Seminar 1A/B - Modul Psychiatrie. Erkennen von psychischen Comorbiditäten bei chronisch kranken Patienten. Dr. phil.
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- Franziska Diefenbach
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1 Seminar 1A/B - Modul Psychiatrie Erkennen von psychischen Comorbiditäten bei chronisch kranken Patienten Dr. phil. Alfred Künzler KHM-Kongress Luzern
2 Seminarinhalt, Ziele Chronisch Kranke leiden häufig auch unter schwerwiegenden, aber teilweise verdeckten, psychischen Comorbiditäten. Sensibilisieren für die nicht präsentierten, aber behandlungsrelevanten Faktoren. Ihre Berücksichtigung kann sich förderlich auf die Arzt-Patient- Beziehung (gerade für diese Patienten zentral wichtig Rapport, Compliance) und den Behandlungserfolg auswirken. psy. Probleme identifizieren: Risikofaktoren, häufigste Symptome, Checkliste Netzwerke: chronischkrank.ch, Netzwerk Psychische Gesundheit Praxisbeispiele, eigene Reflektion 2
3 Bedeutung chronischer Erkrankungen «Herausforderung des 21. Jahrhunderts Steurer-Stey, Institut für Hausarztmedizin BMJ 2002
4 Krankheit ist chronisch Ein Viertel der Schweizer Bevölkerung leidet an einer chronischen Krankheit, ein Fünftel ist in regelmässiger medizinischer Betreuung. Sie verursachen 65% der Hausarztkonsultationen und 80% unserer Gesundheitskosten. Grosse volkswirtschaftliche Bedeutung chronischer Erkrankungen 4
5 Chronische Krankheit ist vielschichtig Menschen mit einer chronischen körperlichen Erkrankung sind auf allen Ebenen gefordert: Körperliche Beeinträchtigungen, Behinderungen, Schmerzen öfters schwerwiegende psychische Belastungen soziale Veränderungen in Bezug auf Familie, weiteres Umfeld, Arbeit Ursache kann häufig nicht abschliessend geklärt werden, oft keine kurative Therapie verfügbar Hoffnung worauf?! Psychosoziale Belastungen, die mit chronischen körperlichen Erkrankungen einhergehen, sind vielfältig. 5
6 Psychologische Bedeutung chronischer Krankheit Belastende Lebensereignisse Social Readjustment Rating Scale (SRRS)
7 Psychische Komorbiditäten Chronische Krankheiten gehen mit einer hohen psychischen Komorbidität einher Prävalenz psychischer Störungen bei Krebserkrankten im Initialstadium 32% 50% im palliativen Stadium 20-40% entwickeln eine depressive Störung nach Herzinfarkt COPD: 30% Depression, 15% Angststörung Chronische Schmerzpatienten: doppeltes Depressionsrisiko 7
8 Psychische Belastungen in Bevölkerungsgruppen Jeder fünfte Arbeitnehmer leidet unter psychischen Erkrankungen OECD 2011 Jeder dritte Schüler leidet an depressiven Stimmungen Uni Lüneburg 2011 Bei Älteren (75+) bis 37% mit unterschwelliger Depression BMJ / ars medici 2011 Jede dritte Person hat in den Monaten nach IPS Depressionen. Die psychischen Störungen äußern sich vorwiegend somatisch! (Schwäche, Appetitlosigkeit oder Abgeschlagenheit) Lancet / Ärztezeitung
9 Suizidalität jede zweite Person hat zeitweise Suizidgedanken 10% aller Schweizer begehen im Laufe ihres Lebens einen oder mehrere Suizidversuche vier suizid-bedingte Todesfälle pro Tag in CH Handout 9
10 IHR «ANTEIL» an der Psychiatrie EIN DRITTEL Ihrer Patient/innen: Von allen Personen in Hausarztpraxen haben 35% (co-morbid) psychische Symptomatik von allen psychiatrischen Diagnosen werden 36% in Hausarztpraxen gestellt Dialog NGP
11 Und wie gehen Patienten damit um? Krankheitsbewältigung (Coping) = Bemühen, Belastungen durch die Krankheit innerpsychisch und durch zielgerichtetes Verhalten zu reduzieren und zu verarbeiten. Problem-orientiertes Coping: Handlungen, die auf die Lösung des Problems abzielen zb. Suche nach Informationen; sinnvoll bei akuten Schmerzen Emotions-orientiertes Coping: Abbau der vom Problem erzeugten negativen Emotionen zb. Ablenkung, Entspannung, suchen sozialer Unterstützung, Sinnfindung; sinnvoll bei (therapieresistenten) chronischen Schmerzen, Warten auf Operation 11
12 Video Information und Demonstration 12
13 Patientenvignette Herr T.M.1969 Anamnese: Asylkoordinator, geboren in Srilanka seit 1995 mit Familie in der Schweiz, immer gesund. Jetziges Leiden: 2003 Sehstörung Vd auf Retrobulbärneuritis Pat verdrängt eventuelle Diagnose Multiple Sklerose Verlauf I: Erster klassischer Schub 2006, abwarten des Verlaufes, wegen Progredienz Beginn mit Interferon-Therapie 2010 Verlauf II: Wegen kognitiven Einschränkungen (Sprache, Gedächtnis) und zunehmend Müdigkeit neuropsychologische Abklärung
14 Patientenvignette Beurteilung: kognitive mittelschwere Minderleistung wegen MS zusätzlich mittelschwere Depression auf Grund von Fragebögen und klinischer Beurteilung Verlauf: Zuweisung zu einem auf MS Patienten spezialisiertem Psychotherapeuten ( via MS Gesellschaft) Reduktion auf 50 % AF, später Anmeldung bei der IV Hospitalisation auf der Psychosomatik-Abteilung Zürcher Höhenklinik Davos zur Erlernung von Copingstrategien im Umgang mit mit den beiden Krankheiten MS und Depression 14
15 Netzwerk Psychische Gesundheit Schweiz Ziele und Nutzen Vernetzen aller wichtigen Akteure und ihrer Massnahmen im Bereich psychische Gesundheit Schwerpunkte: Förderung der psychischen Gesundheit Prävention psychischer Erkrankungen Bündnisse gegen Depression Suizidprävention jährliche Netzwerktagung Website als zentrale Wissens-/Infobasis, Mitgliederbereich mit Fachdokumenten Regelmässiger Newsletter (3-4/Jahr) Nationale Anlaufstelle: Vermittlung kompetenter Partner 15
16 Trägerorganisationen des Netzwerks 16
17 Netzwerktagung August 2014 Olten Versorgungsstrukturen, Ökonomie der psychischen Gesundheit Schweizer Manifest Public Mental Health (fiktive) deutsche Glücksministerin Partnertagung mit 17
18 chronischkrank.ch Die Plattform für Fachpersonen, die psychologische Arbeit für chronisch körperlich kranke Menschen leisten, fördern, erforschen. 18
19 Chronische Krankheit ist vielschichtig Menschen mit einer chronischen körperlichen Erkrankung sind auf allen Ebenen gefordert Das fordert alle Fachpersonen Gemeinsam für optimale Versorgung bei chronisch körperlicher Krankheit 3. Vernetzungstagung Do 19. März 2015 Klinik Schützen Rheinfelden 19
20 Take Home Message: Psychische Comorbiditäten 1. Erkennen: Achten Sie auf Andeutungen und Veränderungen in Stimmung und Engagement, ziehen Sie psychische Hintergründe in Betracht bei unklaren Schmerzen, Schlafstörungen, Appetitverlust - denn die Prävalenz ist hoch 2. Bei Verdacht: fragen Sie empathisch nach 3. Handeln: greifen Sie auf ein Netzwerk zu ambulante Psychotherapeuten (KK ) stationäre Psychosomatiken Gesundheitsligen mit div. psychosozialen Angeboten - denn chronische Krankheit ist vielschichtig 20
21 Herzlichen Dank für Ihr Interesse! 21
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