Tendenzen des demografischen Wandels in Ost- und Westdeutschland
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- Gertrud Straub
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1 Tendenzen des demografischen Wandels in Ost- und Westdeutschland Politische und gesellschaftliche Konsequenzen der demografischen Herausforderung Dealing with Change Demographic Change and Development Strategies 18. Nov in Berlin Prof. Dr. Norbert F. Schneider Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung
2 Demografischer Wandel was heißt das? Der demografische Wandel ist ein vielschichtiger und komplexer Prozess, der außerordentlich langfristig verläuft. Im Kern umfasst der demografische Wandel alle Veränderungen der Größe und Struktur der Bevölkerung infolge veränderter demografischer Verhaltensweisen. Zur Bevölkerungsstruktur zählen vor allem die Alters- und die Geschlechterstruktur, die sozialstrukturelle und die ethnische Zusammensetzung, die Struktur der Haushalts- und Lebensformen sowie die regionale Verteilung der Bevölkerung. Das demografische Verhalten besteht aus vier Hauptdimensionen: das generative Verhalten, das Heirats- und Scheidungsverhalten, das Wanderungsverhalten sowie die Sterblichkeitsverhältnisse.
3 Hauptrichtungen des Wandels der Bevölkerungsstruktur Der demografische Wandel umfasst vier Hauptrichtungen: Schrumpfung der Bevölkerung Alterung der Bevölkerung Veränderungen der Zusammensetzung der Bevölkerung Wandel der regionalen Verteilung der Bevölkerung
4 Ursachen der Schrumpfung und Alterung der Bevölkerung Die fortschreitende Schrumpfung und Alterung der Bevölkerung beruht vornehmlich auf vier Ursachen: 1. Lang anhaltendes niedriges Geburtenniveau 2. Die geburtenstarke Jahrgänge erreichen in den kommenden zwanzig Jahren das Rentenalter 3. Steigende Lebenserwartung von älteren Menschen 4. Geringes Wanderungssaldo
5 Schrumpfung der Bevölkerung Bevölkerungszahl in Deutschland, 1950 bis 2060 Millionen 90 BiB Obergrenze der "mittleren" Bevölkerung Untergrenze der "mittleren" Bevölkerung Kalenderjahr 1 ab 2009: Ergebnisse der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Bundes und der Länder
6 Veränderung der Bevölkerung in den Bundesländern, 2060 gegenüber 2008 Bundesland Sachsen-Anhalt Thüringen Mecklenburg-Vorpommern Brandenburg Saarland Sachsen Niedersachsen Bundesdurchschnitt Schleswig-Holstein Nordrhein-Westfalen Rheinland-Pfalz Hessen Baden-Württemberg Berlin Bayern Bremen Hamburg BiB Entwicklung 2060 gegenüber 2008 um Prozent Datenquelle: Statistische Landesämter, Grafische Darstellung: BiB
7 Altenquotient in Deutschland, 1950 bis Jährige und Ältere je bis unter 65-Jährige BiB Kalenderjahr
8 Anteil der 85-Jährigen and Älteren an der Bevölkerung, 2009 bis 2060 Prozent Männer Frauen Insgesamt Kalenderjahr Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), Ergebnisse der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Bundes und der Länder, Untergrenze der mittleren Bevölkerung, Grafische Darstellung: BiB
9 Pflegebedürftige 2005 bis 2020 in Deutschland in 1000 in Deutschland Kalenderjahr Quelle: Satistische Ämter des Bundes und der Länder, Status-Quo-Szenario in dem konstante Pflegequoten erwartet werden, berechnet für 5-Jahres-Altersgruppen
10 Hauptdimensionen des demografischen Verhaltens Verändertes generatives Verhalten (Geburtenrückgang, Aufschub, Kinderlosigkeit, nichteheliche Geburten, Kinderwunsch) Wandel der Familienentwicklung (Verbreitung neuer Familien- und Lebensformen, Rückgang der Heiraten, Anstieg der Scheidungen; Wandel und Konstanz von Leitbildern; Generationenbeziehungen) Wanderungsgeschehen (Zu- und Abwanderungen; räumliche Mobilität innerhalb Deutschlands) Morbidität und Sterblichkeit (fernere Lebenserwartung nach Altersgruppen und Geschlecht; Entwicklung der Todesursachen)
11 Verändertes generatives Verhalten Anzahl der Lebendgeborenen in Deutschland 1946 bis 2008 Anzahl in BiB Kalenderjahr
12 Verändertes generatives Verhalten Zusammengefasste Geburtenziffer in Deutschland 1960 bis 2008 Durchschnittliche Kinderzahl je Frau 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0, Kalenderjahr BiB
13 Anteil in % Verändertes generatives Verhalten Anteil nichtehelicher Geburten an allen Geburten in West- und Ostdeutschland 1950 bis West* Ost* Jahr * ab 2001 ohne Berlin
14 Verändertes generatives Verhalten Elternschaft und Kinderlosigkeit in Deutschland bei Frauen der Geburtsjahrgänge im Jahr 2008 (in %) Deutschland nur Abiturientinnen Frauen ohne Schulabschluss Keine Kinder 23 * Kind Kinder und mehr Kinder N Quelle: Mikrozensus 2008; Anteil der Einzelkinder: 16 % * Nach Befunden des GGS 2005 waren in der gleichen Kohorte 29 % der Männer kinderlos
15 Wandel der Familienentwicklung Anzahl der Eheschließungen in Deutschland, 1946 bis 2008 Anzahl in BiB Kalenderjahr
16 Wandel der Familienentwicklung Anzahl der Scheidungen in Deutschland 1946 bis 2008 Anzahl in Kalenderjahr BiB
17 Lebensformen der Geburtsjahrgänge 1964 bis 1968 in Deutschland Lebensformen (Anteile in %) West* Ost* Ehepaare mit Kind/ern nichtkonventionelle Lebensformen: Alleinwohnende ** 14 8 kinderlose, nicht verheiratete Partner in Lebensgemeinschaft *** 6 4 Ehepaare ohne Kinder 7 4 nicht verheiratete Elternteile mit Kind/ern im Haushalt 4 14 Alleinerziehende ** Σ * Ohne Berlin ** davon etwa ein Drittel in Fernbeziehung *** darunter etwa jede zwölfte (8,3 %) als gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaft Datenquelle: Mikrozensus 2008
18 Außenwanderungssaldo Deutschland, 1991 bis 2009 Tsd Außenwanderungssaldo in Deutschland, 1991 bis
19 Sterblichkeitsverhältnisse Mittlere fernere Lebenserwartung in Deutschland nach Geschlecht Männer 1980 Männer 2009 Frauen 1980 Frauen 2009 Bei Geburt 69,6 77,3 76,2 82,5 Im Alter von 60 Jahren 16,2 21,0 20,3 24,8 Anstieg bei 60- Jährigen um Jahre 4,8 4,5 Quelle: Stat. Bundesamt 2010
20 Altersstruktur der Gestorbenen in Deutschland 1901, 1950 and bis unter bis unter und mehr 100% 90% 80% % 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Männer Frauen Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), Grafische Darstellung: BIB
21 Wandel und Konstanz von Leitbildern Einstellungen zu Geschlechterrollen in ausgewählten europäischen Ländern Deutschland West Deutschland Ost Schweden Spanien Polen Ein Vorschulkind leidet, wenn seine Mutter berufstätig ist 2,7 3,4 3,5 2,8 2,7 Die Aufgabe des Mannes ist es Geld zu verdienen, die der Frau, sich um Haushalt und Kinder zu kümmern 3,6 3,9 4,2 3,6 2,7 N Quelle: ISSP stufige Skala. 1 Zustimmung, 5 Ablehnung, eigene Berechnungen
22 Zusammenfassende Feststellungen 1. Demografische Prozesse verlaufen sehr langfristig und sind nicht kurzfristig steuerbar 2. Der demografische Wandel erfolgt nicht einheitlich, sondern disparat. Es bestehen erhebliche regionale und sozialstrukturelle Unterschiede 3. Der demografische Wandel ist nicht nur auf die Schrumpfung und Alterung der Bevölkerung reduzierbar 4. Der demografische Wandel tangiert nahezu alle gesellschaftlichen Bereiche (Arbeitsmarkt, Konsum, Wohnungsmarkt, Sicherheit, Soziale Sicherungssysteme ) 5. Die Folgen des demografischen Wandels sind nicht zwangsläufig krisenhaft. Es geht darum, die Chancen und Potentiale des Wandels zu erkennen und zu nutzen 6. Zuwanderung kann die Folgen des demografischen Wandels nicht signifikant mindern 7. Einzelmaßnahmen können keine nachhaltige Wirkung entfalten. Nur mit konzertierten Anstrengungen vor allem auch in Regionen und Kommunen - können Erfolge erzielt werden.
23 Vielen Dank! Prof. Dr. Norbert F. Schneider Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung Friedrich-Ebert-Allee Wiesbaden Tel.: Fax:
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