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1 II Musikinstrumente Stimme Beitrag 9 Das Orchester und sein Dirigent 1 Das Orchester und sein Dirigent von Prof. Dr. Lars Oberhaus, Ravensburg Themenaspekte: Instrumentenkunde anhand eines ungewöhnlichen Probespiels; Beruf und Aufgaben eines Dirigenten; Dirigierübungen Ziele: Klassenstufe: Kl. 5/6 Zeitbedarf: Klangbeispiele: Hintergrundinformationen Den Schülerinnen und Schülern sind die verschiedenen Aufgabenbereiche an der kulturellen Institution Orchester bewusst. Praxisorientiert haben sie die Orchesterinstrumente und die Aufgaben eines Dirigenten kennengelernt. Sie können die Grundschlagarten dirigieren. 4 5 Schulstunden Die Klangbeispiele zu dieser Unterrichtseinheit befinden sich auf der CD 8 zu RAAbits Realschule Musik (August 2008) als Track Der Bereich Instrumentenkunde gehört zweifellos zu den traditionellen und beliebten Unterrichtsthemen in der Unterstufe. Die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Instrumenten dient dazu, Kenntnisse über deren Klangerzeugung und Spieltechnik sowie über deren historische Entwicklung zu erhalten, um sich mit unterschiedlichen Formen des Zusammenspiels und mit verschiedenen Kompositionen bzw. Komponisten auseinanderzusetzen. Die Anforderungen an eine gelungene Einführung in die Instrumentenkunde sind also hoch, bedenkt man, dass hierbei Grundkompetenzen vermittelt werden und gleichzeitig das Ziel verfolgt werden soll, Neugier fürs Musikmachen zu wecken, um Schüler zum Lernen eines Instruments zu begeistern. Neben der intensiven Beschäftigung mit dem Thema Instrumentenkunde bietet das vorliegende Unterrichtsmaterial auch eine Einführung in die Arbeit des Dirigenten. Wird im ersten Bereich die Auseinandersetzung mit den Instrumenten des klassischen Orchesters angestrebt, so erhalten im zweiten die spezifischen Anforderungen im Beruf des Dirigenten sowie die Tätigkeit des Dirigierens einen besonderen Stellenwert. Beide Bereiche stehen aber nicht einfach nebeneinander, sondern werden aufeinander bezogen, um letztlich die grundlegende sozial-kommunikative Dimension des Orchesterspiels auch in den Unterricht zu verlagern. Das hier vorgestellte Unterrichtsmaterial will vornehmlich einen offenen, unkonventionellen und aktiven Zugang zum Orchester und seinem Dirigenten vermitteln. Die Vielschichtigkeit des Themas kann in seiner ganzen Spannbreite nicht erfasst werden. Daher beschränkt sich das Unterrichtsmaterial bewusst auf zentrale Schlaglichter. So werden verschiedene Fenster geöffnet, die neue Blickrichtungen auf das Verhältnis zwischen Orchester und Dirigent ermöglichen. Im Gegensatz zur permanenten Aktualität des Lernfelds und zur vielschichtigen Literatur über Instrumente und ihre Geschichte gibt es nur wenige Fachbücher, die sich explizit als Unterrichtsmaterial verwenden lassen. Dabei werden oftmals die Instrumente in Gruppen eingeteilt und anschließend einzeln mit den dazugehörigen Klangbeispielen vorgestellt. Auch andere methodische Zugangsformen, wie z.b. die Vorstellung des Instruments durch Schüler oder die Einführung in Spieltechniken über Gießkanne und Strohhalm, sind originell, aber stilisiert. Instrumentenkunde sollte sich nicht nur auf abfragbares Wissen beschränken, sondern vielmehr mit einer aktiven, offenen Aneignung von Klängen und Besetzungen verknüpft sein. Ähnlich verhält es sich mit den Aufgaben eines Dirigenten als eigenständiges Lernfeld und Unterrichtsinhalt: Seine Stellung zwischen Künstler und Organisator ist den Schülern oftmals nicht bekannt. Die Tätigkeit des Dirigierens dient im vorliegenden Unterrichtsmaterial weniger als Schablone, um stereotyp Schlagfiguren auszuführen, sondern vielmehr als ein Musizieren mit dem eigenen Körper ohne Instrument.

2 4 Das Orchester und sein Dirigent Musikinstrumente Stimme Beitrag 9 II Materialübersicht Zeitbedarf (in Min.) Seite M 1 Bauanleitung einer Knalltüte erste Schlagversuche (15) 5 M 2 Musik mit Luftballons und Gläsern erste Blas- und Streichversuche (20) 6 M 3 Einteilung der Musikinstrumente (10) 7 M 4 Das ungewöhnliche Probespiel ein Karteikartenspiel (30) 8 M 5 Zuordnung von Instrumenten anhand von Klangbeispielen (15) 15 M 6 Sitzordnung im klassischen Orchester (15) 16 M 7 Dirigent/Dirigentin ein Beruf für mich?! (20) 17 M 8 Freies Bewegen und Dirigieren (15) 17 M 9 Der Dirigent und andere Berufe im Orchester (20) 18 M 10 Übungen zu den Schlagfiguren (20) 19 Erläuterungen 20 Übersicht über die Klangbeispiele (CD 8/August 2008) Track Titel Dauer Claude Debussy: Prélude à l après-midi d un faune (Flöte; Anfang) 0:33 Maurice Ravel: Le tombeau de Couperin (Oboe; Anfang) 0:24 Igor Strawinsky: Le Sacre du Printemps, Introduzione (Fagott; Anfang) 0:33 Modest Mussorgskij: Bilder einer Ausstellung, Promenade (Trompete; Anfang) 0:32 Georg Friedrich Händel: Nr. 14, Va tacito e nascosto (Arie des Caesar), 0:31 aus: Giulio Cesare in Egitto (Horn; Anfang) Richard Strauss: Burleske, d-moll (Pauke; Anfang) 0: Bedřich Smetana: Die verkaufte Braut, Ouvertüre (Violine; Anfang) 0:42 Adolphe Adam: Giselle, 2. Akt, Nr. 21: Pas de Deux (Viola; Anfang) 1:06 Gioacchino Rossini: Wilhelm Tell, Ouvertüre (Violoncello; Anfang) 1:08 Gustav Mahler: Sinfonie Nr. 1, 3. Satz (Kontrabass; Anfang) 0: Joseph Haydn: Sinfonie Nr. 92, G-Dur ( Oxford ), Hob. I:92: Menuett 3:13 (Wiener Philharmoniker, Leonard Bernstein; gekürzt) 15 Markierung: 1. Reprise des Anfangsthemas 16 Markierung: 2. Reprise des ersten Abschnitts 17 Markierung: Beginn des Trios

3 II Musikinstrumente Stimme Beitrag 9 Das Orchester und sein Dirigent 5 M 1 Bauanleitung einer Knalltüte erste Schlagversuche Die Knalltüte ist ein ungewöhnliches Schlaginstrument aus Papier. Sie lässt sich leicht aus einem rechteckigen Blatt Papier falten. Es gibt sie bereits seit mehreren hundert Jahren. Der Begriff wird auch als Schimpfwort verwendet: Du bist vielleicht eine Knalltüte. Am besten verwendet ihr stabiles Zeitungsoder Geschenkpapier. Falte zuerst das Blatt an der senkrechten Linie. Mache die Faltung wieder rückgängig. Falte das Blatt an der waagerechten Linie. Mache die Faltung wieder rückgängig. Klappe die Seitenecken an den schrägen Linien zur Papiermitte um. Klappe beide Seiten an der in der Mitte eingezeichneten gestrichelten waagerechten Linie nach oben. Knicke die Seitenecken an den schrägen Linien nach oben. Falte beide Seiten nach hinten. Deine Knalltüte ist fertig. Fasse die Tüte zwischen Daumen und Zeigefinger und schlage sie mit dem ganzen Arm blitzschnell mit aller Kraft nach unten.

4 6 Das Orchester und sein Dirigent Musikinstrumente Stimme Beitrag 9 II M 2 Musik mit Luftballons und Gläsern erste Blas- und Streichversuche Zeichnungen: Oliver Christian Wetterauer, Stuttgart. Aufgaben (M 2) 1. Füllt eure Gläser mit Wasser in unterschiedlicher Menge. Befeuchtet euren Zeigefinger und kreist gleichmäßig um den Glasrand. So erzeugt ihr einen hellen, flirrenden Ton. Stellt euch anschließend so auf, dass die Gläser von hoch nach tief geordnet sind. Erfindet verschiedene Abläufe, wie man die Gläser zum Klingen bringen kann (ansteigend erst einer, dann alle; von der Mitte zur Seite, Pausen auf Zeichen). Ihr könnt auch andere Klangerzeugungsmöglichkeiten (mit einem Stab an das Glas schlagen) hinzunehmen. 2. Blast die Luftballons auf und zieht anschließend die Luftöffnung mit beiden Seiten auseinander, um einen quietschenden Ton zu erzeugen. Entwickelt auch hier einige Abläufe, wie mit den Klängen experimentiert werden kann. 3. Wie funktioniert die Klangerzeugung bei den Knalltüten, Luftballons und Gläsern? Unterscheidet zwischen Material und Spielweise. Welche Instrumente kennst du, die ähnlich funktionieren? Aufgaben (M 1) 1. Stellt euch gemeinsam im Kreis auf. Erstellt mit eurer Knalltüte einen durchgehenden langsamen Rhythmus. Verändert das Tempo und entwickelt verschiedene Rhythmen. 2. In einem Orchester gibt der Dirigent den Musikern genau an, wann sie zu spielen haben: Er gibt ihnen ihren Einsatz. Dazu hebt er den Arm und zeigt an der entsprechenden Stelle kurz auf den Musiker. So können sie auf den Punkt genau spielen. Ein Teilnehmer stellt sich in die Kreismitte und gibt über Arm-/Handbewegungen an, wann die anderen Teilnehmer einen Knall erzeugen sollen. Die Einsätze werden frei und ohne festes Zeitmaß gegeben. Das Ziel ist, genau zusammenzuspielen. 3. Baut euch zu Hause eine einmalige Knalltüte, die besonders auffällt. Bemalt sie z. B. mit Farben, klebt Materialien auf sie (Heftzwecken, Kordeln...), schneidet Löcher hinein oder verwendet verschiedene Größen.

5 II Musikinstrumente Stimme Beitrag 9 Das Orchester und sein Dirigent 9 Karteikarten Jurymitglied 1: Der Skeptiker Du bewertest Probespiele sehr kritisch und skeptisch. Du hörst sehr aufmerksam zu und stellst gerne direkte Fragen zum Komponisten und zum Stück. So willst du überprüfen, ob sich der Musiker auskennt. Du nörgelst viel und gerne herum. Deine Kollegen schätzen dich wegen deines Fachwissens. Begeisterten Jurymitgliedern fällst du ins Wort, um sie zur Ruhe zu ermahnen. Jurymitglied 5: Der Hektiker Du bist ein Jurymitglied, das nervös ist und unter Zeitdruck steht. Ständig hast du neue Termine. Dich interessieren nur die wichtigsten Informationen über das Instrument. Zwar bist du nicht unhöflich, aber man merkt dir deine Nervosität an. Jurymitglied 2: Der Begeisterte Du bist ein Jurymitglied, das schnell zu begeistern ist und sich über jeden neuen Musiker im Orchester freut. Du stellst kaum Fragen, die mit Musik zu tun haben, sondern lobst den Vortrag und die Schönheit der Musik. Von den Kollegen wirst du trotz deines Könnens oft belächelt, aber deine Leidenschaft für Musik und für die Instrumente machen dich auch sehr beliebt. Jurymitglied 3: Der Dirigent Jurymitglied 6: Der Entspannte Bei Musik kannst du dich gut entspannen. Besonders der Klang von Streichinstrumenten gefällt dir. Blasinstrumente magst du nicht. Oftmals schließt du die Augen und hörst ruhig zu, ohne dich zu langweilen. Dich interessieren besonders die Stücke, die vorgespielt werden. Du bist der Dirigent und willst immer nur das Beste für das Orchester. Du trittst sicher auf und achtest darauf, dass sich die einzelnen Jurymitglieder vertragen, sodass das Probespiel zügig und ohne Hindernisse verläuft. Die neuen Musiker sollen gut zum Orchester passen und sicher auftreten. Dich interessiert, was sie alles über das Instrument wissen und was besondere Schwierigkeiten bei der Spielweise sind. Jurymitglied 7: Der Arrogante Du fühlst dich als ein besonderes Jurymitglied, da du als Geiger selbst viel Erfahrung besitzt, alle schwierigen Orchesterstellen kennst und selber an vielen Probespielen teilgenommen hast. Den Vorspielern fühlst du dich daher überlegen und willst ihre persönlichen Schwächen aufdecken. Gerne forderst du sie dazu auf, über die Vorspielstücke und über besondere Schwierigkeiten auf dem Instrument zu erzählen. So willst du ihr Wissen und Können auf die Probe stellen. Jurymitglied 4: Der Interessierte Du bist ein Jurymitglied, das sich für die Vielfalt der Instrumente interessiert. Besonders der Klang, die Bauweise und die Spieltechnik interessieren dich. Du hörst aufmerksam zu und unterstützt die Vorspieler mit viel Lob. Wann immer möglich, möchtest du neue Informationen über Komponisten und Kompositionen erhalten. Dabei willst du auch wissen, wie die Ausbildung der Vorspieler verlaufen ist und ob sie auch andere Musikrichtungen hören und andere Instrumente beherrschen.

6 10 Das Orchester und sein Dirigent Musikinstrumente Stimme Beitrag 9 II QUERFLÖTE: Erste Flöten wurden aus Knochen oder Bambusrohren um 900 v.chr. in Asien hergestellt. Daher gehört die Querflöte zur Gruppe der Holzblasinstrumente, obwohl sie heutzutage aus Metall gebaut wird. Um 1750 entwickelte der Flötist Theobald Böhm eine Mechanik mit Klappensystem und seither werden Querflöten aus Metall gefertigt. Sie wird quer zum Körper gespielt und erfordert eine besondere, kunstvolle Anblastechnik. Das Faszinierende an der Querflöte ist ihre Vielseitigkeit. Sie besitzt einen großen Tonumfang und einen wandlungsfähigen Klang. Aus dem Orchester ist sie nicht wegzudenken. OBOE: Die Oboe ist ein Holzblasinstrument, das mit einem Doppelrohrblatt gespielt wird. Zur Klangerzeugung werden zwei Blättchen mit dem Mund aufeinandergepresst, die zu vibrieren beginnen. Erste Oboen finden sich in der Antike in Asien und wurden ab dem 17. Jahrhundert von den Hirten benutzt. Als Orchesterinstrument war sie erstmals am Hofe von Ludwig XIV. ( ) eine neue Erscheinung. Ihr eigenwilliger Klang macht sie zu einem besonderen Instrument. Die Klangerzeugung verlangt äußerst viel Kraft. FAGOTT: Das Fagott ist insgesamt 2,5 Meter groß. Als Holzblasinstrument wird es mit einem Doppelrohrblatt gespielt. Zwei Blättchen werden dazu aufeinandergepresst und zum Schwingen gebracht. Das Fagott wird sowohl als Instrument für die Begleitung als auch für Soli eingesetzt. Allerdings muss man dazu mehrere Notenschlüssel beherrschen (Sopran-, Altund Bassschlüssel). Erste Fagotte entstanden um Sie wurden in der Kirche und im Militär eingesetzt. TROMPETE: Ursprünglich konnte man auf der Trompete nur einige wenige Töne (Naturtöne) spielen, die über unterschiedliche Lippenspannungen am Mundstück erzeugt wurden. Erst später gab es drei zu drückende Ventile, um die Tonhöhe zu verändern. Trompeten können mit Dämpfern gespielt werden, die in den Schalltrichter gestopft werden. So können interessante Wah-Wah-Effekte erzeugt werden. Schon die Ägypter spielten vor 3500 Jahren Trompete auf Holzröhren. Jetzt werden sie aus Metall angefertigt. Mit ihrem durchdringenden, markanten Ton ist sie die Königin der Blechblasinstrumente. Sie diente als Signalinstrument, um im Krieg einen Angriff anzukündigen oder feierliche Ehrungen vorzunehmen. Trompeter waren angesehene Beamte und durften nur zu kirchlichen Anlässen mit anderen Musikern zusammenspielen. Trompeten gibt es in unterschiedlichen Stimmungen (C, D, F, B, Es). Durch neue technische Möglichkeiten (neue Materialien und Ventile) haben sich im Laufe der Zeit viele Veränderungen im Trompetenbau ergeben. Die Einsatzmöglichkeiten der Trompete sind sehr vielfältig. Es gibt sie neben dem Einsatz im Sinfonieorchester auch im Jazz, in Blaskapellen oder in Popbands.