Die Werft aus Giebelstadt kann, darf,

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3 Die Werft aus Giebelstadt kann, darf, ja muss sich trotz schwieriger Wirtschaftslage freuen. Nach der Übernahme durch die US-Fonds Oaktree und Anchorage ist der Betrieb quasi schuldenfrei, hat die Luft für neue Investitionen. Und Bavaria verfügt über einen großen Vorteil: Die Modellpalette wird gerade erneuert. So erhält die Produktionsstätte viel Aufmerksamkeit auf Messen und in den Fachmedien. Die europäische Großserienkonkurrenz dagegen hat ihre Typen bereits überarbeitet. Bavarias Risse kommen jetzt nicht mehr von Jakopin & Jakopin, deren Betrieb namens Seaway weiterhin die Formen baut. Als Konstrukteur ist nun Farr Yacht Design aus den USA verpflichtet. Für die Gestaltung und diverse Details arbeitet die Werft weiterhin mit BMW Group Designworks USA zusammen, einem Tochterunternehmen des Automobilbauers. Das Team hat als Erstes ein neues Flaggschiff herausgebracht, die Cruiser 55 (Test in YACHT 12/09). Dann folgte mit der Cruiser 32 (Heft 22/09) das kleinste Schiff im Programm. Nun geht es munter in der Mitte weiter. Frisch angekündigt ist die Cruiser 40. Bereits fertiggestellt und werftseitig voll durchgecheckt wurde die Bavaria Cruiser 45, die wir bei Yates Alemanes in Palma de Mallorca getestet haben. Allen neuen Typen gemeinsam ist der sehr voluminöse Rumpf mit dem breiten Heck. Für die beiden größten Schiffe setzt Farr auf doppelte Ruderblätter. Sie verhindern Kontrollverlust bei viel Krängung ein unschöner Nebeneffekt von dicken Bootshintern. Der Betrachter registriert auf den ersten Blick weitere Besonderheiten. Das offene Heck wird mit einer großen Plattform elektrisch geschlossen. Die ist immerhin 2,40 Meter breit und 1,20 Meter tief. Eine Dingi-Garage wie auf der 55 gibt es nicht, jedoch einen üppigen, von oben zugänglichen Stauraum. Doppelte Räder erlauben eine gute Begehbarkeit des Cockpits. Die Laufdecks selbst gerieten relativ schmal. Die Püttinge sind weit außen an Deck montiert, das Vorsegel kann also nicht überlappen. Zu den beiden flachen Backskisten und der tiefen achtern addiert sich eine Vorpiek. Die nimmt mühelos den Gennaker auf sowie den einen oder anderen Fender. Der Aufbau geht nach achtern stufenlos nur wenig abfallend ins Süll über, welches erst kurz vor den Steuermannssitzen endet. Der Freibord ist relativ hoch. Da das Antifouling des Testschiffs hell ist, lässt sich kein Wasserpass erkennen, und einen unteren Zierstreifen gibt es nicht. Der obere ist insgesamt recht schmal und im vorderen Bereich noch dünner. Alles Dinge, die das Boot unnötig dickbauchig erscheinen lassen. Erwähnenswert auch die vielen Fenster in Rumpf und Aufbau sowie die diversen Luken. Holzbelag auf dem Laufdeck ist ein Extra ( Euro). Statt Teak wird Iroko verwendet, das ähnliche Eigenschaften aufweist, aber nicht wie das Material aus Burma in Europa einem Embargo unterliegt. Los geht es. Die Bucht, die üblicherweise während der Saison thermikbedingt so schöne und vorhersagbare Segelbedingungen bietet, zeigt sich kalt, nass und grau. Dazu weht zunächst laue Luft, etwa 7 bis 9 Knoten. Die optionalen Membransegel von Elvström namens Epex sind schnell ausgerollt und gefallen. Die leichten, schön profilierten Flügel lassen sich ordentlich trimmen. Dabei hilft auch der hydraulische Achterstagspanner, ein sinnvolles Extra (1535 Euro) bei dieser Bootsgröße. Bei den für ein Fahrtenschiff noch etwas zähen Bedingungen präsentiert sich die Farr-Konstruktion schon ganz ordentlich. 6,2 Knoten sind hoch am Wind drin bei einem Wendewinkel von 90 Grad. Der

4 Ruderdruck ist noch neutral; eine Situation, die man als Steuermann nicht unbedingt mag, die dafür aber unter Autopilot weniger Strom verbraucht. Das Deckslayout erweist sich als ebenso effizient wie sinnvoll. Die Schienen für das kurze Vorsegel sind auf dem Kajütdach montiert, das erlaubt enge Schotwinkel und hält das Deck frei. Die Schoten werden durch flach aufgebolzte Blöcke von der Sprayhoodgarage frei sowie für den richtigen Winkel zur Trommel flach an Deck gehalten; sie treffen direkt auf die Genuawinschen auf dem Cockpitsüll. Da es fast genauso hoch wie der Aufbau ist, sind Umlenkungen an Deck unnötig. So gibt es keine Stolperfallen, weniger Beschläge, und Verstärkungen sind entbehrlich. Sinnvoll abgespeckt ist auch das Großschotsystem. Es besteht aus zwei unabhängigen, einfach untersetzten Taljen, die vor dem Niedergang an Backbord und Steuerbord angreifen und nach vorn, unten und retour zu den Fallenwinschen laufen. Mit diesem System lässt sich der Baum bei Flaute ohne zu viel Zug nach unten in die Schiffsmitte ziehen; bei einer Starkwind-Halse kann man zudem mit zwei Schoten gleichzeitig arbeiten. Ein Traveller ist überflüssig und damit auch eine aufwändige Konstruktion zum Abfangen der Lasten. Beide Systeme funktionieren bestens, entziehen sich aber dem Zugriff durch den Steuermann das Schiff ist damit nur eingeschränkt kleincrewtauglich. Das ist rein akademisch, argumentiert Charly Linnemann von Yates Alemanes. Für so ein Boot bestellt jeder den Autopiloten dazu, so der Bavaria-Händler für Spanien. Die fette Regenwolke schleicht sich via Cabo Blanco ins Landesinnere, der Grauschleier über der Bucht lüftet sich ein wenig. Neuer Wind kommt schlagartig aus Südwest, und das erfreulicherweise gleich mit 4 Beaufort, in den Drückern mehr. Die Cruiser 45 goutiert es, legt sich auf die Backe, beschleunigt an der Kreuz auf über 7 Knoten Speed und wendet über nur noch gut 80 Grad. Ein Reff wäre in den Böen vielleicht wünschenswert, nötig aber ist es noch nicht. Selbst mit großer Krängung spurt das Schiff den gewünschten Kurs, zeigt dabei einen normalen Ruderdruck und lässt sich bestens auch in Luv sitzend über die langen Wellen dirigieren. Die Stabilität ist voll ausreichend. Knapp 30 Prozent Ballastanteil sind viel. Hinzu kommt noch der U-förmige Spant sowie die ausgeprägte maximale Breite von 4,35 Metern, was für hohe Formstabilität steht. Das macht Freude, wie auch die Tatsache, dass sich solide GFK-Platten aus dem Cockpitboden klappen lassen und einen sicheren Stand für das Steuern im Stehen bieten. Auf Kursen mit geschrickten Schoten geht es dann richtig los. Bis an die 10 Knoten Speed sind heute drin. Eine gute Gelegenheit für den Gang unter Deck. Die Aussage von Peter Meyer, Bavarias externem Berater, dass auf der 45 fast nichts mehr knarzen würde, lässt sich angesichts der Bewegung in den Wellen bestens prüfen. Tatsächlich zeigt sich das Boot für ein Großserienschiff im Inneren unter Segeln auffällig leise. Vielleicht schon ein Resultat der neuen Baumaßnahme: Bavaria verlaminiert die Schotten jetzt komplett auch mit dem Deck. Lediglich ein Bodenbrett ächzt, und das nur beim Betreten. Unter Motor sind die Geräusche ebenfalls erträglich. Maximal 73 db(a) lassen sich bei Marschfahrt messen. Wobei dies zu relativieren ist: Auf dem Testschiff rödelt ein 75

5 PS starkes Extra, üblicherweise ist Volvos D2-55 an Bord. Doppelruderanlagen sagt man schlechteres Manövrierverhalten nach, weil der Propeller nicht direkt ein zentrales Blatt anströmen kann. Klar, aus dem Stand manövriert das Boot nicht sofort, es muss erst etwas fahren. Aber dieser Sachverhalt lässt sich durch ein Bugstrahlruder ausgleichen (6300 Euro mit Betriebsbatterie), das bei der Bootsgröße und -kategorie ohnehin angeraten ist. Der Innenraum wirkt freundlich, simpel und alles in allem geradlinig. Der Boden ist hell, der Ausbau beim Testschiff erfolgte in Mahagoni, sichtbare Seitenwände sind mit angedeuteten weißen Wegerungen verkleidet, die Decke ist eine Innenschale. Wählbar sind für die Einbaumöbel Walnuss oder Eiche als Alternative (1650 Euro Aufpreis). Die Pantry, geräumig und ergonomisch sinnvoll hoch, ist gegenüber der Sitzgruppe in Längsform ausgeführt. Erfreulich sind die beiden großen Kühlschränke und die Möglichkeit, eine Mikrowelle einzubauen. Die generelle Aufteilung unter Deck erscheint sinnvoll. So wurde den Kabinen in Bug und Heck mehr Platz eingeräumt als dem Salon. Das macht sich durch die Tatsache bemerkbar, dass man in der Navigation mit dem Rücken zur Fahrtrichtung sitzt; eine Anordnung, mit der man sich arrangieren kann, die aber nicht jeder mag. Das Salonsofa geriet lang genug, um als Koje zu dienen, und auch der Fußraum vor dem Niedergang ist groß genug. Der gewonnene Platz kommt den Kabinen zugute. Beide Achterkammern verfügen über eigene Bäder mit Duschmöglichkeit. Die Schönen Urlaub! Sie haben Ihr Schiff mit Raymarine-Elektronik ausgestattet... Herzlichen Glückwunsch und einen angenehmen Törn! Sie profitieren von einer 2-Jahres-Bordgarantie - weltweit!* Die Kosten für Service-Einsätze sind durch die Raymarine On-Board -Garantie abgedeckt!* Weltweites Service-Netz siehe Raymarine an Bord ein sicheres Gefühl auf allen Meeren. Lassen auch Sie sich von diesen Argumenten überzeugen! Vergleichen Sie und entscheiden Sie sich für Raymarine! * Gemäß Raymarine Garantiebedingungen. On-Board -Garantie greift bei Einbau durch autorisierten Raymarine Service-Händler. Eissing GmbH Hamburg Tel Bernau/Chiemsee Tel post.eissing@raymarine.com

6 Kammern sind durch doppelte Längsschotten getrennt, dazwischen ist Platz für Geräte wie Gene rator oder Wassermacher. Vor dem Mast gibt es zwei Nasszellen: WC-Raum und Dusche sind komplett separiert. Anstelle einer gro ßen Eigner kammer können im Vorschiff zwei kleinere Kabinen für den Charterbetrieb geordert werden. Die Maßnahme kostet 3010 Euro und ist rückbaubar, beispielsweise wenn das Schiff weiterverkauft wird ein Plus. Auch die Verarbeitung gefällt. Gegen über früheren Bavarias sind die Spaltmaße beispielsweise kleiner geworden. Die Schnittkanten sind gebrochen und versiegelt, Installationen sauber durchgeführt. In der Summe seiner Eigenschaften kann das Boot somit überzeugen. Auch und besonders, wenn man den Preis einbezieht Euro kostet die Cruiser 45 in der Basisausstattung. Das ist relativ wenig, auch im Vergleich zur direkten Konkurrenz von Bénéteau oder Jeanneau. Lediglich die etwas kleinere Hanse 430 ist mit Euro günstiger. Die Entscheidung wird stark vom Geschmack abhängen und vom Abgleich der individuellen Wünsche mit den Extras sowie den Ausstattungspaketen. Denn auch für eine Bavaria lässt sich viel Geld ausgeben: Das Testschiff hat Euro gekostet. Wer es sich nicht leisten will: Auf dem Chartermarkt ist die 45 schon jetzt vertreten. Fridtjof Gunkel