Hessen-Queensland Abschlussbericht
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1 Hessen-Queensland Abschlussbericht Mario Piller 1.März Juni 2011 Studiengang: Mikroelektronik/Elektronik-Design Stipendienprogramm: Semesteraufenthalt für deutsche Studierende Heimathochschule: TH Mittelhessen
2 Vorbereitung Den Entschluss ein Auslandssemester in Australien zu machen fasste ich, nachdem ich auf einer Informationsveranstaltung zum Thema Studieren im Ausland meiner Heimathochschule war. Dort erfuhr ich auch von dem Hessen-Queensland Austauschprogramm, auf das ich mich in den nachfolgenden Wochen bewarb. Das Hessen-Queensland Programm bietet deutschen Studenten an hessischen Hochschulen die Möglichkeit an ausgewählten Universitäten in Queensland kostenfrei zu studieren. Ich bewarb mich auf einen Studienplatz an der Griffith University in Brisbane, da diese die einzige war, die Kurse für meinen Studiengang anbot. Von internationalen Studenten erwarten australische Unis einen Nachweis über ausreichende Sprachkenntnisse, welcher von Uni zu Uni unterschiedlich ist. Manche verlangen den TOEFL oder IELTS Test, andere geben sich mit dem DAAD Sprachtest zufrieden. Für die Griffith University war der DAAD Sprachtest ausreichend, den ich an meiner Heimatuni umsonst ablegen konnte. Dieser Nachweis war sowohl Voraussetzung für mein Hessen-Queensland als auch mein DAAD Stipendium. Zusätzlich wurde ein ausführlicher Studienplan verlangt. Für ein Vollzeitstudium müssen mindestens 30 Credit Points erreicht werden. Maximal möglich sind 40 Credit Points. Normalerweise erhält man pro belegten Kurs 10 Credit Points, was bedeutet, dass 3 oder 4 Kurse belegt werden müssen. Diese 30 Credit Points sind außerdem die Voraussetzung für das Studentenvisum in Australien! Ich entschied mich dafür 4 Kurse zu belegen. In enger Absprache mit dem Dekan meines Fachbereichs stellte ich meinen Studienplan zusammen. Für die Bewerbung an der Griffith University muss man sich aber noch nicht festlegen, welche Kurskombination man letztendlich wählt. Es ist allerdings nötig eine Auswahl von mindestens 5 Kursen anzugeben um bei eventuellen Überschneidungen noch flexibel zu sein. Anhand der übermittelten Unterlagen wird dann die Zulassung geprüft. Die endgültige Wahl der Kurse erfolgt erst nach der Ankunft in Brisbane und kann sogar noch nach Vorlesungsbeginn geändert werden. Auch die Wahl völlig anderer Kurse, die nicht unter den gewählten 5 waren, ist möglich. So gab es bei mir z.b. Überschneidungen im Stundenplan und ein Kurs wurde sogar gar nicht erst angeboten, wodurch ich zwei andere Kurse belegte, als 1
3 ursprünglich vorgesehen. Dies war allerdings kein Problem, das International Office der Hochschule hat mich bei meiner Kurswahl sehr gut unterstützt. Auch die Unterstützung seitens meiner Heimathochschule war sehr gut. Mir wurden alle benötigten Dokumente übersetzt bzw. schon in Englisch ausgestellt. Darunter fielen meine zwei Gutachten, mein Studienplan und meine bisherige Leistungsübersicht. Diese schickte ich zuerst an das Hessen- Queensland Auswahlkomitee, welches diese danach an meine Gasthochschule weiterleitete. Zusätzlich bewarb ich mich noch auf ein DAAD Stipendium um den Auslandsaufenthalt finanzieren zu können. NachdemÜbersendenallerbenötigtenDokumente bekommt man zuerst eine Letter of Offer von der Gasthochschule zugesandt. Diese stellt das Angebot des Studienplatzes dar. Nimmt man dieses an, so muss man auch zugleich seine Kreditkarteninformationen hinterlegen um die OSHC (Krankenversicherung) zu bezahlen. Nachdem die Hochschule die 210 Dollar für diese erhalten hat, verschickt sie die CoE (Confirmation of Enrolment) die man für sein Studentenvisum vorlegen muss. Das Studentenvisum ist mit 550 Dollar die größte Ausgabe während der Vorbereitungsphase. Das Visum kann sehr einfach über die Interpräsenz des australischen Department of Immigration and Citizenship beantragt werden. Die Ausstellung dauert im Normalfall nicht länger als ein paar Tage und wird per versandt. Sobald man die CoE und das Visum erhalten hat sollte man sich um Flüge nach Australien kümmern um möglichst günstige Angebote zu bekommen. Ich habe meine Flüge über gebucht. Dort erhält man auch sehr gute und wertvolle Informationen über das Leben in Australien. Führerschein und Mobilität Der deutsche Führerschein gilt zusammen mit einem internationalen Führerschein oder eineramtlichbeglaubigtenübersetzung. Den internationalen Führerschein kann man für 16 Euro im Landratsamt erhalten. Generell ist in Australien, dem Land der großen Distanzen, ein Auto wirklich von Vorteil. Ich habe in Brisbane allerdings kein Auto benötigt, da das öffentliche Verkehrsnetz aus Bus und Bahn sehr gut ausgebaut ist. Für größere Strecken/Ausflüge bietet es sich an zu fliegen, da es sehr günstige 2
4 Flüge von Jetstar, Virgin Blue und Tiger Airways gibt. So kann man z.b. von Brisbane nach Sydney schon für 70 Dollar fliegen. Handy Was man möglichst bald nach seiner Ankunft in Australien machen sollte, ist sich eine Prepaid Karte für sein Handy zu kaufen. Es gibt verschiedene Anbieter, die bekanntesten und meist genutzten sind Telstra, Vodafone und Optus. Vor allem für die Wohnungssuche ist dies sehr hilfreich. Eine Karte kann an jedem Kiosk bzw. Buchladen erworben und auch gleich dort aufgeladen werden. Später kann man dies dann auch bequem über Internet machen. Unterkunft Vor der Abreise sollte man sich zumindest um eine vorläufige Unterkunft kümmern und schon einmal im Internet nach Wohnungsangeboten suchen um einen ungefähren Eindruck zu bekommen. Als besonders günstige Alternative zur vorläufigen Übernachtung im Hotel/Hostel kann ich Couchsurfen sehr empfehlen. Ich bin die erste Woche bei australischen Studenten untergekommen. Ich konnte kostenlos dort wohnen, habe ein paar gute Tipps bekommen und konnte mich schon am Englisch sprechen probieren. Die Wohnungssuche an sich war sehr einfach und unkompliziert. Ich hatte schon in Deutschland über au.easyroommate.com mir ein paar Wohnungen rausgesucht, die ich dann nur noch abzutelefonieren brauchte. Ich bin eine Woche vor der Orientation Week in Brisbane angekommen und hatte innerhalb dieser Woche schon eine passende Wohnung gefunden. Die Miete in Australien wird für gewöhnlich wöchentlich bezahlt und ist teurer als in Deutschland, wobei die Preise von Stadtteil zu Stadtteil stark schwanken. Da meine Uni eher außerhalb der City liegt war meine Miete im Vergleich ziemlich billig. Ich habe 135 Dollar pro Woche bezahlt, in der City kann es aber bis zu 200 Dollar pro Woche kosten. Finanzen Es ist ratsam vor der Abreise ein kostenloses Internetkonto bei der DKB zu eröffnen. Man erhält dort nämlich zusätzlich eine Kreditkarte, die man mit Geld aufladen kann. Mit dieser ermöglicht die DKB ihren Kunden fünf Mal monatlich bei jeder Bank auf der Welt kostenfrei Geld abzuheben. 3
5 Die Lebensunterhaltskosten liegen bei ca Dollar pro Woche ohne Miete. Generell kann man sagen, dass das Leben in Australien teurer war als in Deutschland. Dies hing aber vor allem auch mit dem schlechten Wechselkurs von ca. 1,30-1,40 Dollar pro Euro zusammen. Krankenversicherung Neben der Overseas Student Health Cover (OSHC) ist es empfehlenswert eine zusätzliche private Auslandskrankenversicherung abzuschließen, da die OSHC nur die medizinische Grundversorgung abdeckt. Die Uni Das Gute an der Griffith University sind kleine Kursgrößen und flache Hierarchien. Anders als in Deutschland redet man sich mit dem Vornamen an und die meisten Professoren sind wirklich darum bemüht, ihren Studenten etwas beizubringen und gestalten die Lehre interessant und motivierend. Durch die kleinen Kursgrößen ist das Verhältnis zu den Professoren recht persönlich und die Vorlesungen oder Tutorien sehr interaktiv. Die Prüfungsstruktur ist hier anders, als ich es aus Deutschland kenne. Während des Semesters werden mehrere Assignments (schriftliche Aufsätze) und zum Teil auch Gruppenprojekte abgegeben, die mit in die Endnote eingehen. Die Endklausur macht somit nur einen Teil der Endnote aus und das Arbeitspensum ist gleichmäßiger über das Semester verteilt. Die Uni ist sehr gut ausgestattet, jeder Vorlesungsraum hat einen fest installierten Beamer mit dazugehörigem Computer. Manche Vorlesungen werden sogar gefilmt und in das Intranet der Uni gestellt. Das komplette Semester wird über das Intranet organisiert. Dort erhält man z.b. alle Assignments inkl. Abgabedatum, Ankündigungen zu Kursen, Noten und Lernmaterial. Deswegen ist es besonders wichtig, dass man sich dort schnell zu Recht findet. Die Uni bietet in der Einführungswoche aber auch Kurse an, in denen man mit dem Wichtigsten vertraut gemacht wird. So wird man z.b. von anderen Studenten auf dem Campus herum geführt und bekommt dort alle seine Fragen beantwortet. In der Einführungswoche stellen sich auch alle Uni-eigenen Clubs vor um neue Mitglieder anzuwerben. Es gibt eine große Auswahl an verschiedensten Clubs, darunter sehr viele Sportclubs (Rugby, AFL, Fußball, 4
6 Karate, Tennis, Badminton), aber auch andere wie den Naturschutzclub oder den Elektronik Club. Ich war im Bushwalking Club, der fast jedes Wochenende verschiedenste Aktivitäten angeboten hat. Darunter fallen Bushwalking, Kanu fahren, Whitewater Rafting und Klettern. Diese Clubs sind eine super Gelegenheit um andere Studenten außerhalb der Uni kennenzulernen und sein Englisch zu verbessern, darüber hinaus sind die meisten umsonst oder verlangen nur einen sehr geringen Mitgliederbeitrag. Kurse und Lehrstil Alle meine Kurse waren sehr unterschiedlich, sowohl in Organisation und Aufbau wie auch in den gestellten Anforderungen. Ein Kurs, Software Engineering, war sehr auf Gruppenarbeit und gemeinsames Problemlösen ausgelegt. Dies war eine ungewohnte und neue Erfahrung für mich, die ich zu Beginn sehr interessant fand. Allerdings änderte sich das, nachdem mehrere Gruppenmitglieder ihren Anteil nicht leisteten und die Arbeit auf den Rest der Gruppe zurückfiel. Da es keine individuellen Noten gab, war man sehr darauf angewiesen ein gutes Gesamtergebnis zu präsentieren. Die restlichen drei Kurse bestanden jeweils aus Vorlesungen mit zugehörigen Tutorien/Laboren die in Einzelarbeit bzw. Zweiergruppen bearbeitet wurden. Jedes Tutorium bzw. Labor wurde entweder direkt von dem Dozenten oder von Doktoranden geleitet. Diese halfen aber nur sehr begrenzt und auch erst nachdem man selbst versucht hatte eine Lösung zu finden. Generell wird sehr viel Wert auf Eigeninitiative und Selbststudium gelegt. So sollte z.b. in Practical Electronics eine Schaltung im Labor entwickelt werden. Den Studenten wurde bei der Wahl vollkommen freie Hand gelassen. Es wurde nur zu Beginn angedeutet welche Schaltungen zu simpel/komplex waren. Dies war ich von meiner Heimatuni so nicht gewohnt und ich empfand esalssehrpositiv,damanseineeigenenideen verwirklichen durfte. Auch die Examen am Ende des Semesters waren sehr unterschiedlich. Der Stil der Examen variierte zwischen multiple-choice- Fragen, short- und long-answer Fragen, oder komplett frei zu beschreibenden Abläufen. Fazit Generell war das Auslandssemester eine tolle Erfahrung und man braucht sich keine Sorgen zu machen, nicht mit zu kommen. 5
7 Alle Betreuer und Professoren waren jederzeit hilfsbereit und verständnisvoll, vor allem auch für manchmal international student specific problems. Man sollte auch keine Angst davor haben Englisch zu sprechen. Die Australier sind grundsätzlich sehr verständnisvoll und hilfsbereit gegenüber internationalen Studenten. Ich habe sehr viele gute Freunde während meines Aufenthalts dazu gewonnen, interessante Kurse belegt und hatte eine tolle Gelegenheit mein Englisch zu verbessern. 6
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