Viel Lob und wenig Tadel für Najads neues Flaggschiff.

Transkript

1 NAJAD 570 Viel Lob und wenig Tadel für Najads neues Flaggschiff. TEXT KLAUS BARTELS, FOTOS KLAUS BARTELS, WERFT ES SOLLTE eine Najad bleiben, aber gleichzeitig auch die möglichen zukünftigen Entwicklungen der Yachten der Najadvarvet AB im schwedischen Henan deutlich machen. Das waren die Grundgedanken der Verantwortlichen der schwedischen Edelwerft bei der Planung des neuen Flaggschiffes. Ansonsten ließ man den Bremerhavener Hauskonstrukteuren von Judel/Vrolik & Co sowie dem englischen Innendesigner Dick Young viele Freiheiten bei ihrer Arbeit, eine echte Topyacht zu gestalten. Dann war sie da, die neue 570er, gleich 2,20 m länger als die Najad 505. Mit ihrem hellen, Licht durchfluteten Deckssalon präsentierte sich die 17,50 m lange Yacht zunächst als uner wartetes Konzept für eine Najad, doch 17 verkaufte Yachten innerhalb von knapp drei Jahren für immerhin einen Stückpreis von rund 1,6 Millionen Euro, machen deutlich, dass die Werft und ihre Designer richtig liegen. Die 570er ist eine elegante Yacht geworden, deren Rumpf- und Deckslinien gleichermaßen zeitlos wie modern wirken und vielleicht sogar nicht nur für Najad stilbildend sind. Den Konstrukteuren gelang es, das Deckshaus in die Linien zu integrieren, ohne dass es - wie bei vielen anderen Yachten - das Gesamtbild stört. Es passt und sorgt für die Eigenständigkeit des neuen Flaggschiffes von Najad. Die Werft kann nach dem Feedback ihrer 570er Kunden zu Recht behaupten, dass die Yacht nahezu alles bietet, was sich ein erfahrener Segler von einer echten Blauwasseryacht wünscht: sehr gute Segeleigenschaften, robuste Seegängigkeit und Sicherheit, praxisgerechtes Layout mit aufgeräumtem Deck und ge

2 Stimmig: Die Linienführung mit eingepasstem Deckshaus wirkt elegant und wird zukünftig für Najad beispielgebend sein. Die Ausrüstung erfüllt höchste Qualitätsansprüche (u. M. und l.): von der Ankerwinsch bis zur besonders starken Beschlagsausrüstung. schütztem Cockpit mit zwei Steuerständen, sowie unter Deck viele Möglichkeiten einer individuellen Gestaltung. All das wird durch die sprichwörtliche Bootsbaukunst der schwedischen Werft veredelt. Und wenn es um Aus rüstung sowie Zubehör geht, nutzt die Werft alles, was gut und teuer ist. Aber das kennt man von allen Yachten der Najadvarvet. Dass sich die über 26 t verdrängende 570 auch in extrem engen Häfen problemlos bewegen lässt, wurde vor unserem Testtörn im kleinen Becken des kommunalen Hafens von MEER & YACHTEN <#r#>

3 Laboe an der Kieler Förde deutlich. Wir warteten mit jeweils drei bis vier Meter Platz vor Bug und Heck darauf, dass der Steg an der Yachttankstelle frei wurde. Dabei galt es Böen bis 20 kn zu parieren. Obwohl das moderne Unterwasserschiff mit Spatenruder und Kurzkiel mit Kielbombe Wind und Strömung wenig Widerstand bietet, reichten sparsame Einsätze von Antriebspropeller und Bugstrahlruder aus, um Najads Flaggschiff wie einen Klotz im Wasser liegen zu lassen. Andererseits war dann das Anlegen an der Tankstelle einfach wie ein Kinderspiel, obwohl der Wind die Yacht vom Steg wegblasen wollte. Mehr ein leichtes Kinderspiel, als ein Kräfte zehrendes Winschen von Fallen war dann auch das Setzen von 164 m 2 Segelfläche. Es reichten Knopfdrücke, um erst das 92 m 2 Großsegel mit der Kraft der Bordhydraulik aus dem Mast zu ziehen und dann den Stopper zu öffnen, damit sich die Arbeitsfock mit ihren 72 m 2 vom ebenfalls hydraulisch zu betätigenden Vorstag entrollen konnte. Auch ohne den Einsatz der Selbststeueranlage wäre es möglich gewesen, dass der Mann am Ruder die Segel ohne Hilfe hätte setzen können. Alle dafür notwendigen Fallen und Stopper sind vom Steuerstand aus zu erreichen. Die Najad 570 ist dafür ausgelegt, dass sie von einer sehr kleinen Crew, wie einem Ehepaar gesegelt werden kann. Auf der anderen Seite ist die Yacht groß genug, um eine Crewkabine unter Deck anzubieten. Wir fallen nach dem Setzen der Segel ab und die nicht zu den Leichtgewichten gehörende Yacht macht in einer weiteren 20 kn Böe auf der Kieler Außenförde fast einen Satz und erreicht Unter Deck präsentiert die Najad 570 mit ihrem für viel Licht sorgendem Deckshaus ein klares Design, ohne dass auf höchste Wohnqualität verzichtet werden muss. Die seefeste, große Pantry (u. l.) weist auf die lange Erfahrung der Werft mit Hochseeyachten hin.

4 auf Raumschotskurs schnelle 9 kn Speed. Dabei muss die Yacht sehr viel mehr als die von der Werft vorgesehenen 26 t verdrängen, denn der Eigner hat viele Extras, die das Leben auf See angenehm machen, einbauen lassen. Dieses Mehr an Gewicht wirkt sich vermutlich grundsätzlich in Sachen Geschwindigkeit aus, denn auf keinem Kurs konnten wir die im Polardiagramm angegebenen Spitzengeschwindigkeiten erreichen. Sie lag immer ein wenig darunter, war aber höher als wir von einem Cruiser erwartet hatten. Genauso positiv überrascht wie von dem Geschwindigkeitspotential der als sicherer Ocean Cruiser entworfenen Yacht waren wir von ihrem Steuerverhalten. Mit ihrer Wasserlinienlänge von 16,20 m lässt sich die Najad so einfach wie eine 10 m Yacht steuern. Der Druck auf die beiden Steuerräder achtern im Mittelcockpit ist für den Mann am Ruder ideal. Der Ruderdruck hat genau die Intensität, um richtig steuern zu können, ohne dass es anstrengend wird. Kein Wunder, dass die 570 auch auf Raumschotkursen geradeaus weiter segelte, wenn das Ruder losgelassen wurde. Erst nach ein bis zwei Minuten fing die große Yacht an, ganz leicht anzuluven. Eigentlich hatten wir eine sehr viel geringere Kursstabilität erwartet, denn der deutsche Najad Händler Dines Pontoppidan wies schon vor dem Segelsetzen darauf hin, dass die Testyacht anstelle des Standardkiels mit 2,60 m Tiefgang mit einer Kurzversion von 2,10 m ausgerüstet ist. Wir holten die Segel per Knopfdruck hydraulisch dicht und segelten mit etwa 40 Grad hoch am Wind. In stärkeren Böen macht sich anscheinend das einen halben Meter nach oben versetzte Kielgewicht bemerkbar, obwohl auch der Wind etwas zugenommen hatte. Die schwere Najad krängt etwas stärker als erwartet, segelte dabei aber weiter wie auf Schienen geradeaus. Nachdem der Großschottraveller nach Lee gefiert und das Großsegel per Knopfdruck um etwa ein Viertel verkleinert wurde, nahm die Krängung ab und die 570 segelte ohne Geschwindigkeitsverlust mit gut 8 kn weiter. Die Steifigkeit ist auch in der Version mit dem kurzen Kiel völlig ausreichend, wobei ein direkter Vergleich sicher interessant sein würde. Ohne Zweifel eröffnet die Version mit dem geringeren Tiefgang in Häfen und Ankerbuchten der Ostsee neue Perspektiven. Oftmals sind 50 Zentimeter weniger für einen besonders schönen Platz entscheidend. Da der Eigner des Testschiffes auch auf der Ostsee unterwegs sein will, ist seine Entscheidung nachzuvollziehen. Auf unserem Törn über die herbstliche Kieler Außenförde machte sich besonders auf Kursen hoch am Wind die Najad typische Schutzscheibe vor dem Cockpit positiv bemerkbar. Trotz des MEER & YACHTEN <#r#>

5 Deckshaus und geschütztes Mittelcockpit bestimmen die Linien der 17,50 m langen Najad aus der Feder des Bremerhavener Konstruktionsbüros Judel/Vrolijk & Co. Deckssalonaufbaus wurde auf sie auch auf der 570 nicht verzichtet. Die feste Scheibe sorgt dafür, dass auf den ergonomisch geformten Sitzbänken des Cockpits so gut wie kein Fahrtwind zu spüren war. Ob hoch am Wind oder auf anderen Kursen, die Najad 570 zu segeln bringt auch bei böigem Winden Spaß. Die Böen wurden im Laufe unseres Törns ständig stärker und näherten sich der 30 kn Marke. Dass die lange Erfahrung der Konstrukteure und der Werft sich auch positiv im Seegangsverhalten der 570 auswirkte, merkten wir, wenn der Bug der Yacht die hohen Bugwellen von Tankern und Containerfrachtern teilte, die auf dem Weg zu den Schleusen des Nord-Ostsee- Kanals waren. Trotz des modernen flachen Unterwasserschiffes blieben die von uns erwarteten Schläge durch hartes Einsetzen aus. Positiv machte sich dann auch das Mittelcockpit bemerkbar, denn mittschiffs, dort wo die Mitsegler saßen, waren die Schiffsbewegungen am wenigsten zu spüren. Die von uns gesegelte Najad war die Baunummer elf. Kinderkrankheiten suchten wir vermutlich auch deshalb vergeblich auf der Yacht. Vielmehr überzeugte über wie unter Deck ein ausgereiftes Konzept und viele werftspezifische Extras, die gleichermaßen Solidität und Sicherheit vermittelten. Unter Deck hatte sich der Eigner für eine Version mit je einer Doppelkabine inklusive Bad im Vor- und Achterschiff entschieden sowie für eine Kabine mit einer Doppelstockkoje zwischen Salon und Vorschiffskabine. Die Gestaltungsmöglichkeiten für das Interieur sind vielfältig. Najad preist sein Flaggschiff dann auch als Semi-Custom-Yacht an. Vermutlich ist es egal welche Extrawünsche die Werft erfüllt, Eigner können sich in jedem Fall auf die Najad Qualität verlassen. Auch beim kritischen Blick auf die Ausbauqualität gab es für uns keine Beanstandung. Die Tischlerarbeit in Mahagoni war makellos und spiegelt eine gediegene Qualität wider. Die Einrichtung der 570 ist modern, ohne dabei minimalistisch zu sein. So gibt es keine scharfen Kanten unter Deck wie bei vielen anderen modernen Yachten. Auffällig ist die Helligkeit im Salon. Die großen Fenster des Deckshauses lassen sehr viel Licht in die gute Stube, die an StB mit einem gemütlichen L-Sofa und Esstisch sowie an BB mit zwei Sesseln und Navigationsschreibtisch bestückt wurde. StB-seitig befindet sich auch die große, seegerechte Pantry, die gleichzeitig NAJAD 570 LÜA 17,50 m LWL 16,55 m BREITE 5,05 m Tiefgang 2,60 / 2,10 m VERDRÄNGUNG 26 t BALLAST 8,2 t MASTHÖHE ÜWL 22,3 m SEGELFLÄCHE 164 m 2 (aw), Groß 92 m 2, Arbeitsfock 72 m 2, Rollgenua 94 m 2, Gennaker 222 m 2 SEGEL UK Sails, triradial, Spectra PROPELLER Vierblatt Faltprop GENERATOR 10 kw RIGG Selden Alu mit Rod-Wanten und Hydraulikrollsystemen WINSCHEN Andersen, 68 ST FS, 46 ST FS und 28 FS ST BLÖCKE/STOPPER Lewmar, Spinlock MOTOR Volvo Penta D kw/180 PS TREIBSTOFF 400 l in 2 Tanks WASSER 800 l in 2 Tanks E-SYSTEME Mastervolt NAVIGATION Raymarine, Furuno als Durchgang zur Achterkabine genutzt wird. Wer etwas zum Beanstanden finden will, muss auf dem Flaggschiff von Najad lange suchen. Wir fanden nur einen auffälligen Punkt. Die Fockschoten können Stolperfallen werden. Sie werden quer über die Laufdecks an BB und StB umgelenkt. Das ist allerdings ein Manko, das beseitigt werden kann. Fazit: Wer ein paar Stunden mit der Najad 570 unterwegs war, kann den Lobgesang von Eignern über ihr Schiff verstehen, die begeistert von unbeschwerten und erholsamen Atlantik überquerungen mit Najads Flaggschiff be richteten. ENTERTAINMENT Bose BEIBOOTKRAN Atlas 1600 RUMPF/DECK GFK Vakuum-Infusion, Deck Teak KONSTRUKTION Judel/Vrolijk & Co INTERIEUR DESIGN Dick Young WERFT/BAUJAHR Najadvarvet AB/2010, Testyacht, SE Henan DEUTSCHLAND IMPORT Diamond Yachts, Laboe, Tel , info@diamond-yachts.de, Internet: