Die Tür ist offen, sie wird nicht mehr geschlossen

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1 Vier Spielszenen zu Die Tür ist offen, sie wird nicht mehr geschlossen Spielorte Szene 1 und 2: in und bei s Elternhaus in Nazaret, Galiläa Szene 3 und 4: in der Herberge in Betlehem, Judäa Personen, s Mutter Ruben, Herbergsleiter Simeon, Gast in der Herberge Jehu, Gast in der Herberge Dina, Gast in der Herberge zwei weitere (namenlose) Gäste in der Herberge David, ein junger Hirte Michael, ein älterer Hirte

2 Szene 1, s Mutter Personen Nazaret, im Haus von s Mutter Das Elternhaus der hat, wie es damals für die meisten Menschen selbstverständlich war, nur ein Zimmer. Es fällt außer durch die Tür nur durch ein kleines Fenster etwas Lichts in Innere. Dort arbeitet, ihre Mutter hält sich im Hof des Hauses auf. steht in der Tür und schaut nach innen. Möge Gott verhüten, dass du nach Judäa reisen musst,. Am liebsten würde ich einen Furz darauf lassen. Warum tust du es nicht? Der Befehl kommt aus Rom. Wirst du dem Befehl Folge leisten? Ich werde vergehen vor Angst. Ich weiß es noch nicht. Ich muss nachdenken. Kann eine Volkszählung denn so wichtig sein? Für die Behörden ist sie wichtig. Der Kaiser will die ganze Provinz in den Griff bekommen. Wie viele Steuern können wir aufbringen, wie viele Soldaten zur Verfügung stellen? Die Besatzungsbehörden werden das durchziehen. (hat das Gespräch mitgehört und mischt sich ein) Du weißt,, deine ist in anderen Umständen und dein Kind kommt bald auf die Welt. Das interessiert den Kaiser nicht. Doch,, wenn es ein Junge wird, muss er auch gezählt werden.

3 Gott behüte! Der Kaiser schreckt ja vor nichts zurück! Ich werde auch Angaben zu meiner Frau und meinem Kind machen müssen. Ein Neugeborenes kann kein Schwert tragen und zahlt keine Steuern. Und es kann nicht reisen, das weißt du. Der Kaiser verlangt Unmögliches! Ich muss herausfinden, ob es möglich ist, sich dem kaiserlichen Befehl zu widersetzen. Der Kaiser ist weit weg. Muss ich auch reisen? Es ist ausgeschlossen, dass du mit ihm gehst. Ihr seid doch noch nicht einmal verheiratet und, wie kann sie in ihrem Zustand eine solche Reise antreten? Und du,? Denkst du an deine zukünftige Frau und das Kind? Unmöglich! Am Ende wirst du auf den einsamen Wegen überfallen! Da kannst du vorher schon dein Testament machen. Ich muss mit meinem Vater und den Männern des Dorfes sprechen. (geht ab.) Ach, die Männer im Stadttor! Da sagt doch jeder was anderes. Auf deren Urteil kannst du wirklich einen. (zu :) Du kannst nicht mitreisen. Ist dir das nicht klar? Es wird so kommen, wie es kommt, Mutter.

4 Szene 2 Personen, s Mutter Einige Tage später arbeitet vor dem Haus, trifft ein. hört aus dem Hausinneren ihr Gespräch. Wir reisen zusammen nach Judäa,. Es gibt keine andere Möglichkeit. (schweigt zunächst, dann:) Haben die Männer des Dorfes nicht den Mut dem Kaiser zu widerstehen? Sie müssen alle zur Volkszählung (ruft) Aber sie müssen dafür keine beschwerliche Reise machen, sie können sich bequem in Nazaret oder in Kafarnaum eintragen lassen. Die Männer im Stadttor sind nicht einer Meinung. Sie diskutieren schon seit Tagen. Die einen sagen, der Kaiser habe kein Recht auf eine Zählung, er maßt sich Gottes Recht an. Nur der Ewige darf eine Volkszählung vornehmen. So steht es in der Tora, sagen sie... Der Kaiser liest nicht in der Tora... (ruft) und es interessiert ihn auch nicht, was dort geschrieben steht. Die anderen... (fällt ihm ins Wort) Die Reise ist gefährlich und unnötig wie ein Kropf. Ich habe es gleich gesagt: Die Männer im Tor diskutieren den ganzen Tag. Sind sie zu sechst, gibt es am Abend sieben Meinungen. (Sie kommt aus dem Haus.) Sag mir,, warum willst du trotzdem gehen?

5 Mein Vater hat gesagt: Es ist ganz einfach, die kaiserlichen Beamten zu provozieren. Wenn du dein Leben riskieren und die Soldaten des Kaisers hier aufmarschieren lassen willst, dann geh nicht zur Registrierung. Gott behüte! Ich habe mich entschieden. Dann wirst du also reisen? Ich werde reisen. Und wird mich begleiten. Ihr könnt nicht zusammen nach Judäa reisen. Unser Kind Ich will zurück sein, bevor unser Kind geboren wird. Wovon träumst du nachts,? Es geht nicht mehr lange bis zur Niederkunft., warum sagst du nichts dazu? Du bist doch noch nicht seine Frau! Ich wusste, dass es so kommen würde, Mutter. Die Zeiten sind schwierig. Man muss den Leuten in der Fremde ja nicht alles auf die Nase binden., wann soll es denn sein? Bereitet alles vor, wir brechen übermorgen beim ersten Tageslicht auf. (geht ab.)

6 Szene 3 Personen Ruben, Herbergsleiter Zwei Wochen später, während der Abenddämmerung, in der überfüllten Herberge in Betlehem Die Herberge besteht aus einem aus Lehm gestampften Platz, auf dem sich bei der Ankunft des Paares bereits zahlreiche Menschen und Tieren befinden. An der Ecke des Hofes findet sich ein länglicher zweistöckiger Bau, das eigentliche Rasthaus mit einer Reihe fensterloser Zimmer unterschiedlicher Größe im Obergeschoss, in denen sich außer mehreren Schlafstellen keine weiteren Einrichtungsgegenstände befinden. Die Türen öffnen sich nach außen. Der Hof ist teilweise überdacht und von einer hohen Mauer umgeben. In Abständen von einigen Metern sind steinerne Tröge an ihre Innenseite gemauert, aus denen die Reit- und Zugtiere fressen und saufen können. In den Zimmern haben sich bereits zahlreiche Übernachtungsgäste niedergelassen. Im Hof stehen ein Pferd, Esel und Rinder. Zahlreiche Menschen sind noch damit beschäftigt, ihre Tiere zu versorgen, sie reden und gestikulieren. Die Zimmer sind so sieht es aus alle bereits belegt. ist ins Obergeschoss gegangen, um dort Ruben, den Wirt, zu suchen. Er möchte von ihm ein Zimmer zugewiesen bekommen. Er ist zunächst zu hören, aber nicht zu sehen. hat sich im Hof der Herberge auf den Rand eines der gemauerten Steintröge gesetzt. Zahlreiche Männer und Frauen sind in der überfüllten Herberge. Gast (aus dem Off) He Wirt, mach die Tür wieder auf, man sieht ja die Hand vor den Augen nicht! Ruben (aus dem Off) Die Tür bleibt zu, bis ich fertig bin. Wenn ich weg bin, dann könnt ihr machen, was ihr wollt. Gast (aus dem Off) Aber mach schnell, Wirt, es ist dunkel und heiß hier! Ruben (kommt die Treppe hinunter). (geht einige Schritte auf den Herbergsleiter zu.) Wir sind gerade eingetroffen und brauchen ein Zimmer für uns beide. Ruben (ohne stehen zu bleiben) Keine Chance, junger Mann! (schließt eine weitere Tür im Erdgeschoss.) Gast 2 (aus diesem Zimmer) He Wirt, was soll das? Mach die Tür wieder auf! Ruben

7 Gib Ruhe! Wie soll ich sonst wissen, wer noch nicht bezahlt hat? Wir brauchen ein Zimmer, Herr, damit wir übernachten können. Du hast gesehen, dass wir nur zu zweit sind. Ruben (scheint nicht zuzuhören, kassiert ein weiteres Mal und schließt eine weitere Tür. Er geht auf das letzte Zimmer mit offener Tür zu.) Ich sag es schon seit Jahren, diese Herberge ist zu klein. (heftet sich an die Fersen des Herbergsleiters) Mein Herr, ich bräuchte ein Zimmer für mich und meine meine Frau. Wir sind müde und es reicht ein kleines Zimmer. Ruben (wendet sich jetzt zu.) Jeder, der hierher kommt, ist müde. Da seid ihr nicht die einzigen. Ich habe keinen Raum für euch in der Herberge. Beschwert euch bei den Männern am Stadttor, wenn es Morgen wieder geöffnet ist. Diese Herberge ist viel zu klein für diese Stadt. Ihr hättet früher kommen müssen. (verzweifelt) Mein Herr, ich bitte Sie, wo können wir? Ruben (unterbricht ihn) Drüben, auf der Rückseite. (deutet mit dem Kopf auf die andere Seite des Gebäudes.) Ich habe es dir schon gesagt: Ich habe kein Zimmer mehr. Ihr seid zu spät gekommen. Da hinten ist noch ein wenig Platz im Freien bei den Tieren. Da könnt ihr schlafen. Wenn du den Platz willst, dann nimm ihn, sonst musst du wieder gehen. (stöhnt, halblaut:) Im Freien, bei den Tieren! Wie soll ich das beibringen? Herbergsleiter Wenn ich deine äh... Frau ansehe, dann steht sie kurz vor der Niederkunft. Wenn es heute Nacht geschieht, dann kann sie das Neugeborene ja in den steinernen Trog an der Mauer legen. (reißt die Augen auf, sagt aber nichts, wendet sich dann enttäuscht ab und geht zu.) Ruben (beim Weitergehen, zu weiteren Gästen:) So jung, schon schwanger, dann auch noch auf Reisen gehen! Haben die denn kein Zuhause?

8 Simeon, Gast in der Herberge Jehu, Gast in der Herberge Dina, Gast in der Herberge zwei weitere (namenlose) Gäste in der Herberge David, ein junger Hirte Michael, ein älterer Hirte Szene 4 Personen Am nächsten Morgen, in der Herberge liegt allein auf seiner Decke. Männer stehen und ihn herum. Simeon und Jehu, zwei von ihnen, versuchen ihn zu wecken. (wacht auf und setzt sich auf, gähnt und reibt sich den Rücken.) He Mir tut alles weh! Simeon Junger Mann, Zeit dass du aufwachst. Wer seid ihr? Wo bin ich hier? Jehu (lacht) Steh jetzt auf, wir wollen dir was zeigen! He, langsam! Ich brauche Wasser! (Er dreht sich um.) He! Wo ist Wo ist? (wieder an die Männer gerichtet:) Wo ist sie? Simeon (lacht ebenfalls) Wir bringen dich zu ihr, aber dazu musst du jetzt aufstehen, du Langschläfer! (fassen ihn an den Oberarmen und ziehen ihn hoch. Er reibt sich die Augen.) Jehu (zu Simeon) Der wird Augen machen. (führen ihn in den hinteren Bereich des Hofes.) (wendet sich beim Laufen um.) He, das ist doch... Wieso? Mein Nachtlager war doch nicht hier? Simeon (zu :) So jetzt mach mal deine Augen richtig auf! Simeon und Jehu (deuten auf dem Eingang des niedrigen Zeltes aus Decken auf der anderen Seite des Hofes. Um

9 das Zelt herum stehen redende und gestikulierende Frauen. Eine von ihnen, Dina, trägt ein Baby auf dem Arm.) (kriecht in das Zelt hinein und entdeckt liegend auf dem Boden gebettet. Er setzt sich wortlos neben sie.) (nach einer langen Stille) Es ist unser Kind, verstehst du? (lehnt sich mit dem Rücken an die Mauer. Schweigt noch immer) Verstehst du,? Ich verstehe nichts,. Dina (am offenen Eingang des Zeltes, zu :) Er ist eingeschlafen. (reicht das Kind) (legt das Kind in den steinernen Trog an der Umfassungsmauer, zu :) Als die Wehen kamen, haben sie dich weggeschickt. Die Frauen hier in der Herberge haben mir geholfen. Simeon (schaut von außen in das Zelt hinein) Draußen sind Menschen vom Land, sie sagen, sie wollen zu dem Kind. Wir haben die Tür zugemacht. Ich glaube, es sind Hirten. (zu Simeon:) Hirten? (nach einer Pause, zu :) Ist es unser Kind? (zu Simeon, nach einer weiteren Pause:) Haben sie gesagt, zu wem sie wollen? Simeon (zögert und schaut an:) Zu dem neugeborenen Retter. (nach einer Pause:) Sie haben gesagt, sie wollen zu dem Gesalbten, dem Herrn, der in der Krippe liegt. (nach einer erneuten Pause, zu Simeon:) Frag sie, woher sie das wissen! Simeon Das habe ich schon, ein Engel hat es ihnen gesagt. Lasst sie herein.

10 Simeon (zu :) Wirklich, junger Herr? (zu Simeon:) Öffnet die Tür, lasst sie herein. (Nach einer Pause, zu :) Kommen sie wegen dem wegen unserem Kind? Ist es ein besonderes Kind? (öffnet das Zelt) Lass uns die Hirten danach fragen. Hirten (drängeln sich durch die Menge nach vorne.) David (zeigt aufgeregt auf das schlafende Kind im Trog an der Mauer.) Es ist wahr! Es ist wirklich wahr! Michael (zu allen Umherstehenden:) Ihr werdet in der Stadt Davids ein Kind finden, das gewickelt in einer Krippe liegt. Dieses Kind wird euer Retter sein. So hat es der Engel gesagt, als wir heute Nacht mit den Tieren draußen waren. (zu :) Verstehst du das? Du und ich, das Kind in der Krippe, und fremde Hirten kommen und erklären uns, was hier geschieht. Ich werde versuchen, mir ihre Worte einzuprägen. Wie haben sie unser Kind genannt? Retter, Gesalbter, Herr in der Stadt Davids. Michael (zu :) Ich danke dir, dass du das Tor öffnen ließest. So konnten wir das Neugeborene sehen. Nun werden wir gehen und den Menschen sagen, was hier geschehen ist. Ehre sei Gott in der Höhe... und den Menschen Frieden. (laut:) Öffnet das Tor und lasst die Männer hinaus! Simeon Die Tür ist offen. Jehu Sie wird nicht mehr geschlossen.

11 Dieses Kind wird uns verändern. Dieses Kind wird uns alle verändern. Er wird die Welt verändern.

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