Untersuchung und Beurteilung von Säuglings- und Kleinkindnahrung

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1 Fachbereich 3 - Dezernat 32 Freiimfelderstr Halle Untersuchung und Beurteilung von Säuglings- und Kleinkindnahrung Halle

2 Gliederung Rechtliche Grundlagen und Definitionen Probenahmevorschriften Untersuchung/Auswertung Mikrobiologie Health Claims Aktuelle Rechtsprobleme Folie 2

3 Warum Spezialnahrung? den entwickelnden Funktionen des Organismus entgegenkommen Besonderheiten des Magen-Darm-Traktes sowie der Nieren berücksichtigen α-amylase beim Neugeborenen gering Lipasenaktivität hängt von Fettqualität ab Laktose voll verdaubar Leistungsfähigkeit der Eiweißverdauung in ersten 3 Monaten begrenzt Folie 3

4 Rechtsgrundlagen I Richtlinie 2009/39/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 6. Mai 2009 über Lebensmittel, die für eine besondere Ernährung bestimmt sind (ABl. Nr. L 124/21) (Rahmenrichtlinie) Richtlinie 2006/141/EG der Kommission vom 22. Dezember 2006 über Säuglingsanfangsnahrung und Folgenahrung und zur Änderung der Richtlinie 1999/21/EG (ABl. Nr. L401/1), geänd. durch VO (EG) Nr. 1243/2008 vom (ABl. Nr. L 335/25 Richtlinie 2006/125/EG der Kommission vom 5. Dezember 2006 über Getreidebeikost und andere Beikost für Säuglinge und Kleinkinder (ABl. Nr. L 339/16), ber. durch ABl. Nr. L 4/10 vom umgesetzt in Diätverordnung in der Fassung der Bekanntmachung vom 28. April 2005 (BGBl. I S. 1161), zuletzt geändert durch Artikel 1 der Verordnung vom 1. Oktober 2010 (BGBl. I S. 1306) Folie 4

5 Rechtsgrundlagen II VO (EG) 2073/ Mikrobiologie VO (EG) 401/2006 Probenahme Mykotoxine VO (EG) 1882/2006 Probenahme Nitrat VO (EG) 1881/2006 Nitrat, Blei, Zinn, Mykotoxine, PAKs Kontaminantenverordnung (KMV) Aflatoxine, Nitrat VO (EG) 1924/2006 Health Claims horizontale Regelungen LFGB, DiätV, LMKV, ZZulV, LKV Folie 5

6 Probenahmevorschriften im Einzelhandel Nitrat (VO 1882/2006) 1 kg Sammelprobe aus Einzelpackungen Mykotoxine (VO 401/2006) Erzeugnisse auf Milchbasis (Aflatoxin M 1 ): 3 Fertigpackungen und 1kg Sammelprobe Erzeugnisse auf Getreidebasis (Aflatoxine, Ochratoxin A, Zearalenon, DON, T2-HT2): 3 Fertigpackungen und 1kg Sammelprobe Erzeugnisse auf Apfelbasis (Patulin): mind. 1-2 Fertigpackungen und 1kg Sammelprobe Pestizidrückstände ASU 64 LFGB L (EG): 0,5 kg Sammelprobe aus Einzelpackungen Folie 6

7 Was sind diätetische Lebensmittel? 1 (1) DiätV: Diätetische Lebensmittel sind Lebensmittel, die für eine besondere Ernährung bestimmt sind. Personen, deren Verdauungs- oder Resorptionsprozess oder Stoffwechsel gestört ist (Zöliakie, Phenylketonurie, Diabetiker nicht mehr!) Personen, die sich in besonderen physiologischen Umständen befinden (Schwangere, Leistungssportler) gesunde Säuglinge oder Kleinkinder Folie 7

8 Definitionen nach DiätV Säugling Kinder unter 12 Monaten Kleinkind Kinder zwischen einem Jahr und drei Jahren diät. Lebensmittel für gesunde Säuglinge und Kleinkinder, bilanzierte Diäten für kranke Säuglinge und Kleinkinder Kinderlebensmittel fallen nicht unter die Diätverordnung Folie 8

9 Kindertee gleich Kindertee? Pestizide 0,01 mg/kg Tee gemäß Rückstandshöchstmengenverordnung Endosulfan: 30 mg/kg Fenvalerat: 0,05 mg/kg Pestizide < 0,01 mg/kg Tee gemäß Diätverordnung (Nulltoleranz) bzw. Anlage 22 und 23 DiätV Hexachlorbenzol: 0,003 mg/kg Folie 9

10 Kindertee ungeeignet für Pestiziduntersuchung Folie 10

11 Haferflocken versus Getreidebeikost - Mykotoxinuntersuchung Höchstmengen Mykotoxine in VO (EG) 1881/2006 festgelegt Deoxynivalenol: Höchstmenge 750 µg/kg Deoxynivalenol: Höchstmenge 200 µg/kg, bezogen auf Trockenmasse Folie 11

12 Weitere Definitionen Säuglingsanfangsnahrung Lebensmittel, die für die besondere Ernährung von Säuglingen während der ersten Lebensmonate bestimmt sind und für sich allein den Ernährungserfordernissen dieser Säuglinge bis zur Einführung angemessener Beikost entsprechen Folgenahrung Lebensmittel,die für die besondere Ernährung von Säuglingen ab Einführung einer angemessenen Beikost bestimmt sind und den größten flüssigen Anteil einer nach und nach abwechslungsreicheren Kost für diese Säuglinge darstellen Beikost Lebensmittel außer Milch, die den besonderen Ernährungsanforderungen gesunder Säuglinge und Kleinkinder entsprechen und die zur Ernährung von Säuglingen während der Entwöhnungsperiode und zur Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern während der allmählichen Umstellung auf normale Kost bestimmt sind. Folie 12

13 Getreidebeikost Beikost aus a) einfachen Getreideerzeugnissen, die mit Milch oder anderen geeigneten nahrhaften Flüssigkeiten zubereitet sind oder zubereitet werden müssen, b) Getreideerzeugnissen mit einem zugesetzten proteinreichen Lebensmittel, die mit Wasser oder anderen eiweißfreien Flüssigkeiten zubereitet sind oder zubereitet werden müssen, c) Teigwaren, die nach dem Kochen in siedendem Wasser oder anderen geeigneten Flüssigkeiten verzehrt werden, oder d) Zwiebacken oder Keksen, die entweder als solche oder nach dem Zerkleinern unter Zusatz von Wasser, Milch oder anderen Flüssigkeiten verzehrt werden. Folie 13

14 Auswahl des Probenspektrums Warencode 48: Gesamtprobenzahl ca. 160 Proben/Jahr risikoorientiert Berücksichtigung der Gewerbestruktur (1 Hersteller, Handel, Krankenhäuser) Risikoeinstufung Sonderprogramme (Monitoring, BÜP, KÜP, landeseigene Schwerpunkte) anlassbezogen (Furan, Melamin) Milchnahrung Getreidebeikost Beikost mit Fleisch Obst/Gemüsebeikost Getränke/Schorlen Tee Sonstiges Folie 14

15 Fachbereich 3 Lebensmittelsicherheit (Halle) Dezernat 31 Tierische Lebensmittel Molekularbiologie Mikrobiologie Eiweiß Dezernat 32 Pflanzliche Lebensmittel Sachgebiet 32.1 Untersuchung von Säuglings- und Kleinkindernahrung, Mykotoxine Sachgebiet 32.2 Fettsäuren Dezernat 33 Bedarfsgegenstände, kosmetische Mittel, Rückstände, Kontaminaten Mineralstoffe Pestizide Kontaminanten Folie 15

16 Verteilung der Analysenparameter im Jahr 2008 Nitrat; 15 Zucker; 64 Fett; 54 Eiweiß; 56 Mineralstoffe; 96 wasserlösliche Vitamine; 130 Mycotoxine; 14 fettlösliche Vitamine; 40 Mikrobiologie; Einzeluntersuchungen an 181 Proben Zusatzstoffe; 28 Pestizide; 199 Sonstige; 240 Folie 16

17 Probenanzahl und Beanstandungen in den Jahren Anzahl Proben Jahr Anzahl Proben Beanstandungen Folie 17

18 Beurteilung der Proben Einhaltung von Höchst- und Mindestmengen nach den Anlagen 10, 11, 12, 18, 19, 20 der DiätV g für 100 ml Zuber. nach Vorschrift 13 Berechnungen aus Forderungen nach g für 100 kj einer Zubereitung nach Vorschrift 4,6 Analysenwerten Diätverordnung Analysenwerte Einheit /100g /je 100 kj verz. Zub. min. max. Brennwert (kj/100g) 2183 Brennwert (kj/100 ml Zubereitung) Wasser g 1,33 Eiweiß, aus g 13,3 0,61 0,45 0,7 Kuhmilchprotein Eiweiß, aus Proteinteilhydrolysaten g 0,00 0,56 0,7 % GKH 0,00 % Gesamt-KH Saccharose g 0,1 20 Laktose (wenn Sojaprotein g <= 50%) 50,67 2,32 1,1 /100 ml 0,00 /100 ml Stärke (vorgekocht, gelatiniert) 0 0,00 2 %GKH 0,00 %GKH Stärke (vorgekocht, gelatiniert) 0 0,00 30 Natrium mg 0, Kalium mg 0, Chlorid mg , Calcium mg 0, Phosphor mg 0, Folie 18

19 Beurteilung der Proben Einhaltung von Höchst- und Mindestmengen nach den Anlagen 10, 11, 12, 18, 19, 20 der DiätV Vergleich Analysenwert deklarierter Wert Prüfung der juristischen Mittel (Kennzeichnungsfehler, Irreführung) Toleranzwerte Deklaration /100g Analyse /100g Prozent des dekl. Wertes (-) (+) Brennwert /100g kj , Brennwert /100 ml Zubereitung kj , Vitamin C mg ,2 246,4 40,00 60,00 Natrium mg ,0 80,9 176,0 264,0 Kalium mg ,5 114,7 504,0 756,0 Calcium mg ,5 96,8 440,0 660,0 Eisen mg 6,8 1,5 22,5 5,4 8,2 Jod µg ,7 133,0 63,0 117,0 Vitamin B1 µg ,0 98,2 440,0 660,0 Vitamin B2 mg 0,85 0,6 69,4 0,7 1,0 Niacin µg 6,6 6,7 100,9 5,3 7,9 Folie 19

20 Mikroorganismen in Säuglingsnahrung 2003: Salmonellen in Fencheltee 2004: einige Meningitisfälle in den USA Enterobakter sakazakii 2007: Warnmeldung E. sakazakii in Anfangsnahrung (Bevivita, Milumil) bestimmte Chargen vom Markt genommen Folie 20

21 Mikrobiologie Verordnung (EG) Nr. 2073/2005 der Kommission über mikrobiologische Kriterien für Lebensmittel, Anhang I Listeria monocytogenes, Salmonella, Enterobacter sakazakii in Verkehr gebrachte Erzeugnisse während der Haltbarkeitsdauer (Lebensmittelsicherheitskriterium) Enterobacteriaceae, Präsumptiver Bacillus cereus Verbesserungen in der Herstellungshygiene zur Minimierung der Kontamination (Prozesshygienekriterium) Diätverordnung 14 Abs. 2: Gesamtkeimzahl Kaseolyten Zusätzliche Untersuchung auf: Coliforme Keime, E. coli, Staphylokokken Folie 21

22 Zubereitete Milchnahrung aus Krankenhäusern Probenanforderung: 2 x 200 ml + Kopie Fertigpackung für mikrobiologische Untersuchung für Brennwertberechnung (Wasser, Asche, Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate) Überprüfung des Brennwertes prozentuale Abweichung vom Sollwert 15,0 10,0 5,0 0,0-5,0-10,0-15,0-1,4-1,8 1,1 7,5 10,3 10,1-11,0-1,2 2,8 7,1 12,4-1,8-2,7 1,4-20,0-18, Folie 22

23 auffällige Krankenhausproben Nachweis von E. coli und Klebsiella pneumoniae Fäkalkeim Harnwegsinfektion nicht sicheres Lebensmittel nach Artikel 14 Abs. 2a VO (EG) 178/2002 Stufenkontrollen und Tupferproben Ursache: Küchensieb nicht desinfiziert Kaseolyten der Spezies Corynebacterium genitalium fakultativ pathogener Keim, Harnwegsinfektion Folie 23

24 Gesundheitsbezogene Angaben für Säuglingsanfangsnahrung abschließend geregelt in Anlage 15 DiätV für alle anderen Lebensmittel gilt VO (EG) 1924/2006 Antrag auf Zulassung nach Artikel 14 Beispiel: Probiotika Ablehnung von Anträgen durch EFSA wissenschaftlich umstritten Folie 24

25 Kindermilch gesünder als Kuhmilch wertvolles omega-3 Folie 25

26 Kindermilch Bezeichnungsschutz: Anhang XII Ziffer II.3 VO (EG) 1234/2007 Die Bezeichnung Milch und die für Milcherzeugnisse verwendeten Bezeichnungen können auch zusammen mit einem oder mehreren Worten für die Bezeichnung von zusammengesetzten Erzeugnissen verwendet werden, bei denen kein Bestandteil einen beliebigen Milchbestandteil ersetzt oder ersetzen soll und bei dem die Milch oder ein Milcherzeugnis einen nach der Menge oder nach der für das Erzeugnis charakteristischen Eigenschaft wesentlichen Teil darstellt. immer vorsätzlicher Austausch von Milchfett durch Pflanzenfett und deshalb unzulässige Verkehrsbezeichnung! BVL prüft momentan die Diäteignung, bisher keine Vorschriften zur Zusammensetzung Folie 26

27 Nahrungsergänzungsmittel für Säuglinge und Kleinkinder Beispiele für Auslobungen auf Internetseiten Folie 27

28 Nahrungsergänzungsmittel für Säuglinge und Kleinkinder diätetisches Lebensmittel: bestimmter Nährstoffbedarf aufgrund eines besonderen physiologischen Umstands ( 1 DiätV) Diätetische Lebensmittel sind Lebensmittel, die für eine besondere Ernährung bestimmt sind. Nahrungsergänzungsmittel: 1 NemV: Nahrungsergänzungsmittel sind Lebensmittel, die die allgemeine Ernährung ergänzen nicht zulässig, da sich diätetische Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel rechtlich ausschließen Folie 28

29 Zusammenfassung Warengruppe mit strengen rechtlichen Vorgaben Beurteilung anhand übergreifender Rechtsgrundlagen Einordnung als diätetisches Lebensmittel bei Probenahme wichtig viele Diskussionspunkte über Anwendung der VO (EG) 1924/2006 Folie 29