VON DER KLASSISCHEN ARCHÄOLOGIE ZUM FÖRDERPROGRAMM DEMOKRATISCH HANDELN ODER "DEMOKRATIE DAMALS UND HEUTE"
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1 VON DER KLASSISCHEN ARCHÄOLOGIE ZUM FÖRDERPROGRAMM DEMOKRATISCH HANDELN ODER "DEMOKRATIE DAMALS UND HEUTE" Mein Name ist Sophia Fruth, 28 Jahre, Archäologin und -naheliegenderweise- überzeugte Optimistin. Ich lebe mit meinem Partner und unserem kleinen Sohn im wunderschönen Jena und absolviere seit Mai 2015 den BFD 27plus. Was haben Sie vor Ihrem Bundesfreiwilligendienst gemacht? Direkt nach dem Abitur begann ich ein Studium der Klassischen Archäologie sowie der Geschichte der Naturwissenschaften, Medizin und Technik an der Friedrich-Schiller Universität Jena. Anfang 2013 schloss ich mein Studium mit dem Master of Arts ab und stürzte mich (hochmotiviert) in die Promotionsvorbereitungen. Daneben arbeitete ich bis Mitte 2014 als wissenschaftliche Hilfskraft im DFG geförderten Projekt "Das Hinterland der südlichen Provinz Lusitania: Ländliche Siedlungen und ihre Rolle in der Entwicklung regionaler und überregionaler Wirtschaftsstrukturen der Region zwischen Silves und Loulé" (Algarve, Portugal). Danach schlossen sich einige Monate Mutterschutz und Elternzeit und schließlich der Bundesfreiwilligendienst 27plus im Förderprogramm Demokratisch Handeln an.
2 Warum machen Sie einen Bundesfreiwilligendienst? / Wie sind Sie auf den Bundesfreiwilligendienst aufmerksam geworden? Was ist (für Sie) das Besondere an der Einsatzstelle?/ Was interessiert Sie an Ihrer Einsatzstelle am meisten? Der Bundesfreiwilligendienst 27plus im Förderprogramm Demokratisch Handeln, auf den ich von einer Freundin aufmerksam gemacht wurde, hat für mich eine allgemeine und eine spezielle Bedeutungsebene. Ganz allgemein möchte ich die Zeit nutzen, um als junge Mutter sowohl einen Wiedereinstieg in den Berufsalltag zu finden als auch etwas für die Gemeinschaft zu tun. Zudem befinde ich mich an einem Scheideweg meines Lebens und möchte den nächsten Schritt bewusst und motiviert wagen. Dafür lasse ich mir Zeit. Im Speziellen hat mich die Arbeit im Förderprogramm Demokratisch Handeln sehr gereizt. Als Altertumswissenschaftlerin habe ich lange Zeit meinen Blick rückwärtsgewandt und versucht die Ursprünge unserer heutigen Welt, unseres gesellschaftlichen Systems, nachzuvollziehen. Die Wurzeln unseres Rechtssystems, Gesundheitswesens und natürlich der Demokratie liegen in der Antike. Demokratisch Handeln ist, wenn auch weit entfernt, ein vorläufiger Endpunkt dieser Entwicklungen. In ihm leben alte Ideen und Werte, aber es gibt auch viele neue Ansätze. Diese vielschichtigen Verbindungen sind jeden Tag auf neue spannend. Außerdem habe ich das gute Gefühl einer wirklich sinnvollen Tätigkeit nachzugehen. Als junge Mutter mache ich mir natürlicherweise auch verstärkt Gedanken um die Rolle, Möglichkeiten und Rechte von Kindern in unserer Gesellschaft. Ich leiste nun (vor allem dank des wunderbaren Teams) meinem kleinen Beitrag dafür, dass Kinder und Jugendliche für wirklich beeindruckende Projekte die Anerkennung bekommen, die sie verdienen.
3 Das Förderprogramm Demokratisch Handeln befindet sich in einem ehemaligen Umspannwerk in Jena. Die meisten Räume werden von der Imaginata genutzt, einem Erfahrungsraum mit Stationenpark der gerade bei Kindern und Jugendlichen zum Staunen, Grübeln, Entdecken und Experimentieren anregen soll. Ein Teil unseres Teams und unser Büro!
4 Was sind Ihre Aufgabenbereiche? / In welcher Abteilung arbeiten Sie? Das Förderprogramm Demokratisch Handeln sucht bundesweit Projekte von Kindern und Jugendlichen, die beispielgebend für soziales Miteinander, kurzum demokratisches Handeln sind. Anschließend werden 50 Projekte von einer Jury nominiert und zur Lernstatt Demokratie eingeladen. Ich mache in diesem Rahmen so ziemlich alles und darf dabei jede Menge lernen: Büroorganisation, Ausstellungskonzeption, Texte schreiben usw. ich erhalte Einblicke in Arbeitsprozesse und sogar Buchhaltung. Kurzum, ich erfahre, wie das Förderprogramm arbeitet und funktioniert. Was war das tollste Erlebnis bisher in Ihrem Bundesfreiwilligendienst? Ich hatte und habe während meiner Zeit bei Demokratisch Handeln sehr viele besondere Erlebnisse. Einige haben mich nachdenklicher werden lassen, andere haben mich motiviert oder den Blick auf meine Umwelt geschärft. Von einem dieser besonderen Momente möchte ich berichten. Während der Lernstatt, der Preisträgerveranstaltung, bin ich vielen verschiedenen, äußerst bemerkenswerten, jungen Menschen begegnet. Alle tragen ihren Teil zu unserer Gesellschaft bei und verdeutlichen wieder einmal: Die Demokratie ist immer das Abbild der Menschen, die in ihr Leben. Besonders nachhaltig war daher der Eindruck, den zwei beeinträchtigte Schülerinnen mit ihrer Lehrerin bei mir hinterlassen hatten. Die Gruppe hatte sich mit der Frage auseinandergesetzt, wie sie als behinderte Menschen während der NS-Zeit behandelt worden wären. Der vielsagende Titel des Projektes: "Wir wären sicher auch ermordet worden." Ein Gänsehautgefühl entsteht. Durch die mutige Reflektion ihrer eigenen Lage und deren Projektion auf eine sehr dunkle Zeit in unserer Vergangenheit haben diese Jugendlichen unserer Gesellschaft etwas sehr wichtiges verdeutlicht: Wie wichtig der respektvolle Umgang mit vermeidlich Schwächeren ist und das gerade die Unterschiede unsere Gesellschaft bereichern und menschlich machen.
5 Impressionen der Lernstatt Demokratie- Reden, vernetzten, Spaß haben, inspirieren lassen und Ideen entwickeln.
6 Wie können Sie Ihre persönlichen Interessen / Fähigkeiten einbringen? Alle Kolleginnen und Kollegen werden zum einem ständig mit Archäologie- und Geschichtsanekdoten von mir belästigt. Zum anderen kann ich viel Erfahrung aus meiner vierjährigen Projektarbeit einbringen. Wie nutzen Sie die gesetzlich geregelten Bildungstage im Bundesfreiwilligendienst? Ich nehme an vom LKJ geplanten Exkursionen teil. Außerdem besuche ich VHS Kurse zur Kompetenzerweiterung (z. Bsp. Excel) und schließlich habe ich eine Exkursion nach Mainz selbst organisiert. Was nehmen Sie aus dem Bundesfreiwilligendienst mit? / Was haben Sie gelernt? Das lässt sich schwer in Worte fassen. Ich denke, dass ein Bundesfreiwilligendienst in jeden Alter und jeder Lebensphase bereichernd sein kann. Vor allem, wenn man vorher fest in Strukturen verankert war und im BFD die Chance nutzt einen ganz anderen Bereich kennenzulernen. Für mich wurde in der Zeit deutlich, dass es neben der Wissenschaft aufregende, andere Perspektiven gibt. Perspektiven, die mich glücklicher und zufriedener machen. Das war aber nur durch die hervorragende Betreuung in der Einsatzstelle möglich und dadurch, dass mir von Anfang auch Aufgaben mit Verantwortung gegeben worden. Was wünschen Sie sich für die Zeit nach Ihrem Bundesfreiwilligendienst? Ich wünsche mir, dass die Arbeit im Förderprogramm weiter Teil meines Lebens ist und ich meine Promotion zu einem guten Ende bringe. Anmerkung der LKJ Thüringen: Ein Wunsch geht für Sophia Fruth zum Ende ihres BFDs in Erfüllung: ab November 2016 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Demokratisch Handeln e.v. Wir gratulieren ihr ganz herzlich zur Anstellung, freuen uns über den nächsten Schritt und wünschen ihr für die weiteren Wege alles Gute.
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