Grundlagen der Geschichte

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1 Grundlagen der Geschichte Lernziele Für die Prüfung relevant sind die Informationen, die in der Lektüre enthalten sind und die im Unterricht vermittelt wurden. Die angegebenen Lernziele dienen als Leitlinien bei der Vorbereitung auf die Prüfung und haben keinen verbindlichen Charakter. Lektüre: Dossier «Grundlagen der Geschichte» «Weltgeschichte» Kap. 2 4 Begriffe: Menschheitsgeschichte / Geschichtswissenschaft / Objektivität / Deutung / Rütlischwur / Quelle / Darstellung / Epoche / Zäsur / Periodisierung / Familie / Horde / Sippe / Neolithische Revolution / Oikos / Hausgemeinschaft Namen: - 1. Ich erkenne, dass Geschichte verschiedene Dimensionen aufweist und kann einige aufzählen. Zeit Raum Staatspolitik Klima Gesellschaftliche Ordnung Denkweise Entwicklungsstand Ereignis/Prozess Kulturkreis 2. Ich weiss, wozu die Auseinandersetzung mit Geschichte dienen kann (Funktionen der Geschichte). Verständnis der Gegenwart Beispiele für menschliches Verhalten Unterhaltung/Vergnügen Begründung und Kritik der Gegenwart Individuelle Handlungsoptionen /-funktionen Komplexität aufzeigen 3. Ich kenne den Unterschied zwischen Geschichtsschreibung und Geschichtswissenschaft. Die Geschichtswissenschaft ist die methodisch gesicherte Erforschung vergangenen menschlichen Handelns auf Basis kritisch geprüfter Überlieferung unter einer spezifischen Fragestellung. Geschichtsschreibung bezeichnet die Darstellung von geschichtlichen Ereignissen. Geschichtsschreibung liegt immer dann vor, wenn historische Ereignisse schriftlich festgehalten werden, also auch dann, wenn den Darstellungen kein heutiges Verständnis von Wissenschaftlichkeit zugrunde liegt. 4. Ich kann das Spannungsfeld zwischen historischer Objektivität und historischer Deutung beschreiben und kenne dazu einige Beispiele. z.b. Einzelne historische Sachverhalte oder Tatsachen lassen sich relativ leicht feststellen. Die Existenz von religiösen Feierlichkeiten im antiken Griechenland ist durch zahlreiche archäologische Funde und Textquellen belegt. Auch viele Einzelheiten aus dem Leben von Napoleon Bonaparte werden nicht bestritten. Page 1 of 5

2 z.b. Wer jedoch ein vertieftes Verständnis der Vergangenheit anstrebt, kommt nicht um Interpretation dieser Ereignisse oder Prozesse herum. Wie wichtig waren diese Feierlichkeiten? Waren sie volkswirtschaftlich relevant? War Napoleon ein gewöhnlicher Staatsmann? 5. Ich weiss, wieso die Geschichtswissenschaft keine definitiven Antworten liefern kann und wieso trotzdem Aussagen über die Vergangenheit möglich sind. Zum einen können neue Quellen eine Sache immer in ein anderes Licht rücken, die Perspektive des Historikers steht ebenfalls im Wege. Auch das Nichtvorhandensein von Quellen stellt ein Problem dar. Aussagen können durch Quellen durchwegs mehr oder weniger unterstützt werden. Ein grosser Teil historischen Wissens hat über Generationen hinweg Gültigkeit bewahrt. 6. Ich kann den Rütlischwur bezüglich seiner historischen Wirklichkeit beurteilen. Ich kann erklären, was der Unterschied zwischen Geschichte und einer Geschichte. Der Rütlischwur war höchstwahrscheinlich nicht so, wie es in Schillers Wilhelm Tell beschrieben wird. Zum einen ist es eine Geschichte eines Dichters, zum anderen liegen keinerlei derartige Quellen vor. Eine Geschichte: Erzählung Will eine historische Frage beantworten, wie, wann und warum erklärt die Sage jedoch anders als der Historiker. Geschichte: Geschichtswissenschaft Der Historiker beschränkt sich auf das, was nachweisbar ist. 7. Ich weiss, was eine historische Quelle ist und kenne den Unterschied zu einer Darstellung. Historische Quelle: Zeugnis, welches uns Informationen über Vergangenes liefert Darstellung: Vom Historiker entworfene Beschreibung vergangener Zusammenhänge Der Unterschied dabei ist, dass die Darstellung vom Historiker durchdacht und erstellt wurde wohingegen die historische Quelle einfach da ist. 8. Ich kann historische Quellen nach ihrer äusseren Form unterteilen (Sachquelle, Textquelle, Bildquelle, Ton- und Filmquelle, abstrakte Quelle), und ich kenne zu jeder Quellenform einige Beispiele. Sachquellen: Gebäude, Knochen, Werkzeuge, Waffen Textquellen: Urkunden, Briefe, Zeitungen, Bücher, Tagebücher Bildquellen: Fotos, Ölgemälde Ton-/Filmquellen: TV-Dokumentation, MP3-Datei, Lied, Radiosendung Abstrakte Quellen: Namen, Sprachen, Feste 9. Ich kann historische Quellen nach ihrer Entstehungsabsicht unterteilen (Überrest, Traditionsquelle) und weiss, was dies für die Quellenkritik bedeutet. Überreste: Sind unabsichtlich entstanden, sind wesentlich leichter zu analysieren. Traditionsquellen: Sind für die Belehrung der Nachwelt absichtlich geschaffen worden, somit könnten sie von Verfasser manipuliert worden sein. Diese Quellen erfordern eine genaue Untersuchung bei der Beurteilung. 10. Ich weiss, dass man bestimmte Grundfragen an eine Quelle richten muss, um deren Aussage und Zuverlässigkeit zu beurteilen. Page 2 of 5

3 11. Ich kenne diese Grundfragen in groben Zügen (nicht auswendig). Quellengattung: Art, Erwartungen, Verbreitung des Textes Verfasser: Wer, Amt, Stellung, soziale Schicht, Beziehung zum Vorgang Entstehung der Quelle: Wann, Wo, Weshalb wurde der Text verfasst, Zeitl. Verhältnis zum beschriebenen Vorgang Thema und Aussage Darstellungsweise, Textform Adressaten und Absicht: Wer wird angesprochen, was will er erreichen? 12. Ich kann den Nutzen von Periodisierungen erklären und kenne gleichzeitig deren begrenzte Aussagekraft. Positive Aspekte: erlaubt groben Überblick, erleichtert Einordnung geschichtlicher Prozesse und Strukturen Negative Aspekte: Ungenaue Angelegenheit, flexibel, Epochengrenzen fliessend, regionale Angelegenheit 13. Ich kann die Menschheitsgeschichte in Epochen unterteilen und kenne die ungefähren Epochengrenzen. Frühgeschichte: bis 3500 BC Altertum: 3500 BC 500 AD Antike: 1500 BC 500 AD Mittelalter: 500 AD 1500 AD Frühe Neuzeit: 1500 AD 1800 AD Neue Geschichte: 1800 AD 1900 AD Neueste Geschichte: 1900 AD jetzt 14. Ich kenne die Lebensumstände von Familien in den behandelten Epochen. Steinzeit Altsteinzeit: 2 Mio. BC BC Anfangs Schlafnester auf Bäumen Eiszeit - Erdhütten Jagd - Zelte Horden von Personen Mittelsteinzeit: 8000 BC BC Ackerbau und Viehzucht Langhäuser Sippen von ca. 50 Personen Jungsteinzeit 4000 BC BC Dörfer, Stammesgebiete Sippen bilden Stämme Beweggrund - klimatische und organisatorische Ursachen Siehe auch - Oikos, mittelalterliche Familie, heutige Familie 15. Ich kann mir ein Urteil darüber bilden, wie es heute um Familien in der Schweiz steht (vgl. Familienbericht 2004 und Statistiken). 2 Kinder sind Norm Alter bei Heirat und Geburt hat sich um 5 J. erhöht Immer mehr Frauen verzichten auf Kinder Normalerweise arbeitetet der Vater Vollzeit und die Mutter Teilzeit Page 3 of 5

4 ein Drittel der Haushalte mit Kindern nimmt Kinderbetreuung in Anspruch Armutsrisiko von Familien durch Kinder wächst 16. Ich kann die Lebensweise der «ersten Menschen» (vor der Sesshaftigkeit) beschreiben. Jäger und Sammler - Nomaden 17. Ich erkenne den Einfluss der Sesshaftwerdung auf die Wohnweise und die Organisation des Menschen. Wohnweise: feste Häuser und Siedlungen, Leben in Sippen und Stämmen Organisation: Anbau von Obst und Getreide, Zähmung wilder Tiere Ackerbau und Viehzucht (Bauern) Ergebnis: Ernährungssicherheit, Wohlstand, Bevölkerungswachstum Ermöglicht Entwicklung von Hochkulturen 18. Ich kann das antike Rollenverständnis von Frau und Mann beschreiben und kann erklären, wie es begründet wurde. Der Mann: als mutig, stark und ausdauernd beschrieben, für Arbeiten ausserhalb des Hauses geeignet politische Ämter, Jagd, Militär, Verteidigen des Besitzes, auch Erziehung der Frau Die Frau: als furchtsamer, gebrechlicher und liebevoller angesehen, für Hausarbeiten wie Kochen, Waschen, Haushaltsführung und Kindererziehung Gottgewollte Gemeinschaft - gegenseitiges Ergänzen 19. Ich kenne das antike Konzept des «Oikos» und die dort integrierten Formen von Gemeinschaft. Der Oikos, die Familienform im antiken Athen, bestehend aus: eheliche Gemeinschaft Paar elterliche Gemeinschaft Eltern, Grosseltern herrschaftliche Gemeinschaft Sklaven, Mägde und deren Kinder Haus- und Wirtschaftsgemeinschaft: materielle Bedeutung, Recht/Ordnung, Wissenstransfer 20. Ich erkenne, dass mittelalterliche Quellen die Stellung der Frau nicht immer angemessen darstellen und dass Frauen auf dem Land grundsätzliche eine wichtige Rolle spielten. 21. Ich weiss, dass Frauen und Männer im Mittelalter rechtlich nicht gleichgestellt waren und kann dazu ein Beispiel formulieren. Ehebruch wurde nur durch die Frau geahndet, das Recht, ehebrecherische Gattinnen zu töten, war weit verbreitet Der Mann hatte deutlich mehr Freiheiten, was die Zahl der unehelich geborenen Kinder zeigte 22. Ich weiss, dass Schwangerschaften und Geburten im Mittelalter eine reelle Lebensgefahr darstellten. 23. Ich kann erklären, wieso Mädchen im Mittelalter weniger Wert geschätzt wurden als Knaben. Mädchen konnten nicht selbständig Geld verdienen Die Eltern eines Mädchens mussten bei der Heirat einen Geldbetrag, eine sogenannte Mitgift bezahlen Page 4 of 5

5 24. Ich kann die Bedeutung der Ehe und der Liebe im Mittelalter beurteilen. Es war wohl meistens eher ein Zwang als eine Liebesheirat. Die Frau war sozusagen einfach der Weg zu Nachkommen. 25. Ich erkenne die Kontinuität (Beständigkeit) der Familie vom Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit. für die meisten Familien bedeutete das Ende des Mittelalters keinerlei Änderungen der Vater war weiterhin uneingeschränktes Familienoberhaupt bei den Adeligen war die Frau wahrscheinlich noch mehr dem Manne ausgeliefert gewesen als bei armen Leuten, der Zwang zur Zeugung von Nachkommen und die damit verbundenen Schwangerschaften gefährdeten die Frau immerzu 26. Ich kann die Auswirkungen der Industriellen Revolution auf die Familie erklären. Alle Familienmitglieder, auch die Kinder, mussten in den Fabriken arbeiten gehen, um ihr Leben finanzieren zu können, da die Fabrikbesitzer Hungerlöhne bezahlten. Dies löste grosses Elend aus. 27. Ich weiss, wie sich die Familien und die Rollenverteilung von Frau und Mann in der Schweiz nach 1945 verändert haben. Familien: Frau-Mann: Anteil an traditionellen Familien und verheirateten Paaren hat abgenommen heutzutage viel mehr Scheidungen Liebe ist gebrechlicher geworden, weil man nun viel unabhängiger (Finanzierung) voneinander ist Menschen werden älter immer mehr Gleichberechtigung vorher verdiente der Mann das Geld und hatte das Sagen, die Frau erledigte die Hausarbeit mit der Zeit konnte die Frau aber ebenso einen Beruf ausüben und hatte somit mehr Rechte Page 5 of 5

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