Hintergründe und Problemfelder Trauma und die Folgen Was hilft? Das Netz der Hilfe. Krankheit als Abschiebehindernis
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- Louisa Acker
- vor 7 Jahren
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1 "Refugees still welcome" - Tagung des Flüchtlingsrats Baden-Württemberg am AG 3 Krankheit als Abschiebehindernis Hintergründe und Problemfelder Trauma und die Folgen Was hilft? Das Netz der Hilfe Krankheit als Abschiebehindernis
2 Hintergründe In mindestens 113 Ländern wurde die Meinungs- und Pressefreiheit willkürlich eingeschränkt. (ai 2015) Mehr als 60 Millionen Menschen sind weltweit aus ihrer Heimat vertrieben worden. Viele von ihnen befanden sich bereits seit mehreren Jahren auf der Flucht. (ai 2015) In 122 Ländern wurden Menschen gefoltert oder anderweitig misshandelt. In mindestens 19 Ländern wurden Kriegsverbrechen oder andere Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht verübt. (ai 2015)
3 Hintergründe Viele der (teils jungen) Flüchtlinge sind durch Erlebnisse in ihrem Heimatland und auf der Flucht traumatisiert: Tötungen, Zwangsrekrutierung, Vergewaltigung, Folter, organisierte Gewalt und bewaffnete Konflikte. Unter Umständen haben sie nie ein Leben in Sicherheit und Normalität, mit regelmäßigem Schulbesuch und ohne wirtschaftliche Not, erlebt. Ca % der Flüchtlinge sind durch Krieg, Verfolgung, Folter, Gewalt und/ oder Flucht traumatisiert und behandlungsbedürftig (Gäbel et al 2005)
4 Problemfelder Asylrecht und Ausländerrecht Soziale Arbeit Traumaspezifische Angebote der Krankenbehandlung erstellt von Dipl. Psych. U. Schneck, refugio stuttgart e.v., 2016
5 Was ist ein Trauma? Ein psychisches Trauma ist eine innere Reaktion auf äußere Prozesse, die zerstörerisch auf einen Menschen einwirken. Es entsteht dann, wenn man weder fliehen (ausweichen, entkommen) noch kämpfen kann ( sich wehren, etwas tun, um es zu verhindern), wenn man in dieser Situation völlig ausgeliefert ist, keine Kontrolle mehr hat, Todesangst erlebt, dann erfolgt im Körper eine Überflutung, die nicht mehr bewältigt werden kann. Es kommt zu einem traumatischen Zusammenbruch.
6 Was passiert bei einem Trauma? Ein Tier stellt sich in dieser Situation tot. Beim Menschen stellt sich sozusagen die Seele tot: Viele normale Mechanismen und Gedächtnisleistungen werden blockiert (die Psyche will nicht, dass das wirklich wahr ist). Das Ereignis wird fragmentiert und unsystematisch gespeichert.
7 Äußeres zerstörerisches Ereignis Äußere Faktoren (protektiv oder schädigend) Direkte Hilfe nach dem traumatischen Ereignis Soziales Netzwerk Aktuelle Lebenssituation Art des Ereignisses Dauer Einmalig / mehrfach Alter bei Einsetzen des traumatischen Ereignisses Innere Reaktion Biographische Ressourcen Frühere traumatische Erfahrungen erstellt von Dipl. Psych. U. Schneck, refugio stuttgart e.v., 2015
8 Unterschiede traumatischer Ereignisse Man unterscheidet Typ I Trauma: - Einmalig - Akute Lebensgefahr - Unerwartet Typ II Traumata: - Wiederholt - Langandauernd - Teils vorhersehbar Akzidentelle Traumata z.b. Verkehrsunfälle, berufsbedingte Traumata (Feuerwehr ), kurz andauernde Naturkatastophen z.b. lang andauernde Naturkatastrophen, Technische Unfälle Man-made Traumata z.b. gewaltsamer Überfall, einmalige Vergewaltigung, z.b. sexuelle und körperliche Misshandlungen in der Kindheit, Kriegserlebnisse, Folter, Massenvernichtung, etc.
9 Traumafolgen Besonders schwere Traumareaktionen sind zu erwarten bei folgenden Umständen eines Traumas: Lange Dauer Häufige Wiederholung Persönlichkeit ist noch nicht gefestigt (Beginn im Kindesalter) Gewalt durch andere Menschen (Man-made), besonders: Sexuelle Gewalt Schwere körperliche Verletzung Sadistische Folter Mehrere Täter Täter ist nahe stehende Person Keine Hilfe direkt nach dem traumatischen Erlebnis
10 Mögliche Traumafolgen 1 Posttraumatische Symptome sind Versuche der Trauma-Kompensation Ungewollte und nicht kontrollierbare Erinnerungen an das traumatische Erlebnis, zum Teil bis in feine Details festgehaltene, geradezu eingebrannte Sinneseindrücke Übererregung: ständige Angespanntheit (auch körperlich, u.u. mit Schmerzen), überzogen erscheinende Reaktionen, Reizbarkeit, Konzentrationsprobleme, Schlafprobleme bis zu Schlaflosigkeit, extreme Stimmungsschwankungen, Schreckhaftigkeit Vermeidung von Situationen, die irgendwie mit den traumatischen Ereignissen in Zusammenhang stehen. Vermieden wird das Wiedererleben des Unfassbaren, des Unaushaltbaren.
11 Mögliche Traumafolgen 2 Fehlende oder bruchstückhafte Erinnerung : Nicht-erinnern (an den Krieg, oder an die gesamte Kindheit ) Gefühle sind abgespalten. Der Körper erinnert sich : Es bestehen im Zusammenhang mit dem Trauma körperliche Reaktionen, die sich die Betroffene selbst nicht erklären kann. Längerfristige Auswirkungen nicht behandelter Traumafolgen: Rückzug aus sozialen Beziehungen, Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit, Depressionen, Suizidalität Generalisierte Ängste Psychosomatische Beschwerden, z.b. Schmerzen Weitere psychische Symptome: zb. Verfolgungsängste, generalisiertes Misstrauen, Agressionen, Schuld- und Schamgefühle
12 Sequentielle Traumatisierung Sequentielle Traumatisierung (Keilson) - Bindungsabbruch mit Herkunftsfamilie, durch Tod oder durch Migration sehr unterschiedliche Ausgangslagen! - Gewalterfahrungen - Lange auf sich allein gestellt = Überforderung UND Ressource - Fremd sein, sprachlos sein, Regeln nicht kennen = erneuter Kontrollverlust + Hilfe und Unterstützung im Aufnahmeland wirkt sich sehr protektiv aus! + Es braucht viel Information, Orientierung und Begleitung. + Es braucht Dolmetscher!
13 Das erstarrte Mobile Trauma in Familien im Trauma stecken bleiben : Kollektive Intrusion, ständiges gemeinsames Wiedererleben, Dauerkonfrontation mit traumatischen Inhalten Traumatisierte Eltern: Überforderung der Kinder, Parentifizierung nicht darüber reden : Vermeidung, Tabuisierung, Isolation das ist ja nicht zum aushalten : Übererregung, erhöhte Gereiztheit, Ungeduld, Gewalt Selbstmedikation der Eltern durch Drogen / Alkohol bei ausgeprägter Übererregung
14 Ressourcen Traumatisierte Menschen sind Überlebende, d.h. Menschen, die es geschafft haben eine katastrophale Bedrohung zu überleben, die es geschafft haben, zu flüchten, die den Versuch unternommen haben, Sicherheit zu finden. Sie haben große Stärke und oft viele Ressourcen!
15 Haltungen in der Arbeit mit geflüchteten Menschen Die Klient/innen sind vielfach Überlebende von Gewalt, Hintergrund der Erkrankungen sind oft Menschenrechtsverletzungen, die schamund angstbesetzt sind -> es geht nicht nur um individuelles Leid oder eine Diagnose Zu berücksichtigen ist generell: Stockender Beziehungsaufbau aufgrund von man-made-desasters Komplexität und Prozesshaftigkeit der Erkrankung erstellt von Dipl. Psych. U. Schneck, refugio stuttgart e.v., 2016
16 Angebote von refugio stuttgart e.v. Der Verein refugio stuttgart e.v. hat es sich zum Ziel gesetzt, extrem traumatisierten Menschen, Folter- und Vergewaltigungsopfern, Kriegs- und Bürgerkriegsflüchtlingen psychosoziale, medizinische und psychotherapeutische Hilfe zu leisten. psychologische und psychotherapeutische Beratung und Begleitung, Feststellung seelischer Verletzungen, Hilfen in Krisensituationen, Vermittlung von psychotherapeutischer Behandlung; soziale Beratung und Hilfe in Zusammenarbeit mit SozialberaterInnen von Kommunen, Wohlfahrtsverbänden und Flüchtlingsorganisationen; medizinische Beratung und Hilfe, Feststellung gesundheitlicher Schäden, Vermittlung von fachärztlicher Beratung, Planung spezifischer Therapien Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung.
17 Kontakt zu refugio Telefonische Sprechzeiten und telefonische Beratung, ggf Klärung ob eine Anmeldung bei refugio erfolgen sollte Anmeldung mit Anmeldebogen, Erhalt der Anmeldebestätigung Einladung zum Erstgespräch, Dolmetscher wird von refugio gestellt Clearingprozess Rückmeldung und Planung weiterer Schritte, ggf Vermittlung an geeignete/n Weiterbehandler Wir arbeiten generell mit eigenen, von uns geschulten Dolmetschern.
18 Erstkontakt und Beratung Pendeln zwischen unterschiedlichen Blickwinkeln Psychosozialer Fokus Kultureller Fokus Migrationsspezifischer Fokus Medizinischer Fokus Individualpsychologischer Fokus / Traumaspezifischer Fokus erstellt von Dipl. Psych. U. Schneck, refugio stuttgart e.v.,
19 Psychosozialer Fokus Individualpsych. Fokus / Traumaspezifisch er Fokus Kultureller Fokus Medizinischer Fokus Migrationsspezifischer Fokus erstellt von Dipl. Psych. U. Schneck, refugio stuttgart e.v.,
20 Wer hilft wie? Haus- / Facharzt/ärztin Kinderarzt/- ärztin Zuständige Flüchtlingsbetreuer/ in der Unterkunft Beratungsstelle Fachstelle Frühe Hilfen Rechtsanwalt/-anwältin Psychotherapeut/-in Psychosoziales Zentrum z.b. refugio Asylcafé Sozialamt Ehrenamtliche Begleiter Jugendamt
21 Gute Hilfe in einem guten Netzwerk Wer macht was? (und was nicht!) Wie sind die Wege von einer Stelle zur anderen? Wer kann den Weg weisen oder begleiten? Kinderschutz unter sehr erschwerten Bedingungen was brauchen die Helfenden, um sinnvoll arbeiten zu können? Notfallstrukturen? Wir brauchen überall Kapazitäten für die Netzwerkarbeit!
22 256 Seiten ISBN: Erscheinungstermin: Dezember 2016 Preis: D: 29,95
23 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Angebote von refugio stuttgart e.v.
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