Erziehung, Bildung und Betreuung für Kinder unter 3 Jahren

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1 Erziehung, Bildung und Betreuung für Kinder unter 3 Jahren Play- and Learning-Centers Ein fachwissenschaftliches Konzept für RWE (Kurzfassung) Dr. Ilse Wehrmann Sachverständige für Frühpädagogik Wehrmann Education Consulting

2 INHALTSVERZEICHNIS SEITE 1. Argumente pro betriebliche Kinderbetreuung Rahmenbedingungen für das betriebliche Krippenangebot von RWE Pädagogische Konzeption Vermarktungskonzept Implementierung...10 Literatur Anhang

3 1. ARGUMENTE PRO BETRIEBLICHE KINDERBETREUUNG Gesamtgesellschaftliche Aufgabe Bildung, Arbeitsmarkt und Familie sind die Themen der Zukunft. Deutschland braucht eine Unternehmenskultur, die aktiv eine gute Balance von Familie und Beruf ermöglicht. Sie ist Voraussetzung dafür, dass die Produktivität von Unternehmen, der soziale Zusammenhalt der Gesellschaft und die Lebensentwürfe in Einklang gebracht werden können dies ist langfristig von wesentlicher Bedeutung für die Sicherung des Wirtschaftsstandortes Deutschland. Mit der Implementierung betrieblicher Kinderkrippen kann RWE eine Vorreiterfunktion übernehmen, neue Maßstäbe bei der Übernahme familienpolitischer Verantwortung setzen und sein Image als Unternehmen mit sozialer Verantwortung festigen. Standortvorteil Unternehmen mit einer bedarfsorientierten betrieblichen Kinderbetreuung sind eindeutig im Vorteil bei der Bewerbung von Fach- und Führungskräften mit Kindern. Hinzu kommt, dass die Kommunen die Verpflichtung des Tagesbetreuungsausbaugesetzes (TAG) allein nicht erfüllen können und Allianzen mit Unternehmen zur Betreuung von unter Dreijährigen mit entsprechender Bezuschussung aufgeschlossen gegenüber stehen, betriebliche Kinderbetreuung steuerlich absetzbar ist. Diese Ausgangslage bietet Unternehmen vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten zur Schaffung von Infrastrukturangeboten betrieblicher Kinderbetreuung. Ein weiterer Vorteil: RWE kann die aus familienunterstützenden Maßnahmen resultierenden Kosteneinsparpotenziale nutzen. Wettbewerbsvorteil Ein hochflexibles betriebliches Kinderbetreuungsangebot bietet Unternehmen gegenüber ihren Wettbewerbern Vorteile wie (1) höhere Motivation und Unternehmensbindung der Beschäftigten, (2) höhere Kontinuität der Beschäftigung oder (3) höhere Leistungsintensität der Mütter und Väter, da sie ihre Kinder gut betreut wissen. Hinzu kommt, dass durch Ausfall der 3

4 Beschäftigten höhere Kosten entstehen als für die betriebliche Betreuung ihrer Kinder veranschlagt werden müssen. Kostenvorteil Die Kosten für familienfreundliche Maßnahmen werden nachweislich durch Einsparpotenziale in der Folgezeit kompensiert (BMFSFJ 2003). Die Kosteneinsparungen ergeben sich insbesondere durch eine spürbare Reduzierung von (1) Wiederbeschaffungs- bzw. Fluktuationskosten, (2) Kosten für die Überbrückung der Dauer der Elternzeit, (3) Kosten für die Wiedereingliederung von Rückkehrerinnen und Rückkehrern aus der Elternzeit sowie (4) Kosten für Fehlzeiten. Imagevorteil Der Standort der Zentrale von RWE bietet gute Voraussetzungen für eine Profilierung als familienfreundliches Unternehmen mit vorbildlichen betriebseigenen Betreuungsmöglichkeiten. RWE hat hier einen Gestaltungsspielraum und kann die Vorreiterrolle als familienfreundliches Unternehmen mit ausbauen und sich medien- und öffentlichkeitswirksam positionieren (vgl. Punkt 5.1). 2. RAHMENBEDINGUNGEN FÜR DAS BETRIEBLICHE KRIPPENANGEBOT VON RWE Trägerschaft Für die Trägerschaft der betrieblichen Kinderbetreuung von RWE bietet sich folgendes Modell an: Ausschreibungsmodell: RWE sucht geeignete Träger bzw. Anbieter, die die Trägerschaft der betrieblichen Kinderbetreuung übernehmen und für die Mitarbeiterqualifikation und weiterbildung zuständig sind. 4

5 Qualitätskriterien für das betriebliche Krippenangebot von RWE Das betriebliche Krippenkonzept von RWE hebt sich u.a. durch folgende Kriterien von anderen betriebsinternen Betreuungsmodellen für unter Dreijährige ab: Das hoch flexible Betreuungsangebot orientiert sich maßgeblich an den Arbeitszeitstrukturen der einzelnen Standorte und am Bedarf der Mitarbeiter. Das Betreuungskonzept entspricht internationalen Standards und hebt sich dadurch deutlich von den bisher implementierten nationalen Lösungen ab. Die Ausstattung der betrieblichen Kinderkrippe übertrifft alle bisherigen Standards. Die Einrichtung profiliert sich insbesondere mit einer hochwertigen Bildungsqualität. Rahmenbedingungen für die Umsetzung Für die Umsetzung des betrieblichen Krippenangebots des Unternehmens werden exemplarisch die wichtigsten geltenden Rahmenbedingungen angeführt: Die Einrichtung ist täglich 10,5 Std. nahezu ganzjährig geöffnet (bei 11 Schließtagen, davon 8 Fortbildungstage und 3 Konzeptionstage). Öffnungszeit: Montag bis Freitag von 7.30 bis Uhr, davon Kernzeit von 8.00 bis Uhr, längere Betreuung nach Anmeldung und Absprache. Betreuung mit Fachkräften und je nach Belegung der Einrichtung mit entsprechenden Zusatzkräften. Plätze können flexibel genutzt werden: Platz-Sharing, Eltern können an ihrem Bedarf orientiert Zeitkontingente zubuchen.. 5

6 4. PÄDAGOGISCHE KONZEPTION Die pädagogische Konzeption des betrieblichen Krippenangebotes von RWE weist im Vergleich zu bisherigen Angeboten betrieblicher Kinderbetreuung insbesondere folgende Qualitätskriterien auf: Das pädagogische Konzept entspricht neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen mit Betonung der Bereiche Bi- und Multilingualität sowie Interkulturalität. Kennzeichnend für die Betreuung ist eine gute Beziehungsqualität zwischen Erzieherin und Kind, insbesondere in Bezug auf die psychologische und wissenschaftliche Qualität. Beobachtungsverfahren dienen zur Dokumentation der kindlichen Entwicklung. Grundlage Grundlage für die curriculare Ausgestaltung des Konzeptes für die betriebliche Kindertagesbetreuung von RWE ist der in England neu entwickelte Bildungsplan Birth to three matters, der die Bildungs- und Erziehungsqualität in den Mittelpunkt stellt. Die deutsche Fassung ist im Sommer 2006 mit dem Titel wach, neugierig, klug Kinder unter 3 erschienen (Bertelsmann Stiftung 2006). Mit der Implementierung dieses neu entwickelten Bildungskonzeptes würde RWE Pionierarbeit leisten, da es in der Praxis noch nicht vielfach umgesetzt ist. Schwerpunkte Das vorliegende Bildungskonzept bezieht länderübergreifende Aspekte mit ein und betont folgende Bildungsschwerpunkte: (1) Sprachkompetenz, (2) Bi- und Multilingualität, (3) interkulturelle Kompetenz, (4) Bewegung, (5) Kreativität sowie (6) Natur & Technik. Es berücksichtigt neue pädagogische Ansätze und wird den tiefgreifenden gesellschaftlichen und familialen Veränderungen und den daraus resultierenden Herausforderungen gerecht. 6

7 Qualifizierung der Fachkräfte Alle in der betrieblichen Kinderkrippe tätigen pädagogischen Fachkräfte sind speziell für die Arbeit mit Kindern unter drei Jahren qualifiziert. Sie nehmen regelmäßig an Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen teil, die sich konzeptionell am o.a. britischen Programm Birth to three matters orientieren. Besonderes Augenmerk liegt auf der Förderung der interkulturellen Kompetenz der Fachkräfte, um den steigenden Herausforderungen an die Betreuung und Förderung von Kindern unterschiedlicher Herkunft gerecht zu werden. In den Gruppen arbeiten sogenannte native speaker, die aufbauend auf der Immersionsmethode mit den Kindern Englisch sprechen. Elternarbeit Die Zusammenarbeit mit den Eltern wird als Erziehungspartnerschaft gesehen und beinhaltet u.a. (1) Angebote zur Elternberatung und -bildung, (2) aktive Mitarbeit der Eltern, (3) Förderung selbst organisierter Elternbegegnungen und (4) die Möglichkeit, zu hospitieren, um sich selbst ein Bild über die Betreuung der Kinder zu machen. 5. VERMARKTUNGSKONZEPT Interne Vermarktung Wesentliche Voraussetzungen für eine erfolgreiche Implementierung betrieblicher Kinderkrippen von RWE sind (1) die Einbeziehung von Experten und aller relevanten Vertreterinnen und Vertreter sowie Entscheidungsträger des Unternehmens in die Konzeption und Umsetzung sowie (2) die Kommunikation der Ziele und der Entwicklungsstadien des Projektes im Verlaufe der Umsetzung und der bereits vorhandenen Angebote im Unternehmen. 7

8 Konzeption und Umsetzung An den Workshops zur Entwicklung des Rahmenkonzeptes für die betriebliche Krippenbetreuung und deren Umsetzung im Unternehmen nehmen Experten aus Wissenschaft und Praxis sowie Geschäftsleitung und Arbeitsnehmervertretung teil. Dies gewährleistet, dass möglichst alle Aspekte eines hochflexiblen und bedarfsorientierten Betreuungsangebotes eingebunden werden, welches die Belange des Unternehmens und der bei ihm tätigen Eltern berücksichtigt. Interne Kommunikation Eine umfassende Information der Beschäftigten im Unternehmen ist Voraussetzung für eine hohe Akzeptanz dieses Konzeptes und für die Identifikation mit RWE als einer der Vorreiter in der betrieblichen Krippenbetreuung. Es empfiehlt sich, die interne Kommunikation an zwei Zielgruppen gerichtet zu führen: die gesamte Belegschaft: Informationen über die Ziele der betrieblichen Krippenbetreuung, die Entwicklung an Standorten über die öffentliche Resonanz auf die familienfreundliche Unternehmenspolitik (z.b. via Intranet, Homepage, Mitarbeiterzeitschriften etc.). Eltern von betreuten Kindern: spezifische Informationen über die Betreuung und/oder zu Fragen frühkindlicher Erziehung und Bildung, Termine für Elternveranstaltungen, Zusatzangebote u.a. (z.b. via Intranet, Homepage, Mitarbeiterzeitschrift, Info-Zettel, Aushänge bzw. Schwarzes Brett in der Krippe etc.). 8

9 Externe Vermarktung Kooperationen und Events Für die externe Vermarktung eignen sich Events und weitere Kooperationen zur Festigung dieses Image, beispielsweise Fachtagungen, Symposia u.ä. zur betrieblichen Krippenbetreuung (in Kooperation mit Vertretern aus Politik, Wissenschaft, Trägern u.a.), öffentliche Präsentationen von Evaluationen, Befunden der wissenschaftlichen Begleitung etc. Eröffnungsveranstaltungen bei Neugründung betrieblicher Kinderkrippen mit den zuständigen Politikern auf Kommunal- und Landesebene, Schnuppertage oder Tage der offenen Tür in den betrieblichen Einrichtungen. Sponsoring-Aktionen und partnerschaften. Gründung einer Stiftung zur Förderung frühkindlicher Erziehung, Bildung und Betreuung. Diese Auflistung ließe sich weiter fortsetzen. Hervorzuheben aber ist die Bedeutung der werbe- und öffentlichkeitswirksamen Präsentation dieser Maßnahmen. Externe Kommunikation Zur Durchdringung der öffentlichen Aufmerksamkeit sollten oben skizzierte Maßnahmen in die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Unternehmens eingebettet werden. Weil das Medieninteresse mit anwesender Prominenz (aus Politik, Wissenschaft, Gesellschaft) steigt, empfiehlt es sich, Presseveranstaltungen wie Pressekonferenzen, -events, -mailings etc. mit den Kooperationspartnern im Verbund durchzuführen. Die entsprechenden Maßnahmen und Instrumente werden mit der Kommunikationsstrategie des Unternehmens abgestimmt. 9

10 6. IMPLEMENTIERUNG Die Einrichtung von betrieblichen Kinderkrippen an Standorten des Unternehmens in Deutschland erfolgt schrittweise: > Qualifizierter Personalschlüssel: 3 Frühpädagogen für 10 Kinder. > 3,33 Fachkräfte pro Gruppe. > Konzept erweiterbar für Kinder bis 6 Jahre. > Stadtteilöffnung. 10

11 LITERATUR Bank, B.. (2004): Kinderbetreuung im Unternehmenskonzept am Beispiel Kraft Foods. In: Wehrmann, I. (Hrsg.) (2004): Kindergärten und ihre Zukunft. Weinheim, Basel, Berlin. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) (Hrsg.) (2003): Betriebswirtschaftliche Effekte familienfreundlicher Maßnahmen. Kosten-Nutzen-Analyse. Berlin. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) (Hrsg.) (2004): Erwartungen an einen familienfreundlichen Betrieb. Erste Auswertung einer repräsentativen Befragung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit Kindern oder Pflegeaufgaben. Berlin. Daimler AG, Global Diversity Office (Hrsg.) (2008): Qualitätshandbuch der Daimler AG für die sternchen Kinderkrippen. Stuttgart. Hessisches Sozialministerium, Hessisches Kultusministerium (Hrsg.) (2005): Bildung von Anfang an. Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder von 0 bis 10 Jahren in Hessen. Frankfurt am Main. Landeshauptstadt München (Hrsg.) (2004): Interkulturelle Kompetenz in der pädagogischen Arbeit der Kinderkrippe. München. Verlag Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) (2006): Wach, neugierig, klug Kinder unter 3. Ein Medienpaket für Kitas, Tagespflege und Spielgruppen. Gütersloh. Wehrmann, Ilse (Hrsg.) (2009): Starke Partner für frühe Bildung: Kinder brauchen gute Krippen. Ein Qualitäts-Handbuch für Planung, Aufbau und Betrieb. Verlag das Netz, Kiliansroda. Wehrmann, Ilse (2008): Deutschlands Zukunft: Bildung von Anfang an. Verlag das Netz, Kiliansroda. 11