Prof. Dr. Carsten Wippermann. Die feinen Unterschiede der Eltern
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- Hinrich Baumann
- vor 7 Jahren
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1 Prof. Dr. Carsten Wippermann Die feinen Unterschiede der Eltern Internationaler Kongress Die Hundert Sprachen der Kinder Liederhalle, Stuttgart, 09. Oktober 2014
2 Welche Bedeutung haben Kitas eigentlich für unsere Gesellschaft? Kitas haben eine Schlüsselrolle: Sie sind Ort und Gelegenheit, an denen Kinder (und Eltern!) aus ganz verschiedenen Lebenswelten überhaupt zusammenkommen können. Fragen: Begreifen Kitas dies als ihre gesellschaftliche Aufgabe? Nehmen sie gesellschaftliche Entwicklungen sensibel wahr? Stellen sich auf diese ein (und ihr Handeln, ihre Konzepte entsprechend um)? Haben Erzieher/innen ein Gespür für die Eltern aus verschiedenen Milieus, die sich ihren Bedarfen, Motiven und Ansprüchen an die Kita stets weiter (auseinander) entwickeln, und professionalisieren sie die dafür notwendige interkulturelle (lebensweltliche) Kompetenz? Aus welchen Lebenswelten kommen die Kinder aus welchen die Erzieher/innen? Gibt es in dieser Passung Brüche und Lücken, die Risiken für den pädagogischen und gesellschaftlichen Auftrag der Kita sind?
3 DELTA-Institut DELTA-Milieus in Deutschland Ein Gesellschaftsmodell Materielles & soziales Kapital Oberschicht Obere Untere Unterschicht 5% Traditionelle 15% Etablierte 6% Postmaterielle 10% Bürgerliche Mitte 18% Benachteiligte 14% Hedonisten 11% 13% Expeditive 8% Bildung Einkommen Berufsprestige Soziale Lage nach Mikrozensus und OECD Grundorientierung A 1 Unterordnung Pflicht, Akzeptanz A 2 Einordnung Modernisierung Selbstkontrolle "Festhalten" "Wandel akzeptieren" Gemeinsame Traditionen B1 Lebensstandard Status, Besitz, Teilhabe Kennen, Können, Ankommen "Geltung & Genuss" Selbstverwirklichung B2 Aufklärung, Emanzipation Aufbruch, Widerstand Ganzheitlich leben "Sein & Verändern" Modernitätsverständnisse Modernitätskulturen Kulturelles Kapital C1 Flexibilität, Mobilität Optionalität Erfolgs-Pragmatismus "Machen & Erleben" C2 Management von Grenzen Synthesen, Synästhesien Pragmatischer Idealismus "Grenzen überschreiten" Selbstmanagement
4 DELTA-Institut DELTA-Milieus in Deutschland Ein Gesellschaftsmodell Materielles & soziales Kapital Oberschicht Obere Untere Unterschicht 5% Traditionelle 15% Etablierte 6% Postmaterielle 10% Bürgerliche Mitte 18% Benachteiligte 14% Hedonisten 11% 13% Expeditive 8% Bildung Einkommen Berufsprestige Soziale Lage nach Mikrozensus und OECD Grundorientierung A 1 Unterordnung Pflicht, Akzeptanz A 2 Einordnung Modernisierung Selbstkontrolle "Festhalten" "Wandel akzeptieren" Gemeinsame Traditionen B1 Lebensstandard Status, Besitz, Teilhabe Kennen, Können, Ankommen "Geltung & Genuss" Selbstverwirklichung B2 Aufklärung, Emanzipation Aufbruch, Widerstand Ganzheitlich leben "Sein & Verändern" Modernitätsverständnisse Modernitätskulturen Kulturelles Kapital C1 Flexibilität, Mobilität Optionalität Erfolgs-Pragmatismus "Machen & Erleben" C2 Management von Grenzen Synthesen, Synästhesien Pragmatischer Idealismus "Grenzen überschreiten" Selbstmanagement
5 DELTA-Institut Kinder unter 6 Jahren im Haushalt Verteilung über die DELTA-Milieus = 100% Materielles & soziales Kapital Oberschicht Obere Untere Unterschicht 2,0% Traditionelle 4,1% Etablierte 6,5% Postmaterielle 11,2% 16,0% Bürgerliche Mitte 19,8% Benachteiligte 17,4% Hedonisten 12,7% Expeditive 10,2% Bildung Einkommen Berufsprestige Soziale Lage nach Mikrozensus und OECD Grundorientierung A 1 Unterordnung Pflicht, Akzeptanz Quelle: TdW 2013; DELTA-Institut; Fälle A 2 Einordnung Selbstkontrolle Modernisierung "Festhalten" "Wandel akzeptieren" Gemeinsame Traditionen B1 Lebensstandard Status, Besitz, Teilhabe Kennen, Können, Ankommen "Geltung & Genuss" Selbstverwirklichung B2 Aufklärung, Emanzipation Aufbruch, Widerstand Ganzheitlich leben "Sein & Verändern" Modernitätsverständnisse Modernitätskulturen Kulturelles Kapital C1 C2 Flexibilität, Mobilität Management von Grenzen Optionalität Synthesen, Synästhesien Erfolgs-Pragmatismus Pragmatischer Idealismus "Machen & Erleben" "Grenzen überschreiten" Selbstmanagement
6 DELTA-Institut Rollenbilder einer "guten Mutter" in den DELTA-Milieus in Deutschland Oberschicht Obere Untere Unterschicht Aufmerksame Behüterin Traditionelle Fürsorgende Mama zu Hause Etablierte Die Erziehungs- Managerin Bürgerliche Mitte Die allzuständige Beschützerin & Förderin Benachteiligte Die Versorgungs- Mutti Postmaterielle Die Lebensphasen- Begleiterin Hedonisten Projekt-Profi Mama Die große Schwester & "etwas andere" Mutter Expeditive Die begeisterte Mutter entdeckt sich selbst Soziale Lage nach Mikrozensus und OECD Grundorientierung A 1 Unterordnung Pflicht, Akzeptanz A 2 Einordnung Selbstkontrolle Modernisierung "Festhalten" "Wandel akzeptieren" Gemeinsame Traditionen B1 Lebensstandard Status, Besitz, Teilhabe Kennen, Können, Ankommen "Geltung & Genuss" Selbstverwirklichung B2 Aufklärung, Emanzipation Aufbruch, Widerstand Ganzheitlich leben "Sein & Verändern" C1 C2 Flexibilität, Mobilität Management von Grenzen Optionalität Synthesen, Synästhesien Erfolgs-Pragmatismus Pragmatischer Idealismus "Machen & Erleben" "Grenzen überschreiten" Selbstmanagement
7 Typische Aussagen Etablierte "Die Erziehungs-Managerin" "Pausen zwischendurch sind schon wichtig, sonst wird das ganze Programm mit Klavier, Ballett und Reiten zu anstrengend und sie verlieren die Lust und schmeißen alles hin dann ist auch nichts gewonnen." "Das Sprichwort Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr hat schon seine Richtigkeit. Man kann gar nicht früh genug damit anfangen."
8 Typische Aussagen Bürgerliche Mitte "Die allzuständige Beschützerin und Förderin" "Ich lese so ziemlich alles, was ich zum Thema Erziehung und Kinder in die Finger kriege. Vom Arzt sind es Broschüren, dann lese ich diese Babyzeitschrift, die man in der Apotheke kriegt, das ist immer ein bisschen breit gefächert und da steht etwas über Erziehung und Gesundheit drin. Dann lese ich alle möglichen Bücher. Und natürlich tausche ich mich mit Freunden aus, wo man dann halt sagt, wie ist das bei euch, bei uns ist das gerade so und so. Ich finde das schon wichtig, man möchte ja nichts falsch machen und erst hinterher merken, dass man etwas versäumt hat."
9 Typische Aussagen Benachteiligte "Mein Sohn hat eine Playstation 2, einen Kassettenrecorder mit CD, einen Fernseher, einen PC, eine Kamera, ein Handy. Das ist ein bisschen frustrierend für ihn, wenn ich als Strafe dann alles aus seinem Zimmer raus räume. Außer dem Fernseher natürlich." "Die Kinder erziehen sich teilweise selber. Sie machen ihre Hausaufgaben selber und wenn sie Hunger haben, dann können sie sich selber versorgen. Ich habe mich nie darum gekümmert, jemanden für meine Kinder zu organisieren, wenn ich arbeiten war." "Vor kurzem war mein Kind ein paar Tage im Krankenhaus, da war ich allein zu Hause. Es war so ungewohnt, alles so ruhig und man hat keine Nervensäge an der Backe."
10 DELTA-Institut Rollenbilder eines "guten Vaters" in den DELTA-Milieus in Deutschland Oberschicht Obere Leitendes Oberhaupt der Familie Traditionelle Etablierte Perfektes u. menschliches Vorbild: überlegter Weichensteller Bürgerliche Mitte Aktiver Feierabendund Wochenend-Papa Postmaterielle Partizipierender Erzieher Professioneller Part-Time Expeditive Event-Papa Der Entdecker fremder Welten Untere Unterschicht Ernährer der Familie "draußen" Benachteiligte Geldverdiener & Chef Hedonisten Der große Bruder: Spiel- und Spaßvater Soziale Lage nach Mikrozensus und OECD Grundorientierung A 1 Unterordnung Pflicht, Akzeptanz A 2 Einordnung Selbstkontrolle Modernisierung "Festhalten" "Wandel akzeptieren" Gemeinsame Traditionen B1 Lebensstandard Status, Besitz, Teilhabe Kennen, Können, Ankommen "Geltung & Genuss" Selbstverwirklichung B2 Aufklärung, Emanzipation Aufbruch, Widerstand Ganzheitlich leben "Sein & Verändern" C1 C2 Flexibilität, Mobilität Management von Grenzen Optionalität Synthesen, Synästhesien Erfolgs-Pragmatismus Pragmatischer Idealismus "Machen & Erleben" "Grenzen überschreiten" Selbstmanagement
11 DELTA-Institut DELTA-Submilieus in Deutschland Oberschicht Obere Untere Unterschicht Traditionsverhaftete Standesbewusste Repräsentanten Etablierte Postmaterielle Humanistisch- Bildungsbürgerliche Traditionelle Junge Traditionsbewusste Zurückgezogene Traditionelle Technokratisch- Distinguierte Arriviert- Kosmopolitische Statusorientiertes Bürgertum Bürgerliche Mitte Modernes Harmoniemilieu Robuste Konsum-Materialisten Benachteiligte Defensiv Prekäre Sozial-Ökologische Individualistisch- Intellektuelle Bürgerliche Bürgerliche Hedonisten Hedonisten Subkulturelle Hedonisten Liberale Expeditive Experimentalisten Kreative Avantgarde Soziale Lage nach Mikrozensus und OECD Grundorientierung A 1 Unterordnung Pflicht, Akzeptanz Selbstkontrolle "Festhalten" A 2 Einordnung Modernisierung "Wandel akzeptieren" Gemeinsame Traditionen B1 Lebensstandard Status, Besitz, Teilhabe Kennen, Können, Ankommen "Geltung & Genuss" Selbstverwirklichung B2 Aufklärung, Emanzipation Aufbruch, Widerstand Ganzheitlich leben "Sein & Verändern" C1 Flexibilität, Mobilität Optionalität Erfolgs-Pragmatismus "Machen & Erleben" C2 Management von Grenzen Synthesen, Synästhesien Pragmatischer Idealismus "Grenzen überschreiten" Selbstmanagement
12 Soziale Distinktion Abgrenzung nach unten
13 DELTA-Institut Linien soziale Distinktion nach "unten" Oberschicht Obere Traditionsverhaftete Standesbewusste Repräsentanten Humanistisch- Bildungsbürgerliche Junge Traditionsbewusste Technokratisch- Distinguierte Arriviert- Kosmopolitische "Ich möchte nicht, dass mein Kind Etablierte mit allen möglichen anderen Kindern spielt." Statusorientiertes Bürgertum Bürgerliche Mitte Modernes Harmoniemilieu Postmaterielle Sozial-Ökologische Individualistisch- Intellektuelle Bürgerliche Bürgerliche Hedonisten Liberale Expeditive Experimentalisten Kreative Avantgarde Untere Traditionelle Zurückgezogene Traditionelle Robuste Konsum-Materialisten Benachteiligte Hedonisten Subkulturelle Hedonisten Unterschicht Defensiv Prekäre Soziale Lage nach Mikrozensus und OECD Grundorientierung A 1 Unterordnung Pflicht, Akzeptanz A 2 Einordnung Selbstkontrolle Modernisierung "Festhalten" "Wandel akzeptieren" Gemeinsame Traditionen B1 Lebensstandard Status, Besitz, Teilhabe Kennen, Können, Ankommen "Geltung & Genuss" Selbstverwirklichung B2 Aufklärung, Emanzipation Aufbruch, Widerstand Ganzheitlich leben "Sein & Verändern" C1 C2 Flexibilität, Mobilität Management von Grenzen Optionalität Synthesen, Synästhesien Erfolgs-Pragmatismus Pragmatischer Idealismus "Machen & Erleben" "Grenzen überschreiten" Selbstmanagement
14 Risiko: Kita als symbolischer Ort (Gelegenheit) sozialer und sozialräumlicher Distinktion und Abschottung
15 Vor allem Eltern gehobener Milieus aber zunehmend Eltern aus der Mitte entscheiden sich bewusst, in welche Kita sie ihr Kind geben Städtische Einrichtungen haben ein zunehmend schlechtes Image (es gibt Ausnahmen) Private Einrichtungen gewinnen an Attraktivität aufgrund ihrer Werteerziehung aufmerksamen Sondierung und gezielten Förderung von individueller Talenten reflektierten pädagogischen Ausrichtung Innovations-Tätigkeit in kurzen Zyklen (Reagibilität auf Bedarfe / im Wettbewerb) kleinen Gruppen Wertschätzung und individuelle Aufmerksamkeit für mein Kind
16 Maßstab zur Bewertung von Kitas sind Ästhetische Anmutung der Einrichtung sauber, behaglich, stimmig, freundlich-fröhlich, lebendig, kreativitätsfördernd Kompetenz der Mitarbeiter kommunikativ (mit Kindern, mit Eltern) fachlich: ein methodisch breites Spektrum Professionalität & Flexibilität & Innovationsbereitschaft
17 DELTA-Institut DELTA-Milieus Eltern mit Kind(ern) unter 6 Jahren Oberschicht Obere Untere Unterschicht Soziale Lage nach Mikrozensus und OECD Grundorientierung Traditionsverhaftete 0,8% A 1 Unterordnung Pflicht, Akzeptanz Selbstkontrolle "Festhalten" Standesbewusste Repräsentanten 1,3% Etablierte 4,1% Postmaterielle Humanistisch- Bildungsbürgerliche 0,7% Traditionelle Junge Traditionsbewusste 1,9% Zurückgezogene Traditionelle 1,4% A 2 Einordnung Modernisierung "Wandel akzeptieren" Gemeinsame Traditionen Quelle: TdW 2013; DELTA-Institut; Fälle Technokratisch- Distinguierte Arriviert- 2,4% Kosmopolitische Statusorientiertes Bürgertum 13,3% Bürgerliche Mitte Modernes Harmoniemilieu 6,6% Robuste Konsum-Materialisten 7,7% Benachteiligte Defensiv Prekäre 9,7% B1 Lebensstandard Status, Besitz, Teilhabe Kennen, Können, Ankommen "Geltung & Genuss" Sozial-Ökologische 7,7% 17% Selbstverwirklichung Individualistisch- Intellektuelle 3,5% Bürgerliche 9,8% Bürgerliche Hedonisten 5,6% B2 Aufklärung, Emanzipation Aufbruch, Widerstand Ganzheitlich leben "Sein & Verändern" Hedonisten 22% Subkulturelle Hedonisten 7,1 Liberale 6,2% C1 Flexibilität, Mobilität Optionalität Erfolgs-Pragmatismus "Machen & Erleben" Expeditive Experimentalisten 6,5% 17% C2 Management von Grenzen Synthesen, Synästhesien Pragmatischer Idealismus "Grenzen überschreiten" Selbstmanagement Kreative Avantgarde 3,7% 56%
18 DELTA-Institut Aus welchen Milieus kommen mehrheitlich die Erzieherinnen in den Kitas? Oberschicht Obere Traditionsverhaftete Standesbewusste Repräsentanten Humanistisch- Bildungsbürgerliche Junge Traditionsbewusste Technokratisch- Distinguierte Arriviert- Kosmopolitische Etablierte Statusorientiertes Bürgertum Bürgerliche Mitte Modernes Harmoniemilieu Postmaterielle Sozial-Ökologische Individualistisch- Intellektuelle Bürgerliche Bürgerliche Hedonisten Liberale? Expeditive? Experimentalisten Kreative Avantgarde Untere Traditionelle Zurückgezogene Traditionelle Robuste Konsum-Materialisten Benachteiligte Hedonisten Subkulturelle Hedonisten Unterschicht Defensiv Prekäre Soziale Lage nach Mikrozensus und OECD Grundorientierung A 1 Unterordnung Pflicht, Akzeptanz A 2 Einordnung Selbstkontrolle Modernisierung "Festhalten" "Wandel akzeptieren" Gemeinsame Traditionen B1 Lebensstandard Status, Besitz, Teilhabe Kennen, Können, Ankommen "Geltung & Genuss" Selbstverwirklichung B2 Aufklärung, Emanzipation Aufbruch, Widerstand Ganzheitlich leben "Sein & Verändern" C1 C2 Flexibilität, Mobilität Management von Grenzen Optionalität Synthesen, Synästhesien Erfolgs-Pragmatismus Pragmatischer Idealismus "Machen & Erleben" "Grenzen überschreiten" Selbstmanagement
19 Erweiterte Perspektive: Migranten-Milieus Kulturelle Vielfalt Lebenswelten in Deutschland (soziale Milieus)
20 Gesamtheit Menschen mit Migrationshintergrund und Wohnsitz in Deutschland Nach Daten des Statistischen Bundesamts umfasst die Grundgesamtheit 16,3 Millionen Menschen 20,0% Jedes 3. Kind (34,9%) unter 5 Jahren wächst in einer Familie mit Migrationshintergrund auf 9,0% Ausländer 11,0% Deutsche mit Migrationshintergrund Gesamtpopulation ohne Altersbegrenzung Definition: Statistisches Bundesamt 2013; Statistisches Bundesamt, Fachserie 1, Reihe 2.2, 2012; Verteilung: Mikrozensus 2012
21 Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland Wichtigste Herkunftsländer Türkei 15,8% Polen 8,3% Russische Föderation 6,7% Italien 4,7% Kasachstan 4,7% Spätaussiedler 3,26 Mio. 20,6% Russischen Föderation Kasachstan Polen Rumänien Gesamtpopulation ohne Altersbegrenzung Definition: Statistisches Bundesamt 2011; Verteilung: Mikrozensus 2010
22 Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland Migranten-Milieus hoch 1 mittel 2 Statusorientiertes Milieu 12% Intellektuellkosmopolitisches Milieu 11% Multikulturelles milieu 13% Adaptives Bürgerliches Milieu 16% niedrig 3 Religiösverwurzeltes Milieu 7% Traditionelles Arbeitermilieu 16% Entwurzeltes Milieu 9% Hedonistischsubkulturelles Milieu 15% Soziale Lage Grundorientierung AI Vormoderne Tradition Konservativreligiös, strenge, rigide Wertvorstellungen, kulturelle Enklave AII Ethnische Tradition Pflicht- und Akzeptanzwerte, materielle Sicherheit, traditionelle Moral BI Konsum-Materialismus Status, Besitz, Konsum, Aufstiegsorientierung, soziale Akzeptanz und Anpassung BII Individualisierung Selbstverwirklichung, Leistung, Genuss, bi-kulturelle Ambivalenz und Kulturkritik C Multi-Optionalität Postmodernes Werte- Patchwork, Sinnsuche, multikulturelle Identifikation Tradition Modernisierung Neuidentifikation
23 "Ich weiß gar nicht, in welche Kultur ich gehöre" hoch 1 mittel 2 Statusorientiertes Milieu 7% Intellektuellkosmopolitisches Milieu 7% 12% B23 Adaptives Bürgerliches Milieu Multikulturelles milieu 9% * Basis: Top-2-Boxes einer 4er-Skala Ø = 17% niedrig 3 Soziale Lage Grundorientierung Religiösverwurzeltes Milieu 16% AI Archaische Tradition Konservativreligiös, strenge,rigide Wertvorstellungen, kulturelle Enklave Traditionelles Arbeitermilieu 20% AII Ethnische Tradition Pflicht- und Akzeptanzwerte, materielle Sicherheit, traditionelle Moral Entwurzeltes Milieu 25% BI Konsum-Materialismus Status, Besitz, Konsum, Aufstiegsorientierung, soziale Akzeptanz und Anpassung BII Individualisierung Selbstverwirklichung, Leistung, Genuss, bi-kulturelle Ambivalenz Hedonistischsubkulturelles Milieu 35% C Multi-Optionalität Postmodernes Werte- Patchwork, Sinnsuche, multikulturelle Identifikation Tradition Modernisierung Neuidentifikation = stark überrepräsentiert Indexwert 126 = überrepräsentiert Indexwert = durchschnittlich Indexwert = unterrepräsentiert Indexwert = stark unterrepräsentiert Indexwert 74
24 "Ich habe noch nie eine deutsche Familie zu Hause besucht" * hoch 1 mittel 2 Statusorientiertes Milieu 7% Intellektuellkosmopolitisches Milieu 4% 3% B23 Adaptives Bürgerliches Milieu Multikulturelles milieu 5% * Basis: Top-2-Boxes einer 4er-Skala Ø = 14% niedrig 3 Soziale Lage Grundorientierung Religiösverwurzeltes Milieu 70% AI Archaische Tradition Konservativreligiös, strenge,rigide Wertvorstellungen, kulturelle Enklave Traditionelles Arbeitermilieu 12% AII Ethnische Tradition Pflicht- und Akzeptanzwerte, materielle Sicherheit, traditionelle Moral Entwurzeltes Milieu 17% BI Konsum-Materialismus Status, Besitz, Konsum, Aufstiegsorientierung, soziale Akzeptanz und Anpassung BII Individualisierung Selbstverwirklichung, Leistung, Genuss, bi-kulturelle Ambivalenz Hedonistischsubkulturelles Milieu 22% C Multi-Optionalität Postmodernes Werte- Patchwork, Sinnsuche, multikulturelle Identifikation Tradition Modernisierung Neuidentifikation = stark überrepräsentiert Indexwert 126 = überrepräsentiert Indexwert = durchschnittlich Indexwert = unterrepräsentiert Indexwert = stark unterrepräsentiert Indexwert 74
25 Befund und (m)ein erstes Fazit
26 Befund Die Unterschiedlichkeit der Milieus führt zu vielfältigen Mustern und Dynamiken der Imitation und Distinktion Eltern (und Kinder) aus den verschiedenen Milieus haben je spezifische Bedarfe und Problemlagen aber auch je spezifische soziale und kulturelle Ressourcen Hier ist die Kita ein Ort, an dem diese zusammenkommen könn(t)en
27 Gesellschaftliche & pädagogische Mitverantwortung der Kitas Herausforderung und Chance Das Risiko besteht und wächst, dass die Menschen am unteren Rand der Gesellschaft resignieren, sich selbst aufgeben, weil sie immer mehr den Anschluss verlieren. aktive und passive Ausgrenzung Was bedeutet es für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, wenn z.b. Kinder der Bürgerlichen Mitte nur noch ihre eigene Lebenswelt kennen und nicht mehr Milieus am unteren Rand der Gesellschaft? Wie kann hier soziale Empathie entstehen? Gesellschaftliche Solidarität und Subsidiarität wären dann nurmehr ein Abstraktum!
28 Zukunftsfähigkeit der Kita Pädagogische Fachkräfte mit der Fähigkeit des Zugangs zu allen Milieus keine soziokulturelle Verengung Kita nicht (länger) eine fachliche Enklave von Erzieherinnen und Erziehern Inklusion anderer Professionen (z.b. Theaterpädagogik, Erlebnispädagogik, Soziale Arbeit,.) Anpassung der Entgelte für Erzieherinnen und Erzieher (Passung von Ausbildungsdauer und Entgelthöhe) Mehr Männer als Erzieher in Kitas
29 Zielgruppen-Orientierung und ihre Ambivalenz Eine rationale Reaktion auf die zunehmende Vielfalt von Eltern aus verschiedenen Milieus ist eine strategische Zielgruppenorientierung. Bündelung von Ressourcen und permanente Weiterentwicklung von Kompetenzen, um die Ansprüche der Zielgruppen überhaupt und professionell zu bedienen ( echte Dienst-Leistung). V.a. Kitas in privater Trägerschaft praktizieren dies mit großer Dynamik und Innovationskraft. Andererseits Zielgruppenorientierung bedeutet Priorisierung von Kunden ; eine explizite oder performative Ausgrenzung von Kindern/Eltern jenseits der strategischen Zielgruppe(n). Das birgt das Risiko, Erziehung in Kitas weniger als gesellschaftliche Aufgabe, sondern primär als kundenorientierte Aufgabe zu begreifen. (Wann ist man erfolgreich?) Damit würde eine aus Sicht der meisten Eltern notwendige Professionalisierung der Kita mit dem rationalen Kalkül der Zielgruppenorientierung vermutlich die bestehenden Tendenzen zur Distinktion bestätigen und verstärken.
30 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
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