Einfluss des Kalbeverlaufes auf die spätere Leistung der Milchkühe
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- Lilli Beltz
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1 Einfluss des Kalbeverlaufes auf die spätere Leistung der Milchkühe Gliederung 1. Ausgangssituation 2. Problemstellung 3. Fragestellungen 4. Ergebnisse d. Untersuchung 5. Schlussfolgerung 6. Empfehlungen 1
2 Milchkühe in Dtl. (alle Rassen) , , NBL DL NBL DL Milchleistung (alle Rassen) Jahr Milch kg Fett % Eiweiß% ,09 3, ,25 3, ,22 3, ,17 3, ,16 3, ,13 3,41 2
3 Situation Kalbung: Schlüsselstellung im Jahresrhythmus und zugleich riskantester Moment (SIMON, 2010) Ca. 96% der Kalbungen in Deutschland verlaufen komplikationslos, 75% mit leichter Geburtshilfe (RENSING u. PASMAN, 2008) Schwerwiegende Probleme bei der Kalbung.. erschweren die Bedingungen für den Erhalt und die weitere Leistungsfähigkeit der Kuh sowie für die Entwicklung des Kalbes. Strapazen bei der Geburt schwächen das Tier, senken die Immunschwelle, beeinträchtigen die Leistungsfähigkeit, Verlustrate nach Erkrankungen infolge von Schwergeburten steigt bis auf das Sechsfache (STAUFENBIEL, 2007) Situation Schwergeburten verursachen bis zu 70% Totgeburten (MEIJERING, 1984, STAUFENBIEL, 2007) Schwergeburten = tierschutzrechtliches Problem führen zu direkten wirtschaftlichen Schäden (Kosten für Personal, Tierarzt, Medikamente) führen zu indirekten wirtschaftlichen Folgeschäden (Milcheinbuße, Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit, verlängerte Güst- und Zwischenkalbezeit Kosten!! 3
4 Kosten bei Schwergeburten Versch. Angaben zu Kosten: - ca. 29$ / Färse und 10$ je Kuh (DEMATAWEWA u.a., 1997) je Tier (POTT, 2002) je tot geborenes Kalb bei mittlerer Geburtshilfe (HELMBOLD, 2005) - bis zu 412 je Tier bei Schnittentbindung (HELMBOLD, 2005) Problemstellung Lage, Haltung, Stellung Kalb Schwergeburt Morphologie Muttertier Geburtsgewicht unsachgemäße Geburtshilfe u.a. Muttertier Folgekosten & Verluste Kalb 4
5 Einteilung des Geburtsverlaufes in Klassen gemäß Empfehlungen des ADR im Rahmen der MLP (ADR, 2006; ESSMEYER, 2006) Klasse Beschreibung Bedeutung 0 Keine Angabe Nicht beobachtet bzw. keine Angabe verfügbar 1 Ohne Hilfe oder Hilfe nicht nötig 2 1 Helfer / leichter Einsatz mechan. Zughilfe 3 Mehrere Helfer, tierärztl. Geburtshilfe ohne OP 4 OP (Kaiserschnitt o. Fetotomie) Normal- o. Spontangeburt, leichte Geburt ohne Verzögerung u. ohne Gefährdung von Muttertier und Frucht Mittelschwere Geburt durch gezielte Zughilfe oder sonstige einfache Hilfeleistung, primär keine Gefahr für Muttertier, aber bei Unterlassung der Hilfe kritische Folgen möglich. Schwergeburt Auftreten erheblicher Schwierigkeiten, die vom Muttertier allein nicht zu bewältigen sind, ohne sachverständige Hilfe besteht Gefahr für Muttertier und Kalb. Gewichtungen im aktuellen Gesamtzuchtwert (DHV) RZM RZE RZS RZN RZZ/RZR Kalbemerkmale maternal RZG RZD Melkbarkeit RZG-I, neu RZG-II, neu Gewicht des Leistungsteils geringer, evtl. nur 50 % Deutlich stärkeres Gewicht für Nutzungsdauer als im RZG Fruchtbarkeits- und Kalbemerkmale haben direkte ökon. Bedeutung und sollten daher Bestandteil bleiben RZS und Exterieurmerkmale werden auch im RZN berücksichtigt 5
6 Geburtslagen und Abkalbeverlauf Lage der Kälber Kalbeverlauf Normale 90% Vorderendlage Normale 5% Hinterendlage Fehllagen 5% Ohne Geburtshilfe 50% Leichte 15% Geburtshilfe Mechanische 33% Zughilfe Tierärztliche Hilfe 2% Literaturangaben zur Mortalitäts- bzw. Abgangsrate bei Kühen n. Schwergeburten Geburtsverlauf Mortalitäts-/Abgangsrate Autor Schwergeburt allgemein 2 9% GRUNERT, % Abgang (39 % Kühe, 24% Färsen) Kaiserschnitt 25% ca. 60% emphysematöse Früchte 4% DEMATAWEWA u. BERGER, 1997 ROFFEIS u. KREHL, 2011 BOUCHARD et al., 1994 Ca. 33% TENHAGEN et al., % lebendiges, 31% totes, 67% emphysematöses Kalb NEWMAN u. ANDERSON, % Kühe, 39% Färsen BARKEMA, et al.,
7 Auswirkungen des schweren Geburtsverlaufes auf Fruchtbarkeit Merkmal Geburtsverlauf Auswirkungen Autor Rastzeit Schwere Geburtshilfe incl. Verlängerung ZTZ u.a. TENHAGEN, 2007 Kaiserschnitt Verlängerung auf 100 bzw. 130 DOBSON, 2003 Tage ZTZ Leichte bzw. extreme GH Verlängerung um 16 Tage DEMATAWEWA, 1997 ZTZ/ZKZ Konzep.- rate Schwere Geburtshilfe incl. Kaiserschnitt Schwergeburt mit Torsio uteri Verlängerung ZTZ bis auf 200 Tage TENHAGEN et al., 2007 Konzeption verzögert ERTEFELD, 2006 Kaiserschnitt Ca. 60% GSCHWIND et al., 2003 Ca. 72% bei Milchrind 91 % bei Fleischrind NEWMAN, 2005 EBE Schwergeburt, Kaiserschnitt Reduz. NR-Rate um 4 bis 15% FÜRST et al., 2003 Folgekalbung Schwergeburt Kaiserschnitt Schwergeburtenrate steigt Nur 17% der Kühe kalben erneut KOLKMAN et al., 2009 BOUCHARD et al.1994 BI Schwergeburt, Kaiserschnitt > 2 bis 3 Besamungen DOBSON, 2003 Abortrate Kaiserschnitt Narbengewebe verengt Geburtswege BARKEMA et al., 1992 Ursachen für Schwergeburten Genetik: h 2...0,02-0,15 WEGNER (1993) FÜRST u. FÜRST-WALTL (2006) Management: Schwergeburten werden zu 85 98% von exogenen Faktoren beeinflusst. Wer meldet Schwergeburten korrekt?? 7
8 Einsatz geeigneter Bullen! Sog. Färsenbullen lassen komplikationsloses Kalben erwarten. Ja, aber: h 2 für Körpermaße 0,6 Töchter von sog. Färsenbullen sind im Rahmen (Becken) kleiner! Angaben zu spezifischen Ursachen und Faktoren von Schwergeburten exogen Haltungsmanagement Fütterungsmanagement Fortpflanzungs- u. Geburtenmanagement Betriebsgröße, -leistung endogen genotypisch phänotypisch maternal direkt fetal maternal Tragezeit Rasse (Genetik) Beckenform Rasse (Genetik) Geburtsgewicht Lage, Haltung Stellung Geburtsgewicht Größe d. Kalbes Geschlecht Mehrlingsgeburt Missbildungen totes Kalb Enge des Beckens Verengung weicher Geburtswege Störungen Eihäute u. Nabelstrang Störungen Wehen Kreuzbeinhöhe Parität Erstkalbealter Allgemeinerkrankung Stoffwechselstörungen Hormoninbalancen Stress 8
9 Fragestellungen: Wie häufig treten Schwergeburten der unterschiedlichen Grade auf? Welche Auswirkungen besitzt der Geburtsverlauf auf: Tage Milchleistung (1. Laktation) - Lebensleistung Milchmenge - Nutzungs- und - Lebenseffektivität der Kälber als erwachsene Kühe Material und Methode Material: HF-Kühe aus Sachsen-Anhalt (RSA) u. Thüringen (LTR) Geburtsdatum zwischen und Stand der Daten: August 2011 (VIT) Methoden: Leichtgeburt.ohne oder 1 Helfer, leichter Einsatz mechanischer Zughilfe, Nachtkalbung Schwergeburt..2 und mehr Helfer, Einsatz mechanischer Hilfsmittel, TA ohne OP Kaiserschnitt.tierärztliche Hilfe: Kaiserschnitt - OP 9
10 Material und Methode Tage-Leistung der 1. Laktation - Lebensleistung Milch kg - Ersbesamungsalter - Erstkalbealter - Nutzungsdauer - Lebensleistung Laktationen - Abgangsalter Parameter Einheit Definition Nutzungseffektivität Lebenseffektivität kg/nt kg/lt Milch kg je Nutzungstag (Quotient aus Lebensleistung kg und Nutzungsdauer d) Milch kg je Lebenstag (Quotient aus Lebensleistung kg und Lebenstagen) 305-Tage-Leistung in Abhängigkeit von der Bestandsgröße 305 Tage Leistung Anzahl gemeldeter Kühe je Betrieb 10
11 Lebensleistung in Abhängigkeit von der Bestandsgröße Lebensleistung kg Anzahl gemeldeter Kühe je Betrieb Produktionsleistungen in Abhängigkeit von der Bestandsgröße (n= ) Anz. gemeldeter Kühe / Best. <50 >1000 Nutzungseffektivität...20,62 23,76kg/NT ansteigend Lebenseffektivität.8,58 11,14kg/LT ansteigend Erstbesamungsalter 18,29 16,83 Monate sinkend Erstkalbealter 28,24 26,74 Monate sinkend Nutzungsdauer...26,02 29,22 Monate ansteigend Lebensleistung Laktationen..2,55 2,80 Laktationen ansteigend Abgangsalter.54,24 55,98 Monate ansteigend
12 Ergebnisse Vorkommen von Schwergeburten Anteil schwergeborener Kühe im Untersuchungszeitraum (n= ) Geburtsverlauf Häufigkeit absolut relativ Gesamt ,00 % Normal- und Leichtgeburt ,97 % Schwergeburt ,03 % - davon Auszug ,00 % - davon Kaiserschnitt 73 0,03 % Häufigkeit der Schwergeburten in Abhängigkeit von der Bestandsgröße Häufigkeit % ,08 0,29 0,34 0,53 0,82 1,08 2,35 2,75 6,19 Anzahl gemeldeter Kühe je Betrieb Nur 49% der Betriebe (<50 Kühe) gaben Schwergeburten an!!! 12
13 Saisonale Häufigkeiten der Geburtsverläufe (n = ) 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% I/2000 II/2000 III/2000 I/2001 II/2001 III/2001 I/2002 II/2002 III/2002 I/2003 II/2003 III/2003 I/2004 Leichtgeburten Schwergeburten II/2004 III/2004 I/2005 II/2005 III/2005 I Jan-März II Apr.-Aug. III Sept.-Dez Schwergeburten treten im Winter häufiger auf! Ergebnisse 305 Tage Leistung 1. Laktation kg Leichtgeburt Schwergeburt Mittelwerte der 305-Tage-Erstlaktationsleistung in kg je Kuh in Abhängigkeit vom Geburtsverlauf (als LSM) Kein signifikanter Unterschied 13
14 Ergebnisse Lebensleistung (LL), Nutzungsdauer (ND) und Nutzungseffektivität (NE) Leichtgeburt Schwergeburt 10 LL [kg] a b ND [Monate] 34,74 34,78 NE [kg/nt] 22,67 a 22,80 b Mittelwerte der LL; ND und NE in Abhängigkeit vom Geburtsverlauf (als LSM) a, b Signifikanz α < 0, Ergebnisse Lebensleistung (LL), Abgangsalter (AbgAlt) und Lebenseffektivität (LE) Leichtgeburt Schwergeburt LL [kg] a b AbgAlt [Monate] 55,35 A 55,13 B LE [kg/lt] 11,63 a 11,69 b Mittelwerte der LL, AbgAlt und LE in Abhängigkeit vom Geburtsverlauf (als LSM) a,b: P < 0,05 A,B: 0,05< P < 0,
15 Leistungsmerkmale und Einfluss des Schweregrades der Geburt Merkmal Leichtgeburt Schwergeburt Erstbesamungsalt er (Mon.) Erstkalbealter (Tage) Anz. Laktationen (St.) 17,53 n = ,49 n = ,56 a n = ,53 n = ,49 n = ,53 b n = Die Schwere der Geburt hat bei den betroffenen Tieren später nahezu keinen Einfluss auf die Merkmale: EBA, EKA und Anzahl Laktationen! Abgänge Leichtgeborene Kühe wurden 0,22 Monate älter als schwergeborene! Häufigkeiten von Abgangsursachen bei Kühen in Abhängigkeit von der Schwere der Geburt (%) Alter Sonst. Krankh. Euter Klauen Sonst. Gründe Geburtsverlauf Leistung Unfruchtb. Melkbarkeit Stoffwechsel Leicht 0,46 8,54 17,15 11,93 18,80 3,94 16,73 12,29 10,16 Schwer 0,49 7,68 18,43 11,13 19,54 3,50 17,64 11,17 10,66 Reihenfolge: Eutererkrankung Unfruchtbarkeit Klauen u. Gliedmaßen sonst. Gründe/Krankheiten Stoffwechsel Leistung Melkbarkeit - Alter Ein Einfluss der Schwere der Geburt auf die Abgangsursachen konnte nicht nachgewiesen werden! 15
16 Schlussfolgerungen häufiges Auftreten von Schwergeburten zwischen 2000 bis 2005 in Sachsen-Anhalt und Thüringen tendenzieller Vorteil leichtgeborener Kühe beim Abgangsalter signifikant positiver Einfluss des Geburtsverlaufes auf LL Milch, NE und LE zugunsten schwergeborener Kühe Kälber aus Schwergeburt nicht im Nachteil! Empfehlungen zur Vorbeugung von zusätzlichen Kosten infolge SG: Schulung der Mitarbeiter in der korrekten Geburtshilfe ganztägige Stallwache, auch in arbeitsreichen Zeiten (z.b. Ernte) sorgfältige Dokumentation und Meldung der Geburtsverläufe mit resultierender Reflexion der Bullenwahl und Selektion der Kühe Einkreuzen anderer Rassen, v.a. Fleischrassen?? Optimierung der Aufzucht und Bestimmung des Erstbesamungsalters nach Lebendmasse, nicht ausschließlich nach Alter Erwägen des Einsatzes von gesextem Sperma bei Färsenbesamungen Optimierung der Haltungsbedingungen inklusive Fütterung und Fortpflanzungsmanagement 16
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