Wie tickt die junge Generation? Welcher Nachwuchs kommt auf die Unternehmen zu?
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- Judith Raske
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1 Klaus Hurrelmann Hertie School of Governance Berlin Wie tickt die junge Generation? Welcher Nachwuchs kommt auf die Unternehmen zu?
2 Altersaufbau der Bevölkerung in Deutschland nach Herkunft, 2008 (in 1.000) Quelle: Statistisches Bundesamt, graphische Darstellung: BiB
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4 Abfolge von Generationen nach demografischen Wellen Generation W: Die in den 1930/40er Jahren Geborenen, die in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg aufwuchsen. Demografisch sehr starke Jahrgänge. Auch als skeptische Generation bezeichnet: Mentalität von nüchternem Wirklichkeitssinn, Durchsetzungswillen und Selbstbehauptung. Initiatoren der Studentenbewegung. Generation X: Die in den 1960er Jahren Geborenen. Die erste Generation, die von den Folgen des Zweiten Weltkriegs nicht mehr betroffen ist. In sicheren wirtschaftlichen Verhältnissen auf Lebensqualität und Umweltschutz orientiert. Auch Generation Golf oder Generation Babyboomer genannt, weil sie demografisch stark ist. Generation Y: Die in den 1980/90 Jahren Geborenen. Eine demografisch relativ schwache Generation ( Pillenknick ). Auch als Generation Multitasking oder Generation Connected bezeichnet, weil mit interaktiven Medien aufgewachsen
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6 Ergebnisse der Shell Jugendstudien 2006 und 2010 (= Generationen Y und Z) Erstes zentrales Ergebnis Die Mehrheit der Jugendlichen antwortet auf die unsichere berufliche Ausgangslage mit verstärkten Bildungsinvestitionen. Zweites zentrales Ergebnis Wegen der Unsicherheit der Lebenslage wächst die Sehnsucht nach Harmonie in den sozialen Beziehungen und einem festen Netzwerk, das Halt und Zugehörigkeit verspricht. Drittes zentrales Ergebnis Unterschiede in der sozialen Herkunft sowie im Geschlecht der Jugendlichen in der Bildungslaufbahn nehmen zu. Viertes zentrales Ergebnis Die neue Mischung von materialistischen (z. B. Besitz, Wohlstand) und postmaterialistischen Werten (z. B. Freiheit, Glück) ergibt verschiedenartige Werte- und Mentalitätstypen von Jugendlichen.
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9 Vier Werte- und Mentalitätstypen von Jugendlichen Verteilung der Werte- und Mentalitätstypen unter den Jugendlichen (in %) 20% 30% 20% 30% Leistungselite der selbstbewussten Macher pragmatische Idealisten zögerliche, skeptische, resignierte und unauffällige Jugendliche robuste Materialisten
10 Vier Werte- und Mentalitätstypen von Jugendlichen Leistungselite der selbstbewussten Macherinnen und Macher ca. 1/3 der Jugendlichen hoher Stellenwert alter (z. B. Fleiß, Macht) und neuer Werte (Kreativität, Lebensgenuss) Gruppe besteht aus gleich vielen jungen Frauen und Männern Nutzenorientierung und Egotaktik überwiegen Engagementelite der pragmatischen Idealistinnen und Idealisten ca. 1/3 der Jugendlichen hoher Stellenwert humanistischer Werte (z. B. soziales Engagement) Gruppe besteht aus mehr jungen Frauen als Männern Einfühlungsvermögen in gesellschaftliche Zusammenhänge ist hoch
11 Vier Werte- und Mentalitätstypen von Jugendlichen Zögerliche, skeptische, resignierte und unauffällige Jugendliche ca. 1/5 der Jugendlichen hoher Stellenwert von Lebensstandard und Macht kein großer Erfolg in Schule und Ausbildung führt zu Enttäuschung Gruppe besteht aus mehr jungen Frauen als Männer Robuste Materialisten ca. 1/5 der Jugendlichen hoher Stellenwert von Macht, Lebensstandard, einflussreichen Positionen und Lebensgenuss unzureichende leistungsmäßige und soziale Kompetenzen, kein politisches Interesse, außerordentlich kleines soziales und ziviles Engagement, Bereitschaft zu Aggression und Extremismus Gruppe besteht aus mehr jungen Männern als Frauen
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13 Sinus-Milieus in Deutschland Milieuschwerpunkte der Jährigen Oberschicht / Obere Mittelschicht Konservativetablierte Liberalintellektuelle Sozialökologische Performer Expeditive Untere Mittelschicht / Mittlere Unterschicht Mittelschicht Soziale Lage Traditionelle Grundorientierung Bürgerliche Mitte Prekäre Adaptivpragmatische Hedonisten SINUS 2011 Festhalten Bewahren Tradition Traditionsverwurzelung Modernisierte Tradition Quelle: TdW 2011, Sinus-Institut Basis = Fälle, Filter: Jahre Haben & Genießen Sein & Verändern Modernisierung / Individualisierung Lebensstandard, Status, Besitz Selbstverwirklichung, Emanzipation, Authentizität Machen & Erleben Grenzen überwinden Neuorientierung Multioptionalität, Beschleunigung, Pragmatismus Exploration, Refokussierung, neue Synthesen
14 Hedonistisches Milieu Kurzprofil 15,1 % 10,6 Mio. Die spaß- und erlebnisorientierte moderne Unterschicht / untere Mittelschicht Leben im Hier und Jetzt Verweigerung von Konventionen und Verhaltenserwartungen der Leistungsgesellschaft
15 Adaptiv-pragmatisches Milieu Kurzprofil 8,9 % 6,3 Mio. Die moderne junge Mitte unserer Gesellschaft mit ausgeprägtem Lebenspragmatismus und Nutzenkalkül zielstrebig und kompromissbereit, hedonistisch und konventionell, flexibel und sicherheitsorientiert Starkes Bedürfnis nach Verankerung und Zugehörigkeit
16 Expeditives Milieu Kurzprofil 6,3 % 4,4 Mio Die ambitionierte kreative Avantgarde Mental und geografisch mobil Online und offline vernetzt Auf der Suche nach neuen Grenzen und neuen Lösungen
17 Milieu der Performer Kurzprofil 7,0 % 4,9 Mio. Die multioptionale, effizienzorientierte Leistungselite Global-ökonomisches Denken Konsum- und Stil- Avantgarde Hohe IT- und Multimedia-Kompetenz
18 18 Die Shell Jugendstudien und die Sinus Milieustudien belegen, dass: Fast 80 Prozent der Jugendlichen im Alter von 12 bis 25 Jahren hoch motiviert, sehr bildungsbereit und beruflich äußerst ehrgeizig sind. Etwa ein Fünftel aber mit den hohen Bildungs- und Sozialanforderungen nicht mithalten können und zurückfallen. Der Übergang von der Schule in die Ausbildung für diese Gruppe sehr schwierig ist. Eltern starken Einfluss auf die Berufswahl der Jugendlichen haben, oftmals aber mit ihrer Funktion als Berater überfordert sind. Jugendliche sich beim Übergang in den Beruf mehr Unterstützung von Wirtschaft und Schule wünschen. Vor allem junge Frauen großen Wert darauf legen, später einmal Familie und Beruf miteinander verbinden zu können. Donnerstag, 18. Oktober 2012 igb-hurrelmann, SINUS GmbH, CARE-LINE GmbH 2011
19 Herausforderungen 1. In der betrieblichen Ausbildung sollten genaue diagnostische Instrumente zur Erfassung der fachlichen und sozialen Kompetenzprofile eingesetzt werden. 2. Während der Schulzeit sollten sich Angebote zur Berufsorientierung auf Selbstfindung sowie Stärken- und Schwächenanalysen und nicht auf konkrete Berufsbilder konzentrieren. 3. In der betrieblichen Ausbildung sollte an die Stärken der Jugendlichen angeknüpft werden, die auf den ersten Blick Schwächen zu sein scheinen; z. B. an Opportunismus, Egotaktik, Harmoniesuche, Sondierhaltung und Multitasking. 4. Um Potenziale für die Berufswelt zu erschließen, sollten die verborgenen Fähigkeiten der Jugendlichen im Bereich Fleiß, Disziplin, Ehrgeiz, Struktursicherheit und pragmatisches Nutzen-Denken in der Ausbildung und Berufspraxis geweckt werden.
20 Herausforderungen 5. Sowohl Schule als auch berufliche Ausbildungseinrichtung sollten den Jugendlichen Wertschätzung entgegenbringen und diese in der gesamten Organisationskultur zum Ausdruck bringen. 6. Jede einzelne Bildungseinrichtung benötigt dazu Selbstständigkeit, um auf die Bedürfnisse der Jugendlichen einzugehen. Hierdurch entsteht ein Dienstleistungscharakter der Einrichtung. 7. Die Hürden für berufliche Umorientierung nach Abschluss der Ausbildung sollten abgeräumt werden. Der Anschluss an eine akademische Ausbildung sollte selbstverständlich werden. 9. Die sozial benachteiligten Jugendlichen benötigen eine gezielte Ansprache und ein besonderes Förderprogramm. Die Mehrheit von ihnen sind Männer. 10.Das größte Kapital für ihre Förderung ist der persönliche Kontakt zwischen Auszubildendem und Ausbilder. Entsprechende Fortbildung ist wichtig.
21 21 Die Schulen sollten sich verstärkt bemühen um: 1. eine anschauliche Darstellung der Berufs- und Arbeitswelt; 2. die Herausstellung der Berufsrelevanz von Unterrichtsfächern; 3. die Kontakte zu Unternehmen und anderen Arbeitgebern in der Region; 4. eine Berufsorientierung, die allgemein auf die persönlichen Neigungen zugeschnitten ist und noch nicht auf bestimmte Berufe festlegt; 5. die Anleitung zu selbstständigem Arbeiten und Entscheiden mit dem Ziel der Berufswahlkompetenz und 6. die Einbeziehung der Eltern in die Berufsorientierung. Schulen können das nicht allein mit ihren pädagogischen Ansätzen schaffen. Zusätzlich sollten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus den Firmen als Beratende und als Lehrbeauftragte in die Schulen kommen. Donnerstag, 18. Oktober 2012 igb-hurrelmann, SINUS GmbH, CARE-LINE GmbH 2011
22 22 Ein Unternehmen sollte sich bemühen zu wissen: 1. wo die Jugendlichen beim Berufswahlprozess die größten Probleme haben. 2. welche Themen Jugendliche umtreiben und ansprechen. 3. welche Motive die Berufsorientierung der Jugendlichen bestimmen. 4. welche Ausgangslage Lehrkräfte heute haben, um Jugendliche zu motivieren. 5. welche Ressourcen Schulen haben und vor welchen Restriktionen sie stehen. 6. wie motiviert Lehrkräfte sind und wo sie Unterstützung brauchen. 7. wie die Schulen in seinem Einzugsbereich am besten angesprochen werden können. Hierfür ist die frühzeitige Zusammenarbeit von Schulen und Unternehmen hilfreich. Eine Einladung von Lehrkräften zum Besuch des Unternehmens kann der erste Schritt sein. Donnerstag, 18. Oktober 2012 igb-hurrelmann, SINUS GmbH, CARE-LINE GmbH 2011
23 23 Um gute Nachwuchskräfte zu gewinnen, brauchen Unternehmen heute: 1. eine genaue Kenntnis ihres eigenen Bedarfs. 2. eine sichere Einschätzung, welches Qualifikationsminimum Nachwuchskräfte unbedingt haben müssen. 3. eine Vorstellung, welche Fähigkeiten, Kenntnissen und Kompetenzen darüber hinaus wünschenswert wären. 4. eine genaue Diagnose der Stärken und Schwächen der Nachwuchskräfte. 5. die Bereitschaft, sich aktiv auf die jungen Leute einzustellen und gezielte Zusatzqualifikationen anzubieten. Fazit: Es wird immer wichtiger zu wissen, wie junge Menschen ticken, um sie richtig ansprechen und mit Engagement ausbilden zu können! Donnerstag, 18. Oktober 2012 igb-hurrelmann, SINUS GmbH, CARE-LINE GmbH 2011
24 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Dr. Klaus Hurrelmann Professor of Public Health and Education Hertie School of Governance Friedrichstr Berlin Telefon Mobil
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