer Internetseite oder unter der kostenlosen Kunden-Hotline Hinweise zum Umgang mit den Produkten und zur Entsorgung entnehmen Sie bitte dem gültigen Sicherheitsdatenblatt und den entsprechenden Merkblättern der Berufsgenossenschaft der Chemischen Industrie. Die vorstehenden Angaben, insbesondere die Vorschläge für die Verarbeitung und Verwendung unserer Produkte beruhen auf unseren Kenntnissen und Erfahrungen im Normalfall. Wegen der unterschiedlichen Materialien, Untergründen und abweichenden Arbeitsbedingungen kann eine Gewährleistung eines Arbeitsergebnisses oder eine Haftung, aus welchem Rechtsverhältnis auch immer, weder aus diesen Hinweisen, noch aus einer mündlichen Beratung begründet werden, es sei denn, dass uns soweit Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit zur Last fällt. Hierbei hat der Anwender nachzuweisen, dass er schriftlich alle Kenntnisse, die zur sachgemäßen und erfolgsversprechenden Beurteilung erforderlich sind, rechtzeitig und vollständig zu unserer Kenntnis übermittelt hat. Schutzrechte Dritter sind zu beachten. Im Übrigen gelten unsere jeweiligen Verkaufs- und Lieferbedingungen. Es gilt das jeweils neueste Technische Merkblatt, das von uns angefordert werden kann. Copyright VOSSCHEMIE Seite 5 von 5