Laktoseintoleranz. 01. April 2015

Transkript

1 Laktoseintoleranz 01. April 2015 Dr. rer. nat. Sabine Schütt

2 Nahrungsmittelintoleranz Nahrungsmittelunverträglichkeit Nahrungsmittelallergie Nur eine gezielte Diagnostik führt zum Ziel.

3 Nahrungsmittelunverträglichkeiten Immunologisch bedingt Nicht immunologisch bedingt Pollenassoziierte Kreuzallergien Typ IV-Allergie

4 Nahrungsmittelunverträglichkeiten Immunologisch bedingt Nicht immunologisch bedingt Allergie Autoimmunerkrankung Typ I-Allergie Zöliakie Pollenassoziierte Kreuzallergien Typ IV-Allergie

5 Nahrungsmittelunverträglichkeiten Immunologisch bedingt Nicht immunologisch bedingt Allergie Autoimmunerkrankung Enzymdefekt Malabsorptionen Typ I-Allergie Zöliakie Laktoseintoleranz Fruktosemalabsorption Pollenassoziierte Kreuzallergien Fruktoseintoleranz Typ IV-Allergie Histaminintoleranz

6 Nahrungsmittelunverträglichkeiten Immunologisch bedingt Nicht immunologisch bedingt Allergie Autoimmunerkrankung Enzymdefekt Malabsorptionen Typ I-Allergie Zöliakie Laktoseintoleranz Fruktosemalabsorption Pollenassoziierte Kreuzallergien Fruktoseintoleranz Typ IV-Allergie Histaminintoleranz

7 Laktoseintoleranz = Mangel am Milchzucker-spaltenden Enzym Laktase Laktose (Milchzucker) Glukose Galaktose Enzym Laktase

8 Pathomechanismus Laktase Glukose DÜNNDARM Galaktose Galaktose Resorption DICKDARM

9 Pathomechanismus Laktase Glukose DÜNNDARM Galaktose Galaktose keine Spaltung Resorption Dickdarmbakterien DICKDARM Vergärung CO 2 Wasserstoff (Methan) kurzkettige Fettsäuren

10 Pathomechanismus Laktase Glukose DÜNNDARM Symptome: Galaktose Galaktose keine Spaltung Resorption Dickdarmbakterien Wasserstoff (Methan) Vergärung kurzkettige Fettsäuren DICKDARM CO 2 Völlegefühl Meteorismus krampfartige Bauchschmerzen Diarrhoe

11 Pathomechanismus Laktase Galaktose Galaktose keine Spaltung Glukose DÜNNDARM Resorption Symptome: Müdigkeit (Hypoglykämien) Vergesslichkeit Konzentrationsschwäche Dickdarmbakterien Wasserstoff (Methan) Vergärung kurzkettige Fettsäuren DICKDARM CO 2 Völlegefühl Meteorismus krampfartige Bauchschmerzen Diarrhoe

12 Labordiagnostik bei Verdacht auf Laktoseintoleranz DÜNNDARM Glukose Glukose Laktosebelastungstest 50 g Laktosegabe Anstieg des Blutglukosespiegels? Galaktose Dickdarmbakterien Wasserstoff H 2 Laktose-H 2 -Atemtest 50 g Laktosegabe Anstieg der H 2 - Konzentration in der Atemluft? DICKDARM Genetischer Test Blutabnahme, DNA-Untersuchung

13 Keine Laktoseintoleranz normale Funktion der Laktase, wenn Blutglukoseanstieg größer als 25 mg/dl in einem der Werte Nr. 2 bis 5

14 Keine Laktoseintoleranz normale Funktion der Laktase, wenn Blutglukoseanstieg größer als 25 mg/dl in einem der Werte Nr. 2 bis 5 Laktoseintoleranz kein Blutglukoseanstieg

15 Keine Laktoseintoleranz normale Funktion der Laktase, wenn Blutglukoseanstieg größer als 25 mg/dl in einem der Werte Nr. 2 bis 5 Laktoseintoleranz kein Blutglukoseanstieg

16 Laktoseintoleranz: Differentialdiagnostische Abklärung der Ursache hat therapeutische Konsequenzen.

17 Formen der Laktoseintoleranz primär sekundär

18 Formen der Laktoseintoleranz primär sekundär genetisch bedingter Laktasemangel Laktaseproduktion lässt im Verlaufe des Lebens nach lebenslang

19 Formen der Laktoseintoleranz primär sekundär genetisch bedingter Laktasemangel erworbene Ursachen Laktaseproduktion lässt im Verlaufe des Lebens nach Laktasemangel durch Schädigungen des Dünndarms: Zöliakie, Morbus Crohn Enteritis (strahleninduziert, infektiös) verringerte Kontaktzeit bei beschleunigter Darmpassage (Kurzdarmsyndrom, nach Gastrektomie) lebenslang vorübergehend

20 Formen der Laktoseintoleranz primär sekundär genetisch bedingter Laktasemangel erworbene Ursachen Laktaseproduktion lässt im Verlaufe des Lebens nach Laktasemangel durch Schädigungen des Dünndarms: Zöliakie, Morbus Crohn weitaus häufiger!! lebenslang Enteritis (strahleninduziert, infektiös) verringerte Kontaktzeit bei beschleunigter Darmpassage (Kurzdarmsyndrom, nach Gastrektomie) vorübergehend

21 Laktasemangel ist der weltweit häufigste Enzymmangel. Ca. ¾ der Weltbevölkerung verlieren nach dem Abstillen die Fähigkeit, Laktose aufzuspalten. Laktase-Expression im Darm. modifiziert nach Born et al., 1995

22 Geburt Abstill-Phase Laktase primärer Laktasemangel

23

24 Als Anpassung an den lebenslangen Verzehr von Milchzucker sind schützende Mutationen entstanden, die eine Laktasepersistenz sicherstellen. Geburt Abstill-Phase Schützende Mutation Laktase Laktasepersistenz primärer Laktasemangel aktase-expression im Darm. modifiziert nach Born et al., 1995

25 Prävalenz der Laktoseintoleranz

26 Schweden 5 Deutschland 18 Frankreich 35 Griechenland 75 %

27 In Europa ist als Anpassung an den lebenslangen Verzehr von Milchzucker die Mutation C-13910T entstanden T A A T G T A G C C C C T LCT-Gen T

28 keine Laktasepersistenz Chromosom 2 C Laktase-Gen wenig Gentranskription Enattah et al., 2003, Nature Genetics

29 keine Laktasepersistenz Chromosom 2 C Laktase-Gen wenig Gentranskription Laktasepersistenz Chromosom 2 T Laktase-Gen viel Gentranskription Enattah et al., 2003, Nature Genetics

30 Die primäre Laktoseintoleranz ist mittels molekulagenetischem Test diagnostizierbar. T A G C C T A G C C C/C

31 Die primäre Laktoseintoleranz ist mittels molekulagenetischem Test diagnostizierbar. T A G C C T A G C C C/C T A G C C T A G T C C/T keine genetisch bedingte Laktoseintoleranz T A G T C T A G T C T/T keine genetisch bedingte Laktoseintoleranz

32

33

34 C-13910T -Genotypisierung mittels Schmelzkurvenanalyse C T

35 C-13910T -Genotypisierung mittels Schmelzkurvenanalyse C T

36

37

38 Land Anzahl Anzahl Genotyp CC CT TT Nigeria Malawi Sudan Äthiopien Senegal Uganda Irland Mulcare et al. 2004, Am J Hum Genet

39 Prävalenz der Laktoseintoleranz

40 Land Anzahl Anzahl Genotyp CC CT TT Nigeria Malawi Sudan Äthiopien Senegal Uganda Irland Laktasepersistenz lt. Literatur ~ 7 % ~ 10 % ~ 90 % Mulcare et al. 2004, Am J Hum Genet

41 Land Anzahl Anzahl Genotyp CC CT TT Nigeria Malawi Sudan Äthiopien Senegal Uganda Irland Laktasepersistenz lt. Literatur ~ 7 % ~ 10 % ~ 90 % Mulcare et al. 2004, Am J Hum Genet

42 T A A T G T A G C C C C T T Enattah NS. Nat Genet 2002 Troelsen JT. Biochim Biophys Acta., Poulter M. Ann. Hum. Genet. 2003; Hogenauer C. Eur J Gastroenterol Hepatol

43 T A A T G T A G C C C C T T Ingram et al. 2007, Hum Genet Tishkoff et al. 2007, Nat Genet Jones et al. 2013, Am J Med Genet Imtiaz et al. 2007, J Med Genet Enattah et al. 2008, A, J Hum Genet Ingram et al. 2009, J Mol Evol T A A T G T A G C C C C T G A C G

44 Patienten mit C/C können über eine andere Mutation eine Laktasepersistenz aufweisen! T A A T G T A G C C C C T 1. Allel C/C G T A A G T A G C C C C T 2. Allel

45 Patienten mit C/C können über eine andere Mutation eine Laktasepersistenz aufweisen! T A A T G T A G C C C C T 1. Allel T/G C/C G T A A G T A G C C C C T 2. Allel

46 Patienten mit C/C können über eine andere Mutation eine Laktasepersistenz aufweisen! T A A T G T A G C C C C T 1. Allel T/G C/C G T A A G T A G C C C C T 2. Allel

47 C T

48 Auffällige Proben werden am IMD mittels DNA-Sequenzierung ausdifferenziert. C T

49

50

51 Als Anpassung an den lebenslangen Verzehr von Milchzucker sind schützende Mutationen entstanden, die eine Laktasepersistenz sicherstellen. Laktase Geburt Abstill-Phase Patient trägt eine der Mutationen Laktasepersistenz primärer Laktasemangel Patient trägt keine schützende Mutationen Laktase-Expression im Darm. modifiziert nach Born et al., 1995

52 Laktoseintoleranz (Klinik oder positiver Belastungstest) Gentest: keine schützende Mutation Gentest: schützende Mutation nachgewiesen primäre Laktoseintoleranz sekundäre Laktoseintoleranz Ursachensuche notwendig Lebenslange Diät Diät nur temporär

53 Diagnostik bei Verdacht auf Laktoseintoleranz Laktose-Belastungstest weist sicher eine derzeitige Laktoseintoleranz nach Laktosebelastung! zeitaufwändig (3-4 h) muss nüchtern erfolgen Cave: Darmbesiedlung mit Methan-bildenden Bakterien (falsch negativ) keine Ursachenklärung

54 Diagnostik bei Verdacht auf Laktoseintoleranz Laktose-Belastungstest Laktoseintoleranz-Gentest weist sicher eine derzeitige Laktoseintoleranz nach Laktosebelastung! zeitaufwändig (3-4 h) muss nüchtern erfolgen Cave: Darmbesiedlung mit Methan-bildenden Bakterien (falsch negativ) keine Ursachenklärung keine Laktosebelastung unabhängig von Entnahmezeitpunkt und Begleiterkrankungen Unterscheidung zwischen primär und sekundär

55 Februar 2015 a novel lactase persistence allele present at

56 Bei Kindern sollte auch an eine Milcheiweiß-Allergie gedacht werden. Milcheiweiß-Allergie: Symptomatik: unspezifische Magen-Darmbeschwerden Manifestation: bevorzugt im Kindesalter, verliert sich oft Ursache: Typ I-Allergie durch spezifische IgE-Antikörper gegen Milcheiweißproteine Diagnostik: Nachweis spezifischer IgE-AK im Serum

57 Toxische Metalle und Mineralstoffe - welche Wechselwirkungen sind klinisch relevant? 22. April :00 Uhr Dr. rer. nat. Katrin Huesker