Achtsamkeitsbasierte Interventionstechniken in der Suchtarbeit

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Rolf Maurer
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1 Achtsamkeitsbasierte Interventionstechniken in der Suchtarbeit Thomas Preußer-Griep Eva Carneiro Alves

2 Achtsamkeit bedeutet, auf eine bestimmte Art aufmerksam zu sein: bewusst, im gegenwärtigen Augenblick und ohne zu urteilen. Jon Kabat-Zinn

3 7 Achtsamkeitsqualitäten Grundlage: Haltung der Selbstverantwortung 1. Nicht-Beurteilen 2. Geduld 3. Anfänger-Geist 4. Vertrauen 5. Nicht-Greifen 6. Akzeptanz 7. Loslassen

4 Missverständnisse Achtsamkeit bedeute, angestrengt über etwas nachzudenken. Achtsamkeit bedeute, alles ganz langsam zu machen. Achtsamkeit sei ein zeitlich begrenztes Übungsprogramm. Achtsamkeitsübungen seien Entspannungsübungen

5 Was sagt die Wissenschaft? hohe salutogene Potenz achtsamkeitsbasierter Verfahren nachgewiesen neurowissenschaftliche Hinweise auf Wirkmechanismus

6 Default Mode Network Ruhe-Netzwerk im Gehirn auch im Ruhezustand (default mode) strukturierte, fortwährende Aktivität des Gehirns (intrinsisches Geschehen) Default Mode, sobald keine konkreten Anforderungen oder nur Routinehandlungen

7 Was passiert dann? Beschäftigung mit sich selbst Tagträumen Gedanken wandern Abschweifen

8 Problem: Abschweifen als Störung, z.b. beim Lernen Hinweise auf Zusammenhang zwischen Störungen des DMN und bestimmten Erkrankungen (Alzheimer, ADHS, Depressionen, Schizophrenie, Angsterkrankungen)

9 gute Nachricht: Abnahme intrinsischer Aktivität durch Konzentration auf bestimmte Aufgabe regelmäßige Achtsamkeitsübungen helfen, den default mode zu hemmen Achtsamkeitstraining im Sinne der gelenkten Aufmerksamkeit als Gegenmittel zu dysfunktionalem Gedankenwandern

10 Was bewirkt Achtsamkeitstraining? durch gezielte, nicht wertende Wahrnehmung des Augenblicks Förderung der Fähigkeit zu reflexiver Beobachtung eigener kognitiv-emotionaler Prozesse Meta-Bewusstheit

11 Nutzen für die Suchtarbeit Fähigkeit zur kognitiven Distanz im Umgang mit emotionalen Spannungszuständen als Voraussetzung zum Ausstieg aus Verhaltensautomatismen

12 gemeinsamer methodischer Kern achtsamkeitsbasierter Übungssysteme spezifische Form der Aufmerksamkeitsteilung gelenkte Aufmerksamkeit Selbstverantwortung für regelmäßiges Üben

13 Nicht zu unterschätzen: Gruppensetting ermöglicht Erleben einer besonderen Gruppenkultur.

14 Achtsamkeitstraining formelle Übungen in allen Körperpositionen, wobei die Achtsamkeit auf das Erleben in der aktuellen Situation gerichtet wird. informelle Übungen durch achtsamen Vollzug alltäglicher Verrichtungen

15 Effekte kurz- / mittelfristig: Spannungsregulation, Entspannungsfähigkeit

16 Effekte mittel- / langfristig: Selbstberuhigung, Affektregulation Selbst- / Fremdwahrnehmung, Introspektion Abgrenzungs- / Distanzierungsfähigkeit, Disidentifikation, Nicht-Verhaftung

17 Effekte langfristig: Regenerationsfähigkeit Gesundheitsförderung / -erhaltung Selbstfürsorge Selbstmanagement Selbstwirksamkeitserleben (Selbstkontrolle) Ausgeglichenheit

18 achtsamkeitsbsasierte Angebote bei der ASHB Rückfallprävention in der Nachsorge Fertigkeitengruppe Emotionsregulation

19 Achtsamkeitsbasierte Rückfallprävention bei Substanzabhängigkeit MBRP-Programm Bowen Chawla Marlatt

20 Der wichtigste Faktor zur Verringerung des Rückfallrisikos in einer Hochrisikosituation ist der Zugang zu einer alternativen Bewältigungsreaktion, auch auf metakognitiver Ebene

21 Zweck des Programms Sensibilisierung für Auslöser und habituelle Reaktionen Entwicklung einer neuen Beziehung zu diesen Erfahrungen Erlernen konkreter Fertigkeiten für die Bewältigung von Hochrisikosituationen

22 Dies geschieht durch 1. Aufmerksamkeitshinlenkung auf das unmittelbare Erleben im Hier und Jetzt - Vom Autopilot zu aktivem, selbstbestimmten Handeln 2. Einnehmen einer offenen und neugierigen Haltung gegenüber allen Erfahrungen im Hier und Jetzt Abkehr von der Selbstmedikation

23 Unterscheidung von Ursprünglichem Erleben, z. B. Körperempfindung Darauffolgende Gedanken, Gefühle und Handlungsimpulsen

24 Üben von Rückkehr zur Beobachtung des ursprünglichen Erlebens in der Gegenwart (bewusste Wahrnehmung) und Nichtreagieren auf unser Erleben.

25 8 Sitzungen 1. Autopilot und Rückfall 2. Achtsame Wahrnehmung von Auslösern und Suchtmittelverlangen 3. Achtsamkeit im Alltag 4. Achtsamkeit in Rückfallrisikosituationen 5. Akzeptanz und bewusstes Verhalten 6. Ein Gedanke ist ein Gedanke ist ein Gedanke 7. Selbstfürsorge und ausgewogener Lebensstil 8. Soziale Unterstützung und weiteres Üben

26 Übungen Body-Scan-Meditation Berg-Meditation Achtsames Hören Achtsames Gehen Gehmeditation Yoga-Übungen Sitzmeditation Die Straße entlang gehen Wellenreiten Nüchtern Atmen (Atempause)

27 Selbstverantwortung Die engagierte Beteiligung in den Gruppensitzungen und ein regelmäßiges Üben zu Hause sind grundlegende Voraussetzungen für die erfolgreiche Integration der Techniken in den Alltag.

28 Nüchtern Atmen 1. Innehalten bzw. Tempo drosseln. Ausstieg aus Autopilot-Modus 2. Beobachten des Körperempfindungen, der Gefühle, Gedanken und Handlungsimpulse 3. Konzentration auf den Atem 4. Erweiterung der Aufmerksamkeit auf Körper und Situation 5. Wahrnehmung der Möglichkeit des bewussten Reagierens

29 Fertigkeitengruppe Emotionsregulation

30 Fertigkeitengruppe Emotionsregulation Achtsamkeit ist philosophisches und spirituelles Rückgrat der DBT Achtsamkeit ist zentrales Modul Achtsamkeit ist die Basis aller Skills

31 Ziele Den Alltag bewusst erleben Sich selbst und die Welt annehmen Abstand von Gefühlen und Gedanken bekommen Gefühl für sich selbst entwickeln Gleichgewicht zwischen Gefühl und Verstand entwickeln Zugang zu Intuition bekommen

32 Zentrale Begriffe Was-Fertigkeiten Wahrnehmen Beschreiben Teilnehmen Wie-Fertigkeiten Annehmend Konzentriert wirkungsvoll

33 Gegenteil A U T O P I L O T

34 Übungen Wahrnehmen: Gedanken, Geräusche, Geschmack Beschreiben: Wie man auf einem Stuhl sitzt, Raum, Bilder Teilnehmen: Geschirr spülen, putzen, Ei aufstellen, balancieren,

35 Wichtig: Üben, Üben, Üben!

36 Der Begriff des Annehmens nicht urteilen, nicht bewerten Thoughts are thoughts and not facts. Emotions are emotions and nothing else. Akzeptanz meint nicht Gutheißen!!!

37 annehmende Haltung Die Dinge sind so, wie sie jetzt sind, weil sie nicht anders sein können, sonst wären sie anders.

38 akzeptanzbasierte Fertigkeiten als konsequente Fortsetzung des nichtbewertenden Akzeptierens im Modul Hochstressbewältigung

39 Radikale Akzeptanz Durchdringende, also vollständige Akzeptanz der Dinge, wie sie im Augenblick sind Es ist, wie es ist. bedeutet nicht Billigung Leid = Schmerz + Nicht-Akzeptanz

40 Achtsamkeit in der Therapie Einzeltherapie: Vertiefung von Inhalten aus dem Fertigkeitentraining Gruppentherapie: Achtsamkeitsübung zu Beginn ritualisierter Wochenrückblick

41 Danke für Eure Aufmerksamkeit!

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