Internationale und nationale Klimapolitik
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- Astrid Schäfer
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1 Daten und Fakten Internationale und nationale Klimapolitik Entwicklung der globalen CO 2 -Emissionen von 1990 bis 2014 Der absolute Anstieg der CO 2 -Emissionen in China, den USA und anderen Ländern übersteigt die bisherigen Reduktionserfolge der EU/Deutschlands um ein Vielfaches: Die weltweiten CO 2 -Emissionen sind zwischen 1990 und 2014 um 56 Prozent gestiegen. CO 2 -Emissionen in ausgewählten Ländern und Regionen In Mrd. Tonnen, Vergleich 1990 und 2015 in Mrd. Tonnen und in Prozent 12,0 10,0 +6,8 Mrd. t +295 % ,0 6,0 4,0 2,0 +0,3 Mrd. t +6 % - 0,8 Mrd. t -19 % -0,8 Mrd. t +0,6 Mrd. t -34 % +1,5 Mrd. t +267 % +210 % +0,7 Mrd. t +85% +0,1 Mrd. t +11 % -0,2 Mrd. t -25 % 0,0 China USA EU 28 Indien Russland Mittlerer Osten Quelle:BP Statistical Review of World Energy June 2015; VCI Afrika Japan Deutschland Der absolute Anstieg der CO 2 -Emissionen in China und anderen Ländern übersteigt die Reduktionserfolge der EU und von Deutschland um ein Vielfaches. Daher sind diese großen Emittenten für die Wirksamkeit eines weltweiten Klimaschutzabkommens von besonderer Bedeutung. EU-Klimaschutzziele für die Reduktion von Treibhausgasen Im März 2010 beschloss der Europäische Rat: Die Emissionen von Treibhausgasen sollen bis 2020 um 20 Prozent gegenüber 1990 reduziert werden; die Industrie soll den Hauptteil der Reduktion erbringen. In der EU-Mitteilung "Roadmap for a low carbon economy" von 2011 sind Minderungswege beschrieben. Um eine Verringerung von mindestens 80 Prozent bis zum Jahr 2050 zu erzielen, sieht die EU-Kommission die Notwendigkeit, bis 2020 mindestens 25 Prozent und 40 Prozent bis 2030 zu erreichen. Zusätzliche Energieeffizienzziele sollen dazu beitragen, dass die Minderungsziele des Emissionshandels erreicht werden. Dabei versteht die EU-Kommission unter Steigerung der Energieeffizienz eine absolute Verbrauchsminderung bezogen auf einen prognostizierten Verbrauch im Jahre Industrielles Wachstum kann aber trotz gestiegener Energieeffizienz mit absolutem Energiemehrverbrauch einhergehen. Um die Klimaschutzkosten zu finanzieren, ist industrielles Wachstum nötig. Der Europäische Rat hat im Oktober 2014 ein Treibhausgasminderungsziel von 40 Prozent bis 2030 im Vergleich zu 1990 beschlossen. Dieses Ziel soll rein europa-intern, also ohne Minderungsleistungen aus internationalen Klimaschutzprojekten, erreicht werden. Dieses Ziel soll außerdem unilateral, also ohne Verknüpfung an Zusagen anderer Staaten, in die internationalen Klimaverhandlungen eingebracht werden. Dieses Ziel soll für den Emissionshandelssektor mit einer Minderungsleistung von 43 Prozent im Vergleich zu 2005 und für den Nicht-Emissionshandelssektor von 30 Prozent (Basis 2005) umgesetzt werden. Das bedeutet, dass der Emissionshandelssektor in 1
2 den zehn Jahren von noch einmal genauso viel mindern muss, wie zuvor in 15 Jahren. Der Emissionshandelssektor würde also trotz erheblicher Vorleistung proportional stärker belastet. Zusätzlich wurde beschlossen, den Anteil erneuerbarer Energien bis 2030 auf mindestens 27 Prozent des Endenergieverbrauchs zu steigern. Dieses Ausbauziel wurde nicht auf Mitgliedstaaten-Ebene heruntergebrochen. Zur Energieeffizienz wurde ein indikatives Ziel auf EU-Ebene von 27 Prozent beschlossen, welches allerdings kein relatives Ziel ist, sondern eine absolute Energieeinsparung verfolgt. Weltklimagipfel in Paris (COP21): Ergebnis und Bedeutung für Europäische Zielsetzungen und EU-Emissionshandel Das Abkommen von Paris hat mit der Verschärfung des bisherigen 2-Grad-Ziels auf "deutlich unter 2 C, mit Option zu 1,5 C" einen großen Kompromiss zwischen 195 verschiedenen Staaten erzielt. Für die deutsche und europäische Industrie stellt sich nunmehr die Frage, inwieweit das "Paris-Agreement" und die angesprochene Zielerhöhung Auswirkungen auf die Verschärfung von regionalen, nationalen oder europäischen Klimazielen haben werden. Das Klimarahmensekretariat der Vereinten Nationen hat die eingegangenen Beiträge der Staaten zum Klimaschutz (INDCs, Intended National Determinded Contributions) ausgewertet. Diese INDCs umfassen nicht nur Minderungszusagen, sondern auch Emissionssteigerungen, Klimaschutzanpassungsmaßnahmen oder weitere Beiträge. Die Vergleichbarkeit der INDCs ist insbesondere deshalb schwierig, weil die Staaten unterschiedliche Referenzjahre, teilweise absolute und relative Ziele und unterschiedliche Sektoren umfasst haben. Im Ergebnis zeigt sich, dass in Bezug zum Referenzjahr 1990 die INDCs in Summe einen Anstieg von 45 Prozent bis zum Jahr 2030 ergeben. Die vorgelegten Minderungszusagen von Regionen wie der EU werden vielfach übertroffen von angekündigten Mehremissionen anderer Staaten. Die Klimaschutzanstrengungen in der EU verpuffen dadurch. In der nachstehenden Grafik sind nur die Minderungen sowie Mehremissionen von Ländern berücksichtigt, die zur Gruppe der G 20 gehören. Mio. t CO 2 eq (ohne LULUCF*) Der Minderung der jährlichen Emissionen bis 2030 um 4,4 Mrd. t/a stehen Mehremissionen in Höhe von knapp 18,4 Mrd. t/a im Rahmen der gegebenen Minderungszusagen gegenüber. China, Indien, Indonesien, Mexiko, Südkorea, Südafrika, Türkei, Argentinien EU, USA, Japan, Kanada, Russland, Australien, Brasilien VCI-Berechnungen, teilweise auf der Basis von Schätzungen. * Die Emissionen von Brasilien und Indonesien wurden inklusive LULUCF gerechnet. Das INDC von Saudi-Arabien konnte mangels Bezugsgröße nicht eingerechnet werden. Die von der EU und verschiedenen Nationen für die Klimakonferenz COP21 in Paris abgegebenen Minderungszusagen werden um ein Mehrfaches überkompensiert durch die angekündigten Mehremissionen anderer Staaten. Die großen Anstrengungen in der EU für den Klimaschutz verpuffen dadurch. 2
3 Ein weiteres zentrales Ergebnis der Klimakonferenz von Paris ist die Aufnahme internationaler Marktmechanismen und die Ermöglichung eines internationalen Emissionshandels unter dem Dach des Paris Agreement. Die EU hat in ihren klima- und energiepolitischen Ratsschlussfolgerungen vom Oktober 2014 bislang vorgesehen, dass das 40-Prozent-Ziel der EU "domestic", also ohne die Nutzbarkeit internationaler Marktmechanismen erreicht werden soll. Durch die Aufnahme der Marktmechanismen und der Möglichkeit zu einem internationalen Handel solchen sogenannten "Offsets" unter dem Paris- Agreement stellt sich nun erneut die Frage, warum die Verminderung von Treibhausgasen in Deutschland und der EU allein auf regionale Aktivitäten begrenzt werden sollten. Für die Industrie wird es immer wichtiger, solche Instrumente nutzen zu können, wie es sie derzeit in der laufenden Handelsperiode des Emissionshandels in Form von CERs aus dem CDM noch möglich sind. Denn technologische Reduktionspotentiale sind in Europa mehr und mehr ausgeschöpft. Deutschland hat seine Treibhausgasemissionen seit 1990 durch erhebliche Investitionen in die Modernisierung der ostdeutschen Wirtschaft und durch eine aktive Klimaschutzpolitik deutlich reduziert. Der größte Teil der Reduktion wurde im industriellen und energiewirtschaftlichen Bereich erbracht. Entwicklung der Treibhausgasemissionen in Deutschland Industrie und Energiewirtschaft haben seit 1990 mit jeweils rund 100 Millionen Tonnen CO 2-Äquivalenten den größten Teil zur positiven Klimabilanz in Deutschland beigetragen. Prozentual liegen die Haushalte mit der Industrie gleichauf an der Spitze. 3
4 Nationale Klimaziele Im Klimaschutzplan 2050 wurden für alle Sektoren einzelne Sektorziele festgelegt. Diese orientieren sich an den erwarteten Beiträgen der Sektoren zum nationalen Gesamtminderungsziel von mindestens 55 Prozent weniger Treibhausgas-Emissionen bis 2030 gegenüber (Quelle Klimaschutzplan 2050, S. 26f.) Beiträge der deutschen chemischen Industrie zum Klimaschutz Entwicklung von Produktion, Energieverbrauch und Treibhausgas-Emissionen (Energiebedingte CO 2 -Emissionen und N 2 O-Emissionen) Die Effizienzsteigerungen der Vergangenheit sind ein früher Beitrag der Chemie zum Klimaschutz und lassen sich nicht im gleichen Umfang wiederholen. Zukünftige Minderungspotenziale werden kleiner und wirtschaftlich aufwändiger zu realisieren sein. 4
5 Ergebnisse der ICCA-Studie zur Treibhausgasreduktion durch Produkte der Chemie Chemieprodukte sparen mehr als doppelt so viele Treibhausgase ein, wie bei ihrer Produktion entstehen. Weltweite Emissionen in der Chemieproduktion Bruttoeinsparung durch Anwendung der Produkte Situation heute (2005) Situation 2030 ohne weitere Maßnahmen (business as usual) Situation 2030 mit weiteren Einsparungen 3,3 Mrd. Tonnen 6,5 Mrd. Tonnen 5,0 Mrd. Tonnen 8,5 Mrd. Tonnen 20,3 Mrd. Tonnen 23,5 Mrd. Tonnen Nettoeinsparung 5,2 Mrd. Tonnen 13,8 Mrd. Tonnen 18,5 Mrd. Tonnen Einsparfaktor (Verhältnis Bruttoeinsparung zu Emission in der Produktion) 2,6 3 4,7 Beispiele für Treibhausgasreduktion durch Produkte der chemischen Industrie Polystyrol: Herstellung einer Tonne des Werkstoffes erfordert Liter Heizöläquivalente; eingesparte Heizölmenge pro Jahr bei Wärmedämmung für Gebäude: Liter. Kunststoffe im Fahrzeugbau machen Autos leichter: In den letzten 30 Jahren hat sich der Kunststoffanteil am Materialmix des Autos verdreifacht. Dies spart in Bezug auf alle deutschen Fahrzeuge jährlich 500 Millionen Liter Treibstoff ein. Energie sparen mit Sonnenschutz aus Chemiefasern: Automatisch gesteuerte Sonnenschutzsysteme, zum Beispiel in Form von Markisen aus Chemiefasern, können in Europa pro Jahr 111 Millionen Tonnen CO 2 bei der Gebäudekühlung und der Heizung einsparen. Die dabei verwendeten Textilien aus Chemiefasern dienen einerseits zum Aufbau isolierender Luftpolster im Winter und andererseits zur Klimatisierung im Sommer. 5
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