Herzkreislaufstillstand Medizinische Hintergründe
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- Gregor Knopp
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1 Herzkreislaufstillstand Medizinische Hintergründe Weiterbildung Betriebssanitäter UZH Dr. med. A. Nydegger, Abt. Sicherheit und Umwelt UZH Seite 1
2 Inhaltsverzeichnis 1. Herz-Kreislaufstillstand was ist das? 2. Ursachen für Herz-Kreislaufstillstand 3. Erfolgschancen der CPR 4. Gibt es Hinweise auf die Ursache? 5. Fragen aus dem Publikum Betriebssanitäter WK 2011, Dr. med. A. Nydegger Seite 2
3 Herz-Kreislaufstillstand was ist das? Titel der Präsentation, Autor Seite 3
4 Wozu braucht es einen Blutkreislauf? Wir brauchen überall Sauerstoff als Brennstoff für unsere Zellen Stoffwechselvorgänge sind fast immer aerob (O2-abhängig). Mit Hilfe von Sauerstoff gewinnen wir aus Zucker Energie. Energie wird als ATP (Adenosin-Triphosphat) gespeichert. ATP treibt alle energieverbrauchenden Vorgänge an. ATP = Stoffwechselwährung Als Abfallprodukt entsteht im Körper Kohlendioxid (CO2). Nährstoffe müssen im Körper verteilt werden (Bausubstanz). Botenstoffe müssen im Körper verteilt werden (Gebrauchsanleitung). Blutkreislauf transportiert O2 von Lunge zu Gewebe (Zufuhr) Blutkreislauf transportiert CO2 von Gewebe zur Lunge (Abfuhr) Blutkreislauf transportiert dazu viele Botenstoffe/Nährstoffe Blutkreislauf = umfassende Versorgung (EWZ, Gaswerk, Migros) und Entsorgung (ERZ) des Körpers Betriebssanitäter WK 2011, Dr. med. A. Nydegger Seite 4
5 Was baucht es für normalen Kreislauf? Funktionierendes Herz (Pumpe) 2 Kammern (Pumpen), 2 Vorhöfe (Sammelstation) Grosser Kreislauf linke Herzkammer => Körper Kleiner Kreislauf rechte Herzkammer => Lunge Intakte Blutgefässe (Arterien, Kapillaren, Venen) Arterien hoher Druck, Transport Herz => Gewebe Venen tiefer Druck, Transport Gewebe => Herz Kapillaren Feinverteilung, Gasaustausch Funktionierender Gasaustausch (Lunge, Gewebe) Betriebssanitäter WK 2011, Dr. med. A. Nydegger Seite 5
6 Wann kommt es zu Herz-Kreislaufstillstand? Blutkreislauf bricht zusammen wenn Herz zu pumpen aufhört (Pumpversagen) Herz schlägt gar nicht mehr Asystolie EKG Null-Linie (keine elektrische Aktivität) Herz schlägt unkoordiniert Kammerflimmern EKG wirre Ausschläge ohne Regelmässigkeit ACHTUNG: Es gibt auch Vorstufen mit noch minimalem Kreislauf der aber nicht mehr ausreicht für Organe Betriebssanitäter WK 2011, Dr. med. A. Nydegger Seite 6
7 Was ist die Folge des Herzstillstandes? Kein funktionierender Kreislauf bedeutet keine Versorgung des Organe mit Sauerstoff (O2) keine Versorgung der Organe mit Nährstoffen kein Abtransport von CO2 und Abfallstoffen Energieproduktion in den Zellen bricht zusammen ATP erschöpft sich kurzfristig kompensiert mit anaerober Energieproduktion Preis dafür: Übersäuerung der Gewebe (Laktat) Organe mit hohem Energieverbrauch steigen aus Gehirn aber auch Herz, Niere, Leber, Lunge, Darm! Betriebssanitäter WK 2011, Dr. med. A. Nydegger Seite 7
8 Ursachen für Herz-Kreislaufstilstand Titel der Präsentation, Autor Seite 8
9 Ursachen für Herzkreislaufstillstand I Herz Herzinfarkt (80% aller Fälle) Ersticken des Herzmuskels Störung/Ausfall der elektrischen Reizübertragung (Kammerflimmern und ähnliche Phänomene) Herzklappenstörungen (z.b. Abriss einer Herzklappe) Entzündung des Herzmuskels (Myokarditis) Krankhaftes Versagen des Herzmuskels (Kardiomyopathie) Druck von aussen durch Herzbeutelerguss (Perikardtamponade) Gefässe Arterien sind nicht intakt (z.b. Aortenriss) => massive Blutung Venen sind verstopft (z.b. Cavathrombose) => massiver Blutstau Kapillaren sind defekt und/oder in Zahl reduziert Schock jeglicher Ursache Betriebssanitäter WK 2011, Dr. med. A. Nydegger Seite 9
10 Ursachen für Herzkreislaufstillstand II Gehirn schwere Hirnblutung Lunge Sauerstoffmangel (Hypoxie) und Ersticken (Asphyxie) Zentrale Lungenembolie Schwerster Asthmaanfall (Status asthmaticus) Spannungspneumothorax Bolustod Stoffwechsel Entgleisung des Kaliumhaushaltes (Hyper- und Hypokaliämie) Überschuss an Kalzium im Blut (Hyperkalzämie) Betriebssanitäter WK 2011, Dr. med. A. Nydegger Seite 10
11 Ursachen für Herzkreislaufstillstand - Teil III Äussere Einwirkung Ertrinken Unterkühlung (Hypothermie) Elektrounfall Rauchvergiftung (CO, CO2) Medikamente/Vergiftungen Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen (z.b. Lidocain) Sonstige Herzmedikamente: (z.b. Digitalis, Betablocker, Kalziumblocker) Antidepressiva Opiate Betriebssanitäter WK 2011, Dr. med. A. Nydegger Seite 11
12 Ursachen für Herzkreislaufstillstand nach Alter Organsystem Über 36 Herz 7% 41% 85% Lunge 8% 10% 6% Ertrinken 15% 9% 1% Vergiftung 1% 24% Andere Ursachen* 17% 16% 8% Plötzlicher Kindstod 52% * Blutung im Schädel/Gehirn, Stoffwechselstörung, Medikamente Betriebssanitäter WK 2011, Dr. med. A. Nydegger Seite 12
13 Ursachen für Schock Teil I Hypovolämer Schock (zu wenig Volumen im Kreislauf) Blutverlust (Hämorrhagie) nach aussen oder innen! Flüssigkeitsverlust nach aussen (Durchfall) oder innen Ungenügende Flüssigkeitszufuhr Kardiogener Schock (Herz) Akuter Herzinfarkt Mechanische Folgen von Herzinfarkt: Herzmuskelriss usw. Pumpversagen durch Herzmuskelentzündung/-erkrankung Pumpversagen durch schweren Herzklappenfehler Herzrhythmusstörung zu schnell tachykard zu langsam bradykard Betriebssanitäter WK 2011, Dr. med. A. Nydegger Seite 13
14 Ursachen für Schock Teil II Verteilungsschock (distributiver Schock) Septischer Schock (schwere Infektion, Blutvergiftung) Anaphylaktischer Schock (schwerste Form der Allergie) Typisch: Bienen-/Wespenstiche, Medikamente Neurogener Schock Schädigung des Zentralnervensystems Schädigung der Gefässsteuerung Obstruktiver Schock (Verstopfung) Massive Lungenembolie Herzbeuteltamponade (massiv Flüssigkeit in Herzbeutel) Spannungspneumothorax Spezielle Form von Herzbeutelentzündung Betriebssanitäter WK 2011, Dr. med. A. Nydegger Seite 14
15 Erfolgschancen der CPR Titel der Präsentation, Autor Seite 15
16 Erfolgschancen für CPR 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 43% 30% 20% 10% 26% 6% 0% Min Betriebssanitäter WK 2011, Dr. med. A. Nydegger Seite 16
17 Warum sind die Erfolgschancen so gering? Die Hälfte der Betroffenen hat von Anfang an keine Chance zu überleben (Ursache zu schwer) Asystolie im ersten EKG => Überleben unwahrscheinlich Kammerflimmern im ersten EKG => Zeit entscheidet Pro Minute nimmt Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Defibrillation um 7-10% ab Kammerflimmern wird nach 6 10 Minuten feiner und geht dann in Asystolie über Nach > 10 Minuten wird erfolgreiche CPR unwahrscheinlich Betriebssanitäter WK 2011, Dr. med. A. Nydegger Seite 17
18 Warum macht CPR trotzdem Sinn? Korrekte und rasche CPR durch Ersthelfer verbessert die Überlebenschancen um das 3-4 fache Vor allem wenn man Herzkreislaufstillstand beobachten kann oder sofort zur Stelle ist hat man gute Chancen Rasche Defibrillation hilft Leben retten (sich trauen!) Rasches Alarmieren der Sanität hilft Leben retten (144) Je schneller der Kreislauf wieder da ist desto eher bleiben keine Folgeschäden zurück (va. Lähmungen, Hirndefekte) ABER: 15% der betroffenen erleiden im 1. Jahr, 7% im 2. Jahr einen weiteren Herzkreislaufstillstand Betriebssanitäter WK 2011, Dr. med. A. Nydegger Seite 18
19 Gibt es Hinweise auf die Ursache? Titel der Präsentation, Autor Seite 19
20 Woran erkennt man die Ursache? Problem Viele innere Ursachen sind von aussen unsichtbar Der Patient selbst kann keine Auskunft (mehr) geben Hilfen/Hinweise Wenn wir den Betroffenen kennen (Krankengeschichte) Wenn man den Hergang beobachten konnte Wenn Zeugen dabei sind, die Auskunft geben können Wenn der Betroffene Ausweise auf sich trägt (z.b. Allergiepass, Medikamentenliste, Arztbrief) Betriebssanitäter WK 2011, Dr. med. A. Nydegger Seite 20
21 Woran erkennt man die Ursache? Äussere Umstände ergeben evtl. Hinweise Sichtbare Verletzungen bei Unfällen Stromleitung (Elektrounfall) Im Freien liegend mit tiefer Körpertemperatur (Unterkühlung) Im Wasser (Ertrinken) Feinere Hinweise bei Untersuchung Kirschrote Nagelbetten/Lippen => CO-Vergiftung Dunkelblaue Lippen/Nagelbetten => O2-Mangel Schaum vor Mund => Lungenödem Dicke Halsvenen => massive Lungenembolie, Herzbeuteltamponade Hohe Körpertemperatur => massive Infektion (Sepsis) Betriebssanitäter WK 2011, Dr. med. A. Nydegger Seite 21
22 Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit Haben Sie Fragen? Titel der Präsentation, Autor Seite 22
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