Das Ohlstadter Kinder- Weihnachtsspiel

Transkript

1 Luise Rinser Das Ohlstadter Kinder- Weihnachtsspiel "Dieses Spiel habe ich mit sechs- und siebenjährigen Kindern gedichtet und ausgeführt... Wir hatten keine Kostüme und keine Kulissen.- Das Spiel lebt nicht von Effekten, sondern von der Frömmigkeit der Spieler", schreibt die bekannte Dichterin im Vorwort. Sicher verrät sie uns damit den Grund für den ungewöhnlichen Erfolg dieses Krippenspieles. Auch mit größeren Kindern in den tragenden Rollen und vor Erwachsenen spielbar. BS 029 / Regiebuch IMPULS-THEATER-VERLAG Postfach 1147, Planegg Tel.: 089/ ; Fax: 089/

2 PERSONEN: Maria Josef Der Engel Ein Kind Die böse Frau Der Nachtwächter 14 Kinder Der Wirt ORT / DEKORATION: keine Bühne oder größere Dekoration erforderlich; lässt sich gut im Kirchenraum aufführen (Lichtanlage notwendig bzw. von Vorteil) SPIELALTER: Kinder im Grundschulalter; oder Kinder, Jugendliche und Erwachsene spielen gemeinsam SPIELDAUER: ca. 30 Min. WAS NOCH? Dieses Spiel habe ich mit sechs- und siebenjährigen Kindern gedichtet und es mit ihnen aufgeführt. Auch die Rollen der Erwachsenen wurden von den Kindern gespielt. Wir hatten keine Kostüme und keine Kulissen. Maria und Josef waren wie Leute unseres Dorfes gekleidet. Der Engel braucht keine Flügel. Er trägt ein langes weißes Nachthemd. Bei Szenenwechsel wird die Bühne verdunkelt. Verschiedene Stimmungen werden erzeugt durch stärkere oder schwächere Beleuchtung. Das Spiel lebt nicht von Effekten, sondern von der Frömmigkeit der Spieler. Die Spieler sollen ganz so sprechen, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, also dialektgefärbt. L.R. 2

3 Verkündigung an Maria Maria kniet in ihrer Kammer auf dem Boden. Chor: (singt) O Heiland reiß die Himmel auf, herab, herab vom Himmel lauf. Reiß ab vom Himmel Tor und Tür, Reiß ab, wo Schloß und Riegel für. O lieber Herrgott, auf mich schau, ich bin Maria, eine arme Frau, Du aber bist der große Gott. Ich bitt dich sehr, sieh an die Not. Auf Erden wird viel Schlecht's getan, kein Seel mehr zu dir kommen kann. Dem schönen goldnen Himmelstor liegt so ein schwerer Riegel vor. Ganz finster ist's auf Erden hier, ach sieh, wir weinen so nach dir '. O lieber Gott, ich bitt dich so, mach doch die Menschen wieder froh. (Leise Musik, anschwellend. Man hört gleichsam die Gewänder des Engels und die großen Flügel rauschen.) Der Engel: Heilige Maria, erschrick nicht vor mir, Gott schickt mich, seinen Engel, zu Dir mit einer Botschaft freudenvoll, die arge Not bald enden soll. Du bist so gut, dein Herz ist rein. Du sollst dem Christkind seine liebe Mutter sein. Wie kann denn solches bei mir geschehen? Ach Engel, Du bist licht und schön und Du hast goldne Schuh. Und schau, mein Kleid ist alt, meine Kammer ist kalt und all mein Sach ist viel zu schlecht, nichts ist fürs Christkind gut und recht. Ich hab auch gar kein Wiegelein, wo könnt ich betten das Kindelein. Der Engel: Maria, Du darfst nicht so zagen, die Engel werden Dein Kindlein tragen. Dann soll es sein, wie Du sagst, Ich bin des lieben Gottes Magd. Gang übers Gebirg Es ist halbdunkel. - Bewegte Musik. Wind heult. Josef und Maria kommen in dunkle Mäntel gehüllt. Josef trägt eine Laterne. So finster ist der fremde Wald. Und Deine Hände sind so kalt. Gelt, Maria, Dich friert es sehr und das Gehen wird Dir schwer in dem vielen tiefen Schnee. 3

4 Nein, Josef, mir tut gar nichts weh. Ich bin in meinem Herzen froh. Nur müd vom Steigen bin ich so. Komm, liebe Frau, komm, setz Dich her, da wehts und schneits nicht gar so sehr. (Maria setzt sich nieder, schläft ein. - Wind heult.) Ach Wind, laß nach, so schweig doch still, weil Maria so müd ist und schlafen will. (Stille) Chor: (singt) Und unserer lieben Frauen, der träumte einen Traum, wie unter ihrem Herzen gewachsen war ein Baum. Kyrieleis. (erwacht) Ach Josef, hör, ich sah im Traum aus mir wachsen einen Rosenbaum. Eine schneeweiße Rose war daran, die hat sich ganz weit aufgetan. Und wie ich schau in die Blüte hinein, liegt da ein winzig kleines Kindelein. Hat goldne Haar, ist wie lauter Licht, zwölf goldne Sterne um sein Gesicht. Dann bin ich aufgewacht. (trocken) Ein schöner Traum in der bittern Nacht. Aber jetzt komm, Maria, liebe Frau! Sind dort nicht Lichter im Tale -schau! Das ist gewiß die fremde Stadt, in die uns der König gerufen hat. (tröstend) Ist nimmer weit, ich führe Dich, stütz Dich nur recht fest auf mich, sich da kennt man schon von fern die Lichter vom Wirtshaus zum roten Stern. (Musik. - Sie gehen über die Bühne.) Kind: (kommt und schaut ihnen nach) Was ist das für eine schöne Frau? Sie hat einen Schein, ich seh es genau, einen Heiligenschein hab ich gesehn alle Hasen und Reh bleiben vor ihr stehn und alle Bäume neigen sich. Die Nacht ist heut so wunderlich. Die Sterne ziehen mit der fremden Frau. Ich meine, ich lauf ihr nach und schau. - 4

5 Die Herbergssuche (Musik) Schau Maria, da brennt noch ein Licht. Da können wir schlafen, nun sorg Dich nicht. (klopft) He Wirt, tu auf, wir möchten zu Dir, wir warten im Wind und Kälte hier. Der Wirt: (schaut zum Fenster heraus) Um zehn bei der Nacht! Was fällt euch ein? Zu mir kommt niemand mehr herein. O Wirt, wie kannst du so grausam sein, laß doch meine liebe Frau hinein, ich schlafe ja gern bei den Kühen auf Stroh, aber meine Frau, die friert es doch so. Der Wirt: (grob) Das ist mir gleich, ihr geht mich nix an. Ich sag, das Tor wird nicht aufgetan. Ich bitt dich Wirt, schließ auf die Tür, der liebe Gott wird dich segnen dafür. Der Wirt: Der liebe Gott, der ist mir gleich, ich bin auch ohne sein' Segen reich. Ich möcht jetzt meine Ruh, gehts endlich zu, sonst hetz ich meinen Hund auf euch. He, Wolf und Spitz, die Bettler scheuch! (Hunde bellen und rasseln an den Ketten. - Das Fenster schlägt zu. Stille.) Da stehn wir in der bittern Nacht... (zornig)... und der grobe Kerl hat nicht aufgemacht. (stampft) (sanft) O Josef, darfst nicht zornig sein, uns ist verkündet das Christkindlein. Schau, ist dort nicht auch noch wer wach? Wart du, ich klopf und schau einmal nach. (Er klopft an den Lade, - Kein Laut) (hoffnungslos) Das ist das Ende von unserer Fahrt. (traurig) Ach wie sind die Menschen hart. (Das Kind kommt und steht plötzlich zwischen Josef und Maria.) Was willst du Kind? Was stehst du da? Dunkel ist's und Mitternacht nah. Das Kind: Du fremde Frau, was weinst du denn? (bitter) Man läßt uns hier in der Kälte stehn. Kein Mensch macht auf, sie wollen Ruh. Die Tür schlagen sie uns vor der Nase zu. 5

6 Das Kind: Die Frau erbarmt mich gar so sehr. Du Mann, komm einmal näher her. (leise) Wir haben einen Stall vor der Stadt wo der Vater seine Küh und die Schafe hat. Da ist's schön warm, da könnt ihr bleiben, da darf euch kein Mensch vertreiben und Stroh liegt drin ganz haufenweis, da könnt ihr ausruhn von der Reis'. O Kind, dich schickt der liebe Gott mitten in unsere tiefe Not. Das Christkind wird es lohnen dir. Das Kind: Du fremde Frau, jetzt komm mit mir. (ab) Die Verkündigung an das Kind Chor: (singt) Da draußen auf dem Berge, da weht der Wind, da sitzet Frau Maria und wiegt ihr Kind, sie wiegt es mit ihrer schneeweißen Hand und braucht dazu kein Wiegenband. Das Kind: Was ist das für ein süßer Klang? Von weit her kommt ein Engelgesang. Ich meine, ich hör ein Orgelspiel. Sonst ist's um Mitternacht so still heute ist so eine b'sondere Nacht. O, nun wirds Himmelstor aufgemacht (Es wird hell und immer heller auf der Bühne.) Was kommt da für ein Feuer her? Ein Engel, oh - ich fürcht mich sehr. (will davonlaufen) Der Engel: (erscheint) Kind, fürcht dich nicht, die Welt wird licht, das Christkind ist geboren, du Kind bist auserkoren das Freudenlied zu singen, der Welt die Botschaft zu bringen. Lauf schnell nun in die Stadt hinein, hol alle guten Kinderlein, ihr dürft das Christkind sehen, nahe bei der Krippe stehen. (Musik) 6

7 Der Gang der Kinder zur Krippe Chor: (singt) Auf, auf, ihr Buben steht alle g'schwind auf. Steht auf und tut losen, wie schön sie tun blosen da draus. 1. Kind: Komm Hansel, eil dich doch und lauf, die andern Kinder sind schon auf. 2. Kind: Ja mein' - noch schneller kann ich nicht, wann ich doch grad die Laterne noch richt'! 3. Kind: Gel, Jackerl, sei mir ja recht still, wenn, s Christkindl grad schlafen will. 4. Kind: Ich möcht dem fremden Kind was schenke, wüßt ich nur was, ich muß erst denken. 5. Kind: Ich hab von meinem Pausebrot noch einen Apfel, schau so rot! 6. Kind: Und ich schenk ihm ein Stückl Kuchen, könnt sein, daß es ihn mag versuchen. 7. Kind: Ich hab weiße Hasen, die will ich bringen. 8. Kind: Und ich will ihm ein Liedlein singen. Sag, Leni, meinst, es mag es hören? 9. Kind: Wir frag'n halt erst, ob wir nicht stören. 10. Kind: Du, Anna, mir fällt grad was ein: Ich will ihm schenken mein Jäckelein! 11. Kind: Ach du, das ist ja zerrissen und schlecht. Das ist fürs Christkind nimmer recht. Was man will schenken dem Christkindlein, das muß einem schon selber was Liebes sein. 12. Kind: Was hast denn du da unterm Arm? 13. Kind: Das ist mein Kopfkissen, das ist warm. 14. Kind: Du möcht'st wohl schlafen auf deinem Kissen, wenn wir recht lang draußen warten müssen! (Alle lachen.) 13. Kind: Ach, red doch du nicht gar so g'sche't! - Ich mein, das sind doch arme Leut. Das Kind hat kein Bett, es liegt bloß auf Stroh, die sind ganz gewiß um das Kissen froh. (Alle lachen wieder laut.) Der Nachtwächter: (singt) Hört ihr Herrn und laßt euch sagen. unsere Glock' hat zwölf geschlagen Kind: 7

8 Ganz können wir Ihnen diesen Spieltext hier nicht geben. Ist doch klar, oder?! Wenn Sie dieses Stück spielen wollen rufen Sie uns an: Impuls-Theater-Verlag Tel.: 089 / Dann besprechen wir alles weitere! 8