Tagebuch. Karsten Blasberg Hilfseinsatz medi for help, Haiti 28. Mai bis 13. Juni 2011
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- Ulrich Glöckner
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1 Tagebuch Karsten Blasberg Hilfseinsatz medi for help, Haiti 28. Mai bis 13. Juni 2011
2 Sonntag, 29. Mai 2011 / Ankunft in Hait Drei Stunden später als geplant erreichen wir (Tom aus Ohio und ich) Port au Prince. Vor dem Flughafen treffen wir Chris von der Hanger Group und unsere Fahrt nach Deschapelles kann beginnen. Die Fahrt durch Port au Prince ist schockierend überall Zerstörung und Müll und dies bei hohen Temperaturen und bewölktem Himmel FRUST! Montag, 30. Mai 2011 / Der erste Arbeitstag Pünktlich um 8 Uhr öffnet Chris die Türen der Klinik. Gegen 9 Uhr füllt sich die Werkstatt langsam und ich beginne mit meinen Prothesenanproben. Die Ruhe und Freundlichkeit, mit der die Patienten hier warten, ist eine reine Wohltat für meine Seele WUNDER- BAR. Auf der Fahrt sehen wir eine karge Landschaft und überall Armut. Bei unserer Ankunft Im Hospital Albert Schweitzer hellt sich meine Stimmung deutlich auf. Hier ist alles grün und gepflegt. Kay Hanger ist deutlich komfortabler als gedacht. Nach der Besichtigung der Werkstatt (Hanger Klinik) ist aller Frust vergessen und ich freue mich auf meinen ersten Arbeitstag. Der erste Tag war voller neuer Eindrücke für mich und ich möchte mehr davon. Nach dem ersten Tag bleibt festzustellen, dass dieser Job überall auf dieser Welt riesig viel Spaß macht, aber hier auf Haiti noch mehr als anderswo. Dienstag, 31. Mai 2011 / Der zweite Arbeitstag Highlight des Tages war ohne Zweifel der Besuch von Carsten Stauf im der Werkstatt. Morgen fahren Chris und Tom nach Leogane, um dort Gipsabdrücke zu nehmen. Auf Bitten von Carsten Stauf bleibe ich in der Klinik, damit wir Fotos machen können. Das heißt ich darf morgen den ganzen Laden alleine schmeißen. Chris hat mich gebeten, mit den Jungs Inventur zu machen. Morgen Abend bin ich dann alleine in der Unterkunft, da die anderen in Port au Prince übernachten. Mittwoch, 01. Juni 2011 / Gangschule Heute kamen die Patienten hauptsächlich zur Gangschulung in die Klinik. Es ist absolut beeindruckend, mit welcher Geduld und Ruhe die Patienten vor der Klinik warten. Solche Wartezeiten würden in Deutschland zwangsläufig für Unmut sorgen. Diese Patienten freuen sich einfach nur darüber, dass man ihnen hilft und das, aus unserer Sicht, mit einfachsten Mitteln. Morgen darf ich einen halben Tag Chef in der Klinik sein und dann kommen Chris und Tom hoffentlich mit viel Arbeit zurück. Tagebuch, Karsten Blasberg Seite 2
3 Donnerstag, 02. Juni 2011 / Tag der Arbeit Heute Vormittag kamen Chris und Tom zurück und mit ihnen Patienten aus Port au Prince. Neben den Prothesenanproben sind auch fünf neue Prothesen zu bauen. Das Team mit Joel, Tcho, Cira und Alex funktioniert super gut, jeder weiß was er zu tun hat, so dass am Abend schon alle Gipse modelliert waren. Der Eifer dieser Jungs ist echt beeindruckend. Solche Jungs fehlen mir manchmal in Deutschland. Ich habe auch festgestellt, dass es so einfach sein kann, Patienten zufrieden zu stellen und das mit simplen Mitteln TOLL. Und das Beste ist, dass die Patienten es mir mit einem Lächeln danken. Warum kann das bei uns nicht immer so sein? Freitag, 03. Juni 2011 / Patiententag Samstag, 04. Juni 2011 / Ein halber Tag Heute sind alle die Patienten gekommen, die Chris und Tom am Mittwoch in Loegane gegipst haben. Schlagartig hatten wir volles Haus und jede Menge Anproben. Wie scheinbar immer hier hat alles super funktioniert, was aber auch an den Patienten liegt. Diese Menschen klagen nicht bei Problemen, sondern nehmen alles mit einem Lächeln hin. Ich habe heute einem Hüftex- Patienten seine erste Prothese gegeben und nach ca. einer Stunde war dieser Mann in der Lage, erste Schritte ohne Krücken zu gehen GENIAL. Dafür bewundere ich diesen Mann und vor allem seinen Willen. In Deutschland hätte ich wahrscheinlich eine Woche dafür gebraucht, aber hier sind wir auf Haiti und alles funktioniert irgendwie. Ich glaube, keiner in Deutschland kann seine Lage wertschätzen, weil man viel zu satt ist. Heute haben wir das Fein-Tuning an den Prothesen von gestern gemacht und mit Patienten Gangübungen absolviert. Sonntag, 05. Juni 2011 / Freizeit Heute hatten wir Off-Time. Wir sind mit vielen Leuten Richtung Port au Prince in das Wahoo Bay Resort gefahren. Organisiert hat das Ganze Andreas, der Kinderarzt aus dem Hospital. Dies war ein großartiger Tag ohne Regen an einem herrlichen Platz mit super Leuten. Montag, 06. Juni 2011 / Die zweite Woche beginnt Heute hatten wir viel mehr Patienten aus Port-au-Prince erwartet leider sind nur vier angekommen. Einer von Ihnen konnte direkt ins Hospital, weil der verbliebene Fuß offen war und das Bein amputiert werden muss. Tagebuch, Karsten Blasberg Seite 3
4 Dienstag, 07. Juni 2011 bis Donnerstag, 09. Juni 2011 Habe heute lange mit Ralf Sommermann, einem der nächsten Volontäre, von der Fa. Jahn gesprochen. Chris reichte mir das Telefon weiter und ich habe hoffentlich alle Fragen von Ralf beantworten können. Er hatte die gleichen Fragen, wie ich sie vor meinem Trip nach Haiti hatte. Es macht in jedem Fall Sinn, dass die, die noch fahren, mit denen sprechen können, die schon dort waren. Bald sollen sieben Patienten kommen, davon fünf zum Gipsen. Freitag, 10. Juni 2011 / Tag der Hoffnung Aufgrund von Straßensperrungen und Protesten in der Bevölkerung, war es den erwarteten Patienten nicht möglich, in die Klinik zu kommen. Die Liebenswürdigkeit und Freundlichkeit der Menschen hier entschädigt für den zeitweiligen Leerlauf. Für mich steht jetzt schon fest, dass ich im nächsten Jahr gerne noch einmal wieder kommen möchte, sofern medi for help nichts dagegen hat (und meine Frau). Ich liebe diesen Flecken Erde und die Menschen hier. Tagebuch, Karsten Blasberg Seite 4
5 Samstag, 11. Juni 2011 / Der letzte Tag Der letzte Tag SCHADE! Heute sind keine Patienten gekommen sind. Deshalb haben wir die Klinik um Uhr geöffnet und um 10 Uhr geschlossen. Stattdessen sind wir bei dem schönen und heißen Wetter an den Stand gefahren. So konnten wir am Strand doch etwas von der haitianischen Lebensfreude der Menschen erleben und das, obwohl dieses Volk von so vielen Katastrophen heimgesucht wurde. Nach all diesen Eindrücken kann ich nur feststellen, dass wir in Deutschland nicht mehr wissen, wie gut es uns eigentlich geht Karsten Blasberg Orthopädie-Technik Eduardus Krankenhaus ggmbh Custodisstr Köln Tagebuch, Karsten Blasberg Seite 5
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