Das Mädchen auf dem Mars

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1 aktuell Ausgabe 42 September Das Mädchen auf dem Mars Der Blutmond ONLINE Jugendmagazin Foto: Alyssa Carson/privat (1) Foto: Corbis (1) Sonne Mars Erde Alyssa Carson (links) und Astronautin Wendy Lawrence Unser Sonnensystem Das Mädchen auf dem Mars Alyssa Carson hat einen großen Traum, für den sie bereit ist alles zu geben. Im Alter von 14 Jahren weiß die junge Amerikanerin eines ganz sicher: Sie möchte Astronautin werden und als erster Mensch den roten Planeten erkunden. Der Adler ist gelandet lautete der Funkspruch, der am 20. Juli 1969 die Erde erreichte: Wenige Minuten später kletterte der Astronaut Neil Armstrong von der Leiter der Raumkapsel, die auf dem Mond gelandet war. Als sein linker Fuß den Boden berührte, sagte er: Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein riesiger Sprung für die Menschheit. Seine Worte sind heute weltberühmt. Die erste Mondlandung konnte die USA im Rennen mit der Sowjetunion (ein Teil ist heute Russland) für sich entscheiden. Zu den zwei Riesen der Raumfahrt haben sich mittlerweile weitere hinzugesellt: China, Indien und Europa. Doch immer noch scheint die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA die Nase vorne zu haben: Ihr erklärtes Ziel ist es, spätestens 2030 ein Team von Astronauten auf den Mars zu bringen. Alyssa, die heute noch ein Teenager ist, wird dann 29 Jahre alt sein. Damit ihr ein Ticket für die Mission sicher ist, muss sie noch viel harte Arbeit leisten. Mehr als ein Traum Alyssa träumte schon als kleines Kind davon, ins Weltall zu reisen. Zu ihrem fünften Geburtstag bekam sie von ihrem Vater eine Landkarte vom Mars geschenkt. Alyssa hütete die Karte wie einen Schatz und studierte sie fieberhaft. Als ihr Vater sie fragte, was es damit auf sich hätte, sagte sie in ernsthaftem Ton: Ich möchte alles über den Mars wissen, da ich bestimmt eines Tages dorthin reisen werden. Noch bevor sie sieben Jahre alt war, meldete sie ihr Vater für ein Weltraum- Camp an: ein verlängertes Wochenende in einem Forschungszentrum der NASA, wo Alyssa Einblick in die Arbeit der Wissenschaftler gewann und vieles über die Weltraumgeschichte, den Mars und andere Planeten erfuhr. Seitdem hat Alyssa an über 20 solcher Camps teilgenommen. Sie war live dabei, als eine Rakete ins Weltall startete. Und so wie erfolgreiche Sportler schon im Kindesalter mit ihrem Training beginnen, trainiert Alyssa schon seit Kindheitstagen: an ihrer Ausdauer, Kraft und Koordinationsfähigkeit. Im Raumanzug zu stecken und sich in der Schwerelosigkeit aufzuhalten, fordert den Körper ganz schön. Alyssa hat in einem Flugsimulator unter Wasser erlebt, wie sich das anfühlt. Und ein Flug zum Mars würde sechs Monate dauern! Während dieser Zeit ist der Körper einer hohen Strahlenbelastung ausgesetzt. Nur ein kerngesunder Koordination: das Abstimmen aufeinanderfolgender, verschiedener Handlungen Ausgabe 42 September 2015 Seite 1

2 und kräftiger Mensch hält das aus. Alyssa weiß auch, dass sie während der Reise mental sehr stark sein muss: In einer Rakete lebt man mit einer Handvoll Menschen auf engstem Raum gibt es Probleme, kann man nicht einfach aussteigen oder die Fahrt abbrechen. Hinzu kommt, dass Alyssa nicht in realer Zeit mit ihrer Familie oder Freunden in Kontakt treten kann: Bis eine Tonbandaufnahme oder ein Video die Erde erreicht, vergehen aufgrund der großen Entfernung einige Tage. Sollte sie erkranken, bliebe ihr nur die Medizin, die an Bord mitgeführt wird, sowie ärztliche Betreuung aus der Ferne. Und was, wenn sie nicht mehr auf die Erde zurückkehren könnte? Das wäre der ultimative Preis, den sie bezahlen müsste, dessen ist sich Alyssa bewusst. Von ihrem Vorhaben lässt sie sich aber durch nichts abbringen. Herausstechen Freilich streben viele junge Menschen danach dem Vorbild Neil Armstrongs oder Buzz Aldrins, dem zweiten Menschen, der den Mond betrat, zu folgen. Doch nur die Besten werden für die Raumfahrt ausgewählt. Alyssa setzt alles daran, unter zahlreichen anderen hervorzustechen. Sie spricht z. B. neben ihrer Muttersprache bereits fließend Spanisch und Französisch. Obwohl sie noch zur Schule geht, weiß sie jetzt schon, dass sie Geologie und Biologie studieren möchte. Sie hat die nächsten 20 Jahre ihres Lebens durchgeplant. Neben ihren Vorbereitungen auf die Reise ins All bleibt kaum Zeit am Wochenende mit Freunden zu chillen oder auf Urlaub zu fahren. Doch das ist es ihr wert. Bei der NASA rechnet man ihr jetzt schon gute Chancen aus. Ihr Wille und ihre Einsatzbereitschaft machen sie einzigartig. Auf die Frage, ob sie auch schon weiß, was sie sagen würde, wenn sie den Fuß auf den Boden des Mars setzte, meinte sie: Nein, ich bin mir nicht sicher, ob mir da so etwas Gescheites einfällt wie Neil Armstrong. Foto: Eyevine / picturedesk.com (1) So könnte der Start des ersten Testfluges der SLS aussehen. Größer, stärker und weiter hinaus Ein wenig außerhalb von New Orleans, im Bundestaat Lousiana (Süden der USA), befindet sich die Michoud Assembly Facility: Eines der Forschungszentren der NASA und gleichzeitig die größte Werkshalle der Welt. Die Mitarbeiter der NASA bauen dort die bisher leistungsstärkste Rakete (SLS, Space Launch System) sie wird den Menschen weiter bringen als jemals zuvor und zwar zum Mars. mental: den Bereich des Verstandes betreffend, geistig ultimativ: (in diesem Fall) richtungsweisend, ohne wenn und aber erfolgend Hier erfährst du mehr Interessierst du dich näher für das Universum oder möchtest du mehr über den Werdegang und das Leben eines Astronauten erfahren? Dann mach dich schlau unter Die Homepage der ESA (Europäische Raumfahrtbehörde) kann viele deiner Fragen beantworten und zeigt dir eindrücklich was es mit der Raumfahrt auf sich hat. InfoBOX Steckbrief Mars Seite 3 Ausgabe 42 September 2015 Seite 2

3 Mission zum Mars ein mögliches Szenario Foto: Corbis (1) 2030 und danach: So stellen sich die Menschen heute das Leben auf dem Mars vor. Ein Raumschiff braucht für den Weg zum Mars und wieder zurück eine Menge Treibstoff mehr als es transportieren kann. Da es im Weltraum natürlich keine Tankstellen gibt, planen die Wissenschaftler eine unbemannte Mission vorauszuschicken: Ferngesteuert und mithilfe von Robotern könnte so auf dem Mars ein Kraftwerk errichtet werden. Dieses wandelt dann Kohlendioxid (oder auch Kohlenstoffdioxid, eine Verbindung aus Kohlenstoff und Sauerstoff = CO2) in die Raketentreibstoffe Methan (brennbares Gas) und Sauerstoff um. Nach etwa zwei Jahren Betrieb könnte das erste Raumschiff mit Besatzung starten. Frühestens im Jahr Wissenschaftler haben errechnet, dass ein Flug zum Mars etwa sechs Monate dauern würde. Hat das Raumschiff die Mars-Umlaufbahn erreicht, koppelt sich die Landefähre ab und tritt in die Atmosphäre ein. Ein Fallschirm bremst die Kapsel vor der Landung ab. InfoBOX Steckbrief Mars Namensgeber: Mars, der römische Gott des Krieges Art: Gesteinsplanet Abstand zur Sonne: 228 Millionen Kilometer Geringster Abstand zur Erde: 100 Millionen Kilometer Ein Tag dauert: 24,6 Stunden Ein Jahr dauert: 687 Erdentage Temperatur: minus 140 bis plus 20 Grad Celsius Schwerkraft: 38 Prozent der Erde Durchmesser am Äquator: Kilometer Anzahl der Monde: 2 Der Mars ist ein Planet unseres Sonnensystems und wird auch als der rote Planet bezeichnet. Warum? Er erscheint am Nachthimmel in orangeroter Farbe. Diese Farbe hatten schon die alten Griechen und Römer bei der Namensgebung des Planeten vor Augen. Sie erinnerte sie an ihren Kriegsgott, nach dem sie auch den Planeten benannten. Seine Oberfläche besteht aus rostrotem Gestein (deshalb die Farbe) mit riesengroßen Canyons, Gebirgen und Vulkanen. Der Südpol des Mars ist mit einer riesigen Eisdecke überzogen. Aufgrund seiner dünnen Atmosphäre lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, ob es auf dem Mars Leben gibt. Curiosity auf dem roten Planeten Foto: NASA Immer wieder werden Raumsonden zum Mars geschickt, um ihn näher zu erforschen. Im August 2012 ist der Roboter Curiosity deutsch: Neugier auf dem Mars gelandet. Er soll Fotos zur Erde schicken und nach Spuren von Leben suchen. Der Roboter Curiosity sucht auf dem Mars nach Leben und sendet Fotos zur Erde. Der Blutmond Ausgabe 42 September 2015 Seite 3

4 Foto: mauritius images/alamy (1) Der Blutmond Am 28. September 2015 gibt es eine totale Mondfinsternis! Bis zu dreimal im Jahr können wir Menschen von der Erde aus beobachten, wie sich die Farbe des Mondes verändert. Er ist für uns eigentlich hell und leuchtend kann sich jedoch in diesen Zeiträumen langsam bis hin zum dunklen Orange verfärben. Wenn das der Fall ist, spricht man von einer Mondfinsternis. Diese Veränderung des Mondes tritt dann auf, wenn sich die Erde genau zwischen die Sonne und den Mond schiebt. Der Mond befindet sich dann im Schatten der Erde. Ein bisschen Sonnenlicht scheint jedoch dennoch durch die Erdatmosphäre zum Mond. Und genau aus diesem Grund scheint er für uns am Nachthimmel in oranger Farbe. Am 28. September ist es wieder einmal so weit. In Mitteleuropa erleben wir eine totale Mondfinsternis. Allerdings heißt es früh aufstehen! Denn die Mondfinsternis ist von 2 Uhr bis 7 Uhr in der Früh zu sehen. Übrigens: Das Schauspiel mit dem Fernglas oder einem Teleskop zu beobachten, macht es umso schöner. Ein Sturm im Wasserglas Seit Jahrtausenden regt der Mond die Fantasie der Menschen an. Wann immer wir zum Nachthimmel blicken, können wir uns ohne Weiteres vorstellen, dass von diesem Himmelskörper etwas Magisches ausgeht: Er lockt Werwölfe aus dem Unterholz, Mondsüchtige wandeln umher nach dem Mondkalender sollten wir unsere Haare nur an bestimmten Tagen schneiden. Doch die traurige Wahrheit ist: Der Mond hat keine Zauberkräfte. Wissenschaftlich belegt ist nur, dass er die Gezeiten bestimmt. Sicher hast du es am Meer schon einmal erlebt, dass plötzlich Foto: HENNING DALHOFF / Science Photo Library / picturedesk.com (1) Die Erde schiebt sich genau zwischen die Sonne und den Mond. große Teile des Strandes überschwemmt wurden, die kurz vorher noch ganz trocken waren das liegt an den Gezeiten: Ebbe und Flut. Auf der Erde bewirkt die Schwerkraft, dass die Menschen am Boden bleiben und nicht schwerelos sind, wie im Weltall. Die Schwerkraft bewirkt aber auch, dass sich Mond und Erde gegenseitig anziehen. Diese Anziehung wirkt sich vor allem auf das Wasser der Ozeane aus. Die Schwerkraft bewirkt, dass das Meer vom Mond angezogen wird. Im Wasserglas oder in der Badewanne bleibt die Lage aber ruhig. Foto: mauritius images (1) Der Mond und seine Kräfte Erdatmosphäre: gasförmige Hülle, die die Erde umgibt Werwolf (in der Sage und in der Dichtung): Mensch, der sich von Zeit zu Zeit in einen Wolf verwandelt Ausgabe 42 September 2015 Seite 4

5 Der Mond unter der Lupe Wenn du den Mond anschaust, sieht es manchmal so aus, als hätte er ein Gesicht mit Augen, Mund und Ohren. Aber wenn du ihn ganz genau betrachtest, siehst du einfach eine ganze Reihe dunkler Flecken. Das sind die einzelnen Täler und Gebirge auf dem Mond. Früher glaubten die Menschen, dass diese dunklen Flecken Meere wären. Aber schon seit langer Zeit ist bekannt, dass es auf dem Mond kein Wasser gibt. Die Flecken sind Krater, die vor vielen Milliarden Jahren entstanden, als unzählige Meteoriten auf den Mond stürzten. Übrigens: Du hast sicherlich auch im vergangenen August am Nachthimmel die vielen Sternschnuppen beobachtet. Diese sind kleine Meteore oder Meteoriten, welche am Nachthimmel quasi mit einem leuchtenden Das Apollo-Programm US-Präsident Kennedy startete das Apollo-Programm Das ehrgeizige Ziel war noch im laufenden Jahrzehnt einen Menschen mit einer Raumfähre auf dem Mond landen zu lassen und wieder sicher zur Erde zurückzubringen. Schritt für Schritt testete man die verschiedenen Raketen und Raumfahrzeuge, die für dieses gewaltige Vorhaben nötig waren. Am 20. Juli 1969 schließlich setzte Neil Armstrong als erster Mensch einen Fuß auf den Mond. Für unseren Alltag haben die Mondlandungen so einiges Nützliches hervorgebracht: Viele Erfindungen, die eigens für die Mondmission entwickelt wurden, sind heute selbstverständlich: Klettverschluss, UV-Filter für Sonnenbrillen, wasserdichte Bekleidung Strahl auftauchen. Leuchtend deshalb, weil sie beim Eindringen in die Erdatmosphäre verglühen. Foto: NASA Foto: NASA Mondforschung im Jahre 1609 Die ersten wissenschaftlichen Beobachtungen der Mondoberfläche machte Galileo Galilei. Während einer Reise nach Venedig im Jahr 1609 erfuhr er von der Erfindung des Teleskops. Zurück in seiner Wirkungsstätte Padua baute er selbst ein Teleskop doch im Gegensatz zu anderen, war seines mit einer 32fachen Vergrößerung für die astronomischen Beobachtungen Neil Armstrong setzte als erster Mensch einen Fuß auf den Mond. geeignet und daher von Forschern in ganz Europa begehrt. Bei seinen Himmelsbeobachtungen 1609 und 1610 stellte Galilei als Erster fest, dass die Oberfläche des Mondes nicht glatt ist, sondern große Unebenheiten aufweist. Auf den ersten Mondskizzen von Galilei taucht bereits der riesige Mondkrater Tycho auf. Foto: mauritius images (1) Meteorit: in die Erdatmosphäre eindringendes Gestein (leuchtet wegen der Verdampfung aufgrund der großen Hitze durch Reibung) JÖaktuell-ONLINE zu JÖ-Jugendmagazin, Ausgabe September 2015; Redaktion: ; auf Impressum siehe JÖ-Jugendmagazin. Ausgabe 42 September 2015 Seite 5