Spielen und Gestalten

Transkript

1 Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens Spielen und Gestalten DIE FESTTAGSSCHICHT Ein Spiel von Hendrik Büttner

2 Die Festtagsschicht von Hendrik Büttner K 93 Personen Mustermann, ein Engel ohne Text: Maria Josef Wirt 2 Hirten 3 Weise 2

3 1.Szene kommt vollbepackt vom Weihnachtseinkauf in seine Wohnung. Das Telefon klingelt, er versucht schnell und vorsichtig die vielen Pakete abzulegen und nimmt den Hörer ab, sein Chef ist dran. Mustermann. Oh, hallo Chef! Was ist los? Klaus ist krank geworden? Was hat er denn? - Ach du Schreck! Oh weih! Sagen Sie ihm bitte gute Besserung von mir! - Wer übernimmt jetzt seine Schicht? - Mmmh, verstehe! - Ja, was soll s! Nützt ja nichts! Einer muss es ja machen. Wird schon gehen, muss ja! - Danke, Ihnen auch. Schönen Abend! Bis morgen. Tschüss! Auch das noch! Na das kann ja heiter werden! Er wählt eine Nummer. Hallo Mutti, hier ist. - Ja! - Du, ich hab leider ganz schlechte Nachrichten. - Ja! - Ich muss schon wieder am Heiligen Abend arbeiten! Ich... ich weiß, dass ich euch versprochen habe, dieses Jahr dabei zu sein. Aber Klaus ist krank geworden, da muss ich einspringen....nein, Bernd hat Urlaub, er hat doch schon zu Vatis Geburtstag meine Schicht übernommen. Ja, ich habe die ganzen letzten Jahre Weihnachten gearbeitet! Natürlich wäre auch mal jemand anderes dran! Klaus wollte dieses Jahr ja auch, aber er kann doch nichts dafür, wenn er krank wird! Ausgerutscht ist er und hat sich den Fuß gebrochen. Eben! - Nein, an den Feiertagen kann ich auch nicht kommen, da habe ich ja normale Schicht, die fällt doch nicht weg! - Ich weiß noch nicht, wann ich kommen kann, erst nach Sylvester vielleicht! - Ich kann es doch auch nicht ändern! Mutti! Bitte! - Ich rufe morgen Abend mal an! Sag den anderen bitte einen lieben Gruß von mir! - Ja! - Ja! o.k., dann bis morgen! Grüß Vati von mir! - Tschüss! Er legt auf und lässt sich mit lautem Stöhnen erschöpft in einen Sessel fallen. So ein Mist! Da freut man sich, dass man mal richtig Weihnachten feiern könnte, und dann...so was! Es ist wirklich zum Heulen! Langsam frage ich mich, was für einen Sinn dieses blöde Fest eigentlich hat! Er steht auf und räumt die Einkäufe weg. 3

4 2.Szene Es klingelt. kommt aus dem Nebenzimmer. Ich komme schon! Guten Tag,! Guten Tag!?! Kennen wir uns? Mein Name ist. Wir kennen uns schon sehr lange! Also, zumindest kenne ich dich! Darf ich reinkommen? Er schlängelt sich an vorbei und setzt sich gemütlich in einen Sessel. He, Moment, was soll das? Was erlauben Sie sich? Verlassen Sie sofort meine Wohnung! Es gibt keinen Grund sich aufzuregen,! Woher kennen Sie meinen Namen? Ich sagte doch, ich kenne dich schon sehr lange. Seit deiner Geburt, um genau zu sein. Sind Sie mit mir in den Kindergarten gegangen oder so? Nein, nein! Ich war zwar mit dir im Kindergarten und in der Schule und so weiter, aber eher bei dir, als mit dir. Haben Sie mich beobachtet? Bespitzelt? Bespannt? Nein! Um Himmels Willen! Beobachtet schon. irgendwie aber auch geholfen. Geholfen? Beobachtet? Wollen Sie behaupten, mein Schutzengel zu sein, oder wie? Springt aus dem Sessel: Das könnte man so sagen! Sie haben ja echt einen Treffer weg! Schiebt ihn aus der Wohnung. Klingeln Sie eine Etage über mir, bei Frau Müller. Sie arbeitet bei einem Psychotherapeuten! Vielleicht kann sie Ihnen gleich einen Termin machen! Auf Wiedersehen! 4

5 Er knallt die Tür zu, schließt ab und geht kopfschüttelnd durchs Zimmer. Es ist ja nicht zu fassen, was es heutzutage für Spinner gibt. Ich habe ja schon viel gehört und gesehen, aber so etwas ist mir noch nicht passiert! Ne! Das Licht flackert und geht aus. Ach nein! Nicht schon wieder! Hausmeister Kraus hat doch gesagt, dass er das Problem mit den Sicherungen gelöst hat! Das Licht geht wieder an. Im Sessel sitzt. erschrickt. Was? Wie sind Sie denn wieder herein gekommen? Vielleicht brauche ich ja keine Psychotherapie sondern du, weil du Leute siehst, die gar nicht das sind? Also jetzt verstehe ich gar nichts mehr! Ich hab doch die Tür verschlossen und... vielleicht drehe ich wirklich durch! 3. Szene Du behauptest also, mein Schutzengel zu sein? Genau! Gut, dann beweise mir das mal! Ansonsten... Es klingelt. Polizei!!! Na toll! Ich würde sagen, Das zeigt auf die Wohnungstür ist wohl eher ein Gegenbeweis! weist mit beiden Händen von sich als wüsste er von nichts. Es klingelt wieder, stärker. öffnet die Tür Guten Abend! Kann ich was für Sie tun? Guten Abend! Wachtmeister Kühnrich! Sind sie Mustermann? Ja! Halter eines weißen Golf mit dem Amtlichen Kennzeichen MW MM 999? Ja! 5

6 Darf ich ein amtliches Dokument sehen, das Ihre Identität beweist? Personalausweis, Führerschein oder Reisepass? sucht etwas nervös den Personalausweis. Alles klar! Während der üblichen Streife fiel uns ihr Wagen auf, weil an der Fahrertür noch der Zündschlüssel steckte. Bei der näheren Betrachtung ihres Wagens war festzustellen, dass der Fahrzeugschein auf dem Fahrersitz liegt. Da beide nicht in, beziehungsweise an, ein verlassenes Fahrzeug gehören, habe ich mir erlaubt, ihr Kraftfahrzeug ordnungsgemäß zu verschließen und den Zündschlüssel sowie den Fahrzeugschein bis zur Auffindung des Fahrzeughalters, also Sie, einzubehalten, da der Fahrzeugschein niemals im Kraftfahrzeug zurückgelassen werden sollte. Bitte schön! Der übergibt Autoschlüssel und Fahrzeugschein. ist sehr erstaunt. Ich, ähh...vielen Dank! Kann ich das irgendwie gutmachen? Lassen Sie mal! Das war ist meine Pflicht! Aber, passen Sie in Zukunft besser auf! Werde ich tun! Also dann...schönen Abend noch und frohe Weihnachten! Danke! Ihnen auch frohe Weihnachten! Er starrt auf den Schlüssel. räuspert sich. Ist ja gut! Ich glaube dir ja! Das ist sehr schön, dann können wir jetzt zum Eigentlichen kommen. Genau, also warum bist du überhaupt hier? Sind Schutzengel nicht normalerweise unsichtbar und beschützen einen aus der Ferne? Das sind alles menschliche Vorstellungen! Wie die Sache mit den Flügeln. Aber mit Flügeln hätte ich dich vielleicht gleich erkannt. 6