I N F O R M A T I O N
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- Til Goldschmidt
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1 I N F O R M A T I O N zur Pressekonferenz mit Agrar-Landesrat Dr. Josef Stockinger und Dipl.-Ing. Dr. Horst Steinmüller, Leiter des Energieinstitutes, Johannes Kepler Universität Linz am 28. April 2010 zum Thema "OÖ. Bioraffinerie Zusatzchancen für Grünlandnutzung Perspektiven für die Landwirtschaft"
2 LR Dr. Stockinger / Dr. Steinmüller Seite 2 Neue Zukunfts-Chancen für Grünlandnutzung In der österreichischen Landwirtschaft zeichnet sich - genauso wie in vielen vergleichbaren europäischen Ländern - ein deutlicher Strukturwandel ab. Dieser ist unter anderem durch einen Rückgang der Viehwirtschaft und der Milchproduktion gekennzeichnet. Somit wird die Verwertung von Gras und Dauergrünland in Zukunft nicht mehr nur über den Rindermagen erfolgen können. Die Bundesanstalt für Alpenländische Landwirtschaft (BAL) in Gumpenstein schätzt, dass österreichweit mittelfristig Tonnen Trockenmasse pro Jahr an Grünlandbiomasse verfügbar sein werden. Das entspricht etwa bis Hektar Wiesenfläche und einem Hektar-Energieertrag von rund kwh. Hoffnungsträger für flächendeckende Grünlandwirtschaft "Das Gras der Wiesen ist ein Rohstoff für die Naturstoffchemie. Diese zusätzliche Grünlandnutzung kann verhindern, dass künftig viele Landesteile verwalden, weil sie keine Rinderhaltung mehr haben", sagt Agrar-Landesrat Dr. Josef Stockinger. Die OÖ. Bioraffinierie bietet hier eine neue Perspektive. Wiesengras und Grünland bekommen eine zweite Chance. Gras wird zum wertvollen Rohstoff als Alternative zur bisherigen Erdöl-Chemie. Das Pilotprojekt in Utzenaich wird auch zeigen, wie sich die Rentabilität für bestehende Biogasanlagen auswirkt.
3 LR Dr. Stockinger / Dr. Steinmüller Seite 3 Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, Wiesengras in Biogasanlagen zu verwerten. Derzeitige Wirtschaftlichkeitsberechnungen zeigen jedoch, dass Biogas aus Gras sich ohne öffentliche Zuschüsse wirtschaftlich nicht rechnet. Mit dem Projekt OÖ. Bioraffinerie in Utzenaich sollen nun Möglichkeiten aufgezeigt werden, Produkte aus Grassilage zu erzeugen und in einem zweiten produktionstechnischen Schritt die Herstellung von Biogas in der Gesamtrechnung rentabler zu machen. Die bisher angestellten Berechnungen gehen davon aus, dass die Erlöse für Milchsäure und Aminosäuren aus Grassilage vorgeschalten vor einer herkömmlichen Biogas- Anlage die Biogasproduktion letztlich wirtschaftlich darstellen lassen. Agrarischer Hoffnungsträger: Einstieg in Naturstoff-Chemie + Biogasnutzung Die Idee der OÖ. Bioraffinerie wurde seit Jahren als Leuchtturmprojekt im Rahmen des Impulsprogramms Nachhaltig Wirtschaften aufgenommen und die erforderlichen Prozesstechniken in der Programmlinie Fabrik der Zukunft entwickelt. Nun wird diese Technologie erstmals im produktionsrelevanten Maßstab umgesetzt. Aus dem Rohstoff Gras werden neben dem Energieträger Biogas auch die Wertstoffe Milchsäure und Aminosäuren abgetrennt und zu marktfähigen Qualitäten veredelt.
4 LR Dr. Stockinger / Dr. Steinmüller Seite 4 Das Konzept der OÖ. Bioraffinerie Quelle: Energieinstitut Demonstrationsanlage in Utzenaich als Entscheidungs-Grundlage Am Standort der Biogasanlage Utzenaich in Oberösterreich wurde eine Demonstrationsanlage für die Abpressung von Grassaft (bis zu 4 Tonnen Silage/h) mit angeschlossener Saftaufbereitung zur Abtrennung und Aufbereitung von Milchsäure und Aminosäuren errichtet. Der feste Presskuchen wird unmittelbar als Substrat für den Biogasprozess in der bestehenden Anlage "Ökoenergie-Utzenaich GmbH" vom Bauer und Betreiber Josef Höckner eingesetzt. Ziel des Projektes ist es, die industrielle Tauglichkeit der Idee OÖ. Bioraffinerie unter Beweis zu stellen. Dies bedeutet, dass
5 LR Dr. Stockinger / Dr. Steinmüller Seite 5 am Ende des Projektes die Ausbeuten und Qualitäten der abgetrennten Produkte einerseits und die Standzeiten (Membrane, Harze, etc.) und Prozessparameter für die optimierte Prozessverschaltung andererseits vorliegen. Diese Ergebnisse sind durch längere Betriebszeiträume abzusichern. In der Anlage Utzenaich werden nur industrietaugliche Maschinen und Apparate verwendet, um ein späteres Scale-up auf eine Produktionsanlage einfach zu ermöglichen. Die eingesetzten Technologien haben aber in unterschiedlicher Größe bereits Industriestandard. Daher sind auch die Durchsatzzahlen der einzelnen Technologieschritte daran angepasst. Rohstoff: Pressung: Saftaufbereitung: Produktion: Grassilage mit durchschnittlicher Trockensubstanz von 30 % bis zu 4 Tonnen Silage / Stunde kg Aminosäure / Stunde 6-12 kg Aminosäure / Stunde kg Milchsäure / Stunde Marktfähige Alternative zur Energie- und Rohstoffaufbringung Die Demonstrationsanlage wird als Projekt im Förderprogramm Fabrik der Zukunft über einen Zeitraum von ca. 2,5 Jahren betrieben, um die technische und wirtschaftliche Machbarkeit der OÖ. Bioraffinerie für den produktionsrelevanten Maßstab darzustellen. Im ersten Betriebsjahr konnte gezeigt werden, dass Silage auch in großtechnischen Pressen mit befriedigender Ausbeute abgepresst werden kann. Durch Sedimentation des Presssaftes konnte eine deutliche
6 LR Dr. Stockinger / Dr. Steinmüller Seite 6 Verbesserung der Ultrafiltrationsleistung erzielt werden. Da noch höhere Leistungen wünschenswert sind bzw. gleich bleibende Ultrafiltrationsleistung bei verbesserter Feedqualität mit weniger Energie- und Reinigungsaufwand erzielt werden sollen, sind weitere Untersuchungen zur Vorbehandlung des Presssaftes zweckvoll. Hierbei muss allerdings berücksichtigt werden, dass der Energieaufwand zur Vorbehandlung nicht die zu erwartenden Einsparungen an der Ultrafiltration übersteigt. In den bisherigen Versuchen wurde demonstriert, dass das in Utzenaich aufgebaute System der Saftaufbereitung bestehend aus Ultrafiltration, Enthärtung, Nanofiltration, Elektrodialyse, Umkehrosmose und Ionentauscher prinzipiell funktioniert. Eine wesentliche Voraussetzung ist die optimale Abstimmung im gegenseitigen Einflussbereich aller Anlagenkomponenten. Um dieses Zusammenspiel zu optimieren, wird die Saftverarbeitung bei wechselnden Betriebsbedingungen unter Eingliederung aller Teilanlagen betrieben werden. Ergebnis der Kampagnen bis Juli 2010 ist eine Verbesserung und verlässliche Abschätzung der möglichen Milchsäureausbeute. Die Ionentauscherkaskade mit 2 Säulen zur Entsalzung und 3 Säulen zur Aminosäurenabtrennung ging im Herbst 2009 in Betrieb. In einer ersten Phase wurden Kennwerte für die Gesamtanlage an Hand einfacher Experimente gewonnen. In einer zweiten Phase, bis Juli 2010, soll der Betrieb der Kaskade in einer Standardkonfiguration die Aminosäureabtrennung und teilweise Fraktionierung demonstrieren. Darüber hinaus kann die Ionentauscheranlage auch zur Aufreinigung der Milchsäure auf Lebensmittelqualität eingesetzt werden.
7 LR Dr. Stockinger / Dr. Steinmüller Seite 7 Gras wird wertvoller Rohstoff Marktanalyse zeigt Rentabilität Marktanalysen für Milchsäure zeigen, dass diesem Zwischenprodukt große Chancen zugemessen werden. Milchsäure kann als Säuerungsmittel in der Lebens- und Genussmittelindustrie (dzt. Marktvolumen weltweit an die Tonnen), als Rohstoff für die Herstellung von biologischen Lösungsmitteln (Ethyllactat) sowie als Rohstoff für biologisch abbaubare Kunststoffe (Polylactat) verwendet werden. Aufgrund der vielseitigen Verwendung und der gesunkenen Produktionskosten wird Milchsäure in Zukunft als Rohstoff noch bedeutender werden. Für die Vermarktung der Milchsäure werden aufgrund der bereits bestehenden Marktgröße und des prognostizierten Wachstums keine Hemmnisse erwartet. Auf Basis der Marktrecherche ist ein Erlös von 0,70 /kg reiner Milchsäure realistisch, insbesondere wenn man bedenkt, dass sich der derzeitige Weltmarktpreis zwischen 1,0 und 1,2 Euro pro Kilogramm bewegt. Für die aus der Silage gewonnenen Aminosäurengemische wird eine Vermarktung in den Segmenten Personal Care (diverse Körperpflegeprodukte bis hin zu Kosmetik) und dem Lebensmittelbereich (Spezialernährung, Nahrungsergänzung, etc.) angestrebt. Die durchgeführte Marktrecherche zeigt ein realistisches Erlöspotential von 5 bis 10 /kg für das Aminosäurengemisch in diesen Segmenten auf. Nach derzeitigem Wissensstand kann davon ausgegangen werden, dass der relevante Markt jährlich um mindestens Tonnen wächst (entspricht der Produktion von einer angedachten Anlage). Es wird in diesem Zusammenhang betont, dass die Aminosäuren aus der Bioraffinerie überwiegend als freie Aminosäuren
8 LR Dr. Stockinger / Dr. Steinmüller Seite 8 vorliegen und mit den Attributen gentechnikfrei, rein pflanzlich, biologisch und natürlich beschrieben werden können. Diese Merkmale können aufgrund der Besonderheit der Bioraffinerie auch authentisch an den Konsumenten kommuniziert werden. Die Pilotanlage OÖ. Bioraffinerie wird nach zweijähriger Versuchszeit bis März 2011 genügend Datenmaterial liefern. Daraufhin folgt sechs Monate intensives Rechnen, sodass ab 2012 weitere Entscheidungen fallen können. Das Ziel nach Erprobung der Pilotanlage formuliert Landesrat Stockinger so: In einer Bioraffinerie kann das Gras von etwa Hektar Wiesen verwertet werden. Das Bioraffinerie- Potential in Oberösterreich wird derzeit mit Hektar Grünland eingeschätzt. Eine Bioraffinerie einschließlich neuer Biogasanlage kostet rund 10,7 Mio. Euro. Die Investitionskosten in Utzenaich bei der bestehenden Biogasanlage betrugen für die Pilotanlage inklusive Labor 1,8 Mio. Euro. Kooperationspartner OÖ. Bioraffinerie: OÖ Bioraffinerie Forschung und Entwicklung als Projektbetreiber TU Wien, FH Wels, Joanneum Research, BioRefSys und Energieinstitut an der JKU Linz als Forschungs- und Entwicklungspartner Energie AG, Linz AG, OÖ Ferngas AG, Rohölaufsuchungs AG als Marketing- und Entwicklungspartner Gefördert von: Land Oberösterreich, Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, FFG, Kommunalkredit
9 LR Dr. Stockinger / Dr. Steinmüller Seite 9 Bildtext: Neue Nutzungschance für Gras in der Bioraffinerie. Bauer und Betreiber Josef Höckner aus Utzenaich. Foto: Land OÖ / Silber Download unter
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