Gesprochene und geschriebene Sprache (1/8) je nach Medium: diamesische Varietät
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- Kasimir Schmitt
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1 Gesprochene und geschriebene Sprache (1/8) gesprochene Sprache je nach Medium: diamesische Varietät Schriftsprache Ø spontan / flüchtig Ø der Empfänger verfügt über dieselbe situative Information wie der Sender Ø parasprachliche Mittel Ø geplant /dauerhaft Ø der Empfänger befindet sich nicht in derselben raumzeitlichen Situation wie der Sender Ø keine parasprachlichen Mittel - Satzzeichen Ø an die Sprechsituation gebunden Ø situationsentbunden Ø gemeinsamer deiktischer Wahrnehmungsraum Ø Wahrnehmungsraum von Sender/Empfänger nicht identisch Ø erstreckt sich in der Zeit Ø strukturell nicht komplex Ø innovative Züge (à Ugs.) Ø räumliche Ausdehnung Ø strukturell komplex Ø konservativ ab. : Register und Stil hängen sehr vom jeweiligen Medium (geschriebene sprache vs gesprochene Sprache)
2 Gesprochene und geschriebene Sprache (2/8) Variation mündlich vs schriftlich Gesprochene Sprache keiner was die ganzen Leute egal dreckig aufmachen zumachen gucken kriegen Schriftsprache niemand etwas all die Leute gleichgültig schmutzig öffnen schließen schauen bekommen
3 Gesprochene und geschriebene Sprache (3/8) Variation mündlich vs schriftlich Gesprochene Sprache klauen reichen schmeißen sowieso auf zu so eine Liste braucht nicht arbeiten wegen dem Wetter Schriftsprache stehlen genügen werfen ohnehin offen geschlossen solch eine / eine solche Liste braucht nicht zu arbeiten wegen des Wetters Die für die mündliche Varietät typischen Ausdrücke können natürlich auch in schriftlichen Texten vorkommen und umgekehrt.
4 Gesprochene und geschriebene Sprache (4/8) Konzeptionelle Mündlichkeit/Schriftlichkeit nach Koch/Oesterreicher (1994)
5 Gesprochene und geschriebene Sprache (5/8) Sprache der Nähe Sprache der Distanz nach Koch/Oesterreicher (1994) Konzeption der Äußerung Kommunikationsbedingungen Sprache der Nähe raumzeitliche Nähe Vertrautheit Emotionalität Situations- und Handlungseinbindung kommunikative Kooperation Dialog Spontaneität freie Themenentwicklung Sprache der Distanz raumzeitliche Distanz Fremdheit keine Emotionalität keine Situations- und Handlungseinbindung keine kommunikative Kooperation Monolog keine Spontaneität Themenfixierung
6 Gesprochene und geschriebene Sprache (6/8) Beispiel aus: H. Rupp, 1965, 19ff. (P. Braun 1983, 74ff) A: Dies Licht auch noch auslöschen B: Das wäre ein bisschen wenig. C: Ja, ein bisschen wenig, aber jene Kerze holen dort. D: Welche Kerze holen? C: Die auf dem Ofenloch. D: Die daher bringen.
7 Kommentar zum Text: Gesprochene und geschriebene Sprache (7/8) Der Text bezieht sich auf eine konkrete Situation und ist letztlich nur aus dieser Einbettung heraus zu verstehen. Der Situationskontext ist dominant. Die Personen sind mehr oder weniger mit der Situation vertraut. Daher spielen Benennungsvorgänge nur eine geringe Rolle (im Ganzen kommen nur 4 Substantive im Text vor). Die Sprecher begnügen sich vielfach mit sprachlichen Hinweisen und Ersetzungen (Demonstrativa, Pronomina): dies, das, jene, die, die, daher (Deiktika) Man äußert sich über Handlungen (auslöschen, holen, bringen), aber Handlungsträger (Subjekt) werden nicht genannt. à Infinite Verbformen. Es kommen kaum grammatikalisch korrekte Sätze vor (Subjekte fehlen): Prinzip der Ökonomie der Sprache.
8 Gesprochene und geschriebene Sprache (8/8) Weitere Merkmale der gesprochenen Sprache: Ellipse: syntaktisch unvollständige Sätze Gliederungssignale: irgendwie, gell?, ich mein..., verstehst..., also, mhm, äh usw. Gliederungssignale können im Dialog verschiedene Funktionen annehmen, je nach der Stellung im Gesprächsverlauf und in der Sprecherwechselabfolge. Dialogpartikeln: kurze, invariante Sprachzeichen, die aber je nach ihrer Placierung im Dialog unterschiedlich gedehnt und intoniert sein können (ja, naja, tja, ach, ah, gut, schön, eben, also, doch usw. vgl. Weinrich 2005, 835ff). Modalpartikeln: (ja, auch, denn, mal, wohl, schon, doch, überhaupt...). Kontaktsignale, die vorzugsweise im mündlichen Sprachverkehr gebraucht werden und die nach der Situation und dem Kontext eine Äußerung nuancieren. (Vgl. Weinrich 2005, 841ff) Interjektionen (ah, hoi, nanu, hoppla, o je, mein Gott, ach). Onomatopöien (peng, klatsch, bum...). Inflektive bzw. Comicwörter (stöhn, da kam ihre Frau runter kreisch kreisch kreisch).
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