Forderungen der Medizinischen Hygieneverordnung (MedHygV) an Einrichtungen für ambulantes Operieren der Kategorie A
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- Christina Amsel
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1 Forderungen der Medizinischen Hygieneverordnung (MedHygV) an Einrichtungen für ambulantes Operieren der Kategorie A Pflichten der Einrichtungen (vgl. 2 MedHygV) Einhaltung der anerkannten Regeln der Hygiene und Infektionsprävention durch entsprechende personell-fachliche, betrieblich-organisatorische und baulich-funktionelle Voraussetzungen nach aktuellem Stand der medizinischen Wissenschaft* Durchführung der erforderlichen Maßnahmen, um nosokomiale Infektionen zu verhüten und die Weiterverbreitung von Krankheitserregern, insbesondere solcher mit Resistenzen, zu vermeiden nach aktuellem Stand der medizinischen Wissenschaft* Regelmäßige Aufklärung der Beschäftigten über die Bedeutung eines vollständigen und ausreichenden Impfschutzes nach den aktuellen Empfehlungen der STIKO beim RKI * Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention und der Kommission für Antiinfektiva, Resistenz und Therapie beim Robert Koch-Institut (RKI) Bau, Ausstattung und Betrieb (vgl. 2a MedHygV) Anlagen mit infektionshygienischem Risiko: Betreiben und Warten nach den Regeln der Technik, regelmäßige hygienische Überprüfungen durch den Betreiber (z.b. Wasserinstallationen für chirurgisches Händewaschen, RLT-Anlage, Sterilgutaufbereitung) Bewertung von Bauvorhaben vor Beantragung der Baugenehmigung oder Durchführung hinsichtlich der hygienischen Anforderungen durch den/die Krankenhaushygieniker/in Information der zuständigen Gesundheitsbehörde über das Bauvorhaben Hygieneplan (vgl. 3 MedHygV) Festlegung standardisierter Handlungsabläufe bei allen infektionsrelevanten Tätigkeiten Festlegung eines strukturierten Vorgehens bei gehäuftem Auftreten von nosokomialen Infektionen (z.b. post-op Wundinfektionen) oder multiresistenten Erregern (z.b. MRSA) Festlegung von Überwachungsverfahren zur Risikominimierung (z.b. MRSA-Screening) Festlegung von Einzelheiten der Dokumentation und Infektionsstatistik Festlegung zur regelmäßigen Schulung des Personals (und Einweisung bei Arbeitsantritt) Kontinuierliche Fortschreibung des Hygieneplans (inkl. Reinigungs- und Desinfektionsanweisungen) nach Stand der Wissenschaft und einrichtungsspezifischen Änderungen Anforderungen MedHygV Kategorie A Seite 1 von 6
2 Beratung/Beschäftigung: externer Krankenhaushygieniker und Hygienefachkraft (vgl. 5, 6, 7 MedHygV) Beratung der Einrichtungsleitung und der/des ärztlich Verantwortlichen hinsichtlich: infektionspräventiver Maßnahmen und Festschreibung dieser im Hygieneplan Erfassung und Bewertung (Surveillance) nosokomialer Infektionen Risikoanalyse und Management bei nosokomialen Infektionen (oder Verdacht) Art und Umfang des Antibiotikaeinsatzes (auch peri-op Antibiotikaprophylaxe) baulich-funktioneller und betrieblich-organisatorischer Anforderungen Durchführung von erforderlichen hygienisch-mikrobiologischen Untersuchungen Qualitätssicherung im Rahmen der Infektionsprävention Schulung des ärztlichen und nicht-ärztlichen Personals der Einrichtung Beratungsumfang richtet sich nach dem Behandlungsspektrum der Einrichtung und dem Risikoprofil der Patienten; Art und Umfang der Tätigkeit muss vertraglich vereinbart sein. Hinweis: Es gibt mehrere Möglichkeiten, die geforderte Zusammenarbeit zu organisieren: Krankenhaushygieniker und/oder Hygienefachkraft, die an Klinik/OP-Zentrum tätig sind Krankenhaushygieniker und/oder Hygienefachkraft, die mit einem Laborverbund zusammenarbeiten und über diesen als Dienstleister angeboten werden Krankenhaushygieniker und/oder Hygienefachkraft in selbstständiger Tätigkeit Bestellen: Hygienebeauftragte/r Arzt/Ärztin (vgl. 5, 8 MedHygV) Schriftlich dokumentierte Benennung eines Hygienebeauftragten Arztes Voraussetzung für diese Benennung (Hygienequalifikation bis erwerben!): Fortbildung Hygienebeauftragter Arzt (Modul I der curricularen Fortbildung nach BÄK, Kursumfang i.d.r.: 40 Std., Kursanbieter: z.b. BLÄK 32 Std.+ E-Learning) Aufgaben: Zusammenarbeit mit (externem) Krankenhaushygieniker und Hygienefachkraft Kontrolle der Einhaltung der Regeln zur Hygiene und Infektionsprävention Optimierung der Funktionsabläufe unter infektionspräventiven Aspekten Beteiligung bei einrichtungsinternen Fortbildungen Anforderungen MedHygV Kategorie A Seite 2 von 6
3 Bestellen: Hygienebeauftragte in der Pflege (vgl. 5, 9 MedHygV) Schriftlich dokumentierte Benennung einer Hygienebeauftragten in der Pflege Voraussetzung für diese Bestellung (Hygienequalifikation bis erwerben!): abgeschlossene Ausbildung und Berufserfahrung als z.b. Gesundheits- und Krankenpfleger/in oder als vergleichbar medizinisch Fachausgebildete/r Geeignete Fortbildung zu Hygiene, Infektionsprävention und Sterilgutaufbereitung Aufgaben: Zusammenarbeit mit (externem) Krankenhaushygieniker und Hygienefachkraft Mitwirkung bei Erstellung von schriftlichen Standards für z.b. den Hygieneplan Umsetzung der schriftlichen Standards und Regelungen, Kontrolle der Einhaltung Hinweis: Hinsichtlich der Qualifikation Hygienebeauftragter Arzt und Hygienebeauftragte in der Pflege besteht bis 31. Dezember 2016 eine Übergangsregelung: bis zu diesem Tag kann (Praxis-) Personal fortgebildet werden, das bereits benannt wurde, aber noch nicht die gemäß MedHygV geforderte Hygienequalifikation nachweisen kann. Als Hygienebeauftragte in der Pflege kann auch eine Angestellte mit vergleichbarer medizinischer Ausbildung z.b. eine fachlich geeignete MFA benannt werden. Die KVB setzt sich dafür ein, dass für MFA im Ambulanten Operieren geeignete Fachfortbildungen geschaffen bzw. bereits absolvierte Fortbildungen für die Funktion Hygienebeauftragte MFA anerkannt werden. Dazu wird eine dauerhafte, rechtssichere Lösung zur Funktion Hygienebeauftragte MFA im Ambulanten Operieren in Abstimmung mit dem Staatsministerium für Gesundheit und Pflege angestrebt. Surveillance, Ausbruchsmanagement (vgl. 10 MedHygV) Sicherstellung von Aufzeichnung und Bewertung des Auftretens von Krankheitserregern mit speziellen Resistenzen oder Multiresistenzen und nosokomialen Infektionen (nach 4 Abs. 2 Buchst. b IfSG, z.b. postoperative Wundinfektionen) in gesonderter Niederschrift Surveillance von Art und Umfang des Antibiotikaverbrauchs (nach 23 Abs. 4 IfSG) Frühzeitiges Erkennen und Einleiten von Schutzmaßnahmen bei Patienten/innen, von denen ein Risiko für nosokomiale Infektionen ausgeht (z.b. MRSA-Träger) Meldung des gehäuften Auftretens nosokomialer Infektionen an die zuständige Behörde Datenschutz, Akteneinsichtsrecht (vgl. 11 MedHygV) Patientendaten dürfen zur Erfüllung ihrer Aufgaben auch an vertraglich gebundenes externes Hygienefachpersonal (Krankenhaushygieniker und Hygienefachkraft) weitergegeben werden. Surveillance-Aufzeichnungen sind dem Krankenhaushygieniker vorzulegen. Anforderungen MedHygV Kategorie A Seite 3 von 6
4 Information und Schulung des Personals (vgl. 12 MedHygV) Hygienefachpersonal hat sich geeignet fortzubilden (z.b. Veranstaltung alle zwei Jahre) Jährliche Unterweisung des gesamten Personals über die innerbetrieblichen Verfahrensweisen zur Infektionshygiene (Bestätigung durch Unterschrift der Teilnehmer) Hinweis: Die vorliegende Auflistung gibt die MedHygV nicht im originalen Wortlaut wieder. Diese Zusammenstellung soll die wichtigsten spezifischen Forderungen an Einrichtungen für ambulantes Operieren verständlich machen. Dazu wurden auch erläuternde Anmerkungen durch Fachexperten im Referat SVS der KVB in diesen Text eingefügt. Rechtlich bindend ist selbstverständlich nur der Originaltext der MedHygV (siehe in der Rubrik Praxis/Qualität/Infektionen und Prävention/Hygiene und Medizinprodukte/Medizinische Hygieneverordnung). Anforderungen MedHygV Kategorie A Seite 4 von 6
5 Hinweise zur Unterscheidung der Hygienefachfunktionen Nach KRINKO-Empfehlung 2009: Personelle und organisatorische Voraussetzungen zur Prävention nosokomialer Infektionen und MedHygV für Bayern 2012 Unterscheidung Hygienebeauftragter Arzt - Krankenhaushygieniker Hygienebeauftragter Arzt Intern in der AOP-Einrichtung tätig, Facharzt mit Weisungsbefugnis (Praxisinhaber oder in Berufsausübungsgemeinschaft tätiger Arzt) Qualifikation: Modul I der curricularen Fortbildung nach BÄK, Kursumfang: 40 Std (Curriculum entspricht KRINKO-Vorgaben) Krankenhaushygieniker Extern als Berater der AOP-Einrichtung tätig (Zusammenarbeit ist vertraglich geregelt) Qualifikation: Modul I-VI der curricularen Fortbildung nach BÄK, Kursumfang: 200 Std zzgl. Fallkonferenzen, Hospitationen, Tätigkeit als Hygienebeauftragter Arzt und Abschlussprüfung; Facharzt in klinischem Fach oder Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin bzw. Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie Aufgaben: Mitwirkung an allen Belangen im Bereich Hygiene und Infektionsprävention in der täglichen Arbeit der AOP-Einrichtung (u.a. Umsetzung von normativen Vorgaben und Richtlinien, Kontrolle der Einhaltung von Anweisungen des Hygieneplans, Risikoanalyse, Optimierung von Prozessabläufen, Surveillance, Antibiotikaeinsatz, MRSA) Zusammenarbeit mit externem Krankenhaushygieniker und der Hygienefachkraft Aufgaben: Beratung der Leitung und des Hygienebeauftragten Arztes der AOP- Einrichtung hinsichtlich der Umsetzung aller Anforderungen im Bereich Hygiene und Infektionsprävention, Vorschläge für Qualitätssicherungsmaßnahmen, Bewertung der Risikoanalyse und der praktizierten Surveillance in der Einrichtung, Schulungskonzept Zusammenarbeit mit der Hygienefachkraft und dem Hygienebeauftragten Arzt Diese Hygienefachfunktionen sind nicht wechselseitig ersetzbar. Um die Anforderungen der MedHygV an AOP-Einrichtungen der Kategorie A zu erfüllen, ist sowohl die interne Bestellung (= Benennung und Qualifizierung) des Hygienebeauftragen Arztes erforderlich, als auch die externe Beratung durch den Krankenhaushygieniker vertraglich sicherzustellen. Anforderungen MedHygV Kategorie A Seite 5 von 6
6 Unterscheidung Hygienebeauftragte in der Pflege - Hygienefachkraft Hygienebeauftragte in der Pflege (= MFA) Intern in der AOP-Einrichtung als Angestellte tätig, mehrjährige Berufserfahrung Qualifikation: Fortbildung nach definiertem Curriculum für diese Hygienefachfunktion (Krankenschwester: z.b. gemäß BKG, Kursumfang: 40 Std; MFA: ab Std-Kurs gemäß BLÄK-Modulen unter Anrechnung früherer Fortbildungen mit Hygienebezug) Aufgaben: Mitwirkung bei der Erstellung des Hygieneplans (inkl. der Reinigungs- und Desinfektionspläne) und aller zugehörigen Standardarbeitsanweisungen, Umsetzung und Kontrolle der Einhaltung dieser Vorgaben, Ansprechpartner und Motivator für die nicht-ärztlichen Mitarbeiter der Einrichtung Abstimmung der Aufgaben und Zusammenarbeit mit Hygienebeauftragtem Arzt, Hygienefachkraft und Krankenhaushygieniker sowie im Rahmen der ihr übertragenen Aufgaben mit der (ärztlichen) Einrichtungsleitung Hygienefachkraft Extern als Berater der AOP-Einrichtung tätig (Zusammenarbeit ist vertraglich geregelt) Qualifikation: mehrjährige Berufserfahrung als Krankenschwester und staatlich anerkannte Weiterbildung zur Hygienefachkraft mit Theoriestunden und 30 Wochen Praktika (in der Regel berufsbegleitend) und Abschlussprüfung inkl. Projektarbeiten Aufgaben: Beratung und Unterstützung der Leitung und des Hygienebeauftragten Arztes der AOP-Einrichtung hinsichtlich der Umsetzung aller Anforderungen im Bereich Hygiene und Infektionsprävention, Mitwirkung bei der Erstellung des Hygieneplans und aller zugehörigen Standardarbeitsanweisungen, Durchführung von Schulungen (in Absprache mit Einrichtungsleitung und Hygieniker) Abstimmung der Aufgaben und Zusammenarbeit mit Hygienebeauftragtem Arzt, Hygienebeauftragter in der Pflege (= MFA) und Krankenhaushygieniker Diese Hygienefachfunktionen sind nicht wechselseitig ersetzbar. Um die Anforderungen der MedHygV an AOP-Einrichtungen der Kategorie A zu erfüllen, ist sowohl die interne Bestellung (= Benennung und Qualifizierung) der Hygienebeauftragen in der Pflege (= MFA) erforderlich, als auch die externe Beratung durch die Hygienefachkraft (zusätzlich zum extern tätigen Krankenhaushygieniker) vertraglich sicherzustellen. Anforderungen MedHygV Kategorie A Seite 6 von 6
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