Hepatitis B und C in Deutschland
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- Joseph Daniel Thomas
- vor 7 Jahren
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1 Hepatitis B und C in Deutschland Ruth Zimmermann Abt. für Infektionsepidemiologie Robert Koch-Institut 17. NRW-Dialog Infektionsschutz , Dortmund
2 Action plan for the health sector response to viral hepatitis in the WHO European Region Ziel: Eliminating viral hepatitis as a major public health threat by % reduction in number of new chronic HBV and HCV infections 65% reduction in number of deaths 7 regional targets, Milestones 2020: 95% coverage with 3 dose-hbv vaccine for infants 90% coverage with interventions to prevent HBV mother-to child-transmission 100% blood donations screened 50% of injections administered with safety-engineered injection devices At least 200 sterile injection equipment kits distributed/person/year for PWID 50% of chronic HBV and HCV infections diagnosed and aware of their condition 75% treatment coverage of people diagnosed with HBV and HCV infections who are eligible for treatment data/assets/pdf_file/0017/318320/european-action-plan-hs-viral-hepatitis.pdf HBV und C in Deutschland 2
3 Krankheitsland und Mortalität durch virale Hepatitis WHO European Region > 13 Mill. Menschen leben mit HBV > 15 Mill. Menschen leben mit HCV Jeder 50. ist infiziert Jährlich ~ Todesfälle durch Folgen viraler Hepatitis in der WHO-Europa Region (2% aller Todesfälle) data/assets/pdf_file/0017/ /European-action-plan-HS-viral-hepatitis.pdf Mortality from viral hepatitis in the WHO European Region, 2013, Lancet HBV und C in Deutschland 3
4 Datenquellen Systematische Literaturrecherche HEP-Epi-Projekt nach IfSG Inzidenz/ Prävalenz in vulnerablen Gruppen HBV und HCV Meldedaten RKI-Forschungsprojekte 4
5 Hepatitis B Klinik und Epidemiologie 5
6 Steckbrief Hepatitis B Verbreitung Infektionsweg Inkubationszeit Natürlicher Verlauf Prävention Weltweit Sexuell, perinatal, parenteral 1-7 Monate Komplex und variabel, altersabhängig < 30 % ikterisch Chronifizierung: 5-10% (Erwachsene) 30-90% (Kinder, Säuglinge) Leberzirrhose: 2-10% pro Jahr nach 20 J Leberzell-Ca (HCC) 2-7% pro Jahr (bei Zirrhose) Impfung! Allg.bev. und Indikationsgruppen 6
7 HBV - Therapie Akute HBV keine Verbesserung der Heilungsrate Therapie nur bei fulminantem Verlauf (Lamivudin) Chronische HBV grundsätzlich immer Therapie erwägen (spontane Serokonversion 1%/ Jahr) Alkohol- und Drogenkonsum keine Kontraindikation für Nukleos(t)id- Analoga Therapiebeginn abhängig von Entzündungs-/Fibrosestatus (Transaminasen, Biopsie) und Virusreplikation (>2000 IU/ml) THERAPIEZIEL: dauerhafte Suppression HBV-DNA (geringe Leberumbauvorgänge), langfristig komplette Serokonversion (10%) 7
8 Global HBsAg endemicity ( ) Schweitzer et al., The Lancet
9 Prävalenz von Hepatitis B HBsAg in der Allgemeinbevölkerung 2,0% 1,5% 1,0% 0,5% 0,30% 0,19% 0,0% Poethko-Müller 2013a Erwachsene Cai 2011 Kinder 21 / / Hepatitis B und C in Deutschland 9
10 Übermittelte Hepatitis B-Fälle nach Meldejahr Deutschland Inzidenz 2015: Inzidenz : 2,4 Fälle/ E 0,9 Fälle/ E FD Änderung Referenzdef Ref. Definition : Labornachweis und klinische Symptome seit 2015 nur Labornachweis gefordert (direkter Erregernachweis ) 10
11 Änderung der Falldefinition HBV zum Bis 2014: alleiniger Nachweis von Anti HBc-IgM ausreichend Referenzdefinition nur erfüllt, wenn Labornachweis und klinische Symptome Seit 2015: direkter Erregernachweis (z.b. HBsAg(bestätigt) oder HBV-DNA) notwendig Referenzdefinition auch erfüllt, wenn klinisches Bild nicht erfüllt/unbekannt Anti HBc-IgM als Zusatzinformation Anstieg der Fallzahlen war erwartet worden 11
12 Übermittelte HBV-Infektionen pro Einwohner nach Alter und Geschlecht, Deutschland, 2015 (n=1.893) männlich weiblich Anzahl < >79 Altersgruppe (Jahre) 12
13 Übertragungswege von Hepatitis B in Deutschland 2015 Übertragungsweg unbekannt Übertragungsweg unbekannt (1.778 Fälle, 93,2%) Wahrscheinlicher Übertragungsweg (129 Fälle, 6,8%) IVD IVD (24%) Wohngemeinschaft mit Virusträger (24%) MSM (22%) Heterosexuell mit HBV-infiz. Partner/in (19%) Blutprodukte (7%) Dialyse (3%) Perinatal (2%) Übertragungswege der gemeldeten Fälle nach Referenzdefinition mit belastbaren Angaben zum wahrscheinlichsten Übertragungsweg (n=129) 13
14 HBV-Seroprävalenz bei vulnerablen Gruppen Studienlage Hepatitis B und C in Deutschland 14
15 HBV - Impfung Empfehlung: alle Säuglinge ab vollendeten 2. Lebensmonat alle noch nicht geimpften Kinder und Jugendlichen (< 18 Jahre) Personen mit erhöhtem Risiko für HBV Vorbestehende oder zu erwartende Immundefizienz bzw. -suppression oder vorbestehende Erkrankung erhöhtes nichtberufliches Expositionsrisiko erhöhtes berufliches Expositionsrisiko Reiseimpfung 3 Impfdosen, Kontrolle Anti-HBs bei Erwachsenen nach 4-8 Wochen Serokonversionsrate 95-98% Aktiv-passive Postexpositionsprophylaxe möglich (mgl. <48 Stunden) 15
16 HBV-Impfquoten Allgemeinbevölkerung Prozent mit n/n 100% 80% 76,0% 60% 40% 20% 22,9% 0% Poethko-Müller 2007 Kinder Poethko-Müller 2013a Erwachsene Hepatitis B und C in Deutschland 16
17 HBV - Serologie nach Geburtsjahrgängen DEGS , unveröffentlichte Daten 17
18 Anteil Vorschüler*innen mit HBV - Impfung HBV-Impfquote 2005 (Mikolajczyk, 2008) - 84% der Vorschulkinder mit Migrationshintergrund 18 - kein Unterschied zu Kindern ohne Migrationshintergr. RKI Epid Bull 2015; 16: Hepatitis B und C in Deutschland
19 HBV - Impfquoten Gesundheitspersonal 19
20 HBV - Impfquoten bei STIKO-Indikationsgruppen 20
21 Hepatitis C Klinik und Epidemiologie 21
22 Steckbrief Hepatitis C Verbreitung Infektionsweg Inkubationszeit Natürlicher Verlauf Prävention Weltweit Parenteral, sexuell, perinatal 1-7 Monate Symptome: <25% Ikterus, Transaminasen, OB-Schmerzen, meist milde u. unspezifisch Chronifizierung 75% Chron. HCV: Leberzirrhose (20% nach 20 Jahren), HCC (bei LCI 2-5%/Jahr) Keine Impfung vorhanden, Reinfektion möglich! Treatment as Prevention 22
23 HCV- Diagnostik und Therapie Labordiagnostik: Initial Anti-HCV (7-8 Wochen nach Infektion positiv, auch nach Ausheilung positiv) Wenn positiv HCV-RNA (aktive Infektion), Kontrolle nach 6-12 Monaten Bei Risikosituation/-setting: HCV-RNA und Anti-HCV initial oder regelmäßig Therapie: Keine generellen Kontraindikationen mehr IFN-freie rein orale Therapie mit direct acting antivirals möglich, SVR >90-100%, alle GT, gute Verträglichkeit THERAPIEZIEL: anhaltende Viruselimination 23
24 Hepatitis C - Prävalenz weltweit Gower, J Hepatology
25 Prävalenz von Anti - HCV Allgemeinbevölkerung 0,5% 0,43% 0,4% 0,3% 0,30% 0,2% 0,1% 0,0% dacosta dibonaventura 2012 Erwachsene Poethko-Müller 2013a Erwachsene 25
26 Übermittelte Hepatitis C-Erstdiagnosen nach Meldejahr Deutschland n FD Änderung FD bis 2014: indirekter Erregernachweis (Anti-HCV) ausreichend FD seit 2015: direkter Erregernachweis (HCV-RNA oder HCV Core Ag) notwendig 26
27 Übermittelte HCV-Erstdiagnosen pro Einwohner nach Alter und Geschlecht, Deutschland, 2015 (n=4.855) Anzahl Weiblich Männlich < >79 Altersgruppe (Jahre) 27
28 Übertragungswege von Hepatitis C in Deutschland 2015 Übertragungsweg unbekannt IVD (73,5%) MSM (8,1%) Übertragungsweg unbekannt (3.717 Fälle, 76,1%) Wahrscheinlicher Übertragungsweg (1.170 Fälle,23,9%) IVD Blutprodukte (7,8%) Heterosexuell mit HCV-infiz. Partner/in (6,1%) Dialyse (1,4%) Perinatal (0,4%) Übertragungswege der gemeldeten Fälle nach Referenzdefinition mit belastbaren Angaben zum wahrscheinlichsten Übertragungsweg (n=1.170) 28
29 n Hepatitis C - Erstdiagnosen mit Übertragungsweg MSM Deutschland, Anzahl Erstdiagnosen mit 90 wahrscheinlichem Übertragungsrisiko MSM Anteil wahrscheinlicher Übertragungsweg MSM unter Erstmeldungen bei Männern [%] Anstieg der HCV-Inzidenz bei HIV+ MSM Jansen /100 PY /100 PY 4,0% 3,5% 3,0% 2,5% 2,0% 1,5% 1,0% 0,5% 0,0% 29
30 HCV-Seroprävalenz bei vulnerablen Gruppen Studienlage Hepatitis B und C in Deutschland 30
31 Dunkelziffer Positiver Test Diagnostische Testung Arztbesuch Symptome Infiziert Exponiert 31
32 Hepatitis C - Versorgung Zwei Studien: Wolffram 2015: HBV- und HCV-Status in hausärztlicher Vorsorgeuntersuchung Check-Up 35, N= Vermehren 2012: HCV-Status aller Patient_innen zweier universitärer Rettungsstellen in Berlin und Frankfurt, N= Erhebungszeitraum: Migrantenanteil 14% und 32% Wolffram 2015: 85% der HBsAG+ und 65% der Anti-HCV+ war Diagnose unbekannt Vermehren 2012: 35% der Anti-HCV+ war Diagnose unbekannt 32
33 Hepatitis C-Behandlung bei GKV-Patienten Monatliche Verordnungen und Kosten HBV und C in Deutschland 33
34 Zusammenfassung Erhöhte Krankheitslast in vulnerablen Gruppen Niedrige HBVund HCV- Prävalenz in der Allgemeinbevölkerung Evidenzlücken bei Inhaftierten / Sexarbeiter*innen / Migrant*innengruppen Potential für Weiterverbreitung von HBV und HCV in Subgruppen Gruppen mit steigender Prävalenz und Inzidenz: (HIV+) MSM, Migrantengruppen?? Große Spannweite der HBV-Impfquoten in vulnerablen Gruppen Unzureichende Diagnosequote Hepatitis B und C in Deutschland 34
35 Schlussfolgerungen und Empfehlungen Bessere Übermittlung der Übertragungswege, Angabe zu Geburtsland/Nationalität (IfSG Änderung) Verstärkte Umsetzung der Impfung nach STIKO-Empfehlungen (Kinder und Indikationsgruppen) Gezielter Screeningbedarf In Klinik & hausärztlichen Praxen können zahlreiche nicht bekannte HBV/HCV- Infektionen diagnostiziert werden Gruppen, die erreichbar sind: testen, informieren, impfen und behandeln gezielte Forschung & Prävention bei Gruppen mit steigender Prävalenz/Inzidenz Forschungsbedarfe bei Inhaftierten, verschiedenen Migrant*innengruppen, Sexarbeiter*innen Evtl. Studie zur Erreichbarkeit verschiedener Migrant*innengruppen nötig HBV und C in Deutschland 35
36 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Fragen?
37 HBV- Diagnostik Jilg W, 2012 Labordiagnostik: Initial HBsAg (Achtung diagnostisches Fenster!), Anti-HBc, ggf. HBV-DNA (2-4 Wochen vor HBsAg positiv) Wenn positiv Anti-HBc IgM, HBeAg, Anti-HBe, HBV-DNA quantitativ, Anti- HDV Kontrolle Ausheilung: HBsAg/ Anti-HBs alle 3-12 Monate bis Serokonversion 37
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