I N F O R M A T I O N

Transkript

1 I N F O R M A T I O N zur Pressekonferenz mit Agrar-Landesrat Dr. Josef Stockinger und LKR Gabriele Wild-Obermayr Obfrau des Verbandes des Obst- und Gemüseproduzenten Oö. am 20. August 2007 zum Thema "Arbeitskräftemangel im Obst- und Gemüsebau - Situation und Forderungen der Landwirtschaft" Weiterer Gesprächsteilnehmer: Ing. Stefan Hamedinger, Bezirksbauernkammer Eferding, Geschäftsführer Verband der Obst- und Gemüseproduzenten Oö.

2 Stockinger/Wild-Obermayr Seite 2 Ohne Erntehelfer können Erdbeeren nicht gepflückt werden, die Äpfel bleiben am Baum Die Obst- und Gemüseanbaugebiete Oberösterreich das Eferdinger Becken und das Machland haben von den äußeren Voraussetzungen her (Know-how der Bauern klimatische Bedingungen, Bewässerung in Trinkwasserqualität, Umweltgerechtigkeit der Produktion durch hohe Standards) das Potenzial für eine erstklassige Frischversorgung bei Obst und Gemüse. "Wir wollen über verschiedene Initiativen den Obst- und Gemüseanbau noch ausweiten, weil es eine steigende Nachfrage nach regionaler Herkunft und umweltgerecht kontrollierter Qualität gibt", sagt Agrar-Landesrat Dr. Josef Stockinger. "Das Ganze hat jedoch einen großen Haken", sagt Landesrat Stockinger, "denn ohne Arbeitskräfte gibt es im handarbeitsintensiven Obst- und Gemüsebau keine Ernte. Wenn Erdbeeren und Gurkerl nicht gepflückt werden und die Äpfel auf den Bäumen bleiben, hat das beste Obst- und Gemüsebauland keine Chance". 400 handarbeitsintensive Gemüsebauern brauchen Saisonarbeiter und Erntehelfer In allen industrialisierten Ländern funktioniert der Anbau, die handarbeitsintensive Pflege und Ernte sowie die Vermarktung von landwirtschaftlichen Spezialkulturen (Gemüse, Obst, Wein, Blumen, etc.) nur mit Hilfe von jeweils ausländischen

3 Stockinger/Wild-Obermayr Seite 3 Saisonarbeitskräften bzw. Erntehelfern. Die Verfügbarkeit dieser Erntekräfte und deren Entlohnungskosten bestimmen die Wettbewerbsfähigkeit der Produktion und damit auch den Standort bzw. die Region der Produktion. Die große Vielfalt der Kulturen, die verschiedensten Anbaumethoden, die regionalen und klimatischen Bedienungen, aber letztendlich auch die sehr unterschiedlichen Verwertungsund Vermarktungsmöglichkeiten erschweren eine einheitliche, sowie strikte gesetzliche Regelung der Beschäftigung und schafft so häufig betriebliche Härtefälle. Bremse bei Saisonarbeitern aus Drittstaaten schafft Probleme Saisonarbeiter erhalten eine Arbeitserlaubnis für höchstens sechs Monate. Das Oö. Kontingent (2.160) kann nicht mehr ausgeschöpft werden, weil neue Arbeiter aus Drittstaaten (z.b. Ukraine, Kroatien) keine Arbeitserlaubnis erhalten. Seit 2004 darf das AMS nur für Stammarbeiter, das sind Arbeiter, welche mindestens zwei Saisonen beim selben Betrieb gearbeitet haben, eine Arbeitsgenehmigung erteilen. Neue Saisonarbeiter aus Drittstaaten sind ausgeschlossen. Dieser Stammarbeiter-Erlass des BMWA (Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit) wird mit der nach EU-Recht vorgeschriebenen Bevorzugung von EU-Staatsbürgern begründet. Das Agrarressort des Landes OÖ und die Landwirtschaftskammer OÖ fordern gemeinsam mit dem

4 Stockinger/Wild-Obermayr Seite 4 Verband der Obst- und Gemüsebauern die Rücknahme dieses Erlasses, weil diesem Vorrecht für EU-Staatsbürger auch entsprochen wird, wenn eine Ersatzkraftvermittlung angeboten wird, wie dies auch für österreichische Staatsbürger gilt. Konkret heisst das: Wenn eine österreichische Arbeitskraft für die Erntearbeit vorhanden ist, gibt es keine Arbeitsgenehmigung für einen Ausländer. Arbeitserlaubnis für Erntehelfer von sechs auf neun Wochen ausdehnen Erhöhung von 330 auf 500 Erntehelfer gefordert Der Gemüsebau in Oberösterreich hat wegen der starken Nachfrage nach Regionalität, Frische und Herkunftsgarantie eine echte Wachstumschance und steigende Bedeutung. Aus diesem Grund ist auch bei Erntehelfern die Nachfrage steigend, weshalb für Oberösterreich eine Kontingenterhöhung von derzeit 330 auf 500 gefordert wird. Eine Erntehelfergenehmigung wird für höchstens sechs Wochen und nur für Staatsbürger erteilt, welche ohne Visa nach Österreich einreisen dürfen. "Die Gemüsebauern fordern eine Änderung des Ausländerbeschäftigungsgesetzes, sodass die Höchstdauer auf neun Wochen ausgedehnt wird; das ist die übliche Erntezeit im Obst- und Gemüsebau", sagt die Chefin der OÖ. Gemüsebauern Gabriele Wild-Obermayr.

5 Stockinger/Wild-Obermayr Seite 5 Gemüsebau hat unterschiedlichen Arbeitskräftebedarf "Je nach Ausrichtung des Gemüsebaubetriebes sind Zeitpunkt und saisonale Arbeitsspitzen unterschiedlich", sagt Ing. Stefan Hamedinger als Geschäftsführer des Obst- und Gemüsebauernverbandes. Wichtig ist daher, dass man bei der Genehmigung der Arbeitskräfte auf den Betriebstyp Rücksicht nimmt. Landesrat Stockinger: "Wenn man alles über einen Leisten schert, wird man Anforderungen des heimischen Gemüsebaues nicht gerecht und gefährdet die heimische Produktion. Flexibilität ist vor allem bei EU-Drittlands- Arbeitsplätzen notwendig, weil die wachsende Wirtschaftskraft in den neuen EU-Ländern wie Polen, Slowakei oder Rumänien für die traditionellen Erntearbeitern im eigenen Land Dauerarbeitsplätze entstehen lässt". Stockinger: Harmonisierung von Aufenthalt und Beschäftigung Wer sich in Österreich legal aufhält, der soll auch arbeiten dürfen und sich dadurch seinen Lebensunterhalt verdienen können. Diese generelle Forderung könnte auch der Arbeitskräfte suchenden Landwirtschaft helfen. "Die Harmonisierung von Aufenthalt und Beschäftigung wäre aber auch eine Maßnahme, um in der Bevölkerung - gerade im Asylbereich mehr Akzeptanz schaffen zu können".