Oldenbourg Interpretationen Herausgegeben von Klaus-Michael Bogdal und Clemens Kammler. begründet von Rupert Hirschenauer ( ) und Albrecht Weber

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1 Oldenbourg Interpretationen Herausgegeben von Klaus-Michael Bogdal und Clemens Kammler begründet von Rupert Hirschenauer ( ) und Albrecht Weber Band Kolumnentitel

2 Literaturverfilmungen im Deutschunterricht von Michael Staiger Oldenbourg Kolumnentitel 3

3 Zitate sind halbfett gekennzeichnet. Der Autor: Dr. Michael Staiger, Akademischer Rat (Literaturwissenschaft/ Literaturdidaktik) am Institut für deutsche Sprache und Literatur der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über < abrufbar. Das Papier ist aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff hergestellt, ist säurefrei und recyclingfähig Oldenbourg Schulbuchverlag GmbH, München Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf deshalb der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu 52 a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne eine solche Einwilligung eingescannt und in ein Netzwerk eingestellt werden. Dies gilt auch für Intranets von Schulen und sonstigen Bildungseinrichtungen. Der Verlag übernimmt für die Inhalte, die Sicherheit und die Gebührenfreiheit der in diesem Werk genannten externen Links keine Verantwortung. Der Verlag schließt seine Haftung für Schäden aller Art aus. Ebenso kann der Verlag keine Gewähr für Veränderungen eines Internetlinks übernehmen. Bei den Zitaten, Literaturangaben und Materialien im Anhang ist die neue Rechtschreibung noch nicht berücksichtigt. 1. Auflage 2010 Druck Die letzte Zahl bezeichnet das Jahr des Drucks. Umschlagkonzept: Mendell & Oberer, München Umschlag: Stefanie Bruttel Umschlagbild: IFA-Bilderteam, Ottobrunn/München; Fotografin: Birgit Koch Typografisches Gesamtkonzept: Gorbach GmbH, Buchendorf Lektorat: Katja Hohenstein, Wiebke Herrmann (Assistenz) Herstellung: Verlagsservice Dr. Helmut Neuberger & Karl Schaumann GmbH, Heimstetten Satz: jürgen ullrich typosatz, Nördlingen Druck und Bindung: Himmer AG, Augsburg ISBN: Kolumnentitel

4 Inhalt Vorwort 8 1 Zur Theorie der Literaturverfilmung Vorurteile: Buch versus Film »Literaturverfilmung«ein problematischer Begriff Medienwechsel und Intermedialität Wahlverwandtschaften: Film, Theater und Roman Werktreue und Textnähe Typologien der Literaturverfilmung Beispielanalyse: Verfilmungen von»romeo und Julia«im Vergleich 18 2 Schriftliterarisches und filmisches Erzählen Geschichte: Was wird erzählt? Handlung Figuren Raum Erzähldiskurs: Wie wird erzählt? Zeit 30 Ordnung 30 Dauer 31 Frequenz Modus 32 Distanz 32 Fokalisierung Stimme 35 Stellung des Erzählers 35 Zeitpunkt des Erzählens 35 Erzählebenen Beispielanalyse: Reflexionen über das Erzählen in»smoke« Die schriftliterarische Erzählung Die mündliche Erzählung im Film Die Erzählung als»stummfilm«im Film 40 Inhalt 5

5 3 Einführung in die Grundbegriffe der Filmanalyse und der vergleichenden Erzähltextanalyse am Beispiel von»der talentierte Mr. Ripley« Schriftliterarisches Erzählen im Roman von Patricia Highsmith Filmisches Erzählen in der Adaption von Anthony Minghella Visuelle Ebene 47 Kameraperspektiven 47 Einstellungsgrößen 49 Kamerabewegungen 51 Beleuchtung 52 Farbe 53 Setting Auditive Ebene 53 On- und Off-Ton 53 Sprache 54 Geräusche 55 Musik Montage 57 Epische Montage 57 Konstruktivistische Montage 58 4»Die Leiden des jungen Werther« Erzählform des Romans von Johann Wolfgang Goethe und des Films von Egon Günther Das Kreuzigungsmotiv und der Selbstmord im Film von Egon Günther Der Film von Uwe Janson als aktualisierende Adaption 68 5»Die Marquise von O « Erzählform der Novelle von Heinrich von Kleist und der Verfilmung von Eric Rohmer Die Vergewaltigungsszene in Rohmers Verfilmung Frei nach»julietta«von Christoph Stark 75 6»Der Process« Erzählform des Romans von Franz Kafka und der Verfilmung von Orson Welles Raumgestaltung bei Kafka und bei Welles Postmoderne Kafkaeske Steven Soderberghs»Kafka«86 6 Inhalt

6 7»Das Parfum« Erzählform des Romans von Patrick Süskind und der Verfilmung von Tom Tykwer Geruchsinzenierungen im Roman und ihre filmischen Umsetzungen Die Verfilmung im Spiegel der Filmkritik 94 Unterrichtshilfen 97 1 Eckpunkte einer Didaktik der Literaturverfilmung 97 2 Didaktisches Modell zum Umgang mit Literaturverfilmungen 99 3 Unterrichtssequenzen Klassenarbeiten/Klausurvorschläge/Referate/Projekte 128 Schriftliterarisches und filmisches Erzählen 128»Der talentierte Mr. Ripley«128»Die Leiden des jungen Werther«128»Die Marquise von O «129»Der Process«129»Das Parfum«130 5 Materialien 131 Anhang 161 Anmerkungen 161 Literaturverzeichnis 164 Primärtexte 164 Sekundärtexte 167 Glossar erzähltheoretischer und filmanalytischer Begriffe 174 Technische Hinweise 176 Inhalt 7

7 Vorwort Das Phänomen der Adaption ist in der gegenwärtigen Medienkultur omnipräsent: Erfolgreiche Pop-Songs stürmen als Cover-Songs ein zweites und drittes Mal die Charts, Romane werden als Theaterinszenierungen und Spielfilme neu interpretiert, Brettspiele werden zu Computerspielen, aus europäischen Autorfilmen entstehen Hollywood-Remakes, TV-Soaps bieten die Grundlage für Fortsetzungsromane. Diese Liste könnte leicht um weitere Beispiele ergänzt werden, so dass man sich die Frage stellen muss, worauf diese Popularität von Adaptionen beruht. Sind alle Geschichten längst erzählt und deshalb nur noch Neuauflagen möglich? Sehnen wir uns nach der Wiederholung des Immergleichen? Die Tatsache, dass Figuren und Stoffe von einem Medium zum nächsten wandern, zeigt, dass das Erzählen von Geschichten nicht den sprachlich dominierten Medien vorbehalten ist. Durch den Wechsel der medialen und ästhetischen Form erscheinen die Figuren und Stoffe und das»alte«medium selbst in einem neuen Licht. Für dieses Phänomen müssten sich Literaturwissenschaft und Deutschunterricht eigentlich in besonderem Maße interessieren. Doch trotz oder gerade aufgrund ihrer Popularität haben Adaptionen dort einen schweren Stand. Am Beispiel der sogenannten»literaturverfilmung«lässt sich das veranschaulichen: Die Literaturwissenschaft hat die Verfilmung lange Zeit als sekundäres Medium gegenüber der schriftliterarischen Vorlage behandelt (Stichwort»werktreue Verfilmung«), diese Haltung fand ihre Entsprechung im Literaturunterricht. Hinzu kommt, dass der Spielfilm als Unterrichtsgegenstand in der Schule noch keinen festen Platz hat, die Bemühungen um eine Filmdidaktik stecken in den Anfängen. 1 Die Literaturverfilmung dient deshalb nicht selten als»bonbon«, das der Klasse nach der Behandlung einer literarischen Lektüre»gegönnt«wird. Eine tiefer greifende Auseinandersetzung mit dem Film und seiner spezifischen Medienästhetik findet im Gegensatz zum schriftliterarischen Text oftmals nicht statt. Die Gegenüberstellung einer Verfilmung mit ihrer schriftlichen literarischen Vorlage führt im Deutschunterricht deshalb immer wieder zu dem gleichen Ergebnis: Das Buch ist besser als der Film. Im Umgang mit Literaturverfilmungen hat sich also eine»abwertungsdidaktik«entwickelt, die mit Werturteilen arbeitet. Die Frage, ob das Buch»so gut«ist wie die Verfilmung, beruht auf einer falschen Prämisse: Buch und Film sind zwei grundverschiedene Medien mit unterschiedlichen 8 Vorwort

8 Zeichensystemen und Codes, sie können also gar nicht im Verhältnis eins zu eins miteinander verglichen werden. Eine Literaturverfilmung ist keine filmische Kopie eines schriftliterarischen Textes, sondern eine in das Medium Film übersetzte Lesart bzw. Interpretation dieses Textes. Dieser Band zum Thema Literaturverfilmungen verfolgt eine zweifache Zielsetzung: Zum einen geht es darum, sowohl dem schriftliterarischen Text als auch dem davon ausgehend entstandenen Film als eigenständigen Artefakten mit jeweils spezifischer Ästhetik gerecht zu werden. Zur Analyse und zum Vergleich der Schrifttexte und Filmtexte werden die gängigen erzähltheoretischen Kategorien verwendet, ergänzt durch spezifische filmanalytische Kategorien. Zum anderen geht es darum, für das Phänomen des Medienwechsels zu sensibilisieren: Welche Konsequenzen für die Geschichte (das Was des Erzählens) und den Erzähldiskurs (das Wie des Erzählens) bringt die filmische Adaption eines schriftliterarischen Textes mit sich? Welche Parallelen und welche Unterschiede gibt es im Hinblick auf das Erzählen in Schrift- und in Filmtexten? In diesem Zusammenhang soll aufgezeigt werden, wie Buch und Film im Unterricht gegenübergestellt und miteinander verglichen werden können, ohne in die Falle der erwähnten»abwertungsdidaktik«zu geraten. Ein didaktisch geeigneter Weg kann hier neben der grundsätzlichen Reflexion der unterschiedlichen schriftliterarischen und filmischen Codes die Auseinandersetzung mit mehreren filmischen Adaptionen des gleichen Schrifttextes sein. Nach einer Einführung in die Filmanalyse, stehen im Zentrum dieses Bandes mit Goethes Werther, Kleists Marquise, Kafkas Process und Süskinds Parfum vier Klassiker der Schullektüre und ihre Verfilmungen. Da die Filme im Regelfall im Rahmen einer Unterrichtseinheit zum jeweiligen schriftliterarischen Text eingesetzt werden, bietet der didaktische Teil des Bandes mehrere modular aufgebaute Unterrichtsbausteine an, die in eine umfassendere Auseinandersetzung mit der schriftliterarischen Vorlage integriert werden können. 2 Zusätzlich gibt es Vorschläge für Unterrichtseinheiten, die sich grundlegend mit Fragen der Filmanalyse und mit der Problematik des Medienwechsels vom Buch zum Film auseinandersetzen. Vorwort 9