Erwartungen von Banken an ein Biogasprojekt
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- Mina Raske
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1 Erwartungen von Banken an ein Biogasprojekt Dipl. Ing. agr. Bodo Drescher, MT Energie GmbH Rockstedt/Niedersachsen, Außenstelle Bad Oldesloe Allgemeine Risikoeinstufung Die allgemeine Zukunftsperspektive in der Landwirtschaft wird aus Sicht der Landwirte in der Tendenz eher negativ eingeschätzt. Der Situationsbericht des Deutschen Bauernverbandes vom Jahr 2003 zeigt das mittlerweile 50% der Landwirte die Zukunft als schlechter einschätzen und lediglich 11% die Zukunftserwartungen als günstig einstufen. Dieses trägt auch mit dazu bei, dass die Kreditanträge der Landwirtschaft intensivst geprüft werden, da eine Meinungsbildung eines Berufstandes natürlich nicht außer Acht gelassen wird. Die Investitionen in Biogas nehmen hier eine gesonderte Stellung ein, da viele Bankenvertreter bisher nicht oder nur wenig Kontakt mit diesem Bereich hatten. Mit einer Stromerzeugung der gesamten Biogasszene von ca. 0,1 Milliarden p.a. ist dieser Bereich bezogen auf den Produktionswert der gesamten Landwirtschaft mit ca. 43 Milliarden noch ohne größere Bedeutung. Bei Regionalbanken ist dann eine positive Einstellung zu Biogasanlagen zu beobachten, sofern in dieser Region rentable Anlagen existieren. Sind allerdings negative Beispiele dort vertreten, schlägt die Bereitschaft auch schnell in das Gegenteil um. Drei funktionierende Anlagen können i.d.r. eine nichtfunktionierende Biogasanlage bei der Einschätzung der Allgemeinsituation für Biogasanlagen kaum kompensieren. Pro & Contra Investition Unter den zuvor genannten Prämissen ist die Argumentation des zukünftigen Biogasanlagenbesitzer und Kreditantragstellers gefragt. Die Argumentationsebenen sind zu unterteilen in monetäre und emotionale Motivation. Der Bereich Emotion mit der Imagepflege des Landwirtes und der Schaffung eines neuen Betriebszweiges mit evt. entsprechenden Arbeitsplätzen ist dabei rein politischer Natur. Für die Entscheidungsfindung der Bank ist nur der monetäre Bereich relevant. Das neue Einspeisegesetz für erneuerbare Energien ist bei der monetären Beurteilung das wichtigste Argument. Der gesicherte Stromverkauf, sowie eventuelle Wärmekonzepte, sind nachhaltig gesicherte Einkommensbereiche. Hinzu kommt die Nutzung weiterer Ressourcen durch die Stabilisierung des Marktfruchtbaues über den Einsatz in der Biogasanlage, die Verbesserung der Gülleeigenschaften, sowie die Erhöhung des eigenproduzierten Düngers durch den Einsatz von festen Inputstoffen, die ansonsten nicht in den Wirtschaftskreislauf einfließen. Trotzdem hat eine Bank vor Prüfung des Kreditantrages zur Finanzierung einer Biogasanlage grundsätzliche Punkte, die gegen ein solches Invest sprechen könnten abzuchecken. An erster Stelle ist hier die Überlegung zu nennen, ob der investierende Betrieb noch erhebliche Defizitbereiche in der vorhandenen Produktion besitzt. Wenn ja, dann sollte Konzentration von Kapital und Management ausschließlich diesem Bereich gelten und kein weiterer Kriegsschauplatz mit unternehmerischen Risiken eröffnet werden!
2 Des weiteren ist zu prüfen, ob jemand im Betrieb in der Lage ist, die Anlage zu führen. Dieses betrifft nicht zwingend die Alltagsarbeiten, sehr wohl aber den Bereich der Führungsebene im Betrieb. Dazu gehört technisches Know How und ein Gefühl für die Fütterung. Dieser Punkt ist genauso wichtig, wie ein gesicherter nachhaltiger Strom an Inputstoffen für die Biogasanlage mit definiertem Preis und Qualität. Aufgabe des Landwirtes ist es, eventuelle Vorbehalte der Bank in diesem Bereich vorab zu zerstreuen. Genau so erklärungsbedürftig sind die Fragen zu dem Anlagenprinzip. Warum ein zweistufiges System, warum welche Baukosten und ist die Biogasanlage auf Dauer erweiterbar? Fragen, die sich bei der Einschätzung der Bank über die Zukunftsperspektiven der Biogasanlage automatisch ergeben. Wer hier als Antragsteller Kompetenz zeigt hat Pluspunkte für seine Beurteilung gesammelt. Beurteilung Wirtschaftlichkeit Für den allgemeinen Fragekatalog zur Beurteilung der Wirtschaftlichkeit einer Biogasanlage aus Sicht der Bank sollte der Antragsteller jederzeit eine Antwort parat haben. Folgende Fragen werden in der Regel gestellt Ist der Auslastungsgrad der Biogasanlage realistisch kalkuliert Ist der elektrische Wirkungsgrad des BHKW realistisch angesetzt Sind die Einsparungen an Wärmeenergiekosten realistisch Die Düngewertverbesserung der eingesetzten Gülle ist monetär nicht messbar Sind die Kosten für das Rühren der Substratmasse realistisch angesetzt Ist die Rücklage für Reinvestition in das BHKW ausreichend Sind die Substratkosten über Vollkostenrechnung ermittelt Evt. Entschädigungen für externe Fermente realistisch eingeschätzt Lohn & Maschinenkosten zur Beschickung der Fermenter einkalkuliert Wurden Ausbringungskosten zusätzlicher Gülle / Substrate berücksichtigt Mit einer hohen Kompetenz bei dem zukünftigen Biogasanlagenbetreiber, und nicht nur bei dem Anlagenerbauer, werden Vorbehalte abgebaut und eine wichtiges Kriterium für die Kreditbewilligung erfüllt.. Risikoeinstufung Kreditantrag In den Augen einer Bank ist immer zu prüfen, ob neben der erfolgreichen Bewirtschaftung der Biogasanlage auch eine ausreichende Alternative im Negativfall zur Verfügung steht. Für den Fall einer positiven Kreditbeurteilung wird daher auch immer der Fall eines Misserfolges mit einer eventuellen Insolvenz der zu finanzierenden Investition durchgespielt. Dabei sind aus Sicht der Bank folgende Fragen zu klären Sind die Konditionen des EEG ausreichend für einen nachhaltig erfolgreichen Betrieb Gibt es Alternativen zur aktuellen Betriebsleitung Sind die Rohstoffe nachhaltig gesichert (Rentabilität der Tierhaltung) Reicht die Marge des Kredites unter Basel II Gesichtspunkten bei diesem Kreditnehmer
3 Sind wirklich ausreichende Sicherheiten vorhanden Ist die Biogasanlage bei Insolvenz Drittverwendungsfähig Ist die Biogasanlage ausreichend flexibel (Umstellung Input flüssig auf überwiegend feste Stoffe möglich) Durch dieses Schwarz-Weiß-Denken wird unter anderem die Verwertungsfähigkeit der zu bauenden Anlage in Frage gestellt. Insofern sollte die Biogasanlage so gebaut sein, das ein optimales Kosten-/Nutzenverhältnis eingehalten wird. Im Verwertungsfall wird in erster Linie die nachhaltig realisierbare elektrische Leistung im normalen Betriebsalltag honoriert und nicht die ehemalige Investitionssumme. Individuelle Einbauten, mit unter Umständen aufwendigen technischen Lösungen, stellen für einen potentiellen Erwerber der Biogasanlage in der Regel keine Wertsteigerung des Objektes dar. Betroffen sind von solchen Fragen auch Finanzierungen bei Biogas-Fonds. Hier basiert häufig der kalkulierte Erfolg auf den vorhandenen Gülleströmen des Betriebes. Was aber wenn der Landwirtschaftsbetrieb morgen die Tierhaltung einstellt, oder in Insolvenz geht? Dieses Risiko für die Bank, und auch für den Fond, ist nur überschaubar, wenn der Landwirtschaftsbetrieb wirtschaftlich stabil ist oder die tierhaltende Anlage so attraktiv ist, dass jederzeit ein Nachfolger für die Bewirtschaftung zu finden ist. Hier ist dann in erster Linie bei der Bank das Know How in der Landwirtschaft gefragt, bzw. es muss ein gut unterlegter Kreditantrag erarbeitet werden mit einem entsprechendem Szenario. Analoges gilt für die Gestehungskosten der festen Inputstoffe. Die im Rahmen des EEG angestrebten NAWARO-Zuschläge sind nicht allein glücklich machend. Bei den Gestehungskosten für die Maissilage wird schon über die Höhe der zukünftigen Rentabilität der geplanten Biogasanlage mitentschieden. Kosten der Bank Der Kapitaldienst selber ist auf der Basis des EEG als relativ gesichert einzustufen, sofern die Anlage funktionssicher gebaut wurde. Für eine Bank ist das kostengünstige Bauen nah am technischen Fortschritt ohne Experimente eines der obersten Gebote, da somit im Verwertungsfall die Wahrscheinlichkeit eines überschaubaren Wertverlustes am größten ist. Sofern diese Vorgaben erfüllt sind, wird über die notwendige Marge für diesen Kreditantrag entschieden. Ab dem ist die Kreditvergabe nach Basel II Gesichtspunkten vom Gesetzgeber vorgeschrieben. Damit wird die Vereinbarung von Vertretern internationaler Bankenaufsichtsbehörden aus dem Jahr 1998 (Basel I) überholt. Unter Basel II Gesichtspunkten ist der Eigenkapitaleinsatz der Bank zukünftig variabel, so dass die Zinshöhe kundenindividuell gestaltet wird. Bisher wurden 8% Eigenkapitaleinsatz der Bank (bezogen auf die Kreditsumme) bei der Kreditvergabe gefordert, ohne Rücksichtnahme auf die Bonität des Kunden. Damit wurden gute und schlechte Kunden in einen Sack gepackt. Die folgende Einstufung im Bereich Gewerbekredit war dann mit wenig differenzierenden Zinskonditionen für gute und schlechte Kunden verbunden. Unter den heutigen Gesichtspunkten ist der Eigenkapitaleinsatz differenzierend. Ein guter Kunde, welcher der Bank nur 4% Eigenkapitaleinsatz abverlangt, bekommt günstigere Konditionen wie der schlechtere Kunde, der vielleicht 12% Eigenkapital bindet. Damit ist z.b. ein Kredit der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) unter dem Gesichtspunkt Basel II nicht unbedingt für jeden Kunden darstellbar, da bei solch einer Kreditform für die Hausbank eine feste Marge vorgeschrieben ist (Refinanzierungssatz).
4 In erster Linie gilt für die finanzierende Hausbank, dass das Ratingergebnis stimmen muss. In dieses Ergebnis fließt neben Eigenkapitaleinsatz und Sicherheitensituation überwiegend die Bonitätsdarstellung des Kunden ein, sowie die Marktstellung für die Investition. Insofern sollte im Bankengespräch offensiv nach eventuellen Kritikpunkten an dem Antrag aus Sicht der Bank nachgefragt werden. Je transparenter der Antrag für die Biogasanlage und die Bonität des Antragstellers, um so günstiger kann sich der Zinssatz gestalten. Finanzielle Auswirkungen Die Finanzierungsbeurteilung, und die damit verbundene Einstufung, durch die Bank ist ein erheblicher Bestandteil für die zukünftige Rentabilität der Biogasanlage. Darzustellen ist dies an einer Biogasanlage mit 600 kw el Leistung und einer Investitionssumme von 1,3 Millionen Euro bei einer 100% Finanzierung. Die Auswirkungen sind bezogen auf das Durchschnittsjahr des gesamten Nutzungszeitraumes bei einer Tilgungsfreistellung im ersten Jahr und Tilgungsverrechnung jeweils erst zum Jahresende. Verfahrenstechnisch (AfA 15 Jahre) Veränderungen in der G&V pro 1% Wirkungsgrad BHKW jährlich ,00 pro ,00 +/- Investition jährlich ,00 pro 1% Veränderung Einspeisepreis jährlich 4.100,00 pro 0,1 Ct. Unterhaltskosten BHKW je kwh jährlich ,00 Finanzierung (Ratenkredit) Pro 1% Zinsänderung bei 15 Jahren Laufzeit jährlich 6.933,00 Gesamte Laufzeit ,00 Pro 2% Zinsänderung bei 15 Jahren Laufzeit jährlich ,00 Gesamte Laufzeit ,00 Bei 20jährigen Ratenkrediten Gesamte Laufzeit 1% Zinsänderung ,00 Fazit Die Investitionskosten pro 1 kw el, oder der Wirkungsgrad des BHKW, sind häufig die ersten Fragen der Bank, wenn es um die voraussichtliche Rentabilität der Biogasanlage geht. Hat die betreffende Bank erste Erfahrungen in der Biogasbranche gesammelt, werden in der Regel die Fragestellungen differenzierter. Die Darstellung der eigenen Bonität, der Funktionalität der
5 geplanten Biogasanlage, sowie die Offenheit für alle Fragen der Bank, sind von der Bank gewünscht. Dieses ist nicht automatisch ein Nachteil für den Kreditnehmer. Nur die im Urteil sichere Bank wird bei einem guten Kunden auch ein lukratives Zinsangebot machen. Insofern ist eine lückenlose Information der Bank nur im Interesse des Antragstellers, denn mit der Zinsgestaltung der Bank wird vor dem Bau der Biogasanlage bereits über einen wesentlichen Baustein der späteren Rentabilität entschieden.
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