1. Individuelles, eigenverantwortliches Lernen, Fördern und Fordern
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- Emma Seidel
- vor 7 Jahren
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1 1. Individuelles, eigenverantwortliches Lernen, Fördern und Fordern Hilf mir, es selbst zu tun ist der Leitsatz, den die Reformpädagogin Maria Montessori ( ) ihrer Pädagogik Vom Kinde aus zugrunde legte. Mit ihrer Konzeption, die sich ausschließlich am Arbeiten und Lernen des Kindes orientiert, prägt ihre Pädagogik bis heute nachhaltig die Unterrichtsarbeit mit Kindern auf internationaler Ebene, unabhängig von Sprache, Kultur, Konfession und sozialer Herkunft. Jedes Kind ist einmalig und anders. Es verfügt über individuelle Fähigkeiten und bringt immer seine persönliche Biografie mit den unterschiedlichsten Lernvoraussetzungen ein. Es gilt diese zu erkennen und Lernarrangements herzustellen, die es dem Kind ermöglichen seine in ihm wohnenden Kräfte zu aktivieren und zur Entfaltung zu bringen, damit es sich kontinuierlich selbst aufbauen kann. Im Sinne von Fördern und Fordern gilt hierbei die Ausrichtung, nicht jedem das Gleiche, sondern das Seinige zu geben. Zu den grundlegenden Lernarrangements gehören nach M. Montessori insbesondere die vorbereitete Umgebung didaktisch strukturierte Entwicklungsmaterialien, Arbeit nach freier Wahl, veränderte Lehrerhaltung Angesichts der zunehmenden Heterogenität der Schüler/Innen sowie der sich ständig wandelnden Gesellschaft und den damit verbundenen Anforderungen an die Kinder, ist eine auf das Kind ausgerichtete Unterrichtsarbeit unerlässlich. Daher finden sich auch in unserem Schulprofil einige wesentliche Grundgedanken Maria Montessoris, die für unsere Arbeit mit den Kindern inzwischen richtungsweisend geworden sind. Der jeweiligen Lehrkraft kommt bei der Umsetzung der Lernarrangements eine entscheidende grundlegende Bedeutung zu.
2 1.1. Vorbereitete Umgebung Die Vorbereitete Umgebung ist ein wesentlicher Baustein, ohne den eigenständiges Arbeiten nicht möglich ist. Sie wird von der jeweiligen Lehrkraft entsprechend der Lernbedürfnisse der Kinder arrangiert. In einer fast wohnlich anmutenden Lernatmosphäre ist jeder der acht Klassenräume mit Regalen und didaktisch strukturierten Montessorimaterialien ausgestattet. Lese-, Lern-, oder Experimentierecken unterteilen die Räumlichkeiten. Klassenteppich und Computer ergänzen die Ausstattung. Flure und angrenzende Räume ermöglichen eine Ausdehnung der Arbeitsfläche. Farbgebung und Beschriftung geben dem Lernangebot eine Grundordnung, die den Kindern hilft sich zu orientieren Didaktisch strukturiertes Entwicklungsmaterial In der Vorbereiteten Umgebung unserer Klassen finden sich didaktisch strukturierte Materialien insbesondere für Sprache, Mathematik, kosmische Erziehung und ergänzend im Aufbau für Kunst, Musik und Religion. Die Materialien decken viele Inhalte der Teilrahmenpläne von Rheinland Pfalz und darüber hinaus ab. Die Lehrkraft führt das Kind in den Gebrauch der Materialien ein. Diese bauen systematisch aufeinander auf und weisen einen hohen Differenzierungsgrad auf. Eine Anpassung an die verschiedenen Entwicklungsstufen des Kindes sowie an dessen individuellem Lerntempo wird somit möglich gemacht. Leistungsstarke wie leistungsschwache Schüler haben gleichermaßen Lernchancen. Der Weg, auf dem die Schwachen sich stärken ist der gleiche wie der, auf dem die Starken sich vervollkommnen. ( M. Montessori )
3 Seguintafel 2 Goldenes Perlenmaterial Markenspiel - Rechenrahmen Schachbrett zur Multiplikation Das Handeln und Arbeiten mit dem konkret anschaulichen Material geschieht über vielfältige Bewegungsabläufe, die die Sinne des Kindes ansprechen und somit das geistige Erfassen der Lerninhalte gleichermaßen fördern. Nichts ist im Geiste, was nicht zuvor in den Sinnen war, stellte bereits Aristoteles heraus und verwies damit auf den nicht zu unterschätzenden Gebrauch der Sinne für das menschliche Lernen. Über die Sinne macht das Kind Erfahrungen, die den Lernprozess sinnvoll unterstützen.
4 Die Materialien weisen eine Fehlerkontrolle auf, sodass die Kinder die Möglichkeit haben sich selbst zu kontrollieren und somit unabhängig von der Lehrkraft zu arbeiten.
5 1.3. Freie Arbeit, eine Form Offenen Unterrichtes Das eigentliche Lernen geschieht nach Montessori in der Arbeit nach freier Wahl. Sie ist das besondere Merkmal der reinen Montessorischulen. In unserer Schule findet das eigentliche Lernen in zwei Formen von Unterricht statt; der freien Arbeit und dem projektorientierten Arbeiten, als dem Kernstück individuellen Lernens, sowie dem gebundenen Unterricht als ergänzendem Unterricht. Die Freie Arbeit, die eine Form von Offenem Unterricht darstellt, nimmt an unserer Schule einen besonderen Stellenwert ein. Im ersten Schuljahr werden die Kinder von der jeweiligen Lehrkraft zunächst an die freie Arbeitsform herangeführt, die sie innerhalb der beiden ersten Schuljahre für das individuelle Lernen nutzen. Das Kind hat die Möglichkeit entsprechend seiner persönlichen Interessen und Neigungen frei aus einem didaktisch aufbereiteten Lernangebot eine Arbeit zu wählen. Es kann sich die dafür notwendige Zeit nehmen und seine Arbeit zu Ende führen. Außerdem besteht die Möglichkeit über die eigenen Arbeitsergebnisse zu berichten oder diese zu präsentieren. In den nachfolgenden Schuljahren steht mehr das eigenverantwortliche, projektorientierte Arbeiten im Vordergrund, in welchem die Kinder ihre bisher erworbenen Kompetenzen schon zielgerichtet und gewinnbringend einsetzen können. Arbeit mit Symbolen zur Bestimmung verschiedener Wortarten
6 Addition mit großen Zahlen mithilfe des Goldenen Perlenmaterials
7 Addition mit großen Zahlen mithilfe des Markenspiels
8 Polarisation der Aufmerksamkeit Eine Chance der freien Arbeit liegt darin, dass sich das Kind intensiv an eine Sache seines Interesses bindet und somit seine ganze Aufmerksamkeit darauf fokussiert. Die Vertiefung in die Arbeit äußert sich in einer ausgesprochen starken Konzentration auf die Sache. M. Montessori belegte dieses Phänomen mit dem Begriff Polarisation der Aufmerksamkeit. Es gilt dieses Phänomen so oft wie möglich wirklich werden zu lassen, weil diese zentrierte, gesammelte Wachheit und Aufmerksamkeit das Kind unmittelbar in seinem inneren Kern anspricht. Diese intensiven Lernerfahrungen bewirken beim Kind eine ausgesprochen hohe Zufriedenheit und Ausgeglichenheit. Allerdings fällt es nicht allen Kindern leicht eine Arbeit aufzunehmen. Nicht selten sind kindliche Bedürfnisse von außen überlagert. Manche Kinder neigen mehr dazu, oberflächlichen Anregungen und Launen zu folgen und nicht wirklich frei, sondern willkürlich zu entscheiden. Oder sie sind nicht in der Lage sich für eine Aufgabe zu entscheiden. Hier ist die Lehrkraft gefordert, weil sie aufgrund ihrer Beobachtungen dafür sorgen muss, dass sie Interessenspunkte für das Kind findet, die eine Bindung an eine Sache wieder möglich machen. Sie nimmt ihre beratende und führende Rolle so lange wahr, bis das Kind sich selbst gefunden hat, um seine eigene Führung zu übernehmen.
9 Soziale Partner Das Kind entscheidet, ob es alleine oder mit einem Partner zusammenarbeiten möchte. Gemeinsame Interessen von Kindern führen oft zu gemeinsamer Arbeit. Hierbei erfährt sich das Kind als aktiver Gestalter seines eigenen Lernprozesses. Es findet Zeit zum Nachgehen eigener Interessen und Fragestellungen. Darüber hinaus bietet die Lehrkraft Beratung und Unterstützung an. Das Kind lernt sich Ziele zu setzen, sich für eine Arbeit zu entscheiden und diese zu Ende zu bringen. Der Mitschüler kann aber auch andere Funktionen übernehmen. So fungiert er auch als Lernpartner beim Üben, als Helfer bei Schwierigkeiten oder als Ansprechpartner bei besonderen Aufgaben für die Klassengemeinschaft. Leistungsschwächere können sich Übungspartner wählen und erfahren somit eine neue Form von Gemeinschaft und Unterstützung unabhängig von der Lehrkraft.
10 Grenzen der Freiheit Die Unterrichtsform der Freien Arbeit räumt dem Kind ein enormes Maß an Freiheit ein, was aber nicht bedeutet, dass jeder tun und lassen kann was er will. Freie Arbeit findet in der Gemeinschaft statt und erfordert daher ein besonderes soziales Arrangement und Reglement. Sie erlaubt jedem Einzelnen sich zu entfalten, aber sie verlangt auch Rücksichtnahme. So müssen Kinder lernen leise zu sprechen, sich Materialien sinnvoll zu teilen, die Arbeit des Nachbarn zu respektieren und nicht zu stören. Die Grenze der Freiheit endet dort, wo die Freiheit des Einzelnen beginnt, wie M. Montessori in Anlehnung an I. Kant formulierte Veränderte Lehrerrolle Die Lehrkraft nimmt in offenen Lernarrangements eine neue und alles entscheidende Rolle ein. Es gilt der Grundsatz Montessoris Hilf mir, es selbst zu tun, will heißen, dem Kind so viel Hilfe wie nötig, aber so wenig wie möglich zu geben, damit es lernt, selbstständig zu arbeiten. In der Montessoripädagogik entwickelt die Lehrkraft ein anderes Rollenverständnis. Sie ist weniger Be-Lehrer, sondern versteht sich vielmehr als Lernbegleiter, Beobachter, Berater, Helfer und Förderer des Kindes. Diese Haltung zum Kind ist die eigentliche Vorraussetzung und Grundlage für die Umsetzung der Pädagogik im Sinne Maria Montessoris. Die Lehrkraft führt Kinder in die verschiedenen Materialien ein und berät sie in der Durchführung nachfolgender Arbeitsaufträge. Sie dokumentiert den Lernfortschritt bzw. ermöglicht in zunehmendem Maße Kindern ihre bearbeiteten Aufgaben selbst zu notieren. Dies fördert die Selbstständigkeit der Kinder sowie ihre Reflektion über ihre geleistete Arbeit und ihre Eigenverantwortlichkeit für ihr Lernen. Die Lehrkraft beobachtet und hilft Kindern, die dazu neigen Schwierigkeiten zu umgehen. Sie zeigt Wege auf diese zu überwinden, statt ihnen auszuweichen.
11 Während der freien Arbeitsphase besteht auch die Möglichkeit für Kinder Zeit zu finden, mit der Lehrkraft oder in einer kleinen Lerngruppe Lerninhalte aufzuarbeiten, zu üben oder zu vertiefen. Somit kann den Kindern im Sinne von Fördern und Fordern die jeweilige individuelle Zuwendung und Unterstützung gegeben werden. Darüber hinaus ist die gesamte erzieherische Arbeit im emotionalen und sozialen Bereich eine der wichtigsten und schwierigsten Aufgaben einer Lehrkraft von heute Kompetenzentwicklung im offenen und gebunden Unterricht Während in der Freien Arbeit mehr das individuelle Fördern und Fordern im Vordergrund stehen, werden im gebundenen Unterricht, gezielt fachliche Lerninhalte und Kompetenzen vermittelt und eingeübt. Das gemeinsame Gespräch im Morgenkreis oder im Rahmen einer Diskussion, das Bearbeiten fachspezifischer Inhalte wie z.b. in der Aufsatzerziehung haben ihren eigenen Stellenwert. Aufgaben - oder Problemstellungen, die im gebundenen Unterricht erarbeitet und strukturiert wurden, werden oft in der Freien Arbeit aufgegriffen und weiter bearbeitet.
12 Im gebundenen Unterricht ist außerdem der Fokus auf die Ausbildung und Entwicklung von methodischen, kommunikativen und sozialen Kompetenzen gerichtet. Es gilt diese den Kindern in zunehmendem Anforderungsniveau zu vermitteln und in sinnvollem aktuellem Bezug einzuüben. Dieses Know - How der Kompetenzen ist für Kinder zwingend notwendig, damit sie Lerninhalte erst richtig bearbeiten und verarbeiten können. Kinder lernen entsprechend ihrer persönlichen Fähigkeiten in zunehmendem Maße beispielsweise mithilfe von Leitfäden sich selbstständig einen Lesetext zu erschließen, Sachaufgaben zu lösen oder erarbeitete Inhalte vor der Klasse zu präsentieren und zu reflektieren. Diese erworbenen Fähigkeiten fließen in die individuelle Arbeit der Kinder zurück und kommen zur Anwendung. Individuelles Lernen und gebundener Unterricht schließen am Kind orientiertes und eigenständiges Arbeiten und Lernen nicht aus. Vielmehr sind sie eng miteinander verzahnt und ergänzen sich gegenseitig. Sie festigen den gesamten Lernfortschritt des Kindes, fördern dessen Lernprozess ganzheitlich und steigern das selbstständige Arbeiten. Je mehr Kinder in der Lage sind ihre erlernten Kompetenzen bei der Arbeit einzubringen, umso selbsttätiger sind sie auch in ihrem Lernen. Untersuchung einer Zwiebel im Hinblick auf ihre Bestandteile Des Weiteren finden in dieser Unterrichtszeit noch andere Formen von Offenem Unterricht wie die Projektarbeit, das Lernen an Stationen, die Arbeit an der Lerntheke etc. statt. Auch hier findet die Umsetzung und Anwendung von Kompetenzen statt.
13 Präsentation von Bildern und Berichten von einer Urlaubsreise nach Istanbul
14 Arbeit an Stationen Experimentieren mit Magneten
15 Im Rahmen unseres Qualitätsprogramms haben wir in den letzten Jahren an unserer Schule die Lesekompetenz sowie die soziale Kompetenz insbesondere fokussiert und inzwischen fest in unser Qualitätsprogramm aufgenommen. Es geht um - die Entwicklung von Strategien zum sinnentnehmenden Lesen sowie - den Umgang des Kindes mit Konflikten. Ziel ist es - Kindern Strategien zu vermitteln und mit ihnen einzuüben, damit sie Inhalte von verschiedenen Textarten erfassen und verarbeiten bzw. graphische Darstellungen, Tabellen und Schaubilder selbstständig auswerten können. - des Weiteren den Kindern Strategien an die Hand zu geben, damit sie in der Lage sind zunehmend Konflikte mit anderen Kindern eigenständig friedlich zu lösen. Beide Zielsetzungen werden über vier Jahre verteilt aufbauend im Unterricht umgesetzt. Darüber hinaus führen wir fast jährlich eine Autorenlesung durch, um den Kindern die unmittelbare Begegnung mit Geschichtenschreibern zu ermöglichen und die Motivation zum Lesen und Schreiben zu wecken.
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