Vorlesung Grundlagen der Anatomie & Embryologie

Transkript

1 Vorlesung Grundlagen der Anatomie & Embryologie Nervensystem Gehirn Vesalius, De humani corporis fabrica (1543) Martina Schmitz WS 16/17 Institut für Anatomie und vaskuläre Biologie, Direktor Prof. H. Schnittler

2 Nervensystem 2 Die Studierenden...können den Fluss des Liquors von der Produktion durch die inneren Liquorräume über den äußeren Liquorraum zurück ins Blut beschreiben..können die bindegewebigen Hüllen des ZNS nennen und ihre relative Lage beschreiben..kennen die Sinus durae matris als Drainageweg des Blutes aus dem ZNS..kennen die Granulationes arachnoideae als Abflussmöglichkeit des Liquors in die Sinus durae matris..kennen die Lage der Sinus durae matris zwischen dem periostalen und meningealen Blatt der Dura mater encephali..kennen die Gliederung des Hirnstamms.. können die somatotope Gliederung des Gyrus prä und Gyrus postzentralis erklären und die Funktion dieser primären Rindenareale beschreiben..kennen den prinzipiellen Verlauf afferenter und efferenter Projektionsfasern zur vorderen und hinteren Zentralwindung..können die prinzipielle Funktion der Basalganglien bei der Regulation der Motorik benennen..kennen die funktionelle Gliederung des Cerebellums und dessen Einfluss auf die Steuerung der Motorik, sowie den prinzipiellen makroskopischen Aufbau.

3 Hirnstamm Der Hirnstamm ist der phylogenetisch älteste Teil des Gehirns. Er besteht aus Mittelhirn, Brücke und verlängertem Mark. Hier befinden sich 1. die Steuerungszentren für die essentiellen Lebensfunktionen (Herz, Kreislauf, Atemzentrum). 2. die großen auf und absteigende Bahnen des ZNS wie die Pyramidenbahn (Hirnstamm = Durchgangsstation) 3. die Kerngebiete der Hirnnerven 4. die Formatio reticularis, eine Netz aus verstreut liegenden Kerngebieten mit ihren Nervenfasern, das bei der Steuerung der Bewusstseinslage und des Schlaf Wach Rhythmus eine entscheidende Rolle spielt 5. kurze Bahnen innerhalb des Hirnstamms

4 Zwischenhirn, Hirnstamm und Kleinhirn Hirnstamm { (Faller/Schünke, Der Körper des Menschen, Thieme)

5 Rautengrube (Fossa rhomboidea) Ansicht von dorsal, Blick auf den Boden des IV. Ventrikels nach Durchtrennung der Kleinhirnstiele Pons und Medulla oblongata Sie bilden zusammen mit dem Kleinhirn das Rautenhirn (Rhombencephalon) Oberer Mittlerer unterer Kleinhirnstiel Apertura lateralis (Sobotta, Atlas der Anatomie, Elsevier)

6 Funktionelle Gliederung des Cortex Übersicht Darstellung des motorischen Sprachzentrums (= BROCA Zentrum) mit Hilfe der funktionellen Bildgebung Sulcus lateralis (Campbell/Reece, Biologie, Pearson)

7 Faserverbindungen Projektionsfasern (zwischen unterschiedlichen Hirnabschnitten, z.b. Pyramidenbahn) Kommissurenfasern (zwischen Hemisphären, z.b. Balken = Corpus callosum) Assoziationsfasern (innerhalb einer Hemisphäre, z.b. Fasciculus longitudinalis superior) (Sobotta, Atlas der Anatomie, Elsevier)

8 Topographische Organisation des Neocortex (Campbell/Reece, Biologie, Pearson)

9 Verteilung der grauen & weißen Substanz Man unterscheidet innerhalb des ZNS graue Substanz (Summe der Perikaryen) und weiße Substanz (Summe der markhaltigen Nervenfasern). Dabei findet sich graue Substanz im Gehirn oberflächlich als Cortex und zentral als Kerne (Nuclei), z.b. Basalganglien im Telencephalon oder Thalamus im Diencephalon im Hirnstamm als Kerne (z.b. Hirnnervenkerne) oder netzförmig organisiert (Formatio reticularis) im Rückenmark zentral als schmetterlingsförmiger Komplex aus konfluierten Kerngebieten (Sadler, Medizinische Embryologie, Thieme)

10 Prinzipien großer funktioneller Systeme Topische Organisation Synaptische Kontakte/ Umschalt Stationen Spezifische Bahnen für Afferenzen/Efferenzen Kreuzung der Mittellinie (meistens) Interaktion zwischen den Systemen

11 Prinzipien großer funktioneller Systeme Topische Organisation Synaptische Kontakte/ Umschalt Stationen Spezifische Bahnen für Afferenzen/Efferenzen Kreuzung der Mittellinie (meistens) Interaktion zwischen den Systemen (Speckmann/Wittkowski, Bau und Funktion des menschlichen Körpers, Urban& Schwarzenberg)

12 Prinzipien großer funktioneller Systeme (Speckmann/Wittkowski, Bau und Funktion des menschlichen Körpers, Urban& Schwarzenberg)

13 Pyramidenbahn Die Pyramidenbahn, der Tractus corticospinalis, ist eine efferente Bahn vom Motocortex zu den motorischen Vorderhornzellen des Rückenmarks für die Willkürmotorik der Extremitäten und des Rumpfes. Im Bereich der Basalganglien und des Zwischenhirns durchläuft sie die Capsula interna. Im unteren Hirnstamm kreuzt die Mehrheit der Fasern zur Gegenseite. (Menche, Biologie/Anatomie/Physiologie, Elsevier)

14 Frontalschnitt durch Groß und Zwischenhirn * * * * * Basalganglien (Faller/Schünke, Der Körper des Menschen, Thieme)

15 Basalganglien und Corpus amygdaloideum 1 Nucleus caudatus (Schwanzkern) mit 2 Caput und 3 Cauda nuclei caudati 4 Putamen (Schalenkern) 5 Globus pallidus = Pallidum (bleicher Kern) 6 Corpus amygdaloideum (Mandelkern, Teil des limbischen Systems) Basalganglien: nicht zur Rinde gehörenden Teile der grauen Substanz im Marklager des Vorderhirns aus Nucleus caudatus, Putamen und Globus pallidus. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der zentralen Regulation der Motorik (Steuerung von Ausmaß, Geschwindigkeit und Kraft von Körperbewegungen). (Trepel, Neuroantomie, Elsevier)

16 Cerebellum Ansicht von hinten oben und vorne unten Anatomische Gliederung: 2 Kleinhirnhemisphären 1 Kleinhirnwurm = Vermis cerebelli (1) (Trepel, Neuroantomie, Elsevier)

17 Cerebellum Teil des Metencephalons Lage: unter dem Tentorium cerebelli; es bedeckt die Rautengrube, bildet so das Dach des IV. Ventrikels Verbindung mit dem Hirnstamm über 3 Paare von Kleinhirnstielen (obere, mittlere und untere) Bau: graue Substanz mit dem Cortex cerebelli (Kleinhirnrinde) und den beidseits 4 Kleinhirnkernen (Nuclei cerebelli, z.b. dem Nucleus dentatus); die weiße Substanz erinnert in ihrem feinen Verästelungsbild an einen Lebensbaum (Arbor vitae) Medulla oblongata IV. Ventrikel Nodulus (Teil des Kleinhirnwurms) Cortex cerebelli Frontalschnitt, Ansicht von dorsal (Sobotta, Atlas der Anatomie, Elsevier)

18 Cerebellum Ansicht von hinten oben und vorne unten Anatomische Gliederung: 2 Kleinhirnhemisphären 1 Kleinhirnwurm = Vermis cerebelli (1) Funktionelle Gliederung: Vestibulocerebellum (orange) für Gleichgewicht Spinocerebellum (türkisgrün) für Muskeltonus Pontocerebellum (gelb) für Koordination; über den Pons mit dem Großhirn verbunden) (Trepel, Neuroantomie, Elsevier)

19 Glossar (erstellt von A. Schober) homunculus, i m: kleiner Mensch, Menschlein (Dim. von homo, inis m: Mensch) callosus, a, um: verdickt, schwielig, harthäutig tractus, us m: Bahn, Zug, Strang (lat. trahere: ziehen) striatus, a, um: gestreift, mit Streifen versehen globus, i m: Kugel pallidus, a, um: blass, bleich; Pallidum n = Globus pallidus lentiformis, e: linsenförmig (lat. lens, lentis f: Linse) niger, nigra, nigrum: schwarz claustrum, i n: Vormauer; eigtl. Riegel, Schloss, Sperre (lat. claudere: schließen) fornix, icis m: Wölbung, Bogen, Gewölbebogen genu, genus n: Knie epiphysis, is f: gr. das an/auf etwas Gewachsene 1. Endstücke der langen Röhrenknochen, 2. veralteter Begriff für Zirbeldrüse (Corpus pineale) amygdaloideus, a, um: mandelähnlich, zu etwas Mandelähnlichem gehörend amygdala, ae f: Mandel (gr. amygdale f: Mandel) chiasma, atis n: in Gestalt des griechischen Buchstabens Chi (Χ, χ), Kreuzung lamina, ae f: Platte, Blatt, Schicht tectum, i n: Dach dentatus, a, um: gezähnt, mit Zähnen versehen (lat. dens, dentis m: Zahn)