Demografischer Wandel in Deutschland Herausforderung für Krankenhäuser und
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- Julia Hella Egger
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1 Demografischer Wandel in Deutschland Herausforderung für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen Frankfurt, 18. Februar 2010 Dieter Bräuninger Think Tank der Deutsche e Bank Gruppe
2 Agenda 1 Fakten zum demografischen Wandel 2 3 Künftige Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen Trends beim Angebot an Gesundheitspersonal
3 1 Fakten zum demografischen Wandel Demografischer Wandel in Deutschland Altersaufbau der Bevölkerung Bevölkerung in Deutschland altert und in Deutschland 2010 und 2060 schrumpft. Männer Frauen Ursachen für Altern der Bevölkerung: 1. Niedrige Geburtenrate, Altern der Babyboom-Generation, 3. Anstieg der Lebenserwartung Annahmen: Geburtenhäufigkeit: 1,4 Kinder je Frau, Lebenserwartung: Basisannahme, Wanderungssaldo: ab 2014 Quelle: Destatis, 12. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung Seite 4 Bevölkerungszahl nimmt ab - bis 2030 um gut 4 Mio. bzw. 5%, - bis 2050 um gut 12 Mio. bzw. 15%. Bevölkerung altert: - Medianalter heute rd. 43 Jahre; jeder 2. in Deutschland über 50; Medianalter 52 Jahre. Kräftiger Anstieg der Zahl des Anteils Älterer (65+) u. Betagter (80+).
4 1 Fakten zum demografischen Wandel Deutsche Gesellschaft altert t Wachsende Zahl Betagter Anzahl 85+ in Mio., Bevölkerungsanteil in % Erheblicher Wandel bis 2050 Zahl der ü65-jährigen nimmt von 16,9 Mio auf 23 Mio zu (2030: 23,6 Mio.). Zuwachs bei ü85-jährigen noch kräftiger: von 2,3 Mio. auf 6,5 Mio. (2030: 3,9 Mio.). 6 Anteil der Betagten verdreifacht sich von knapp 3% auf gut 9%. 4 Trotz rückläufiger Bevölkerungszahl 2 zunehmender Bedarf an Gesundheits- 0 diensten, v.a. auch bei Krankenhausbehandlungen und Pflege. 85+ (links) Anteil % (rechts) Gesundheitsausgaben pro Kopf für ü80-jährige (rd. EUR p.a.) 4 ½- mal so hoch wie für Durchschnitt der Bevölkerung insgesamt Quellen: Destatis, eigene Berechnungen Seite 4
5 2 Künftige Nachfrage nach Gesundheitsdiensten Folgen des Anstiegs der Lebenserwartung für den Bedarf an Gesundheitsdiensten Folgen umstritten: 2 rivalisierende Thesen: Medikalisierungsthese (auch Kumulationsthese) Mit zunehmendem Alter leiden wir an immer mehr Krankheiten (Multimorbidität). Es nehmen v.a. Diabetes, Osteoporose, Demenz, Tumore und Schlaganfall zu. Erfolge moderner Medizin fördern das Überleben vieler Personen mit Bedarf an kostenintensiven Behandlungen. Kosten steigen im höheren Alter deutlich. Kompressionsthese Wir werden gesünder älter. Kostenintensiver Behandlungsbedarf erst in letzten 2 Jahren vor dem Tod. Prinzipiell gleich hohe Gesundheitsausgaben entstehen später. Steigende Lebenserwartung erhöht, Gesundheitsausgaben kaum. - Tatsächl. Entwicklung: Kostenanstieg erfolgt tendenziell später, aber immer intensiver. - Streit z.t. akademisch: Vieles hängt von Definition bzw. Abgrenzung und Messung des medizinisch-technischen Fortschritts ab. - Kostenanstieg durch den Fortschritt und die Alterung nur schwer zu trennen. Seite 5
6 2 Künftige Nachfrage nach Gesundheitsdiensten Aktuelle Trends am Krankenhausmarkt kt In den letzten beiden Jahrzehnten seit 1991: Rückläufige Zahl an Krankenhäusern (-328 bzw. -14% auf knapp 2100 Häuser). Zunehmender Marktanteil privater A bi t Anbieter (Verdoppelung von 15% auf 30%, Sachsen 35%). Sinkende Bettenzahl (Rückgang um nahezu 25% auf rd ). 000) (Sachsen: Bettendichte (Anzahl pro Einw.) mit 62,8 knapp über Bundesdurchschnitt 61,4). Trends im Krankenhausbereich 1991 = Anstieg Zahl der Krankenhausfälle 50 (um 20% auf 17,52 Mio.). Immer kürzere Verweildauer (Rückgang um 6 von 14 auf 8,1 Tage bzw. 42%). Wachsender Anteil älterer Patienten (Anteil der Patienten im Alter : 35 %, 2007: 43%) Fallzahl Bettenzahl Anzahl Krankenhäuser Durchschnittl.Verweildauer Quellen: Destatis, eigene Berechnungen Seite 6
7 2 Künftige Nachfrage nach Gesundheitsdiensten Perspektiven für den Krankenhausmarkt kt Zahl der Krankenhäuser: Bis 2020 wohl weiterer Rückgang um rd. 200 Kliniken v.a. im öffentlichen Bereich. Weitere kräftige Marktanteilsgewinne für private Träger. Treiber: Verschärfte Kostenklemme bei öffentlichen Trägern durch Wirtschaftskrise, i höherer Kosten- und Wettbewerbsdruck wg. ungünstiger Rahmenbedingungen in GKV. Bettenzahl: Bis 2020 weiterer deutlicher Rückgang um 25-30%. Treiber: Kostendruck und gegebener Anpassungsbedarf (relativ niedrige Bettenauslastung 1991: 84%, 2007: 77%, Anzahl der Betten pro 1000 Einwohner 50% über Durchschnitt OECD und mehr als 50% größer als etwa in FR, CH, NL). Fallzahl: Lt. Statistischem Bundesamt könnte Zahl der Krankenhausfälle bis 2030 auf 19 Mio steigen (unveränderte altersspezifische Diagnosefallquote), mindestens 17,9 Mio (Rückgang bzw. Verschiebung der Quote gemäß Kompressionsthese). Auf Basis aktueller Bevölkerungsprognose könnte Anstieg aber um 10-20% höher ausfallen: 2030: 19,3 Mio., bzw. 18,2 Mio. Verweildauer: Trend rückläufiger Dauer dürfte sich abgeschwächt fortsetzen. Treiber: Kostendruck und gegebener Anpassungsbedarf (Verweildauer in D 20% über Durchschnitt OECD, ähnliche Werte aber in CH und GB). Medizinisch-technischer Fortschritt dürfte weitere Verkürzung ermöglichen. Hingegen wirkt Demografie gegenläufig (Ältere Patienten bleiben länger im Krankenhaus ( mehr Operationen und Prozeduren pro Fall wg. Multimorbidität sowie häufiger Komplikationen). Seite 7
8 2 Künftige Nachfrage nach Gesundheitsdiensten Perspektiven für den Krankenhausmarkt kt Der Kostendruck im Krankenhausbereich bleibt hoch v.a. w.g. schwieriger i Finanzlage der GKV. Der Wettbewerbsdruck dürfte sich ebenfalls weiter verschärfen zumal bei tendenziell weiter bestehenden Überkapazitäten in einigen Bereichen. Indes hat Politik entscheidende Weichen hin zu einem Wettbewerbsmarkt (noch) nicht gestellt (Möglichkeit des selektiven Kontrahierens und freier Preisverhandlungen). Die Marktstruktur verändert sich nicht nur horizontal, sondern auch vertikal. Die Trennlinie zwischen dem ambulanten Bereich und den Kliniken ist infolge des technischen Fortschritts und veränderter rechtlicher Rahmenbedingungen stets im Fluss. - Zahl der MVZ (1.325 in Q2 2009) dürfte bis 2020 um 3% p.a. zunehmen. Der Strukturwandel hin zu weniger, aber stärker vernetzten t und klarer profilierten Kliniken setzt sich fort. Die Veränderungen bieten privaten Anbietern, die sich durch Flexibilität, Kosteneffizienz und Patientenorientierung auszeichnen, gute Chancen. Die privaten Kliniken sollten weiterhin Gewinner des Strukturwandels sein. Seite 8
9 2 Künftige Nachfrage nach Gesundheitsdiensten Perspektiven für den Pflegemarkt Kräftiger Zuwachs an Pflegebedürftigen In Mio., Bevölkerungsanteil in % Anteil der Pflegebedürftigen steigt im höheren Alter rasant von 5 % bei den 70-75jährigen auf fast 60% bei den über 90-jährigen. Gruppe der 90+ dürfte sich bis 2030 mehr als verdoppeln (von z.zt. rd. 0,75 Mio. auf 1¾ Mio. und bis 2050 auf 2¾ Mio. steigen). Anzahl der Pflegebedürftigen fti könnte - bei unveränderten altersspez. Pflegequoten - von 2,25 Mio (2007) auf 3½ Mio.(2030) und rd. 4¾ Mio steigen, d.h. sich ebenfalls gut verdoppeln. Selbst bei deutlich sinkenden Pflegequoten Anstieg um über 1 Mio. Pflegebedürftige, absolut (links) Anteil Pflegebedürftige (rechts) Quellen: Destatis, eigene Berechnungen Seite 9
10 2 Künftige Nachfrage nach Gesundheitsdiensten Nachfrage nach ambulanter Pflege Anteil älterer Pflegebedürftiger, v.a. (90+), wird kräftig zulegen (von 18% auf 34%). Der Versorgungsbedarf steigt nicht nur in quantitativer, sondern auch in qualitativer Hinsicht (z.b. höherer Anteil an Demenzerkrankten). Nachfrage nach ambulanter Pflege dürfte sich daher dynamisch entwickeln. Derzeit werden Pflegebedürftige stationär betreut. Künftige Nachfrage nach Plätzen in Einrichtungen der stationären Pflege hängt außer von Demografie und altersspezifischen Prävalenzraten v.a. von Verfügbarkeit von Arrangements zur häuslichen Pflege ab. Relevant dafür ist Verfügbarkeit von informellen Pflegepersonen (Ehegatten/ Partner, Kinder, Freunde, Nachbarn) und professionellen Pflegediensten. Angebot an informellen Pflegekräften wiederum eine Funktion demografischer und sozialer Variablen (Anteil der Älteren mit Partner und / oder Kindern, Frage der Bereitschaft bzw. Zeit der Angehörigen für Pflege (Berufstätigkeit)). Zahl informeller Pflegepersonen nimmt demografisch-bedingt bis 2025/26 leicht zu (um rd. 20%) und fällt dann bis 2050 unter heutiges Niveau (19,5 Mio) zurück. Seite 10
11 2 Künftige Nachfrage nach Gesundheitsdiensten Modellrechnungen von Deutsche Bank Research zur Nachfrage nach ambulanter Pflege Verschiedene Szenarien: Bedarf an Pflegeheimplätzen könnte bis 2030 auf 1½- 2 Mio steigen, bis 2050 auf 3¼ - 3¾ Mio, d.h. mindestens Verdopplung bis 2030 und Verfünffachung bis Annahmen: untere Variante: Pflegebereitschaft informeller Kräfte bleibt gleich. obere Variante: Pflegebereitschaft sinkt wg. verstärkter Berufstätigkeit. Seite 11
12 3 Trends beim Angebot an Gesundheitspersonal Markt für Ärzte und Pflegekräfte Derzeit rd Personen bei ambulanten und stationären Pflegediensten beschäftigt. DB Research erwartet für 2050 Bedarf an 2 Mio Stellen in diesem Bereich. Personal in Kliniken ik rd (in Vollzeit AK). Darunter gut ärztliches Personal (16,1%). Steigender Anteil von Ärztinnen. Frauenanteil bei Medizinern derzeit 41,5%, 1991 erst 33,5%. Im Medizinstudium i Frauenanteil sogar rd. 60%. Steigender Anteil der Teilzeitbeschäftigten gerade auch beim ärztlichen Personal. Ärzte und Personal im medizinisch-techn. Dienst sowie im Pflegedienst der Krankenhäuser könnte knapp werden. Öffentliche e Debatte e stark auf Thema Ärztemangel fokussiert. Seite 12
13 3 Trends beim Angebot an Gesundheitspersonal Ärztemangel eine Risiko? ik Derzeit wohl kein genereller Mangel, aber regionale Ungleichgewichte. i ht Problematik West - Ost / Stadt Land Mittelfristig nimmt Ärztezahl demografisch-bedingt di ab. - Relativ hohe Zahl ausscheidender älterer Ärzte wird durch vorerst konstante Zahl an Absolventen kaum gedeckt. - Lt. Dt. Krankenhausgesellschaft könnten bis Klinikärzte aus Altersgründen aus Berufsleben ausscheiden. Seit einigen i Jahren Wanderungsverlust von rd Ärzten p.a. Längerfristig Ärztemangel absehbar. Problem muss schon heute adressiert werden. (Ausbau der Ausbildungskapazitäten an Hochschulen, erleichterte Zuwanderung, günstigere Bedingungen g für Betätigung g bereits hier lebender ausländischer Ärzte u. Ärztinnen.) Seite 13 Steigener Wanderungsverlust bei Ärzten Personen, absolut * 2008 Zuwanderung Abwanderung Nettoverlust *2007 Abwanderung: 77% Deutsche, 23% Rückkehrer in die Heimat Quelle: Bundesärztekammer
14 Fazit Gesundheit ist ein Wachstumsmarkt zumal in Deutschland mit seiner alternden Bevölkerung. Die Alterung der Bevölkerung lässt im Zusammenwirken mit dem medizinisch- technischen Fortschritt einen weiteren kräftigen Anstieg der Ausgaben für die Gesundheit erwarten. Auf dem Krankenhausmarkt bestehen derzeit vor allem im internationalen Vergleich noch Überkapazitäten. Auf längere Frist könnte die stationäre Versorgung der Bevölkerung in dünn besiedelten, ländlichen Regionen jedoch ein Problem werden. Der Bedarf an stationärer Pflege dürfte wesentlich kräftiger wachsen als der Bedarf an Krankenhausbehandlungen. Dem drohenden Mangel an Fachkräften in der Krankenversorgung und der Pflege muss durch verstärkte Ausbildungsanstrengungen, bessere Verfahren für die Anerkennung ausländischer Abschlüsse von Zugewanderten und vermehrter Zuwanderung entgegengewirkt werden. Seite 14
15 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Copyright Deutsche Bank AG, DB Research, D Frankfurt am Main, Deutschland. Alle Rechte vorbehalten. Bei Zitaten wird um Quellenangabe Deutsche Bank Research gebeten. Die vorstehenden Angaben stellen keine Anlageberatung dar. Alle Meinungsaussagen geben die aktuelle Einschätzung des Verfassers wieder, die nicht notwendigerweise der Meinung der Deutsche Bank AG oder ihrer assoziierten Unternehmen entspricht. Alle Meinungen können ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Die Meinungen können von Einschätzungen abweichen, die in anderen von der Deutsche Bank veröffentlichten Dokumenten, einschließlich Research-Veröffentlichungen, vertreten werden. Die vorstehenden Angaben werden nur zu Informationszwecken und ohne vertragliche oder sonstige Verpflichtung zur Verfügung gestellt. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit oder Angemessenheit der vorstehenden Angaben oder Einschätzungen wird keine Gewähr übernommen. In den USA wird dieser Bericht durch Deutsche Bank Securities Inc., Mitglied der NYSE, NASD, NFA und SIPC, genehmigt und/oder verbreitet. In Deutschland wird dieser Bericht von Deutsche Bank AG Frankfurt genehmigt und/oder verbreitet, die über eine Erlaubnis der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht verfügt. Im Vereinigten Königreich wird dieser Bericht durch Deutsche Bank AG London, Mitglied der London Stock Exchange, genehmigt und/oder verbreitet, die in Bezug auf Anlagegeschäfte im Vereinigten Königreich der Aufsicht der Financial Services Authority unterliegt. In Hongkong wird dieser Bericht durch Deutsche Bank AG, Hong Kong Branch, in Korea durch Deutsche Securities Korea Co. und in Singapur durch Deutsche Bank AG, Singapore Branch, verbreitet. In Japan wird dieser Bericht durch Deutsche Securities Limited, Tokyo Branch, genehmigt und/oder verbreitet. In Australien sollten Privatkunden eine Kopie der betreffenden Produktinformation (Product Disclosure Statement oder PDS) zu jeglichem in diesem Bericht erwähnten Finanzinstrument beziehen und dieses PDS berücksichtigen, bevor sie eine Anlageentscheidung treffen. Seite 15
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