Die fünf W s der Bereichskleidung
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- Waldemar Kopp
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1 Die fünf W s der Bereichskleidung 7. Salzburger Hygienetage 15. und 16. Mai 2013 Hans Hirschmann, MPH Abteilung Krankenhaushygiene und Infektionsvorsorge Vorarlberger Landeskrankenhäuser Warum? Wo, welche Bereiche? Wie? Wer? Wirklich notwendig?...? 1
2 Ausgangslage / Fragestellung Mitarbeiter in Bereichskleidung außerhalb des eigentlichen Bereiches Patientenbegleitung, Nachtdienst, Wochenende, Speisesaal, Ambulanz / Station Rückkehr: Neuerliches Einschleusen erforderlich? Ein Hygieneproblem? Bereichskleidung Hygieneproblem Kein Hygieneproblem Kein Grund zur Vergeudung von Ressourcen 2
3 Evidence-based Medicine Erste bekannte kontrollierte medizinische Studie 1747 durch James Lind: Skorbut Therapie James Lind: Skorbut - Studie Intervention 1 Liter Apfelwein 25 Tropfen Schwefelsäure 6 Löffel Essig ¼ Liter Seewasser Zwei Orangen und eine Zitrone Gewürzpaste und Gerstenwasser Ergebnis Leichte Besserung Keine Besserung Keine Besserung Keine Besserung Heilung Keine Besserung 3
4 Ignaz P. Semmelweis Systematische klinische Beobachtung Müttersterblichkeit an der 1. Gebärklinik zu Wien vor und nach Einführung der Händedesinfektion im Mai Mütterliche Mortalität (%) RCT und Review Randomisierte, kontrollierte Studie (RCT) als Goldstandard (1970er Jahre) Zusammenfassung in systematischen Übersichtsarbeiten (Reviews), aber auch Metaanalysen 4
5 Evidence-based medicine David L. Sackett(1934), McMaster University, Hamilton, Kanada Erste Nennung evidence-basedmedicine durch Gordon Guyatt(MA von Sackett) Anfang der 1990er Jahre Erste deutsche Publikation 1995 Evidence vs. Evidenz Evidence: Nachweis (Beleg, Hinweis) Evidenz: Offensichtlichkeit, Klarheit, Augenscheinlichkeit (die keines Beweises bedarf) Evident: Offensichtlich, klar, selbstverständlich, augenscheinlich Vorschlag: Nicht evidenzbasierte, sondern Nachweis-orientierte Medizin 5
6 David L. Sackett David L. Sackett Evidence-basedmedicine(EBM) ist der gewissenhafte, ausdrückliche und vernünftige Gebrauchder gegenwärtigen besten externen, wissenschaftlichen Evidenz fürentscheidungenin der medizinischen Versorgung individueller Patienten Die Praxis der EBM bedeutet die Integration individuellerklinischer Expertisemit der bestmöglichen externen Evidenzaus systematischer Forschung Sackett, D.L., Rosenberg, W.M.C., Gray, J.A.M., Jaynes, R.B., Richards, W.S.: Evidence-based medicine: What it isan whatitisn t. BMJ 312 (1996)
7 Externe Evidenz Bereichskleidung 7
8 1869 -Karbol Spray Antisepsis Joseph Lister
9 Bereichskleidung 9
10 Bereichskleidung H. Hirschmann 10
11 Studien Kontamination abhängig von Tragezeit sowie Anzahl und Art der Patientenkontakte Ergebnisse vergleichbar mit normaler Dienstkleidung auf Stationen Externe Evidenz NosokomialeInfektionen: Kein Unterschied (Dienstkleidung versus Bereichskleidung) 11
12 Aufbereitung Anforderung bei Bereichskleidung und Dienstkleidung ident Desinfizierendes Waschen Keimarmut Robert Koch Institut, 2007 Beschreibungsteil OP-Bereichskleidung... soll die Verschleppung von nosokomialen Infektionserregern... in den OP verhindern (keine Kategorisierung) OP-Bereichskleidung wird ausschließlich im OP getragen (keine Kategorisierung) 12
13 Robert Koch Institut, 2007 Empfehlungsteil OP-Bereichskleidung... sichtbarer Kontamination oder Verunreinigung mit Blut oder anderem potenziell infektiösem Material zu wechseln (Kategorie IV) Beim Wechsel von Personal zwischen Aufwachraum und OP-Raum muss Sorge getragen werden, dass die Bereichskleidung nicht mit Krankheitserregern kontaminiert wird (Kategorie IB) Centers for Disease Control and Prevention, 1999 Bereichskleidung... unterschiedlich gehandhabt, keine Studien betreffend Reduktion von Surgical Site Infections(SSI) Bereichskleidung wechseln Sichtbar verschmutzt Kontaminiert Durchnässt 13
14 Centers for Disease Control and Prevention, 1999 Waschen: Keine Empfehlung (wo, wie,...) Keine Einschränkung, dass Bereichskleidung nur im OP zu tragen ist Keine Empfehlung, einen Übermantel anzuziehen, wenn man den OP in Bereichskleidung verlässt Warum? Keine Hygienebegründung konstruierbar Fehlende externe Evidenz, logisch nicht begründbar Vorteile Organisatorische Gründe Anzahl, Verfügbarkeit Kontrolle von Vereinbarungen ( nur in GRÜNin den OP ) Psychologische Gründe Besonderer Hygienebereich??? 14
15 Wo, welche Bereiche? OP Intensivstation Dialyse InterventionelleRadiologie / Kardiologie / Angiografie... Wo? Wie? OP Bereichskleidung Verlassen und wiederbetreten in Bereichskleidung möglich Intensivstation, Dialyse, Interventionelle Radiologie / Kardiologie / Angiografie... Bereichs- oder Dienstkleidung 15
16 Wie? Schutz vor Kontamination OP-Mantel Plastikschürze Wechsel Kontamination, Verunreinigung Schichtwechsel Wer? OP Alle Mitarbeiter (Bereichskleidung) Intensivstation, Dialyse, Interventionelle Radiologie / Kardiologie / Angiografie... Alle Mitarbeiter (Bereichs- oder Dienstkleidung) Keine generellen Bekleidungsvorschriften für Besucher 16
17 Wirklich notwendig? Bereichskleidung außerhalb des betreffenden Bereiches Generelles Verbot für OP s praktisch überall vorhanden (Mitteleuropa) Keine externe Evidenz Keine aussagekräftigen Studien Keine Empfehlungen (RKI / CDC) Keine interne Evidenz Verbot logisch nicht nachvollzieh-und argumentierbar Situation LKH Feldkirch OP Abteilungen (Surveillance, OP-KISS) Seit 2011 Bereichskleidung grün Verlassen und Rückkehr in Bereichskleidung erlaubt Speisesaal Besprechungen Kurzzeitige Patientenversorgung... Intensivstationen,... (seit ca. 15 Jahren) Bereichs- oder Dienstkleidung 17
18 Zusammenfassung und Ausblick 1. Bereichskleidung kann aus organisatorischen Gründen durchaus sinnvoll sein 2. Besonderer Hygienestatus der Bereichkleidung ist klar als Ritual zu bezeichnen 3. Verbot, mit der Bereichskleidung den Bereich zu verlassen und wieder zu betreten ist weder evidence-based noch logisch begründbar 4. Diskussionen über Bereichskleidung wird noch länger geführt werden Wenden wir uns lieber den relevanten Dingen des Hygienelebens zu... Abteilung Krankenhaushygiene und Infektionsvorsorge Abteilung Krankenhaushygiene und Infektionsvorsorge Händedesinfektion Händedesinfektion kann Ein Leben retten Zeichen des Respekts 18
19 Hans Hirschmann, MPH Abteilung Krankenhaushygiene und Infektionsvorsorge Vorarlberger Landeskrankenhäuser Carinagasse 47 A 6800 Feldkirch hans.hirschmann@lkhf.at 19
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