Entwicklung von Befähigung zur gesellschaftlichen Teilhabe als geteilte Anforderung der Sozialpädagogik und Psychiatrie
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- Hedwig Schneider
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1 Entwicklung von Befähigung zur gesellschaftlichen Teilhabe als geteilte Anforderung der Sozialpädagogik und Psychiatrie Sozialpsychiatrische Fachtagung der Emmaus-Gemeinschaft St. Pölten Arbeit macht krank keine auch. Berufliche Perspektiven bei psychischer Erkrankung St. Pölten am, 17. Oktober 2016 Mag. a phil. Andrea Nagy FH-Dozentin Lehrgangsleitung Hochschullehrgang Sozialpädagogik und Masterlehrgang Sozialpädagogik an der FH St. Pölten 1
2 Elyn Saks Orrin B. Evans Professor of Law, Psychology, and Psychiatry and the Behavioral Sciences University of Southern California Gould School of Law; Buch My Journey Through Madness 2
3 Was ist gesellschaftliche Teilhabe? Teilhabe als ein freiwilliges und aktives Involviertsein in folgenden Lebensbereichen (World Health Organisation -WHO) Lernen und Wissensanwendung, allgemeine Aufgaben und Anforderungen, Kommunikation, Mobilität, Selbstversorgung, häusliches Leben, interpersonelle Interaktionen und Beziehungen, bedeutende Lebensbereiche sowie gemeinschafts-, soziales und staatsbürgerliches Leben 3
4 Wen betreffen psychische Erkrankungen? Rund Österreicher und Österreicherinnen nahmen innerhalb eines Jahres das Gesundheitssystem wegen psychischer Erkrankungen in Anspruch (Quelle Österreichische Sozialversicherung 2012) Die Gefahr ist hoch aufgrund einer psychischen Erkrankung von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen zu werden gesellschaftliche Arrangements und Entwicklungen steigern die Erkrankungshäufigkeit. 4
5 Zusammenhang zwischen ökonomischer Ungleichheit und psychischen Erkrankungen Bei gleicherer Vermögensverteilung in einem Land ist das psychische Wohlbefinden, also sich glücklich und zufrieden zu fühlen, optimistische Zukunftsaussichten und ein selbstbestimmtes Leben zu haben, höher. Gesellschaften mit höherer Ungleichheit weisen deutlich höhere Zahlen an psychischen Erkrankungen auf. In den USA etwa litten im Jahr Prozent der Erwachsenen an psychischen Störungen, während es in Japan nur 8 Prozent waren. Vor allem Angstzustände sind sehr stark mit der Ungleichheit einer Gesellschaft korreliert. Auch bei Drogen gibt es eine klare Tendenz zu höherem Konsum in Ländern mit größerer Ungleichheit. 5
6 USA 46,6 %15,9 (2007) Japan 33,6 % 4,5 (2011) Verhältnis des Einkommens der Reichsten 10 % zu den Ärmsten 10 %(Quelle Weltbank2014) USA, die 10% der Reichsten verdienen 15,9 mal so viel wie die 10% der Ärmsten (2007) Japan, die 10% der Reichsten verdienen 4,5 mal so viel wie die 10% der Ärmsten (2011) 6
7 MODERNISIERUNGSPROZESS Differenzierung und PARADOXON Desintegration (Emile Durkheim) STRUKTUR KULTUR Rationalisierung und PARADOXON Erosion der Sinnressourcen (Max Weber) PERSÖNLICHKEIT Individualisierung und PARADOXON Vermassung (Georg Simmel) NATUR- VERHÄLTNIS Domestizierung und PARADOXON Entfremdung (Karl Marx) Aus: Hartmut, Rosa 2008 Beschleunigung : die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne. Frankfurt am Main: Suhrkamp. 7
8 Psychiatrie und Sozialpädagogik Die Psychiatrie wird häufig als eine medizinische Disziplin verstanden und es kommt nach der schon einmal erfolgten Anerkennung mehrfaktorieller Modelle(*die biologischneurologische Faktoren sowie entwicklungspsychologische und soziale Kontextbedingungen einbeziehen) heute wieder zu offensiven Re-Biologisierungsprozessen in der Psychiatrie (Bsp.) Die Sozialpädagogik interessiert sich zwar für menschliche Lernund Entwicklungsprozesse und für das Verhältnis zu anderen Menschen und zur Gesellschaft, hat aber einen sehr schwachen Stand in der wissenschaftlichen Landschaft Im Sinne einer Unterstützung psychiatrisch erkrankter Menschen zur uneingeschränkten gesellschaftlichen Teilhabe braucht es die Beachtung und das Zusammendenken von subjektiven Erfahrungen und gesellschaftlichen Entwicklungen Und was die beiden Disziplinen Sozialpädagogik und Psychiatrie betrifft auch ein Bewußtsein über die eigene Geschichte 8
9 Geschichte..der Psychiatrie der Sozialpädagogik 9
10 Totale Institutionen Inklusion vs. segregierende Einrichtung Parameter für totale Institution: Konzentration betroffener Menschen in Institutionen Demokratisches Defizit Massive Einschränkung des Selbstbestimmungsrechtes Folge Unterdrückung und Ausgrenzung 10
11 Beispiele für progressive Ideen in der Geschichte der Psychiatrie und der Sozialpädagogik Psychiatrie Erkenntnisse aus Anti- Psychiatriebewegung Franco Basaglia (* 11. März 1924 in Venedig; 29. August 1980 ebenda) Psichiatria Democratica ( Demokratische Psychiatrie ), in den 1970er Jahren in der Anstalt S. Giovanni in Triest Psychiatrienquette Deutschland Sozialpädagogik Erkenntnisse aus Kinderrepubliken Johann Heinrich Pestalozzi ( ), Stanser Erziehungsheim - Begründer des Familienprinzips in der Heimerziehung Siegfried Bernfeld ( ), Erziehungsexperiment Kinderheim Baumgarten ( ) in Wien Anton Semjonowitsch Makarenko (russisch Антон Семёнович Макаренко) ( ) wurde vor allem für seine pädagogische Arbeit als Heimpädagoge und Leiter der Gorki-Kolonie von 1920 bis 1928, der Dserschinski-Kommune von 1927 bis
12 Teilhabe als geteilte Anforderung und als Gewinn für die Gesellschaft 1. Wertschätzende Wahrnehmung eines jeden Menschen 2. Eigenverantwortung eines Menschen respektieren, stützen und fördern 3. Aufgaben und Perspektiven bereitstellen 4. gesellschaftliche Benachteiligungen abbauen, Befähigung als Ziel 5. Normalitätskonstruktionen und Zuschreibungen von Abnormalität oder Andersartigkeit laufend kritisch hinterfragen à Entscheidungsbeteiligung aller Transparenz der Gerechtigkeit von Machtsystemen Sicherung der Demokratie 12
13 Grundlage: Modelle von Krankheit und Gesundheit Medizinisches Modell Grund f. Erkrankung Individuum Erkrankung mentale, psych. Beeinträchtigung Fehlender Bezug zu sozialen Beziehungen, Wechselwirkungen mit Umwelt, gesellsch. und materiellen Barrieren Sicht der persönlichen Tragödie Mangel und Unzulänglichkeit beim Individuum, Therapie und Hilfsmittel sollen Beeinträchtigung reduzieren Segregation Bio-psycho-soziales Modell Grund für Erkrankung Ergebnis biologischer, psychischer und sozialer Prozesse Verschiebung von impairment zu disability (in ihrer sozialen Dimension) und handicap ermöglicht politische Mitsprache und Forderungen Barrieren im sozialen System hindern an Partizipation Behinderung der Teilhabe durch begrenzende Gesellschaftsstruktur Sichtbarmachen und Abbau von Barrieren, die Teilhabe verhindern oder erschweren Inklusion 13
14 Grundlage: Empowerment als Haltung im Arbeitsalltag Empowerment ist der Prozess Individuen, Gruppen und Gemeinschaften dabei behilflich zu sein ihr persönliches, interpersonelles, sozio-ökonomisches und politisches Potential und Kapital zu stärken, sowie ihren politischen Einfluss in einer Weise zu vergrößern, dass sie selbst ihre Umstände und Lebensbedingungen verbessern können. Auf individueller Ebene àautonomie psychisch Erkrankter stärken, Recht auf Teilhabe Auf Gruppenebene, àselbstvertretungsorganisationen initiieren und stärken Regulativ zur professionell organisierten Hilfsindustrie Auf gesellschaftlicher Ebene àsoziale Gerechtigkeit, Chancengleichheit und Inklusion, Benachteiligung und Ausgrenzung gesellschaftlicher Gruppen und Barrieren zur Teilhabe abbauen, bzw. verhindern 14
15 DANKE FÜR DIE AUFMERKSAMKEIT 15
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