Es ist normal verschieden zu sein. Ein Projekt der Freiwilligenagentur GemeinSinn
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- Alwin Schulze
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1 Es ist normal verschieden zu sein Ein Projekt der Freiwilligenagentur GemeinSinn
2 Träger des Projekts Es ist normal verschieden zu sein ist das Bayerische Rote Kreuz, Kreisverband Schweinfurt. Für die Durchführung des Projektes ist die Freiwilligenagentur GemeinSinn verantwortlich. Kontakt: Freiwilligenagentur GemeinSinn, Gorch-Fock-Straße 15, Schweinfurt Telefon: // Kooperationspartner von GemeinSinn ist der Verein Gemeinsam leben gemeinsam lernen Schweinfurt e.v. Weitere Unterstützer sind die Evangelische Fachakademie für Sozialpädagogik in Schweinfurt und das Berufsschulzentrum Alfons Goppel in Schweinfurt. Das Projekt wurde gefördert mit Mitteln der Aktion Mensch. Projektdokumentation: Ursula Lux
3 Es ist normal verschieden zu sein Bisher war es wichtig, dass jeder, der anders ist, die gleichen Rechte hat. In Zukunft wird es wichtig sein, dass jeder das gleiche Recht hat, anders zu sein. Willem De Klerk, Friedensnobelpreisträger und ehemaliger Vizepräsident von Südafrika Wie s ist Als herausragendes Ereignis bezeichnete Bayerns Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle den gemeinsamen Gesetzesentwurf aller Landtagsfraktionen zur Umsetzung der UN- Behindertenkonvention. Die im Gesetzentwurf geplante Inklusion sieht vor, schrittweise das gemeinsame Lernen von behinderten und nicht behinderten Kindern zu ermöglichen. Gemäß Artikel 7 der UN-Menschenrechtskonvention sollen alle notwendigen Maßnahmen getroffen werden, um sicherzustellen, dass behinderte Kinder in Vorschule und Schule gleichberechtigt mit anderen Kindern alle Menschenrechte und Grundfreiheiten genießen. Außerdem haben behinderte Kinder das Recht, ihre Meinung gleichberechtigt frei zu äußern, wobei ihre Meinung angemessen und entsprechend ihrem Alter und ihrer Reife zu berücksichtigen ist. Sie sollen behinderungsgerechte sowie altersgemäße Hilfe erhalten, damit sie dieses Recht verwirklichen können. Inklusion bedeutet Einbeziehung, Einschluss, Einbeschlossenheit, Dazugehörigkeit. Die Idee der Inklusion besteht darin, dass kein Kind oder Schüler mehr als andersartig angesehen werden soll. Alle Kinder sind förderbedürftig. Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Wie s sein könnte Soweit die Theorie oder Utopie? Beim Ziel sind sich alle einig: Kinder mit und ohne Behinderungen sollen gemeinsam aufwachsen und lernen. In der Realität ist es noch ein langer Weg bis dahin. Die soziale Ausgrenzung behinderter Menschen ist in unserer Gesellschaft immer noch ein Thema, meint Kerstin Schmitt von der Freiwilligenagentur Gemeinsinn. In Sandra Finzel vom Verein Gemeinsam leben gemeinsam lernen hat sie eine Partnerin gefunden. Zusammen haben sie das Projekt Es ist normal verschieden zu sein ins Leben gerufen. Man wollte nicht warten, bis die Politik erste Schritte geht, sondern hier und heute schon das Mögliche umsetzen und tun. Dabei trafen zwei unterschiedliche Zielrichtungen perfekt aufeinander. Während es der Freiwilligenagentur vor allem um die Förderung ehrenamtlichen Engagements geht, hat sich der Verein die Inklusion auf die Fahnen geschrieben. Wie s geht Als Träger des Projekts fungierte die Freiwilligenagentur Gemeinsinn, eine Einrichtung des Bayerischen Roten Kreuzes in Schweinfurt. Kooperationspartner war der Verein Gemeinsam lernen gemeinsam leben, in dem sich bundesweit Eltern behinderter und nicht behinderter Kinder, Ärzte und Therapeuten zusammenschließen, um für das Recht auf Inklusion einzutreten. Als Ehrenamtliche waren Studentinnen der Evangelische Fachakademie für Sozialpädagogik und Schülerinnen der Berufsfachschule für Sozialpflege am Alfons-Goppel-Berufsschulzentrum dabei. Neun geistig behinderte und zehn nicht behinderte Kinder und Jugendliche zwischen drei und 14 Jahren verbrachten zwei Monate lang einen Nachmittag pro Woche gemeinsam ihre Freizeit. Von klein auf sollten Kinder mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten Gemeinschaft erfahren, gemäß dem Motto: Was ich vorher nicht trenne, brauche ich hinterher nicht zusammenzufügen, das der Vorsitzende des Behindertenbeirats Schweinfurt, German Saam, formulierte.
4 Die Begeisterung aller Kinder und Jugendlichen für kreatives Gestalten und künstlerisches Schaffen wurde dabei zum verbindenden Element. Studentinnen der Fachakademie für Sozialpädagogik übernahmen die Federführung bei der Entwicklung eines Beschäftigungsprogramms. Sie ließen sich einiges zum Projektthema Es ist normal verschieden zu sein einfallen: plastisches Arbeiten mit Salzteig, Malen mit Finger-, Wasser- oder Dispersionsfarben, Bekleben von Fühlbrettern oder ein gemeinsames Puzzle aller Kinder. Jedes Kind hat ein Puzzleteil gestaltet, das Ergebnis zeigt anschaulich den Titel des Kunstwerks: Wir sind alle verschieden und gehören trotzdem zusammen. Die Freiwilligen Während Svenja Flynn und Laura Kraus bereits Erfahrungen in der Arbeit mit Menschen mit einem Handicap hatten, die eine in der OBA (Offenen Behindertenarbeit), die andere in der Julius-Kardinal-Döpfner-Schule zur Sprachförderung, hatte Christine Endres keinerlei Vorerfahrungen. Für sie war das Projekt echt eine Erfahrung wert. Berührungsängste seien gesunken und sie habe Einblick in eine bisschen andere Arbeitsweise bekommen. Svenja Flynn genoss es unter anderem, dass sie ihre eigene zweieinhalbjährige Tochter mit zu den Nachmittagen nehmen konnte und es gut passte. Laura Kraus reizte die Mischung behindert nicht behindert. Man musste viel differenzierter arbeiten, stellte sie fest. Dass sich ein Ehrenamtlichennachweis gut in Bewerbungsmappen macht, haben alle drei als erwünschten Nebeneffekt mitgenommen, eine Hauptrolle für ihr Engagement allerdings spielte dies nicht. Auch Sandra Behrendt, Kinderpflegerin in Elternzeit, war neugierig auf die Zusammenarbeit mit Kindern mit und ohne Behinderung. Sie hat festgestellt, dass da wenig Unterschied ist. Die Arbeit habe genauso viel Spaß gemacht wie mit nur gesunden Kindern. Ein ähnliches Resümee zogen die vier Schülerinnen der Sozialpflegeschule. Anne Schmitt hat von Kindesbeinen an die Entwicklung von Paul beobachtet, Paul hat das Down-Syndrom. Für sie war es Ehrensache, beim Projekt mitzumachen. Außerdem glaubt sie, hier grundlegende, neue Erkenntnisse über ihre angestrebte Weiterbildung zur Heilerziehungspflegerin zu gewinnen. Sie motivierte auch Nadja Garmatsch mitzumachen, die das mal ausprobieren wollte. Es macht auch einen guten Eindruck, wenn man sich sozial engagiert, meinte diese, auch wenn das nicht der Hauptgrund ihres Engagements war. Man muss sich schnell umstellen können, stellte Alina Grätz fest, aber genau das hatte sie auch erwartet und die Herausforderung machte ihr Spaß. Dawlat Karim fasste zusammen, was alle an der Arbeit mit den behinderten Kindern so schätzten: Die waren voll freundlich und nett und so offen. In einem sind sich alle Ehrenamtlichen einig: Behinderte und nicht behinderte Kinder können viel voneinander lernen. Nicht nur im kreativ-künstlerischen Bereich klappt die Gemeinschaft hervorragend. Vor allem im sozialen Bereich profitieren die Kinder voneinander. Soziale Kompetenzen wie Empathie, Teamfähigkeit, Toleranz, Respekt, Verantwortung, Engagement und Wertschätzung, um nur einige zu nennen, werden so ganz nebenbei eingeübt.
5 Gerade heute, wo die sogenannten soft skills, im Berufsleben wieder eine große Rolle spielen, ermutigt dieses Projekt zum Weiterdenken und Weiterführen. Ein nächster Schritt wäre beispielsweise der gemeinsame Besuch der Regelschule. Die Besucher Schulamtsdirektor Jürgen Eusemann, im Schulamtsbezirk Schweinfurt zuständig für die Inklusion, glaubte man habe bereits erste Schritte dahin getan. So seien die jahrgangsgemischten Klassen schon ein Umbruch im bisherigen System. Zurzeit sitze man mit den Förderschulen an einem Tisch, um nach neuen Wegen zu suchen. Der gemeinsame Unterricht für Kinder mit und ohne Behinderung sei die größte Neuerung im Bayerischen Schulwesen, findet Eusemann und bemüht sich für seinen Bereich um Umsetzung. Der BRK-Kreisgeschäftsführer Thomas Lindörfer bot hierfür die Hilfe des Verbandes an, da Inklusion eines der zentralen Themen des Bayerischen Roten Kreuzes als Wohlfahrtsverband ist. Bereits jetzt biete man Schul- und Schulwegsbegleiter an. Der Vorsitzende des Behindertenbeirats Schweinfurt German Saam lobte vor allem dieses Projekt. Besser einige fangen jetzt zielorientiert mit Inklusion an, als dass sich aufgrund von allerlei Bedenken erst einmal so gut wie nichts bewegt, freute er sich. Da Sozialentwicklung heute wichtiger sei denn je, könne man nicht frühzeitig genug anfangen. Die Eltern Die Mütter der geistig behinderten Kinder saßen während der Nachmittage beim Kaffeekränzchen. Dass Behinderte und Nichtbehinderte am selben Projekt arbeiteten, jeder seine Fähigkeiten einbringen könne, das fanden sie toll. Hier gibt es keine Konkurrenz und kein Miteinander-Vergleichen, freute sich Karin Laudenbach und wunderte sich ein bisschen, dass ihr achtjähriger Sohn Benjamin, der eigentlich nicht so gerne stillsitzt, hier so begeistert dabei war. Eine andere Mutter lächelte, ihr Sohn ist schon 14 und in der Pubertät, dem gefallen die großen Mädchen, die da sind. Es sei einfach wichtig, mit behinderten Kindern unter die Leute zu gehen, bekräftigte Daniela Wittmann. Doro Unz hatte über die Zeitung von der Aktion erfahren. Sie fand das Projekt vor allem für ihre fünfjährige Tochter Annika wichtig, weil sie jetzt sieht, dass auch andere Kinder behinderte Geschwister haben. Veronika Sauer freute sich über das klasse Verhältnis, das die Kinder zueinander hatten. Der Kaffeetreff der Mütter diente auch dem Austausch. Geteiltes Leid ist halbes Leid, heißt es und so wurde viel erzählt. Sigrid Lutz sprach von den zwei Kindergartenjahren ihrer geistig behinderten Tochter Charlotte. Ich bin von anderen Eltern angegangen worden, dass Charlotte zu viel Zeit braucht. Sandra Finzel kennt dieses Problem und stellte fest: Die Kinder können gut miteinander. Ein Umdenken ist vor allem bei den Erwachsenen nötig.
6 Die Verantwortlichen Kerstin Schmitt von der Freiwilligenagentur sieht im Miteinander von Kindern mit und ohne Behinderung ein breites Feld für ehrenamtliches Engagement. Um gemeinsames leben und lernen auch an den regulären Bildungseinrichtungen zu ermöglichen, brauche es eine Bündelung aller Kräfte, meint sie. Schulen, Elternvereinigungen, Politik und viele Freiwillige müssten an einem Strang ziehen. Das Projekt zeigt, dass der Einsatz für mehr gleichberechtigtes Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung auf großes Interesse und die Bereitschaft zu freiwilligem Engagement stößt, so ihr positives Resümee. Die Zukunftsfähigkeit dieses Modells bescheinigt ihre Mitarbeiterin Birgit Cran: Ich bin erstaunt, dass Kinder in dieser breiten Altersspanne und mit so unterschiedlichen Begabungen und Einschränkungen so viel voneinander lernen können. Die Hauptpersonen Am Basteltisch sitzt der dreijährige David und singt, David hat viele Lieder auf Lager. Am Tisch wird geraten, was er jetzt gerade anstimmt. David kann noch nicht richtig sprechen, die Melodien aber trifft er glasklar. Moritz hat seinen eigenen Kopf. Er weiß genau, was er will, und das setzt er mit lauter Stimme durch. Jonas zeichnet die Umrisse eines Mädchens auf Tapetenrollen nach. Plötzlich beugt er sich über ihr Gesicht, lächelt und sagt: Hallo, wie geht s dir? Jonas ist 14 und kann sich einfühlen. Charlotte will kein Fühlbrett bekleben da ist nichts zu machen. Aber beim Malen kann sie sich plötzlich konzentrieren, wird ganz ruhig und hingebungsvoll. Noah und Lea stecken bis zum Ellenbogen im Salzteigeimer. Mit einer wahren Begeisterung wird geknetet und gemanscht. Am letzten Nachmittag werden Plätzchen gebacken. Alle Kinder sind mit Begeisterung dabei. Hingebungsvoll wird Teig ausgerollt, ausgestochen und Plätzchen verziert. Der vierjährige Luis ist sein bester Kunde, er isst! Tilmann möchte unbedingt aufs Foto und am liebsten sieht er sich in der Zeitung, dafür ist er bereit, alle möglichen Grimassen zu schneiden. Benjamin interessiert sich vor allem für die Kamera der Journalistin. Zeig mal! am liebsten würde er sie auseinanderlegen oder doch wenigstens mal einige Bilder schießen. Nun raten Sie doch einmal, welches der hier benannten Kinder zur Gruppe der Behinderten gehört.
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8 Das Projekt w ird gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landw irtschaft und Forsten und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für Entw icklung des ländlichen Raumes (ELER) sowie durch den Landkreis Schweinfurt
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