Gewinnung und Verarbeitung von Speiseölen in zentralen und dezentralen Anlagen

Transkript

1 Gewinnung und Verarbeitung von Speiseölen in zentralen und dezentralen Anlagen Dr. Manuela Specht UFOP DGF-Workshop: Fast alles über Rapsöl Hagen, Dezember 2005

2 Gliederung: 1. Rapsanbau in Deutschland und Verwendung von Rapsöl 2. Vorstellung Feines Rapsöl und Kaltgepresste Rapsöl- Spezialitäten 3. Ölmühlenstandorte in Deutschland 4. Ölgewinnung in zentralen Anlagen 5. Ölgewinnung in dezentralen Anlagen 6. Zusammenfassung

3 Was ist Raps? - Raps gehört zur Familie der Kreuzblütler - Zählt damit botanisch zu den Kohlarten - Ursprung in Asien und dem Mittelmeerraum - Ölgehalt von % - Aussaat im August, Rapsblüte im Mai des nächsten Jahres, Ernte im Juli

4 Entwicklung des Rapsanbaus und der Rapsernten in Deutschland ha mit DDR Anbaufläche in ha Ernten in t t

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6 Feines Rapsöl Hergestellt in zentralen Anlagen Rapsöl im Handel Kaltgepresste Rapsöl-Spezialitäten Hergestellt in dezentralen Anlagen

7 Feines Rapsöl (Rapsöl-Vollraffinat) Neutraler Geschmack Hellgelbe Farbe Vielseitiger Einsatz und geeignet für alle Zubereitungsarten der Kalten Küche, beim Dünsten, Kochen, Backen, Braten und haushaltsüblichen Frittieren Kaltgepresste Rapsöl- Spezialitäten Leicht bis kräftig nussiger Geschmack Honig- bis bernsteingelbe Farbe Werden schonend bei niedrigen Presstemperaturen hergestellt sollten daher auch in der Küche schonend behandelt werden

8 Standorte zentraler Ölmühlen in Deutschland Verarbeitungskapazität zentraler Ölgewinnungsanlagen: bis t/tag Verarbeitung 2005 geschätzt: 5,5 Mio.t Rapssaat zu 2,2 Mio. t Rapsöl

9 Standorte dezentraler Ölmühlen in Deutschland Verarbeitungskapazität dezentraler Ölgewinnungsanlagen: deutlich unter t/tag meist 0,5 bis 5 t/tag Verarbeitung 2005 geschätzt: t Rapssaat zu t Rapsöl

10 Zusammensetzung des Rapskorns 44 % 14 % 20 % 22 % Eiweiß Kohlenhydrate Schalen Öl TM als Basis

11 Verfahrensablauf bei der Gewinnung und Raffination von Rapsöl in zentralen Großanlagen Extraktionsschrot Toasten Mahlen Pelletieren Extrahieren Miscella Filtrieren Destillieren Rapsextraktionsschrot (Futtermittel) Zerkleinern Hexan Rapssaat Reinigen Brechen, Walzen Konditionieren Presskuchen Rohöl Entschleimen Entsäuern Bleichen Desodorieren Pressen Truböl Filtrieren Lecithin DGF-Workshop: Fast alles über Rapsöl, Hagen Dezember 2005 Rapsöl-Vollraffinat (Speiseöl)

12 Ölgewinnung in zentralen Anlagen 1. Vorpressung Gewinnung von über 50 % des enthaltenen Öles mittels kontinuierlich arbeitender Schneckenpresse Presskuchen enthält noch Gew.-% Restöl 2. Extraktion Restentölung mit einem Lösungsmittel (technisches Hexan) Sicherheitseinrichtungen sorgen für Entfernung des Lösungsmittels aus dem Öl und Rückführung in den Prozess Extraktionsschrot enthält nur noch 0,5 bis 1 Gew.-% Restöl Entölung in zentralen Anlagen beträgt über 98 %!

13 Raffination in zentralen Anlagen (1) Rohöle aus zentralen Anlagen enthalten durch die intensive Ölextraktion unterschiedliche Mengen an Begleitstoffen wie Schmutz Phospholipide Kohlenhydrate Eiweiße Fettsäuren und deren Oxidationsprodukte Farbstoffe Metallspuren Wachse Geruchs- und Geschmacksstoffe Diese Substanzen können Geschmack, Haltbarkeit, Aussehen und die technische Weiterverarbeitung beeinträchtigen. Ziel der Raffination ist die Entfernung dieser Stoffe!

14 Raffination in zentralen Anlagen (2) Entschleimung: - Entfernung von 0,03 bis 0,3 Gew.-% Phospholipide Lecithin Entsäuerung: - Entfernung von 0,5 bis 3 Gew.-% freier Fettsäuren sowie Resten von Phopholipiden Bleichung: - Entfernung von Farbstoffen (Carotinoide, Chlorophyll und deren Abbauprodukte) sowie Resten von Seifen aus der Entsäuerung, Spurenmetallen und Schwefelverbindungen Desodorierung: - Entfernung von Oxidationsprodukten (Aldehyde, Ketone), Geschmacks- und Geruchsstoffen, restlichen Farbstoffen Vollraffinat (Speiseöl)

15 Verfahrensablauf bei der Gewinnung von Rapsöl in dezentralen Anlagen Presskuchen (Futtermittel) Rapssaat Reinigen Pressen Entschälen Truböl Reinigen (Absetzen, Filtrieren oder Zentrifugieren) Rapsöl-Reinöl (Speiseöl)

16 Ölgewinnung in dezentralen Anlagen Pressentypen: Schneckenpresse oder Seiherschneckenpresse Presskuchen enthält noch 7 bis 20 Gew.-% Restöl Entölung in dezentralen Anlagen beträgt zwischen 75 und 88 %! Ölreinigung in dezentralen Anlagen in Abhängigkeit von den Pressbedingungen enthält das Truböl noch 1 bis 13 Gew.-% Feststoffe (Saatpartikel) Reinigung durch Sedimentation, Filtration und Zentrifugation

17 Vor- und Nachteile der Ölgewinnung in zentralen Anlagen Vorteile Ausgereiftes Gesamtsystem Hohe Verarbeitungskapazität Hohe Ölausbeute (bis 99 %) Geringer spezifischer Aufwand an Qualitätsüberwachung bei gleichbleibend hoher Ölqualität Weitgehend unabhängig von der Saatqualität Vollraffinat als geschmacksneutrale Zutat für zahlreiche Verarbeitungsprodukte der Ernährungsindustrie Durch hohe Verarbeitungskapazität und hohe Ölausbeute geringe Stückkosten Nachteile Ungeeignet für kleine Saatmengen Raffination notwendig Hoher Investitionsbedarf Hohe Anforderungen an Sicherheit Hoher Energieverbrauch (ca. 1,7 GJ/t Saat, davon 0,7 GJ für Raffination) Anfall von Abwasser bei der Raffination (ca. 50 l/l Öl)

18 Vor- und Nachteile der Ölgewinnung in dezentralen Anlagen Vorteile Auch kleine Saatmengen und Sondersaaten zu verarbeiten; einfache Umstellung auf andere Saat Hohe Qualität möglich Besonderes Ölaroma Keine Raffination notwendig? Niedriger Investitionsbedarf u.u. Ausnutzung vorhandener Gebäude Geringe Anforderungen an Sicherheit Niedriger Energieverbrauch (0,1-0,5 GJ/t Saat ohne Konditionierung und Raffination) Kein Abwasser Geringe Anforderungen an die Logistik; geringer Personalaufwand Zusätzliche Wertschöpfung in der Landwirtschaft Nachteile Niedrige Verarbeitungskapazität Niedrige Ausbeute (um 80 %) Gefahr von Qualitätsschwankungen Hoher spezifischer Aufwand an Qualitätsüberwachung Nur Saaten höchster Qualität zu verarbeiten Hoher Anlagenverschleiß Durch niedrige Verarbeitungskapazität und niedrige Ausbeute hohe Stückkosten

19 Zusammenfassung (1) Der Rapsanbau weist eine dynamisch positive Entwicklung auf und ist ein wichtiges Standbein der deutschen Landwirtschaft. Der Ausbau des Non-Food-Einsatzes von Rapsöl seit 1990 hat zu einer verbesserten Rohstoffversorgung im Food-Bereich beigetragen. Feines Rapsöl (Rapsöl-Raffinat ) und Kaltgepresste Rapsöl-Spezialitäten unterscheiden sich in Geschmack, Farbe und den Einsatzmöglichkeiten. Feines Rapöl wird in den zentralen Ölmühlen mit einer Verarbeitungskapazität von bis t/tag hergestellt. Die Verfahrensschritte bei der Herstellung von Feinem Rapöl bestehen aus Vorbehandlung der Saat, Vorpressung und Extraktion sowie Raffination des Rohöls zu Speiseöl-Vollraffinat mit einer Entölung von über 98 %. Kaltgepresste Rapsöl-Spezialitäten werden in dezentralen Ölmühlen mit einer Verarbeitungskapazität deutlich unter t/tag hergestellt. Die Verfahrensschritte bei der Herstellung von Kaltgepressten Rapsöl- Spezialitäten bestehen im Wesentlichen aus der Pressung der Saat und der Reinigung des Truböls durch Absetzen, Filtrieren oder Zentrifugieren zu Reinöl mit einer Entölung zwischen 75 und 88 %

20 Zusammenfassung (2) Vorteile der Ölgewinnung in zentralen Anlagen sind: Ausgereiftes Gesamtsystem Hohe Verarbeitungskapazität und hohe Ölausbeute Geringer spezifischer Aufwand an die Qualitätsüberwachung Vorteile der Ölgewinnung in dezentralen Anlagen sind: Verarbeitung auch kleiner Saatmengen und Sondersaaten Hohe Qualität auch ohne Raffination möglich Niedriger Investitionsbedarf und geringer Personenaufwand Deutsches Rapsöl aus zentralen und dezentralen Anlagen weist aufgrund seiner Herstellungsweise typische Unterschiede in Geschmack, Farbe, Einsatzmöglichkeiten und Preis auf und begründet so die Vielfalt des wichtigsten heimischen Pflanzenöls.

21 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: UFOP e.v. Claire-Waldoff-Straße Berlin Tel. 030/ Fax 030/