Dissoziative Anfälle: Epidemiologie
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- Irmela Kruse
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1 Dissoziative Anfälle: Epidemiologie Prävalenz 25 x seltener als Epilepsie (?) Prävalenz im Video-EEG ~ 20 % Prävalenz bei Epilepsie ~ 10 % Manifestationsalter Jahre ~ 50 % Frauen ~ 75 % Gates et al. 1985, Sirgurdatottir und Olafsson 1998
2 Dissoziative Anfälle Typische Hinweise in der Anamnese Emotionale, situative Auslöser Anfälle vor Zeugen (vor Ärzten) Anfälle nicht aus dem Schlaf Paramedizinischer Beruf Epileptische Anfälle in der Umgebung (Modell) Andere Konversionssymptome Pharmakoresistenz Belle Indifférence Ausweichende und verwirrende Anfallsschilderung
3 Typische Unterschiede zwischen GM und dissoziativen Anfällen Cave: ein Symptom ist für sich alleine niemals beweisend! ( Mustererkennung ) Grand mal Auslöser Reflexmechanismen, Schlaf Emotional Dissoziativer Anfall Vorgefühl Stereotyp, kurz Variabel, protrahiert Kopfschmerzen Postiktal Präiktal Augen Initial offen Geschlossen Sturz Abrupt Abfangbewegungen Mydriasis Lichtstarr Möglich Konvulsionen Decrescendo Crescendo, waxing and waning Verletzungen Stereotyp Auto-/ Fremdaggression Zungenbiss Zungenrand, Wange Zungenspitze, mehrere Bisse Vokalisationen Unnatürlich Emotional, Fluchen Enuresis Möglich Möglich, Stuhlabgang selten Gesichtsfarbe Zyanotisch Normal Dauer < 2 Minuten > 5 Minuten Amnesie Komplett Insulär und auflösbar
4 Typisch epileptische und typisch psychogene Phänomene und ihre Ausnahmen Typisch epileptische Phänomene bei psychogenen Anfällen Inkontinenz Peguero et al Zungenbiss Benbadis 1995 Verletzungen Peguero et al Anfälle aus dem (Pseudo)-Schlaf Benbadis 1996 Hippokampussklerose Benbadis 2000 Typisch psychogene Phänomene bei epileptischen Anfällen Rhythmische Beckenbewegungen Geyer et al Kopfschütteln Saygi et al Weinen ( dacrystische Automatismen) Luciano et al Geschlossene Augen Chung et al. 2006
5 Psychogene Anfälle: Prolactin Erhöht Minuten nach Grand mal 2-fach : verdächtig, 3-fach : pathologisch Variable Befunde komplex fokalen Anfällen Falsch positive Befunde Synkopen, Neuroleptika, Brustwarzenstimulation Falsch negative Befunde konvulsiver Status epilepticus Abnahme: Minuten, 2 Stunden und 24 Stunden postiktal
6 Zeit nach Anfall (GTKA) 0-30 Min 30 Min - 24 h h h 72 h 1 Woche Prolactin Babinski Enuresis Todd sche Parese Abnormes EEG Petechien - Zungenbiss - Kreatinkinase Diagnostische Tests für die retrospektive Diagnose eines epileptischen Anfalls Nach: Bauer J. 2000
7 Pseudostatus epilepticus 1/3 aller Patienten mit dissoziativen Anfällen 3/4 rezidivieren 1/4 wird intensiv-medizinisch behandelt 1/2 therapierefraktärer Status Iatrogene Todesfälle berichtet Kombination mit Epilepsie ist selten Psychiatrische Diagnosen Persönlichkeitsstörungen (Borderline) Suizidalität Artifizielle Störungen (Münchhausen-Syndrom)
8 Prognose dissoziativer Anfälle 4 Jahre nach Diagnosestellung waren 41% der Patienten noch oder wieder auf Antiepileptika eingestellt. Reuber et al. 2003
9 Umgang mit psychogenen Anfällen Akut: Deeskalation, Suggestion Patient im Anfall ansprechen Exploration von Auslösern Eindeutige Übermittlung der Diagnose Absetzen von Antiepileptika Verzicht auf unnötige Diagnostik Aufklärung der Angehörigen und Therapeuten Vermittlung Psychiatrie / Psychosomatik Behandlung einer psychiatrischen Grunderkrankung Psychotherapie Psycho
10 FAZIT Grundsätzlich an die DD denken + Patienten früh über DD aufklären Breites DD-Spektrum: neurologisch und psychiatrisch Emotionale Reflexanfälle: Ionenkanalerkrankungen Diagnostische Irrtümer sind unabhängig von der Expertise möglich Keine Angst vor dem Gespräch Keine zu hohen Erwartungen an die Psychiatrie / Psychosomatik Kooperation mit Psychotherapeuten etablieren Neurologische Weiterbetreuung fördern
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