Mit Stolz können Sie auf Ihre bisher geleisteten sehr vielfältigen ehrenamtlichen Tätigkeiten zurückblicken.

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1 Rede von Herrn Bürgermeister Kessler zur Verleihung der Bundesverdienstmedaille an Herrn Ulrich Peitmann, am Montag, den um Uhr im kleinen Sitzungssaal im Rathaus Sehr geehrter Herr Peitmann, sehr geehrte Frau Brandes-Peitmann, werte Gäste, es gehört zu den schönsten Aufgaben eines Bürgermeisters im Rahmen einer Feierstunde verdiente Mitbürgerinnen und Mitbürger unserer Stadt für ihr ehrenamtliches und bürgerschaftliches Engagement zu ehren. Für Ihr aktiv gelebtes bürgerschaftliches und soziales Engagement hat Ihnen, sehr geehrter Herr Peitmann, unser Bundespräsident Joachim Gauck die Verdienstmedaille am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Die Verdienstmedaille ist Ausdruck der Wertschätzung und der Anerkennung der besonderen Verdienste um das Gemeinwohl. Ich freue mich mit Ihnen über diese hohe Auszeichnung, die ein sichtbares Zeichen des Dankes ist. Mit Stolz können Sie auf Ihre bisher geleisteten sehr vielfältigen ehrenamtlichen Tätigkeiten zurückblicken. Dazu gehört zum Beispiel die Arbeit für den Weißen Ring. 10 Jahre nachdem der Weiße Ring durch den Fernsehjournalisten Eduard Zimmermann in Mainz gegründet wurde, haben Sie im Juni 1986 die Außenstelle Peine eingerichtet. Das Besondere: Der Aufbau des Büros Seite 1

2 erfolgte für Sie in einem Lebensabschnitt, in dem man meint, ein junger Anwalt müsste erstmal seine Existenz aufbauen. Aber sicher war es gerade die anwaltliche Tätigkeit, die Sie emotional verpflichtete, Opfern und Angehörigen in ihrem Leid und in ihrer Hilflosigkeit zur Seite zu stehen. Sowohl die Opferhilfe, als auch der Vorbeugungsgedanke spielt eine große Rolle bei der Arbeit des Weißen Ringes. Darüber hinaus setzt sich die Organisation auch für die öffentlichen Belange von Kriminalitätsopfern ein. Prävention und Aufklärung ist auf jeden Fall richtig und natürlich auch wichtig, aber die Opferhilfe ist die schwierigste Aufgabe des Weißen Ringes. Einem Opfer von Kriminalität gegenüber zu stehen, in ein Angst verzerrtes Gesicht zu sehen, ist sicher genauso schwer wie die persönlichen Geschichten, das Erlebte der Geschädigten zu hören und auch selbst zu verarbeiten. Als Anwalt der Opfer kann man nur alles daran setzen, dass der Täter seine gerechte Strafe erhält. Aber, ist das aus Sicht des Opfers ausreichend? Der Leitspruch der Organisation: Alle jagen den Täter, aber wer bleibt beim Opfer? beantwortet sehr eindrucksvoll diese Frage. Ehrenamtliche des Weißen Ringes, die Opferhelfer, hören zu und versuchen den Opfern direkt zu helfen. Seite 2

3 Ihre verantwortungsvolle Tätigkeit als Opferhelfer verlangte viel Geduld und ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen. Ich stelle es mir als Mann sehr schwierig vor, das Vertrauen einer Frau zu gewinnen, die von einem Mann vergewaltigt oder misshandelt worden ist. Ihre Kompetenz als guter Jurist tritt da plötzlich in den Hintergrund; Kompetenzen sind gefragt, die sicher nicht im Focus Ihres Studiums standen. Als Leiter der Außenstelle Peine haben Sie zehn Jahre ehrenamtlich für den Weißen Ring gearbeitet und auch noch nach Übergabe des Staffelstabs haben Sie viele Opfer, Angehörige und Hinterbliebene von Gewalttaten anwaltlich vertreten und die oftmals traumatisierten Betroffenen unterstützt. So waren Sie ihnen zum einen eine Stütze in den belastenden Gerichtsverfahren, zum anderen standen Sie den Opfern und ihrem Umfeld bei der Aufarbeitung auch nach Abschluss des Gerichtsverfahrens helfend zur Seite. Allen, die sowohl beruflich als auch ehrenamtlich in diesen und ähnlichen Bereichen tätig sind, zolle ich meinen hohen Respekt. Die Tätigkeit kann in der Öffentlichkeit nicht oft genug erwähnt werden. Sehr geehrter Herr Peitmann, auch der Tierschutz hat Sie gefangen genommen. Vom April 1990 bis April 1996, also sechs Jahre lang, waren Sie ein äußerst umtriebiger Vorsitzender des Tierschutzvereins für Peine und Umgebung e.v. Seite 3

4 Gleich zu Beginn Ihrer Amtszeit wurden Sie vor große Herausforderungen gestellt. Der alte Standort des Tierheims war gekündigt worden und mit dem Neubau an der Fritz-Stegen-Allee fand das Tierheim eine neue Heimat. Doch auch damals (das ist nicht anders als heute) war das Geld knapp und so mussten Sie einen Baustopp verhängen, um Spenden zu generieren und öffentliche Zuschüsse zu beantragen. Nicht zuletzt durch die Hilfe von Landkreis und Stadt Peine konnte der Bau dann aber zügig beginnen. Im Sommer 1991 fand die Eröffnung statt und seither haben hier zahlreiche Tiere eine neue Unterkunft gefunden. Natürlich brauchen die Tiere auch Futter und das Personal will bezahlt sein. In Ihrer Amtszeit verhandelten Sie daher erfolgreich mit den Gemeinden und der Stadt und machten bei der öffentlichen Hand zugunsten der Fundtiere, so manche Mark locker. Ihr Amtsnachfolger hatte danach zumindest das Privileg, einen Verein zu übernehmen, dessen Angelegenheiten wohl geordnet waren. Bei Ihren erfolgreichen Verhandlungen und Gesprächen halfen Ihnen die guten Kontakte in die Peiner Gesellschaft weiter. Was heute als Netzwerker beschrieben wird, war Ihnen bereits vor zwanzig Jahren vertraut. Als Mitbegründer des Round Table Peine, in den Jahren als deren Präsident, haben Sie bis zu Ihrem 40. Lebensjahr das Wirken dieses Service-Clubs maßgeblich mitgeprägt. Seite 4

5 Seit 1989 sind Sie Mitglied im Rotary Club Peine und haben sich im Laufe der Jahre innerhalb des Clubs in verschiedenen Ämtern engagiert. Sie waren Vorsitzender der Fördergesellschaft des Rotary Club Peine e.v. sowie der Rotary Club Peine Stiftung. Darüber hinaus haben Sie sich in weiteren Funktionen insbesondere für internationale Projekte, für Jugendaustausch und Völkerverständigung eingesetzt und verdient gemacht. Präsident des Clubs waren Sie im Jahr 2011/2012. Herr Peitmann, stellen Sie sich einmal vor, man würde in Peine eine Umfrage mit dem Titel: Wer ist Ulrich Peitmann? machen. Dann kommt sicher von vielen die Antwort Rechtsanwalt, aber von den meisten wohl die Antwort: Das ist der ehemalige Hauptmann der Schützengilde. Erstaunlich - ein Mann, der der Liebe wegen nach Peine kam, sich hier wie Sie selbst oft sagen edel innefreten hat, die Wahlheimat durchaus anfangs als Diaspora empfand, der wird einer der prägendsten Männer der Gilde und damit unseres Freischießens. Und das weit über ein Jahrzehnt. Ulrich Peitmann ist 1983 in die Schützengilde zu Peine eingetreten; also noch bevor er so richtig nach Peine gezogen ist. Bereits zehn Jahre später hat er Verantwortung als Führer der 4. Sektion übernommen. Diese Funktion übte er jedoch lediglich drei Jahre aus. Seite 5

6 Warum nur drei Jahre? War man mit Ihnen nicht zufrieden? Im Gegenteil! Die Gildemitglieder haben in dieser Zeit erkannt, was in Ihnen steckt und so begann 1996 die Ära Peitmann und Sie wurden Hauptmann der altehrwürdigen Schützengilde zu Peine von 1597 e.v.. Als Sie Hauptmann der Gilde wurden, gab es viel zu organisieren. Zum einen musste die endlose Geschichte um die Wirte im Schützenhaus ein Ende haben. Dieses Problem haben Sie mit Unterstützung einiger Idealisten und Pragmatiker mit Bravour gelöst, wie wir heute sehen können. Zum anderen fiel in Ihre Zeit als Hauptmann die 400- Jahrfeier des Peiner Freischießens. In Erinnerung wird mir und natürlich auch vielen Peinern der durchgeführte Zapfenstreich im Schein der Fackeln bleiben, zweifelsohne ein Höhepunkt der Jahrfeier, an dem Sie Ihren Anteil hatten. Wenn ich behaupte, dass die Organisation solcher Feste und der Vorsitz einer Korporation mit viel Arbeit verbunden ist und dementsprechend viel Zeit kostet, erzähle ich Ihnen sicher nichts Neues. Dennoch konnte man Ihnen immer anmerken, dass Sie bei der Arbeit als Hauptmann stets mit Freude dabei waren. Nach 15 Jahren als öffentlicher Repräsentant der Gilde stand für Sie fest: Die Arbeit ist getan. Die Gilde steuert in ruhigen Gewässern. Seite 6

7 Für Sie war nun der Zeitpunkt gekommen, die Geschicke in andere Hände zu legen. Die Mitglieder der Schützengilde verabschiedeten Sie unter großem Applaus und dankten Ihnen und Ihrem Adjutanten für die geleistete Arbeit. Nach Ihrer aktiven Zeit als Hauptmann sind sie jetzt Ehrenhauptmann der Gilde und Mitglied der passiven Schafferrunde. Ihre Meinung ist auch weiterhin gefragt; sie hat Gewicht. Ihr Bekanntheitsgrad, auf den ich vorhin einging, ist vielleicht auch auf die Beliebtheit zurückzuführen, die wiederum mit Ihrem Charme zu tun haben könnte. Als Mann kann ich die Beliebtheit in der Damenwelt zwar nur in Grenzen beurteilen, aber wenn ich die Anzahl der Rosen beim Schützenausmarsch als Kriterium nehme, muss da was dran sein Vielleicht liegt Ihre Beliebtheit aber auch an Ihrer besonderen Art wie Sie mit den Menschen umgehen. Ein Freund von Ihnen, genauer gesagt, Ihr früherer Adjutant, hat die Frage Wer ist Ulrich Peitmann? anlässlich Ihres 60. Geburtstages folgendermaßen beantwortet: Uli ist ein Ehrlicher! Er sagt, was er denkt und er denkt, was er sagt. Auf ihn und sein Wort ist Verlass und man weiß immer, woran man bei ihm ist. Persönlich darf ich hinzufügen, dass ich Deine Ehrlichkeit immer geschätzt habe, manchmal auch dachte, dass das nicht gut gehen kann, aber du hast es im Laufe der Zeit geschafft, dies zu einem Markenzeichen zu machen. Seite 7

8 An den Vorbereitungen des bevorstehenden Europaschützenfestes sind Sie - wie sollte es auch anders sein - als freischießen infiziertes Gildemitglied beteiligt. Als Leiter einer der Arbeitsgruppen beschäftigen Sie sich mit der Öffentlichkeitsarbeit, das heißt mit der Werbung und der Pressearbeit. Mit Ihrer sehr eloquenten Art, sind Sie für diese Aufgabe genau der Richtige. Meine sehr verehrten Damen und Herren, große Tage gab es im Leben von Ulrich Peitmann zweifelsohne viele. Ein unvergesslicher Tag war für Sie sicher auch der , als Sie gemeinsam mit vier weiteren Männern, die sich um das Schützenwesen in Peine besonders verdient gemacht haben, von seiner kaiserlichen und königlichen Hoheit, Erzherzog Dr. Otto von Habsburg, in unserer wunderschönen St. Jakobi Kirche durch dreifachen Schlag mit dem Schwert zum Ritter geschlagen wurden. Heute, nebenbei bemerkt wieder ein 13-ter, ist auch ein besonderer Tag. Ich habe die Ehre, Ihnen heute die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland aushändigen zu dürfen. Orden sind ein kleines Dankeschön der Gesellschaft für große Verdienste. Auf diese Weise werden Menschen ausgezeichnet, die sich über viele Jahre in herausragender Weise für das Gemeinwohl engagiert haben. Alle Trägerinnen und Träger nehmen ihre Verantwortung für das allgemeine Wohl sehr ernst. Es sind Menschen wie Sie, Herr Peitmann. Seite 8

9 Viele gute Taten von Mitbürgern bleiben zwar unentdeckt. Aber Gott sei Dank nicht immer. Heute dürfen Sie, Herr Peitmann, erfahren, dass Ihr Wirken nicht unbemerkt blieb, sondern geschätzt und gewürdigt wird. Ihr Wirken, das sich nur auszugsweise darstellen lässt, belegt, wie unermüdlich Sie sich für das Gemeinwohl eingesetzt haben. Für diese außergewöhnliche Lebensleistung darf ich Ihnen den Dank und die Anerkennung der Stadt Peine aussprechen. Ich komme nun zur Aushändigung der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und der Verleihungsurkunde und möchte Ihnen, sowohl persönlich, als auch im Namen des Rates und der Verwaltung der Stadt Peine hierzu recht herzlich gratulieren. Die Verleihungsurkunde trägt folgenden Wortlaut: In Anerkennung der um Volk und Staat erworbenen besonderen Verdienste verleihe ich Herrn Ulrich Erich Peitmann Peine die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland Berlin, den 15.April 2015 Der Bundespräsident, gez. Joachim Gauck (Anheften des Ordens Überreichung der Urkunde und des Blumenstraußes) Seite 9

10 Herr Peitmann, Sie gestatten, dass ich Ihre Gattin ebenfalls zu mir nach vorn bitte. Sehr geehrte Frau Brandes-Peitmann, liebe Ulrike, ich darf die Gelegenheit nutzen und Ihnen danken, dass Sie das ehrenamtliche Engagement Ihres Gatten über so viele Jahre begleiteten und unterstützen. Als viel beschäftigte Geschäftsfrau eines regional tätigen Unternehmens und langjährige Vizepräsidentin der IHK-Braunschweig sind Sie selbst äußerst gefordert. Dennoch haben Sie immer die Zeit gefunden, die beruflichen Herausforderungen und die gesellschaftlichen Verpflichtungen in Einklang zu bringen. Als äußeres Zeichen unserer Wertschätzung möchte ich Ihnen diesen Blumenstrauß überreichen. Ich wünsche Ihnen vor allem gesundheitlich alles Gute. (Überreichen des Blumenstraußes an Frau Brandes-Peitmann) Seite 10