2. Die soziale Ausgangslage der Region Hannover Nord-West
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- Otto Lange
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1 Konzept zur Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung im Bereich der emotionalen und sozialen Entwicklung an der IGS Stöcken 1
2 1. Die IGS Stöcken eine Schule für alle Kinder 2009 wurde die Integrierte Gesamtschule Stöcken als Schule für alle Kinder gegründet. In die IGS Stöcken werden Kinder aller Begabungen und Bevölkerungsschichten, unterschiedlicher Kulturen und Sprachen aufgenommen, um gemeinsam zu lernen. Die IGS Stöcken schloss sich mit ihrer Gründung dem bereits existierenden Regionalen Konzept Hannover Nordwest an. In diesem RK werden seit vierzehn Jahren Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischen Förderbedarfen integrativ in den Grundschulen ihrer Stadtteilen unterrichtet und gefördert. Bereits ein Jahr nach Gründung der IGS Stöcken wurde für den gesamten neuen 5. Jahrgang die Einrichtung von Integrationsklassen beantragt und die zum Regionalen Konzept gehörige Förderschule Paul-Dohrmann-Schule aufgelöst. Mit diesem Schritt ist umgesetzt worden, was in der seit 2009 geltenden UN- Behindertenkonvention gefordert wird: die Entwicklung eines inklusiven Schulsystems, in dem Kinder gemeinsam und wohnortnah unterrichtet werden. Im kommenden Schuljahr 2012/2013 werden in insgesamt 19 von 20 Klassen in den vier Jahrgängen auch Kinder mit Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung unterrichtet. Acht Förderschullehrkräfte, davon eine mit dem Förderschwerpunkt soziale-emotionale Entwicklung, sind zusätzlich zu den Regelschullehrkräften in diesen Klassen eingesetzt, um die Förderung der Kinder mit Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung zu gewährleisten. Insgesamt werden im Schuljahr 2012/13 67 Schülerinnen und Schüler mit einem Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung die IGS Stöcken besuchen, davon werden sechs Kinder den Bedarf im Bereich der emotionalen und sozialen Entwicklung aufweisen. 2. Die soziale Ausgangslage der Region Hannover Nord-West Der Sozialbericht der Landeshauptstadt Hannover zeigt, dass die Region Nord-West innerhalb Hannovers überproportional stark belastet ist. Dies zeigt sich beispielsweise in einem sehr hohen Anteil an Sozialwohnungen sowie einem hohen Anteil an Familien, die Hilfen zu Lebensunterhalt erhalten. Der Stadtteil Stöcken wird somit als städtisches Problemgebiet angesehen Die soziale Struktur hat zur Folge, dass in der Region überdurchschnittlich viele Kinder Lern- und Entwicklungsschwierigkeiten aufweisen, sprachliche Probleme haben oder erziehungsschwierig sind. Der Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung in Hannover Nordwest ist besonders hoch. 3. Prinzipien der pädagogischen Arbeit an der IGS Stöcken a) Soziale Integration Einen Schwerpunkt der Arbeit an der IGS Stöcken bildet die soziale Integration aller Kinder. Der Ausbau sozialer Kompetenzen und die Stärkung der Klassen- und Jahrgangsgemeinschaft stellen dementsprechend wichtige Inhalte in den 2
3 Jahrgängen dar. Kooperativen Lernformen, Partner- und Gruppenarbeit kommt eine besondere Bedeutung zu. Auf das soziale Lernen wird im gesamten Jahrgangs- und in jedem Klassenverband großen Wert gelegt. Alle Klassenlehrer-/innen sind im Lions-Quest-Programm Erwachsen werden geschult und führen es regelmäßig mit ihren Schülern und Schülerinnen durch. Dabei werden das Zusammengehörigkeitsgefühl sowie die Toleranz gegenüber anderen gestärkt, Selbstreflexion, soziales Verhalten und das Verbalisieren von Befindlichkeiten trainiert. b) Individuelle Ausgangslage Inklusion bedeutet auch die Feststellung der individuellen Lernausgangslage und die differenzierte Beschreibung der notwendigen, auf den jeweiligen Schüler/die jeweilige Schülerin angemessenen Lernumgebung. c) Gemeinsamer Unterricht Kern dieser Betrachtungsweise ist daher die Ausrichtung des Lehrerhandelns auf die Durchführung eines Heterogenität akzeptierenden Unterrichts. Dabei gilt der Grundsatz: Vielfalt ist nicht nur normal, sie ist erwünscht. Um den einzelnen Jungen und Mädchen gerecht zu werden, werden im Unterricht vielfältige Lernangebote bereitgestellt. Diese entsprechen den individuellen Lernvoraussetzungen, denn Ziel ist es, ein positives Lernverhalten aufzubauen, Zutrauen in die eigene Leistungsfähigkeit zu entwickeln, selbstständiger zu werden und dadurch ein gestärktes Selbstbild aufzubauen. Für den Unterricht und die gezielten Förder- und Forderstunden ergeben sich u.a. folgende Zielsetzungen: - Verbesserung des Sozialverhaltens, soziale Integration - Schulung von Kooperationsfähigkeit und Leistungsbereitschaft als Voraussetzungen für Lernen - Festigung und Ausbau der individuellen Stärken - Stärkung des Selbstvertrauens 4. Maßnahmen / Umsetzung der pädagogischen Arbeit In der täglichen Arbeit in den heterogen zusammengesetzten Klassen der IGS Stöcken werden in den Klassen- und Jahrgangsteams Maßnahmen zur Förderung des Sozialverhaltens vereinbart, wie z.b. die Anwendung von Tokenprogrammen ( Ziehleiste ; positive Verstärkung durch ein Punktesystem), das Führen von Verhaltensprotokollen oder Mitteilungsheften ( Timer ) zur gemeinsamen Arbeit an einem Problem mit Lehrkraft, Schüler und Erziehungsberechtigten oder regelmäßige Gespräche mit dem Schüler und den Erziehungsberechtigten, um gemeinsam Ziele und Maßnahmen festzulegen. Klare Unterrichtsstrukturen, Rituale im Unterricht und das Erstellen verbindlicher Gesprächs- und Klassenregeln gehören ebenso zu den pädagogischen Prinzipien der IGS Stöcken wie das Abhalten des Klassenrates, 3
4 Helfersystemen oder die Anleitung zur Selbsteinschätzung des Arbeits- und Sozialverhaltens. Unterstützt und ergänzt wird diese pädagogische Arbeit durch die Schulsozialarbeit der IGS Stöcken, z.b. in Form von Einzelfallhilfen, Sozialtrainings in Kleingruppen oder Klassen, Sprechstunden für aktuelle Probleme von Schülerinnen und Schülern, Kriseninterventionen oder die Mitwirkung bei Teamsitzungen. (Die IGS Stöcken verfügt zurzeit über eine Stelle, die sich zwei Schulsozialarbeiterinnen teilen.) 5. Zusätzlicher Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung Im Schuljahr 2012/2013 werden insgesamt 4 Kinder mit einem festgestellten Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung im Bereich der emotionalen und sozialen Entwicklung die IGS Stöcken besuchen (ein Kind im 5. und drei Kinder im 6. Jahrgang). Bei diesen Kindern treffen wir auf vielfältige Beeinträchtigungen, die sich im emotionalen und sozialen Erleben und Handeln äußern, z.b. in Form von Konzentrationsstörungen und allgemeiner Unruhe Lernverweigerung und Passivität Ängstlichkeit und Rückzug Disziplinstörungen (Verstöße gegen Klassenregeln und Schulordnung) einer reduzierten Gruppenfähigkeit Lern- und Leistungsproblemen Provokationen und Aggressionen. Die möglichen Ursachen sind ebenso vielschichtig wie die Erscheinungsformen und können z.b. in der Lebenswirklichkeit der Kinder (das häusliche Umfeld, die Freunde), in aktuellen Entwicklungskrisen, in Über- oder Unterforderung begründet sein. 6. Zusätzliche sonderpädagogische Maßnahmen Aus dem besonders vielschichtigen und umfänglichen Förderbedarf der Schülerinnen und Schüler mit einem Bedarf an Unterstützung im Bereich der emotionalen und sozialen Entwicklung ergeben sich für die Arbeit an der IGS Stöcken Konsequenzen in Form von weiterführenden, notwendigen sonderpädagogischen Maßnahmen. Diese gehen über die oben beschriebene tägliche und eher präventiv ausgerichtete, pädagogische Arbeit hinaus. Hierfür ist der zusätzliche Einsatz von Lehrkräften mit der Fach- und Beratungskompetenz im Förderschwerpunkt emotionale-soziale Entwicklung mit einem entsprechenden Stundenkontingent erforderlich. Aufgaben dieser Lehrkräfte sind: die Durchführung einer umfassenden, individuellen Förderplanung, die passgenau zum Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung im Bereich der emotionalen und sozialen Entwicklung angefertigt wird und aus der, gemeinsam mit den Klassenlehrkräften, spezifische Förderziele und Maßnahmen abgeleitet werden können. 4
5 die Vereinbarung von Verhaltenszielen (z.b. als Wochenziele) mit dem Schüler/der Schülerin im Rahmen der Förderplanung, die in Form von Verträgen festgehalten und in regelmäßigen Sitzungen überprüft werden. eine problembezogene Elternarbeit. ein enger Austausch mit Therapeuten, KSD, Familienhilfe etc. eine emotionale und fachliche Unterstützung und Beratung für das Klassenteam, das mit dem Kind arbeitet (kollegiale Fallberatung). die Teilnahme an Teamsitzungen und pädagogischen Klassenkonferenzen. die Teilnahme an Elternabenden, Elternsprechtagen. die Durchführung von Sozialkompetenz-, Anti-Aggressions-Training o.ä. für einzelne Kinder oder Kleingruppen. die Kooperation mit den Schulsozialarbeiterinnen, insbesondere gemeinsame Fallbesprechungen die Weiterführung der konzeptionellen Arbeit zur Förderung von Kindern mit dem Förderschwerpunkt emotionale-soziale Entwicklung an der IGS Stöcken Die zur Verfügung stehenden Stunden sollten sich zwei Förderschullehrkräfte (im Idealfall eine Frau und ein Mann) teilen, so dass die Möglichkeit zur gegenseitigen Reflektion und kollegialen Intervision gegeben wäre. Ein solches Kompetenzteam für den Förderschwerpunkt emotionale-soziale Entwicklung ist eine notwendige Voraussetzung um dem inklusiven Anspruch der IGS Stöcken, eine Schule für alle Kinder zu sein und somit auch Kindern mit dem Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung im Bereich der sozialen und emotionalen Entwicklung gerecht zu werden. 5
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