Besondere Begabungen bei Kindern entdecken und fördern

Transkript

1 Besondere Begabungen bei Kindern entdecken und fördern Vortrag 3. Mai 2012 in Moosburg MMag. Damaris Schwarzfurtner

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8 Was verstehen wir unter Begabungen? Umgangssprachliche Begriffe: klug, hell, clever, frühreif, talentiert, blitzgescheit, begabt, intelligent, Antike: Himmlische Kinder Romantik Geniekult Heute: Begabung-Talent-Intelligenz-Potential

9 Was verstehen wir unter Begabungen? Unzählige Definitionen über (Hoch)Begabung, z.b. Psychometrische Definition (gutes Abschneiden in Intelligenztest) Performanzdefinition (hohe Leistungsfähigkeit) Spezifische Talentdefinition (eine Stärke, z.b. Musik, Mathematik, Sport reicht aus)

10 Was verstehen wir unter Begabungen? Intelligenz ist die Fähigkeit, Probleme zu lösen und Produkte zu erzeugen, die in einer Kultur wertgeschätzt werden. (H. Gardner)

11 Intelligenzen nach Howard Gardner (Überblick) 1. Sprachliche Intelligenz 2. Musikalische Intelligenz 3. Logisch-Mathematische Intelligenz 4. Räumliche Intelligenz 5. Körperlich-Kinästhetische Intelligenz 6. Intrapersonale Intelligenz 7. Interpersonale Intelligenz 8. Naturalistische Intelligenz

12 Intelligenzen nach Howard Gardner Sprachliche Intelligenz Merkmale: Erzählt Geschichten und Witze Gutes Gedächtnis für Namen, Daten, Mag Sprachspiele, Zungenbrecher Großer Wortschatz Gute Fähigkeit zur Kommunikation

13 Intelligenzen nach Howard Gardner Musikalische Intelligenz: Merkt, wenn falsch gesungen wird Erinnert sich gut an die Melodien von Liedern Singt gut Kann einen Rhythmus halten Singt oder summt bei Tätigkeiten vor sich hin Hört gerne Musik bzw. schaut gerne Musikern zu

14 Intelligenzen nach Howard Gardner Logisch-mathematische Intelligenz: Spielt Schach und Strategiespiele Versteht Ursache und Wirkung Fragt, wie Dinge funktionieren Kann Mathematikaufgaben im Kopf lösen Großes Interesse für Zahlen und Zählspiele

15 Intelligenzen nach Howard Gardner Visuell-räumliche Intelligenz Kann Landkarten, Schaubilder, Diagramme leicht lesen Mag Puzzles, Legespiele, Suchbilder Baut dreidimensionale Konstruktionen Zeichnet für sein Alter überdurchschnittlich gut Versteht Bilder besser als Worte

16 Intelligenzen nach Howard Gardner Körperlich-kinästhetische Intelligenz: Gut beim Sport Gute Feinmotorik Kann Bewegungsabläufe leicht nachmachen Bevorzugt Knete, Ton und handwerkliche Tätigkeiten Kann sich gut über den Körper ausdrücken

17 Intelligenzen nach Howard Gardner Intrapersonale Intelligenz: Unabhängig Spielt gern alleine Kennt seine Stärken und Schwächen Kann seine Gefühle äußern Lernt aus Fehlern Kann seine Impulse gut kontrollieren

18 Intelligenzen nach Howard Gardner Interpersonale Intelligenz Ist gerne mit Gleichaltrigen zusammen Ein geborener Anführer Gibt Freunden Ratschläge Hat enge Freunde Andere wollen mit ihm befreundet sein

19 Intelligenzen nach Howard Gardner Naturalistische Intelligenz Interessiert an Tieren oder der Natur Beobachtet gerne Lebendiges Großes Umweltbewusstsein Kann Dinge leicht kategorisieren Ist gerne draußen Sensibilität für Naturphänomene

20 Warum ist das frühe Erkennen von Begabungen wichtig? Begabungen realisieren sich nicht von selbst Unterforderung hat die gleichen Auswirkungen wie Überforderung: Stress, hyperaktives Verhalten, Clownereien, sozialer Rückzug, Aggressionen

21 Wie erkenne ich besondere Begabungen? 3 charakteristische Merkmale besonders begabter Kinder: Beschleunigte Entwicklung Besonderheiten des Lernens Intensives Interesse auf einem Gebiet

22 Begabungen erkennen Früheste Anzeichen: Aufmerksamkeit und Wiedererkennungsvermögen Wunsch nach Abwechslung Früher Sprachbeginn Starke Reaktionen auf Lärm, Schmerz, Frustration

23 Begabungen erkennen Lernstil: Lernen mit minimaler Anleitung Neugier Ausdauer und Konzentration Viel Energie Metakognitives Bewusstsein Intensives Interesse

24 Begabungen erkennen Schulbezogene Aktivitäten: Lesen vor Schuleintritt (ca. 4 Jahre) Fasziniert von Zahlen Phänomenales Gedächtnis Gutes abstraktes und logisches Denken Handschrift häufig schlecht

25 Begabungen erkennen Soziale Aspekte: Allein spielen Vorliebe für die Gesellschaft älterer Kinder Affektive Aspekte Philosophische und moralische Überlegungen Humor Fähigkeit zu intensiven Erlebniszuständen

26 Falsche Annahmen Kinder mit hohen intellektuellen Fähigkeiten sind häufig im sozial-emotionalen Bereich zurückgeblieben Kinder mit besonderen Fähigkeiten haben ehrgeizige Eltern Hohe Intelligenz ist ausschlaggebend für hohe Leistungsfähigkeit

27 Mehrfaktorenmodelle besonderer Begabungen Modell der Triadischen Interdependenz (Renzulli/Mönks)

28 Münchner Begabungsmodell (K.A.Heller):

29 Wann ist Begabungsdiagnostik sinnvoll? Fragestellungen rund um die Einschulung Schullaufbahnentscheidungen Förderplanung (schulisch und außerschulisch) zur Vermeidung von Unterforderung Lernschwierigkeiten trotz guter Begabung Motivationsprobleme

30 Was wird bei einer Begabungsdiagnostik gemacht? 1. Erstgespräch: Fragestellung, Anamnese 2. Diagnostischer Prozess: Psychologische Tests und pädagogische Aufgabenstellungen mit dem Kind/Jugendlichen Verhaltensbeobachtung beim Arbeiten/Lernen Exploration der Lernstrategien, Motivation und Attribution 3. Befundbesprechung mit Förderhinweisen

31 Förderung von Begabungen 1. Beobachtende Wahrnehmung Sich ein Bild vom Kind machen durch Beobachtung des Spielverhaltens/Lernverhaltens Elterngespräche Erzählungen vom Kind selbst

32 Förderung von Begabungen 2. Fördern Fordern Interessen der Kinder erkennen Prinzip: Stärken stärken und Schwächen schwächen Fordern, um Unterforderung zu vermeiden Vermittlung von Strategien

33 Förderung von Begabungen 3. Vielfältige Angebote machen: Konzertbesuche, Sportarten kennen lernen, Museumsbesuche, Naturbeobachtungen, Bibliotheksbesuche, 4. Fähigkeiten und Fertigkeiten lernen und üben: z.b. Sammeln und Ordnen, Instrument spielen, Strategiespiele wie Schach, sportliche Fähigkeiten trainieren

34 Förderung von Begabungen 5. Freiräume zum nicht angeleiteten Spiel Freies Spiel fördert Fantasie und Kreativität Anreiz, bei der Sache zu bleiben, ist höher 6. Fördernde Interaktion bei Problemlösungen Möglichkeiten schaffen, dass das Kind Probleme selbstständig lösen kann. Hilfreiche Hinweise geben!

35 Förderung von Begabungen 7. Offene Fragestellungen, die vielfältige Lösungen ermöglichen 8. Enrichment (vertiefender Lernstofft) 9. Akzeleration (Beschleunigung) Motivieren und Selbstbewusstsein stärken!

36 Erfolgreiche Lernprozesse 1. Lernen als Brücke zw. hoher Begabung und hoher Leistung 2. Aktive, zielgerichtete Lernpraxis (deliberate practice) nach A. Ziegler: Lernaktivität ist auf Lernzuwächse hin konzipiert Schwierigkeitsgrad ist dem individuellen Leistungsstand genau angepasst (liegt genau einen Lernschritt darüber) Lernender bekommt aussagekräftiges Feedback Übungsgelegenheiten

37 Was hemmt die Entwicklung von Begabungen und Interessen? Einschränkung durch zu genaue/zu viele Vorgaben Falsche Erwartungen und Druck Zu wenig Anregungen und Impulse durch die Umwelt Lernaktivitäten, die unterfordern Negatives Feedback

38 Was ich am meisten brauche, ist jemand, der mich dazu bringt, meine Talente zu nutzen (Ralph Waldo Emerson)

39 Literatur Ellen Winner: Hochbegabt. Mythen und Realitäten von außergewöhnlichen Kindern. Klett-Cotta, Stuttgart Journal für Begabtenförderung: Begabungsförderung in der frühen Kindheit. Studienverlag, Innsbruck Margret Sutherland: Besondere Begabung früh erkennen und fördern. Auer Vlg. Donauwörth Karl Klement, Friedrich Oswald: Begabungen entdecken, Begabte fördern. Lit Vlg. Wien, 2005

40 Literatur Isle Brunner, Erika Rottensteiner: Eine Entdeckungsreise ins Reich der Multiplen Intelligenzen. Schneider Vlg. Hohengehren, 2002 James T. Webb et al: Hochbegabte Kinder, ihre Eltern, ihre Lehrer. Ein Ratgeber. Vlg. Hans Huber, 2004