Kein freier Wille nicht schuldfähig?
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- Swen Brahms
- vor 7 Jahren
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Transkript
1 Kein freier Wille nicht schuldfähig? Menschliche Verantwortung im Spannungsfeld von Gehirnforschung und Ethik Judith Hardegger
2 Keiner kann anders, als er ist. Verschaltungen legen uns fest. Wir sollten aufhören, von Freiheit zu reden. Wolf Singer, Hirnforscher
3 Ohne Freiheit... keine Verantwortung Keine Schuld / Sünde Strafe? Erlösung??
4 Fortschritte in der Hirnforschung
5 Jedes Neuron im Gehirn hat im Schnitt 10'000 Kontaktstellen mit anderen Neuronen. Das macht eine geschätzte Gesamtzahl von einer Billiarde ( ) Synapsen!
6 EEG: Elektroenzephalographie
7 fmri: funktionelle Kernspintomographie
8 Die Komplexität des Gehirns ist eigentlich unvorstellbar. Nur ein Bruchteil des Geschehens gelangt als Gedanke oder Erinnerung an die Oberfläche des Bewusstseins.
9 Rund hundert Milliarden Nervenzellen (Neuronen) kommunizieren im Gehirn kreuz und quer miteinander. Ständig variierende Neuronennetze erzeugen Gedanken, Reaktionen, Wünsche...
10 Unser Gehirn ist ständig in Bewegung...
11 Determinismus
12 Das Problem der Willensfreiheit Antike: Macht des Schicksals menschliche Freiheit Mittelalter: Allmacht und Allwissen Gottes menschliche Freiheit heute: deterministische Abläufe im Gehirn menschliche Freiheit
13 Die Pioniere: Wolf Singer & Gerhard Roth
14 Libet Experimente
15 Libet Experimente
16 Kritik Libet-Experimente Keine richtige Entscheidung, weil keine Alternativen vorhanden Entscheidung ist bereits bei der Instruktion gefallen Zeitpunkt einer Entscheidung in Milisekunden messbar?
17 Das Ich als Steuermann/-frau im Gehirn?
18 Steuerung von Willenshandlungen
19 Es gibt im Gehirn keine Kontrollinstanz. Es gibt keinen Ort, wo alles zusammenläuft und interpretiert wird, wo entschieden und geplant wird, wo der Homunkulus zu finden wäre, der "ich" sagt. Vielmehr finden wir eine Fülle verschiedener Areale, die alle nur bestimmte Teilfunktionen erfüllen und aufs engste miteinander vernetzt sind. Aus dem Zusammenspiel aller dieser verteilten Prozesse entstehen dann auf geheimnisvolle Art kohärente Wahrnehmungen, koordiniertes Verhalten und letztlich auch Bewusstsein. Niemand kann zur Zeit befriedigend erklären, wie das vor sich geht. Wolf Singer
20 Wille, Wunsch, Absicht Handlung?
21 Leib-Seele-Problem = Kernproblem der Freiheitsdiskussion
22 Descartes Dualismus Körper (res extensa) und Geist (res cogitans) sind zwei verschiedene und unabhängig voneinander existierende Substanzen, die miteinander wechselwirken.
23 Interaktionistischer Dualismus Gedanken, Wünsche sind nicht materiell, doch sie bewirken Handlungen. ABER: Physische Wirkungen müssen Physische Ursachen haben. (kausale Geschlossenheit der physikalischen Welt)
24 Was nun?
25 Freiheit, Schuld und Verantwortung Können wir anders, als wir tun? Wir können zwar tun, was wir wollen. Aber können wir auch wollen, was wir wollen?
26 Kernpunkt der Diskussion: Was ist genau unter einem freien Willen zu verstehen? sich anders entscheiden können Aber: unter welchen Bedingungen?
27 Starker Begriff von Freiheit: unter genau denselben Umständen auch anders handeln können
28 Schwacher Begriff von Freiheit: wenn die Umstände anders gewesen wären, hätte man sich anders entscheiden können
29 Eine Entscheidung ist frei, wenn es der Person erstens möglich ist, ihre Wünsche und Wertvorstellungen in einen kohärenten Zusammenhang zu bringen, und zweitens ihre Entscheidung in Übereinstimmung mit diesen Wünschen und Wertvorstellungen sowie im Lichte des verfügbaren Wissens über die Handlungssituation zu treffen. Insofern sind freie Entscheidungen Ausdruck rationaler Selbstbestimmung, ohne dass dies die Unabhängigkeit von naturkausalen Bedingun-gen erfordern würde. Ob jemand zu rationaler Selbstbestimmung in diesem Sinn in der Lage ist, ist eine Frage des Grades; manche Menschen sind vernünftiger als andere. Marcus Willaschek
30 Für Freiheit ist die Hirnforschung nicht zuständig Hirnforscher untersuchen komplexe neuronale Prozesse die Frage nach der menschlichen Verantwortung berühren sie nicht Freiheit ist kein empirisches Faktum, sondern ein normativer Anspruch
31 Theologische Kernfragen Wenn es kein Ich im Sinne einer zentralen Steuerungsinstanz gibt, was ist dann mit der Seele? Wenn es nicht sein kann, dass etwas Geistiges auf etwas Materielles einwirkt (Leib-Seele- Problem), ist dann der ganze Mensch einfach Materie? Was ist dann mit der Unsterblichkeit der Seele?
32 Kein Dualismus! Leib und Psyche, Gehirn und Geist sind immer gleichzeitig gegeben und bilden eine psycho-somatische Einheit. Jedem Bewusstseinszustand liegt von daher ein psycho-physischer Prozess zugrunde: keine geistige Tätigkeit ohne ein neuronales Substrat.
33 Aber: Was meint psycho-physische Korrelation? Wie kann aus physischen Prozessen des Gehirns Bewusstsein entstehen? Leib-Seele-Problem bleibt (bislang) ungelöst!
34 Und jetzt? Die Fehlannahme besteht darin, dass die Lösung des Leib-Seele-Problems im Rahmen traditioneller physikalischer Konzepte und Vorstellungen zu suchen sei, die letztlich auf Descartes Trennung zwischen dem Mentalen und dem Physischen zurückgehen. Alex Gamma
35 Traditionelle Vorstellung des Physischen aus kleinen Teilchen zusammengesetzt (Atomtheorie der Materie) aufgrund chemischer Verbindungen können sich kleinere Teilchen zu grösseren Ansammlungen verbinden so entstehen aus mikroskopischen Partikeln die makroskopischen Strukturen unserer Umwelt
36 Aber: Ist dieser Begriff des Physischen korrekt und beschreibt er die Welt erschöpfend und vollständig???
37 Quantenphysik zeigt: Die Welt des Physischen ist ganz anders und viel bizarrer als unsere traditionelle Vorstellung davon! Verschränkung, Superposition...
38 Angesichts solcher Phänomene ist es nichts anderes als naive Vermessenheit zu glauben, dass wir eine auch nur halbwegs vollständige Idee davon haben, woraus der Stoff der Welt gemacht ist und welche Eigenschaften er hat. Es scheint töricht, auf der Annahme des Materialismus eine Weltanschauung gründen zu wollen und sie als einzigen und endgültigen Massstab der Wissenschaftlichkeit propagieren zu wollen. Alex Gamma
39
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