Geschichte der Ernährung

Transkript

1 Geschichte der Ernährung

2 «Wir leben nicht, um zu essen; wir essen, um zu leben.» Sokrates

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4 Unsere Ernährung hat sich im Laufe der Zeit verändert und immer wieder neuen Bedingungen und Anforderungen angepasst.

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6 Im Mittelalter ass der Mensch, was Feld, Garten und Wald hergaben. «Mus und Brot» aus Getreide und Hülsenfrüchten, ergänzt mit Gemüse und Früchten aus dem Garten, bildeten die Ernährungsgrundlage für die breite Bevölkerung.

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8 Für die Oberschicht hingegen war der Speiseplan vielseitiger. Im Gegensatz zur armen Bevölkerung kamen hier auch regelmässig Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Wein auf den Tisch.

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10 Viele Speisen wurden mit edlen Gewürzen aus fernen Ländern angereichert.

11 Gewürze waren nicht nur ein Zeichen des Wohlstands. Sie wurden auch verwendet, um den Geschmack von faden oder nicht mehr ganz frischen Lebensmitteln zu überdecken.

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13 Im Mittelalter war die Dreifelderwirtschaft die traditionelle Form der Landwirtschaft, bei der in einem Jahresturnus ein Drittel der Anbaufläche brach lag und als Weideland genutzt wurde.

14 Auf den beiden anderen Dritteln wurde Sommerund Wintergetreide angepflanzt.

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16 Die Dreifelderwirtschaft wurde ursprünglich individuell betrieben. Ab dem Hochmittelalter wurde das gesamte Land einer Dorfgemeinschaft in drei Teile unterteilt und gemeinsam bewirtschaftet.

17 Ab 1750 wurde die Landwirtschaft in Europa revolutioniert. Die Brache der Dreifelderwirtschaft wurde weggelassen, Anbaumethoden verbessert, Dünger eingesetzt und ein breiteres Spektrum an Pflanzen angebaut.

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19 Dies führte zu einer Steigerung der Produktivität in der Landwirtschaft. Ausserdem brachte die ganzjährige Stallfütterung des Viehs höhere Erträge in der Milchwirtschaft.

20 Mit der Entdeckung Amerikas gelangten ab 1492 auch neue Lebensmittel nach Europa, darunter Tomaten, Mais, Zuckerrohr, Kaffee und Kakao.

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22 Diese etablierten sich mit der Zeit als Grundnahrungsmittel und hatten einen nachhaltigen Einfluss auf die Essgewohnheiten.

23 Die wichtigste Neuerung im Speiseplan war jedoch die Kartoffel, die in Europa ab Ende des 17. Jahrhunderts grossflächig angebaut und in vielen Ländern zu einem Hauptnahrungsmittel wurde.

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25 Die Abhängigkeit von der Kartoffel hatte aber auch verheerende Folgen.

26 In den Jahren 1845 bis 1849 führte die Kartoffelfäule zum Ausfall der Kartoffelernte. In ganz Europa kam es zu grossen Hungersnöten, bei der Millionen Menschen starben.

27 Der Hunger zwang viele Familien zur Auswanderung, oftmals nach Amerika, wo sie sich ein besseres Leben erhofften.

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29 Zum nächsten grossen Ernährungsengpass kam es im 1. Weltkrieg, auch in der Schweiz. Das Land war auf einen langen Krieg nicht vorbereitet und viele aus dem Ausland eingeführte Güter wurden knapp.

30 Weil auch die Preise ins Unermessliche stiegen, wurde ab Mai 1917 ein Rationierungssystem für die Verteilung der Grundnahrungsmittel eingeführt.

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32 Bei Ausbruch des 2. Weltkriegs war das Land besser vorbereitet, man hatte aus der Erfahrung des letzten Krieges gelernt.

33 Zur weitgehenden Selbstversorgung wurden in der Schweiz im Zuge des Plan Wahlens, ausgearbeitet durch den späteren Bundesrat Friedrich Traugott Wahlen, Grünflächen für den Anbau von Gemüse umgenutzt.

34 Auch in den Städten.

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36 Durch die oft nur saisonale Verfügbarkeit sowie das Problem der Lagerung von verderblichen Nahrungsmitteln war die Frage nach deren Haltbarkeit schon immer von grosser Wichtigkeit.

37 Einen grossen Einfluss auf die Ernährung und auch die Ernährungssicherheit hatten deshalb verschiedene Verfahren, mit denen Lebensmittel verarbeitet und dadurch haltbar gemacht werden konnten.

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39 Schon in der Antike verbreitet war das Trocknen von Gemüse und Früchten, aber auch von Fisch und Fleisch, durch Wind, Sonne oder Feuer.

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43 Auch Napoleon I. erkannte die Notwendigkeit der Haltbarmachung von Lebensmitteln für die Versorgung seiner Armeen.

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45 Er setzte 1795 deshalb ein Preisgeld von Goldfranken für eine Lösung des Problems aus.

46 Das ausgesetzte Preisgeld gewann der Pariser Zuckerbäcker Nicolas Appelt. Er entwickelte ein Verfahren, Nahrungsmittel zur Konservierung in luftdicht verschlossenen Behältnissen zu erhitzen.

47 Durch dieses Verfahren, kombiniert mit der ebenfalls 1810 patentierten Weissblechdose, entstand die Konservendose.

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49 Mit der Erfindung der Kondensmilch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde ein Verfahren gefunden, mit dem die Milch der ergiebigen Schweizer Milchwirtschaft haltbar gemacht werden konnte.

50 Dank dieser Entdeckung wurde die Herstellung von Milchschokolade möglich, die sich zu einem wichtigen Wirtschaftszweig der Schweiz entwickelte.

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52 Bei den vorgestellten Verfahren handelt es sich nur um einige wenige Beispiele der Lebensmittelverarbeitung.

53 Während anfangs vor allem einzelne Zutaten industriell hergestellt wurden, sind es heute ganze Menus, die pfannen- oder auch mikrowellenfertig hergestellt werden.

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55 In vielen heutigen Produkten sind verschiedene Lebensmittelzusatzstoffe enthalten, die den Produkten mehr Farbe geben, mehr Geschmack, sie länger haltbar machen, sie festigen, entschaumen, süssen

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57 Die Haltbarkeit von Lebensmitteln lässt sich auch durch Kühlung verlängern. Schon seit der Antike wurden, wo möglich, verderbliche Lebensmittel mit Eis in tiefen Kellern gelagert.

58 Die ersten Eiskästen aus Holz kamen Mitte des 19. Jahrhunderts auf, die mit Eisblöcken und dank guter Isolation zur Kühlung verwendet werden konnten.

59 Ab den 1950er Jahren kamen in Europa die ersten elektrisch betriebenen Kühlschränke auf den Markt, die mit Luftkompression und Chemikalien kühlten. Eine Weiterentwicklung dieses Prinzips ermöglichte später auch das Tiefkühlen.

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61 Die Globalisierung, die Einwanderung von Menschen aus fremden Kulturen, unsere eigene Mobilität wie auch die Werbung haben dazu beigetragen, dass Lebensmittel wie Pizza, Kebab, Frühlingsrollen,

62 Fajitas, Curries, Sushi und Produkte internationaler Grosskonzerne fast nicht mehr aus unserem Speiseplan wegzudenken sind.

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64 Und wie ernähren wir uns im Jahr 2050?

65 Gentech-Brokkoli oder Bio-Rüebli?

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67 Molekulare Küche oder Betty Bossi?

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69 Fleischersatz oder Olma-Wurst?

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71 Wir werden es sehen und schmecken.

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