University of Wisconsin La Crosse Fall Semester Erfahrungsbericht von Hellena Klinger

Transkript

1 University of Wisconsin La Crosse Fall Semester 2014 Erfahrungsbericht von Hellena Klinger

2 Da ich Englisch und Biologie auf Lehramt studiere war es für mich klar, dass ich ein Semester in Amerika studieren möchte. Schließlich gehört Amerika als ein großes Thema zu jedem Lehrplan in Deutschland und wenn man etwas selbst erlebt hat, kann man es wesentlich besser und überzeugender unterrichten. Als nächstes habe ich mich an der Justus-Liebig Universität in Gießen nach möglichen Programmen informiert und mir die Bewerbungsfristen aufgeschrieben, denn die sind oftmals schon zwei Semester früher als das eigentliche Semester. Also, wenn ihr euch dazu entscheidet, dann beginnt rechtzeitig mit den Bewerbungen, um möglichen Stress zu vermeiden. Bevor sich die Zuständigen meiner Uni bei mir gemeldet haben, hatte ich noch ein Vorstellungsgespräch, in dem ich nochmal meine Gründe nennen solle. Es war mehr ein Gespräch und meine anfängliche Nervosität war völlig unbegründet. Das Gespräch hatte ich an Thanksgiving und kurz vor Weihnachten habe ich dann die Zusage für die University of Wisconsin La Crosse bekommen. Ich würde sagen: super Weihnachtsgeschenk! Vorbereitungen Reisestipendium Parallel zur Bewerbung für das Hessen-Wisconsin Programm habe ich mich auch für ein Stipendium beworben. Stipendium ich habe auch erst gedacht Wieso sollte ich das probieren, die Chancen sind sehr gering? aber ich war falsch. Das PROMOS Stipendium meiner Universität hat mir eine Zusage und finanzielle Unterstützung versichert. Also: Bewerbt euch auf jeden Fall. Eine andere Möglichkeit ist auch noch das Fulbright-Reisestipendium, welches deutschlandweit ausgeschrieben wird. BaföG Neben den Stipendien besteht auch die Möglichkeit BaföG zu beantragen und auch da muss man sich rechtzeitig drum kümmern, da die Bearbeitung des Antrags seine Zeit benötigt. Selbst wenn man kein Inlands-BaföG bekommt, heißt es nicht, dass man auch kein Auslands-BaföG bekommt.

3 Visum Bevor ich einen Termin beim Amerikanischen Konsulat in Frankfurt machen konnte, musste ich auf das DS-2019 von meiner Universität warten, was im Februar 2014 bei mir angekommen ist. Die meisten Formulare müssen online ausgefüllt werden und auch hier würde ich empfehlen, sich möglichst früh darum zum kümmern, um unnötigen Stress zu vermeiden. Der Termin an sich ist sehr reibungslos abgelaufen. Ich habe zwar ein bisschen mehr Zeit als erwartet gebraucht, aber dafür habe ich mein Visum schon innerhalb der nächsten zwei Tage bei mir im Briefkasten gefunden. Anreise La Crosse ist eine ziemlich kleine Stadt und verfügt deswegen nur über einen kleinen Flughafen, was nicht unbedingt den Preisen von Flügen zugutekommt. Ich bin also nach Chicago geflogen und habe von dort aus den Amtrak genommen. Ein Zug, der einfach komplett anders ist als man es gewohnt ist: sehr bequeme Sitze, freundliche Schaffner, preiswert ($49) und genug Platz, sodass die fünf Stunden lange Fahrt wie im Flug verging. Bevor man nach La Crosse reist kann man der Uni Bescheid sagen, wann und wo man gerne abgeholt werden möchte, sodass man sich über den Weg von Ankunftsort zur Uni keine Gedanken machen muss. Sehr hilfreich! Studium Kursangebot La Crosse bietet ein enormes Angebot an Kursen, sodass es mir wirklich schwer fiel mich auf ein paar zu beschränken. Mein Visum hat mir vorgeschrieben, dass ich mindestens zwölf Credits erreichen muss. Deswegen habe ich vier Kurse ausgewählt, die ich vorher mit dem Studienverlaufsplan in Gießen abgeglichen habe, damit mir auch einige Kurse angerechnet werden können. Betreuung vor Ort Die Menschen der Universität in La Crosse sind sehr hilfsbereit und beginnen schon vor dem eigentlichen Beginn des Auslandssemesters damit, euch als Student zu integrieren. Ihr bekommt mit dem DS-2019 auch eine Adresse und eine Studenten Nummer zugeteilt. Durch eure Adresse vor Ort besteht die Möglichkeit schon jetzt mit einem Teil der Zuständigen vor Ort in Kontakt zu treten. Außerdem habe ich auf jede meiner s innerhalb der nächsten 48 Stunden eine Antwort bekommen, was sehr hilfreich war, weil man ja auch irgendwie vorankommen möchte. Meine Versicherung, mein Stundenplan, mein Pick-Up vom Bahnhof, meine Wohnheim-Bewerbung und auch andere Fragen sind über die -Adresse gelaufen. Es sind also keine zusätzlichen Telefonkosten entstanden. Bücher/PCs Als Undergraduate sind keinerlei zusätzliche Kosten wegen Büchern auf mich zugekommen. Es gibt einen Book-Rental-Store, der jedem Studenten der UWLax es ermöglicht sich Bücher auszuleihen und sie nach dem Semester zurückzubringen. Außerdem verfügt die Universität über

4 eine gut ausgestattete Universitätsbibliothek, die für zusätzliche Recherche sehr hilfreich sein kann. Sollte trotzallem ein Buch nicht vor Ort sein besteht noch die Möglichkeit sich das Buch über das Literatursystem, das es zwischen allen Universitäten in Wisconsin gibt zu beschaffen. Ich würde sagen, einer 1A Recherche steht nichts mehr im Weg. Die Universitätsbibliothek stellt auch eine große Anzahl an Computern bereit, die genutzt werden können. Zudem kann man sich ein ipad ausleihen und dieses für Präsentationen oder mobile Recherche nutzen. (Leider kann ich nicht mehr darüber sagen, weil ich es selbst nicht benötigt habe.) Prüfungen Generell, ähnelt das Studium in Amerika mehr dem deutschen Schulsystem. Hausaufgaben, Klausuren und Präsentationen gibt es schon während dem Semester. Somit besteht die Möglichkeit Noten zu sammeln, die dann am Ende alle addiert werden und inklusive des finals die gesamte Note ausmachen. Eine Kursnote hängt somit nicht von einer Klausur ab. Die finals an sich sind immer am Ende des Semesters, wobei man in dieser Woche keine generelle Uni hat. Die Universität hilft dabei mit free Coffee, Therapiehunden und längeren Öffnungszeiten in der Library, ob man das jetzt braucht, kann man dann selbst entscheiden. Ambassador Funktion Aktivitäten/Teilnahme an Study Abroad Fairs Die UWLax hat viele Möglichkeiten sich als Ambassador nützlich zu machen. Ich habe an der Study Abroad Fair teilgenommen, die zu Beginn des Semesters stattgefunden hat, habe den Outgoings aus La Crosse bei ihrem predeparture Meeting Fragen beantwortet und sie somit auf ihren Aufenthalt vorbereitet und ich war bei einem deutschen Stammtisch bei dem wir mit amerikanischen Deutschstudenten deutsch gesprochen haben. Ein Teil des J1-Visums ist es auch, dass man zwei Global Points bekommt. Jedes dieser genannten Events hat mir einen Punkt gegeben, aber es wurden noch viele weitere Events angeboten, sodass wirklich jeder die Gelegenheit hat die Events in den eigenen Zeitplan zu integrieren.

5 Stadt La Crosse an sich ist eine eher überschaubare Stadt, trotzallem gibt es alles, was man braucht. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind nicht optimal, da der Bus nur bis zu einer bestimmten Zeit fährt und auch nur zwei Mal in der Stunde unter der Woche und noch weniger am Wochenende. Die meisten Amerikaner wissen das aber und haben deshalb sowieso ein Auto. Gemeinsames Einkaufen ist quasi zur Routine geworden Das Recreational Center (Fitnesstudio, Laufbahn, Basketballfelder, Tischtennisplatten, Kletterwand und und und) ist auf dem Campus und jeder Student darf es benutzen. Außerdem liegt der Campus sehr nah an den Bluffs, sodass man Wanderungen machen kann. Jede Jahreszeit ist besonders und auch wenn der Aufstieg schweißtreibend war, war der Ausblick jedes Mal schöner. Außerdem plant das Office of International Education oder die Hall, in der ihr wohnt, ab und zu besondere Trips (nach Madison, zu einem Freizeitpark ). Man muss sich nur anmelden, einen kleinen Geldbetrag zahlen und sich in den Bus setzen. Das war s! Downtwon La Crosse besteht im Wesentlichen aus Bars, Restaurants und einem Eisladen mit der besten Ice Cream (wirklich!). Direkt am Mississippi River kann man im Sommer dann das beste Eis und den Ausblick genießen. Onalaska der Nachbarort hat eine große Shoppingarea, wo man quasi alles kaufen kann.

6 Wohnen Ich habe in der Reuter Hall gewohnt, was ich auch jedem empfehlen würde, denn wir hatten jeder ein eigenes Zimmer mit Küche, Bad und Wohnzimmer. Es war also mehr eine WG. Die anderen Halls bieten Unterkünfte, in denen man sich das Zimmer mit zwei oder drei anderen teilt. Zudem muss man sich meistens mit dem Mensaessen begnügen, weil es keine eigene Küche gibt. Reuter Hall war auf jeden Fall eine gute Wahl. Ein paar Wochen bevor es losging habe ich eine Mail mit den Kontaktdaten meiner zukünftigen Roommates bekommen. Es ist meistens so, dass pro Apartment zwei Internationals und zwei Amerikaner zusammen wohnen. Ich hatte wirklich eine tolle Zeit mit meinen Roommates: kochen, Filme schauen, reisen, reden In jedem Zimmer gab es ein Bett, Schreibtisch, Stuhl und Kleiderschrank. Das persönliche Inventar mussten wir uns alles selbst kaufen: Bettdecke, Kissen, Kleiderbügel, Tasse, Teller etc. Das wird in der Einführungswoche gemacht. In der Küche gibt es ebenfalls keine privaten Gegenstände, aber eure amerikanischen Roommates bringen bestimmt einiges mit, sodass ihr nicht ALLES kaufen müsst. Essen Obwohl man eine eigene Küche hat, muss man einen Meal Plan vom Campus nehmen. Das heißt, dass man die Wahl zwischen drei verschiedenen Meal Plans hat. Ich habe den Reuter Hall Block Meal Plan genommen und hatte somit 75 Mahlzeiten über das Semester verteilt. Das hat absolut gereicht. Am Ende mussten wir wirklich zusehen, dass man alle Meal Plans aufbraucht. Ich empfehle euch auch diesen Meal Plan, weil ihr eben eine eigene Küche habt und somit auch die Möglichkeit euch etwas zu kochen. Es gibt zwei verschiedene Bezirke, wo man auf dem Campus essen kann: Cartwright und Whitney. Das erste ist wie ein Food Court in dem es die verschiedensten Angebote gibt: Japanisch, Mexikanisch, Salat, Sandwiches, chinesisch In Whitney, das ist die eigentlich Mensa, ist ein Block Meal All you can eat. Die Mensa ist fast den ganzen Tag auf und variiert nicht allzu sehr vom Angebot, aber ich sag es einfach nochmal: ihr habt ja auch eine Küche Klar, dafür muss dann natürlich auch eingekauft werden. Für ganz dringende Sachen gibt es in der Nähe eine Tankstelle mit einem kleinen Supermarkt, die quasi alles so ein bisschen hat. Ansonsten gibt es in Onalaska viele verschiedene Einkaufsmöglichkeiten und in La Crosse ebenfalls. Der Bus vor der Reuter Hall fährt auch direkt zu einem Supermarkt da bleibt dir dann das unnötige Schleppen erspart.

7 Wetter You don t like the weather right now? Just wait five minutes, it ll change. Ohja, das stimmt wirklich. Ich bin im August angekommen und es war echt warm und durch die hohe Luftfeuchtigkeit fast schon tropisch. Mein Tipp: kurze Sachen mitbringen. Das Wetter hatten wir dann fast bis Mitte Oktober und dann wurde es von Tag zu Tag kälter, sodass wir Mitte November den ersten Schnee hatten. Da war es dann richtig kalt, eisig würde ich sagen. Umgerechnet in C hatten wir teilweise -20 Grad (in Worten: Minus zwanzig Grad). Die Luft hat schon beim Atmen wehgetan. Nächster Tipp: bringt viele warme Sachen mit. So eine Jahreszeit vergleichbar zu Herbst habe ich nicht erlebt, also eine Übergangsjacke wurde nicht gebraucht. Gesundheit Ich hatte keine Probleme mit der Krankenversicherung, die ich in Deutschland abgeschlossen habe. Das war die Auslandskrankenversicherung von der Hanse Merkur. Ich weiß aber, dass einige meine Kommilitonen Probleme hatten und dann im Endeffekt die überteuerte Versicherung der Universität nehmen mussten und somit doppelt bezahlt haben. Haltet euch also wirklich an die Vorgaben, die dir gegeben werden, damit ihr keine unnötigen Kosten und Probleme bekommt. Zu dem Gesundheitssystem an sich kann ich leider nichts sagen, weil ich es zum Glück nicht gebraucht habe (Knock on wood!). Fazit Also ich kann ein Auslandssemester an sich jedem Empfehlen! Ich habe so viele tolle neue Leute kennengelernt, mit denen ich viele Sachen erleben konnte, die das Semester noch besonderer gemacht haben. Ausflüge nach Madison, einer nach Minneapolis, Roadtrip zu den Niagarafällen und Toronto und viele kleine Erlebnisse Im Endeffekt kommt es immer darauf an, was IHR selbst daraus macht und dann wird es genau so! Amazing. Wonderful. Fun. New. Great. Legendary.