Das Beispiel Deutschland (Teil 2b: Norddeutsche Staaten)
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- Franka Meinhardt
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1 Victoria Internationale Portostufen und Postverbindungen 1840 bis 1879 Theo Brauers Internationale Portostufen und Postverbindungen 1840 bis 1879 (VII) - Das Beispiel Deutschland (Teil 2b: Norddeutsche Staaten) Anmerkung der Redaktion: Der nachstehende Artikel bildet die Fortsetzung der Reihe über internationale Portostufen und Postverbindungen aus RB 141, S. 131 ff. (Frankreich), RB 143, S. 12 ff. (Italien), RB 144, S. 71 ff. (Iberische Halbinsel), RB 147, S. 3 ff. (Benelux), RB 149, S. 109 ff. (Deutschland/Preußen) und RB 164, S. 57 ff. (Deutschland/ Altdeutsche Staaten) Abb. 1: Postgebiete im Deutschen Bund 1830 (Quelle: commons.wikimedia.org) 14
2 Internationale Postverbindungen und Portostufen 1840 bis 1879 Victoria Die Vielfalt der Postverhältnisse im Norden Deutschlands stellt die im Süden deutlich in den Schatten. Während im Süden mit Baden, Bayern, Württemberg und Thurn und Taxis lediglich vier eigenständige Postverwaltungen existierten, waren es im Norden gleich zwölf (Hamburg, Bergedorf *, Bremen, Lübeck, Helgoland, Oldenburg, Braunschweig, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Hannover, Sachsen und Thurn und Taxis*). Später kam mit Schleswig-Holstein sogar noch eine dreizehnte Postverwaltung hinzu*. Einen schönen Überblick gibt eine Karte der Postverhältnisse in Deutschland um 1830, die auch für einen größeren Zeitraum der hier besprochenen Periode Gültigkeit hat. Erst mit der Gründung des deutsch-österreichischen Postvereins im Juli 1850 und vor allem des Norddeutschen Postbezirks im Jahr 1868 änderte sich die Situation deutlich. Der Postgeschichtler, der sich mit Briefen aus Großbritannien nach Norddeutschland beschäftigt, wird bei einigen der aufgelisteten Postverwaltungen keine Probleme haben, eine ausreichende Anzahl an Belegen zu erwerben und so die unterschiedlichen Beförderungswege oder Portostufen zu dokumentieren. Dies gilt sicherlich für Hamburg, Bremen, Hannover und Sachsen. Schwieriger wird es dann schon bei Lübeck, wo zwar aus der frühen Zeit um 1840/41 mit der Korrespondenz an die Heine Brothers zahlreiche Belege bekannt sind, die jedoch meist ein ausgesprochen kostenintensives Vergnügen darstellen. Auch Belege nach Oldenburg, Braunschweig und nach Mecklenburg (vor allem Mecklenburg-Strelitz) sind nicht häufig zu finden. Da muss man schon intensiv suchen, um eine entsprechende Dokumentation zusammen zu stellen. Ganz schwierig wird es dann bei Helgoland, das zwar von 1807 bis 1890 der britischen Krone unterstand, Korrespondenz aus Großbritannien dorthin ist jedoch kaum bekannt. Wer also einen nach Helgoland adressierten Brief findet, sei er markenlos oder mit Briefmarken frankiert, hat eine echte Destinationsrarität entdeckt. Kann ein Mitglied aus unseren Reihen vielleicht einen solchen Beleg einmal in einem der nächsten Rundbriefe vorstellen? Die Briefbeförderung nach Norddeutschland geschah vor 1847 im Wesentlichen über Hamburg und teils auch über Bremen. Alle Briefe, die auf anderen Postrouten befördert wurden, stellen Ausnahmen dar. Insbesondere Hamburg war das wichtigste Tor, durch das Post von Großbritannien nach Norddeutschland gelangte. Schon während der napoleonischen Kriege hatte Hamburg eine bedeutende Rolle beim Transport von Post auf den Kontinent gespielt. Diese Funktion behielt es auch nach dem Ende des Krieges bei. London und Hull waren die Häfen auf britischer Seite, aus denen Post nach Hamburg (und auf dem Weg dorthin auch nach Bremen) befördert wurde. Die offiziellen Packet-Boats (Postschiffe) verkehrten zweimal wöchentlich zwischen London und Hamburg, aber auch der Brieftransport auf anderen Schiffen, die Post mitnahmen (Ship-Letters), spielte eine bedeutende Rolle. Solche Ship-Letters kosteten vor dem 06. April d. für den einfachen Brief, danach wurde die Gebühr für Ship-Letters nach Hamburg auf 6d. gesenkt. Diese Gebührensenkung trat für Bremen erst am 11. Oktober 1841 in Kraft. Für den Postgeschichtler ist in diesem Zusammenhang noch von Bedeutung, dass die Postschiffe nur in Ausnahmefällen (bei schlechtem Wetter) tatsächlich bis Hamburg oder Bremen fuhren. Der Anlandehafen für die Post nach Hamburg war Cuxhaven an der Elbmündung bzw. Bremerhaven an der Wesermündung für Bremen. Die Frankatur, die ein Absender in Großbritannien auf seinem Brief anbrachte, galt bis 1846 nur bis zum Anlandehafen. Der Transport zwischen Cuxhaven und Hamburg bzw. Bremerhaven und Bremen musste extra bezahlt werden. In einigen Briefbeispielen, die in diesem Artikel aufgeführt sind, wird dies verdeutlicht. Sowohl in Hamburg als auch in Bremen und Lübeck existierten jedoch auch Postämter anderer Postverwaltungen, die den Brieftransport in ihre jeweiligen Hoheitsgebiete und teils darüber hinaus sicher stellten. So gab es folgende Postämter in Hamburg Thurn und Taxis beförderte Briefe nach Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, Belgien und die Schweiz (diese Beförderungsrouten spielen für den hier in Rede stehenden Zeitraum keine Rolle mehr, da die britische Post andere Beförderungswege in diese Staaten nutzte). Preußisches Postamt für Post nach Russland und Polen sowie in die Türkei über Österreich (in dem hier betroffenen Teil der Post aus Großbritannien war das preußische Postamt vor allem für Briefe nach Russland und Polen von Bedeutung). Dänisches Postamt vor allem für Post nach Skandinavien, aber auch Schleswig-Holstein; Königl. Schwedisch & Norwegisches Postkontor vor allem für Post nach Schweden und Norwegen; Hannoversches Postamt Post ins Königreich Hannover; Mecklenburgisches Postamt für Post nach Mecklenburg. Bremen Thurn und Taxis siehe Hamburg; Preußisches Postamt siehe Hamburg; Hannoversches Postamt Post ins Königreich Hannover und nach Braunschweig. Lübeck Thurn und Taxis siehe Hamburg; Preußisches Postamt siehe Hamburg; 15
3 Victoria Internationale Portostufen und Postverbindungen 1840 bis 1879 Dänisches Postamt - siehe Hamburg; Mecklenburgisches Postamt - für Post nach Mecklenburg; Hannoversches Postamt (bis 1845) - siehe Hamburg. In den frühen 1840er-Jahren waren sowohl Briten als auch Deutsche daran interessiert, einen möglichst reibungslosen Postverkehr zwischen ihren jeweiligen Gebieten zu garantieren. Da es jedoch mit Ausnahme von Hamburg zunächst keine Postverträge gab (ab 06. April 1841 erster Postvertrag mit Hamburg in Kraft), die die Erstattung von Kosten regelten, lag das Interesse der britischen Post auch darin, ihre Gebühren sicher zu stellen. Sie beförderten nur Briefe nach Deutschland, für die der britische Portoanteil bezahlt war, sei es in Form von Briefmarken oder Bargeld. Die Gebühren, die für den Transport in Deutschland anfielen, kümmerten die Briten nicht. Deren Berechnung überließen sie den deutschen Postverwaltungen, was bei dem Wirrwarr, der dort vorzufinden war, niemanden verwundert. Häufig durchquerten Briefe aus Großbritannien auf ihrem Weg zum Empfänger innerhalb Deutschlands die Gebiete mehrerer Postverwaltungen, die natürlich alle ihren Teil an den Beförderungsgebühren haben wollten. Und dann mussten die zahlreichen unterschiedlichen Währungen ja noch gegeneinander auf- und umgerechnet werden. Da gab es Schillinge, Grote, Silbergroschen und Thaler, Pfennige und Groschen, wieso sollten sich die Briten mit ihrem gut funktionierenden Zentralstaat in ein solches Puzzle einmischen? Mit dem Postvertrag zwischen Preußen und Großbritannien, der zum 01. Januar 1847 wirksam wurde, änderte sich vieles. Nun wurde die Beförderung über Belgien zur Regel, alle anderen Routen sind eher die Ausnahme. Auch wurde nun die Bezahlung der kompletten Briefgebühr vom Absender bis zum Empfänger geregelt. Es entfallen also zunehmend die oft schwierig zu interpretierenden Taxvermerke der einzelnen Postverwaltungen, die die Briefe auf ihrem Weg bearbeiteten. Zuguterletzt verkürzte sich auch meist die Beförderungsdauer der Briefe, da der Transport per Bahn ab Ostende, verglichen mit dem langen Schiffsweg, meist deutlich schneller vonstatten ging. Es ist immer wieder erstaunlich festzustellen, wie zügig die Post im 19. Jahrhundert gearbeitet hat. Oft brauchten Briefe vor 150 Jahren weniger Zeit von Großbritannien zum Kontinent, als das heute der Fall ist *) Bergedorf wird in diesem Beitrag nicht gesondert aufgeführt, da es identisch wie Hamburg behandelt wurde. Schleswig-Holstein wird in einem späteren Beitrag unter Skandinavien besprochen werden. Das Postgebiet von Thurn und Taxis befindet sich sowohl im Süden als auch im Norden von Deutschland. Es wurde bereits im Beitrag zu den Süddeutschen Staaten beschrieben. Hamburg Nach Hamburg und Cuxhaven 1/4 Unze 1/2 Unze 3/4 Unze 1 Unze Einschreibegebühr nur britisches Porto 6d. 6d. 1s. 1s bis zum Bestimmungsort frankiert 8d. 8d. 1s.4d. 1s.4d. London 1s.10d. 1s.10d. 3s.8d. 3s.8d nur britisches Porto 8d. 8d. 1s.4d. 1s.4d. frankiert 1s.4d. 1s.8d. 3s. 3s.4d Route wird geschlossen 16
4 Internationale Postverbindungen und Portostufen 1840 bis 1879 Victoria Postschiff von Hull nach Hamburg bis zum Bestimmungsort frankiert 8d. 8d. 1s.4d. 1s.4d Route wird geschlossen frankiert bis Calais 5d. 5d. 10d. 10d. frankiert durch Frankreich 10d. 1s.3d. 2s.1d. 2s.6d. bis zum Bestimmungsort frankiert 1s.3d. 2s.1d. 3s.4d. 4s.2d nur noch Frankierung bis Bestimmungsort möglich d. 1s.5d. 2s.4d. 2s.10d d. 1s.4d. 2s. 2s.8d. 8d. pro 1/4 Unze d. 1s. 1s.6d. 2s. 6d. pro 1/4 Unze Route wird geschlossen britisches Porto, nicht bis zum Bestimmungsort bezahlt 8d. 8d. 1s.4d. 1s.4d. frankiert 1s.4d. 1s.10d. 3s.2d. 3s.8d. März s. 1s.2d. 2s.2d. 2s.4d d. 8d. 1s.4d. 1s.4d. 6d. + 3d d. 6d. 1s. 1s. 6d d. 3d. 6d. 6d. 4d. Bremen nur britisches Porto 6d. 6d. 1s. 1s bis zum Bestimmungsort frankiert 8d. 8d. 1s.4d. 1s.4d. 17
5 Victoria Internationale Portostufen und Postverbindungen 1840 bis 1879 siehe Hamburg Postschiff von Hull nach Hamburg siehe Hamburg siehe Hamburg nur britisches Porto 8d. 8d. 1s.4d. 1s.4d. frankiert 1s.4d. 1s.10d. 3s.2d. 3s.8d Closed Mail 1s. 1s.2d. 2s.2d. 2s.4d d. 8d. 1s.4d. 1s.4d. 6d. + 3d d. 6d. 1s. 1s. 6d d. 3d. 6d. 6d. 4d. Braunschweig bis zum Bestimmungsort frankiert 9d. 9d. 1s.6d. 1s.6d. London 1s.10d. 1s.10d. 3s.8d. 3s.8d nur britisches Porto 8d. 8d. 1s.4d. 1s.4d. frankiert 1s.3d. 1s.6d. 2s.9d. 3s Route wird geschlossen frankiert bis Calais 5d. 5d. 10d. 10d. frankiert durch Frankreich 10d. 1s.3d. 2s.1d. 2s.6d. bis zum Bestimmungs- 18
6 Internationale Postverbindungen und Portostufen 1840 bis 1879 Victoria ort frankiert 1s.8d. 2s.11d. 4s.7d. 5s.10d nur noch Frankierung bis Bestimmungsort möglich s.4d. 2s.3d. 3s.7d. 4s.6d s.1d. 2s.2d. 3s.3d. 4s.4d. 1s.1d. pro 1/4 Unze d. 1s.4d. 2s. 2s.8d. 8d. pro 1/4 Unze Closed Mail 3d. 3d. 6d. 6d. 4d nur britisches Porto 8d. 8d. 1s.4d. 1s.4d. frankiert 1s.3d. 1s.8d. 2s.11d. 3s.4d d. 8d. 1s.4d. 1s.4d. 6d. + 3d d. 6d. 1s. 1s. 6d d. 3d. 6d. 6d. 4d. Hannover siehe Braunschweig nur britisches Porto 8d. 8d. 1s.4d. 1s.4d. frankiert 1s.5d. 1s.10d. 3s.3d. 3s.8d Route wird geschlossen siehe Braunschweig 8d. pro 1/4 Unze 6d. pro 1/4 Unze nur britisches Porto 8d. 8d. 1s.4d. 1s.4d. frankiert 1s.5d. 2s. 3s.5d. 4s d. 8d. 1s.4d. 1s.4d. 6d. + 3d d. 6d. 1s. 1s. 6d. 19
7 Victoria Internationale Portostufen und Postverbindungen 1840 bis d. 3d. 6d. 6d. 4d. Lübeck nur britisches Porto 6d. 6d. 1s. 1s bis zum Bestimmungsort frankiert 9d. 9d. 1s.6d. 1s.6d. siehe Hamburg Postschiff von Hull nach Hamburg bis zum Bestimmungsort frankiert 9d. 9d. 1s.6d. 1s.6d Route wird geschlossen bis siehe Hamburg bis zum Bestimmungsort frankiert 6d. 1s. 1s.6d. 2s. 6d. pro 1/4 Unze d. 3d. 6d. 6d. 4d. 8d. pro 1/4 Unze 6d. pro 1/4 Unze nur britisches Porto 8d. 8d. 1s.4d. 1s.4d. frankiert 1s.4d. 1s.10d. 3s.2d. 3s.8d s.2d. 1s.4d. 2s.6d. 2s.8d d. 8d. 1s.4d. 1s.4d. 6d. + 3d d. 6d. 1s. 1s. 6d d. 3d. 6d. 6d. 4d. 20
8 Internationale Postverbindungen und Portostufen 1840 bis 1879 Victoria Helgoland 1840 nur britische Porto 1s. 1s. 2s. 2s nicht komplett bis zum Bestimmungsort frankiert 6d. 6d. 1s. 1s nun bis zum Bestimmungsort frankiert 6d. 6d. 1s. 1s., aber auch über Hamburg und Cuxhaven d. 8d. 1s.4d. 1s.4d. 6d. + 3d d. 6d. 1s. 1s. Juli 1855 bis zum Bestimmungsort frankiert: im Winter 8d. 8d. 1s.4d. 1s.4d. im Sommer 10d. 10d. 1s.8d. 1s.8d d. 8d. 1s.4d. 1s.4d. 6d d. 5d. 10d. 10d d. 3d. 6d. 6d. Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz über das dortige preussische Postamt 1s.3d. 1s.6d. 2s.9d. 3s nur nach Mecklenburg- Schwerin 10d. 10d. 1s.8d. 1s.8d. siehe Braunschweig siehe Braunschweig nur britisches Porto 8d. 8d. 1s.4d. 1s.4d. frankiert 1s.3d. 1s.8d. 2s.11d. 3s.4d. 21
9 Victoria Internationale Portostufen und Postverbindungen 1840 bis d. 8d. 1s.4d. 1s.4d. 6d. + 3d nur nach Mecklenburg- Strelitz 6d. 6d. 1s. 1s. 6d auch M.-Schwerin 6d. 6d. 1s. 1s d. 3d. 6d. 6d. Oldenburg nur britisches Porto 6d. 6d. 1s. 1s bis zum Bestimmungsort frankiert 9d. 9d. 1s.6d. 1s.6d. siehe Braunschweig siehe Braunschweig siehe Braunschweig Sachsen über das dortige preussische Postamt 1s.3d. 1s.6d. 2s.9d. 3s nur britisches Porto 8d. 8d. 1s.4d. 1s.4d. frankiert 1s.3d. 1s.6d. 2s.9d. 3s s.4d. 1s.4d. 2s.8d. 2s.8d. ab siehe Braunschweig 22
10 Internationale Postverbindungen und Portostufen 1840 bis 1879 Victoria 8d. pro 1/4 Unze 6d. pro 1/4 Unze nur britisches Porto 8d. 8d. 1s.4d. 1s.4d. frankiert 1s.3d. 1s.8d. 2s.11d. 3s.4d d. 8d. 1s.4d. 1s.4d. 6d. + 3d d. 6d. 1s. 1s. 6d d. 3d. 6d. 6d. 4d. Abb. 2 (80 %): Seltener und wunderbar erhaltener Brief vom 22. Dezember 1840 von Carrick-on-Suir in Irland nach Lübeck. Der Brief stammt aus der bekannten Korrespondenz an die Lotterie-Agenten Heine. Er wurde zunächst frankiert mit einer Einzelmarke, Penny Black, Platte 8, abgeschickt. Offenbar war der Postbeamte in der Kleinstadt Carrick-on-Suir nicht wirklich mit den Regularien vertraut, denn er schickte den Brief, nachdem er mit schwarzer Tinte den vom Empfänger zu zahlenden Betrag 1/11 notiert hatte, auf die Reise. Allerdings vermerkte er Put into the receivers with a penny stamp on it. Da die einzelne Penny Black-Marke das Porto nicht vollständig bezahlte, wurde sie bei der Taxierung nicht mit gezählt. In Dublin bemerkte jedoch ein Postbeamter den Irrtum und strich diesen Vermerk mit roter Tinte durch. Dann schlug er auf der Briefrückseite den Stempel Returned/for postage ab und auf der Briefvorderseite links oben No detained for Postage. In diesen Stempel trug er mit roter Tinte die Zahl 675 ein. Der Brief wurde also zurück gehalten, bis der Absender das fällige Briefporto bis Hamburg bezahlt hatte, das sich auf 1s.10d. belief. Nachdem diese Zahlung erfolgt war, vermerkte der Postbeamte diesen Betrag in roter Tinte rechts unter dem Londoner Paid Stempel vom Rückseitig findet sich dann noch (links unten in der Abbildung) ein Eingangsstempel von Lübeck vom 03. Januar Der Laufweg des Briefes war Carrick-on-Suir - Dublin - über die Irische See nach Holyhead - London - per Postschiff nach Cuxhaven - von dort über Hamburg nach Lübeck. Dort waren vom Empfänger nochmals 4 Schilling zu zahlen für die Strecke Cuxhaven-Lübeck. Dieser Betrag ist mit rotem Stift über das L von Lübeck geschrieben. Der Brief stammt aus der Lady Mairi Bury Collection und wurde bei Sotheby s in der Auktion vom November 2010 als Los 386 angeboten. Der Schätzpreis lag bei Der Brief blieb jedoch unverkauft. 23
11 Victoria Internationale Portostufen und Postverbindungen 1840 bis 1879 Abb. 3: Dieser Brief aus dem März 1841 von Haddington nach Lübeck wurde als Ship-Letter befördert. Das wird durch den roten Stempel LONDON SHIP LETTER PAID bestätigt. Der Brief gehörte zur zweiten Gewichtsstufe, war also schwerer als eine halbe Unze. Daher war doppeltes Porto von 2 x 8d. fällig, also 1s.4d. Dies ist in roter Farbe auf dem Brief vermerkt. Der Brief war also komplett als britischer Ship-Letter bis Hamburg bezahlt. Die Penny Black, Platte 1b, die der Absender zunächst aufgeklebt hatte, wurde nicht bei der Bezahlung berücksichtigt, da sie nur einen Bruchteil des Portos bezahlte. Der Absender hatte den vollständigen Betrag von 1s.4d. in bar zu entrichten. Vom Empfänger waren nochmals vier Schilling für den Transport von Hamburg bis Lübeck zu zahlen. Der Brief zierte mehrere große Sammlungen, so auch die Wills-Collection. Er wurde bei Grosvenor- Auctions im November 2005 für verkauft. Abb. 4: Dieser Brief an die Gebrüder Heine in Lübeck wurde am 18. Mai 1841 verschickt. Am 06. April war die Gebühr für einen einfachen Brief per Postschiff auf 6d. gesenkt worden. Der Brief wog offenbar mehr als eine halbe Unze, weshalb die doppelte Gebühr, also 1s. fällig wurde. Für die Inlands-Beförderung wurden nochmals zwei hamburgische Schilling bezahlt (siehe rote handschriftliche 2). Auch dieser Brief befand sich in zahlreichen großen Sammlungen, so bei Seymour, Shaida und Pichai Buranasombati. Er wurde zuletzt bei der Versteigerung der Sammlung von William Gross für US-Dollar zugeschlagen. 24
12 Internationale Postverbindungen und Portostufen 1840 bis 1879 Victoria Abb. 5: Dieser Brief vom Juli 1849 von Bradford nach Leipzig in Sachsen ist mit einer spektakulären Frankatur versehen. Der Brief muss zwischen 1 1/2 und 1 3/4 Unzen gewogen haben, was eine Gebühr von 5s.5d. notwendig machte. Zusätzlich wurde wohl eine Late Fee von 1d. bezahlt. Abb. 6: Brief aus dem Jahr 1856 von London nach Dresden im Königreich Sachsen. Der Brief lief über Belgien, was durch den roten Grenzübergangsstempel AUS ENGLAND PER AACHEN FRANCO bestätigt wird. Er ist mit 8d. portogerecht frankiert. 25
13 Victoria Internationale Portostufen und Postverbindungen 1840 bis 1879 Abb. 7 (125 %): Der mit 8d. frankierte Brief (Marken haben Wasserzeichen mittleres Hosenband) von Newcastle nach Wismar in Mecklenburg-Schwerin aus dem Jahr 1856 hätte eigentlich über Hamburg laufen sollen, zumindest hatte der Absender dies so auf dem Umschlag notiert. Allerdings war die Post- Route über Hamburg bereits 1853 eingestellt worden, weshalb der Brief über Ostende befördert wurde, was durch den roten Grenzeingangsstempel von Aachen und den ovalen P-Stempel belegt wird. Der Brief ist mit 8d. bis zum Empfänger frankiert. Abb. 8: Brief der zweiten Gewichtsstufe von Glasgow nach Hamburg aus dem Jahr Der Brief ist mit einem Dreierstreifen der 4d.-Marke, Platte 7, demnach also mit 1s. frankiert. Somit wurden für einen Brief der zweiten Gewichtsstufe 2 x 6d. = 1s. bezahlt. 26
14 Internationale Postverbindungen und Portostufen 1840 bis 1879 Victoria Abb. 9: Diese Abbildung zeigt den ersten bis heute bekannten Beleg eines Mulready-Umschlags und damit eines im Voraus frankierten Briefes, der nach Deutschland versandt wurde. Er wurde am 07. Mai 1840, also am zweiten Tag der Gültigkeit von Briefmarken und Ganzsachen, von Muswell Hill in London abgeschickt. Briefe aus London nach Sachsen mussten bis zu einem Gewicht von einer halben Unze mit 1s.8d. für das britische Porto frankiert werden. Interessanterweise zahlte der Absender lediglich 1s.7d. in bar. Der Wert des einen Pennies der Ganzsache wurde in diesem Fall also auf das Gesamtporto angerechnet. Für die Strecke Cuxhaven-Hamburg wurden 4 Gute Groschen fällig, ferner kostete der Transport von Hamburg nach Leipzig 4½1/2 Gute Groschen. Zudem war 1 Guter Groschen Grenzporto zu entrichten. Dies macht zusammen 9 1/2 Gute Groschen, wie neben dem L von Leipzig in rot vermerkt. Diesen Betrag hatte der Empfänger zu zahlen. Abb. 10: Einschreibebrief aus dem Jahr 1855 von London nach Rostock in Mecklenburg-Schwerin. Seit Januar 1853 war das Porto bis zu einem Briefgewicht von einer halben Unze via Belgien auf 8 Pence gesenkt worden. Hinzu kamen 6d. für die Einschreibegebühr. Insgesamt ist der Brief somit mit 1s.2d. korrekt frankiert. Auf der Briefvorderseite findet sich eine Vielzahl von roten Stempeln. Der ovale P - Stempel für Paid sowie der Registered Stempel mit Krone wurden in London abgeschlagen. Im Zug zwischen der belgischen Grenze bei Aachen und dem Bahnhof in Köln kamen der preußische Rahmenstempel Recomandirt sowie der Grenzeingangsstempel Aus England per Aachen Franco hinzu. Alle Abbildungen wurden Auktionskatalogen verschiedener Auktionshäuser entnommen. Literatur Lowe, Robson (1968): The British Postage Stamp of the Nineteenth Century, London, 1968 Moubray, Jane and Michael (1992): British Letter Mail to Overseas Destinations , 512 S. London: The Royal Philatelic Society London, 1992 Tabeart, C. (1989): United Kingdom Letter Rates Inland & Overseas, 114 S., Fareham: Selbstverlag, 1989 Zahlreiche Auktionskataloge verschiedener Firmen 27
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