Mögliche Auswirkungen des Klimawandels auf die Ernährungslage in Europa. Dr. Peter Blanckertz U3L WS 08/
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- Erika Sauer
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1 Mögliche Auswirkungen des Klimawandels auf die Ernährungslage in Europa Dr. Peter Blanckertz U3L WS 08/
2 Zu den verwendeten Daten: Es gibt sehr umfangreiche Statistiken über Landwirtschaft, Ernährung und Außenhandel, jedoch in ganz unterschiedlicher und sich öfter ändernder Aggregation. Das macht das Herstellen von Beziehungen und Vergleichen schwierig. Größenordnungen sind aber erkennbar und Tendenzen lassen sich ableiten. Benutzte Quellen: Statische Jahrbücher über Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Eurostat über Destatis Annual Report 2005 BG Ministerium für Landwirtschaft und Forsten
3 Woher kommen unsere Nahrungsmittel? Der Selbstversorgungsgrad in % DE 01/02 02/03 03/04 04/05 05/06 Nahrungsmittel insgesamt mit Erzeugung aus Auslandsfutter ohne Weizen DE Andere Länder, die zusammen 90 % der Erzeugung in der EU 15 erbringen ES FR IT AT SE UK
4 Zucker (Erzeugung durch Quotensystem begrenzt) EU Fleisch (Selbstversorgung in %) EU DK DE ES FR IE IT NL UK
5 Milch (keine Gesamt-Versorgungsbilanz verfügbar, nur für Gruppen von Milchprodukten) Kuhmilchanlieferung 2004 an Molkereien in Tausend t EU ,7 90 % davon entfallen auf DK 4.433,4 DE ,8 IE 5.267,9 ES 5.880,2 FR IT 9.994,1 NL ,6 AT 2.616,8 UK ,3
6 Der Selbstversorgungsgrad der EU liegt deutlich über 100 %, die Erzeugung wird durch ein Quotensystem begrenzt. Auch der DE Selbstversorgungsgrad liegt über 100 %. Ca. 10 % der Erzeugung gehen als Frischmilch in andere EU Länder (IT!), auch bei Milcherzeugnissen ist die Außenhandelsbilanz positiv.
7 Importe der EU 15 an Soja und Sojaschrot aus Drittländern in Millionen Tonnen Sojabohnen davon aus Brasilien USA 6 5 Argentinien 1 0,5 Sojaschrot davon aus Brasilien Argentinien Ergebnis: Europa kann sich unter den z. Zt. herrschenden Bedingungen weitgehend selbst versorgen. Starke Abhängigkeit besteht bei Eiweißfuttermitteln. Sollten deren Rohstoffe ausfallen, entstünde auch eine Fettlücke.
8 Mögliche Auswirkungen des Klimawandels: Annahmen Temperatur: Der seit 1850 registrierte Anstieg der Durchschnittstemperatur 0,8 Grad weltweit 1,2 für DE 3 für Grönland setzt sich fort. Die Mehrheit der Forscher erwartet für Mitteleuropa bis Ende des Jahrhunderts zwischen + 1,5 minimal und +4 maximal gegenüber dem Durchschnitt Niederschlag: Für Mitteleuropa wurde eine leichte Zunahme der Niederschlagsmenge bei zunehmend ungleichmäßiger Verteilung beobachtet. Mehr Extremniederschlag im März und November, mehr extreme Trockenheit im Juli und August. Dieser Trend soll sich fortsetzen. Bevölkerung: Gleich bleibend bis leicht fallend.
9 Mangels verfügbarer konkreter Voraussagen Wahl eines pragmatischen Ansatzes: Übertragung des Produktionspotentials unter den natürlichen Bedingungen Bulgariens auf Deutschland, denn gegenwärtige Durchschnittstemperatur BG 10 Grad DE 8,2 Gegenwärtige Niederschlagsverteilung in BG entspricht der für Mitteleuropa vorausgesagten. Der Weizenertrag einiger europäischer Länder in dt/ha Durchschnitt Minimum Maximum DE 73, ,7 FR 64,3 62,5 76,1 UK 77,6 73,5 80,5 BG 29,6 23,8 38,1 ES 27,3 17,7 34,7 HU 39,1 26,4 51,2 = relativ größere Schwankungsbreite in den süd- und südosteuropäischen Ländern.
10 Die zu erwartende deutsche Weizenernte unter den Wachstumsbedingungen Bulgariens: Erntemenge DE im 10-Jahresdurchschnitt 98/ ,75 Mio. t Bei Absinken des Flächenertrags auf den BG Wert 7.933,44 Mio. t (=40,5 %) Auswirkung DE Inlandsverwendung von Weizen nach Ausfuhren in Mio. t 99/00 01/02 03/04 05/06 gesamt /. Futter /. Alkohol und technische Stärke = direkter menschlicher Konsum Der Bedarf für den direkten menschlichen Konsum könnte gedeckt werden, für andere Verwendungen blieben gegenüber heute nur stark verminderte Mengen übrig. Der Mengenrückgang dürfte bei Futter- und Industriegetreide ähnlich verlaufen.
11 Durchschnittsertrag/ha BG in % von DE Gerste 38 54,3 Triticale 31 44,6 Das hätte Auswirkung auf die Erzeugung von Schweinefleisch, Geflügelfleisch und Eiern.
12 Milch Milchleistung je Kuh und Jahr in 1000 kg BG ) ganz überwiegend wirtschaftseigenes Futter AT ) DE ES ) erheblicher Einsatz von zugekauftem Futter aus Übersee NL ) DK ) Bei einer Milchleistung DE wie BG (69 % von DE) ginge die Erzeugung von Tsd. t auf Tsd. t zurück. Bei gleich bleibendem Verbrauch an Milch und Milcherzeugnissen würde der Selbstversorgungsgrad unter 100 % absinken.
13 Futterversorgung Futteraufkommen insgesamt aus Inlandserzeugung und Einfuhren gewichtet über den Getreideeinheitenschlüssel in 1000 t DE 2005/ davon Grün- und Rauhfutter außer Maissilage Maissilage zusammen Importanteil Getreide ,5 % Ölkuchen- und Schrote % (Soja 100 %) Die Erzeugung von Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs dürfte durch Ursachen aus zwei Richtungen beeinträchtigt werden: Geringere Flächenerträge in DE/EU Unsichere/teuere Einfuhren aus Übersee mit erheblicher Auswirkung bei der Fleischversorgung, spürbarer Auswirkung bei der Versorgung mit Milch und Milcherzeugnissen.
14 Andere Risiken infolge des Klimawandels Größere Ertragsschwankungen Zunahme des Schädlingsbefalls, auch durch Einwandern von Schädlingen. Frostfreie Winter ermöglichen es Schädlingen aus wärmeren Ländern zu überleben, heimische Schädlinge werden nicht mehr ausreichend dezimiert Das Lieferrisiko für Futtermittel aus Übersee steigt (Können/wollen die traditionellen Lieferländer noch liefern?) Abhängigkeit der Landwirtschaft von der Energieversorgung für den eigenen Bedarf und die Herstellung von N-Dünger
15 Gegenmaßnahmen Forschung und Entwicklung, insbesondere in der Pflanzenzüchtung Umstellungen in der Wirtschaftsweise (Bodenbearbeitung, Fruchtfolge, integrierter Landbau, 2 Ernten pro Jahr) Mobilisierung zur Zeit ungenutzter landwirtschaftlicher Flächen, insbesondere in Ost- Europa. Steigerung der Produktivität Einschränkung des Verbrauchs landwirtschaftlicher Nutzflächen für Siedlungs- und Verkehrszwecke einschließlich der ökologischen Ausgleichsmaßnahmen Änderung der Ernährungsgewohnheiten Vorratshaltung zum Ausgleich von Ernteschwankungen
16 Pro Kopf Verbrauch im 4-Jahresdurchschnitt in kg in einigen Ländern der EU 15 DE FR IT ES IE Weizen 64,9 81,6 108, Kartoffeln 67,7 44, ,2 129 Frischmilcherzeugnisse ,9 182 Fleisch ,7 108 (Niedrigster Wert FI 70)
17 Ausblick Auch unsere Enkel werden sich ausreichend und wohl auch hinreichend ausgewogen ernähren können, aber anders als heute. Europa wird weniger zur Ernährung in anderen Erdteilen beitragen können.
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