Komponistenkisten im Musikunterricht

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1 36 Miniklassik Komponistenkisten im Musikunterricht Methodische Anregung zum Umgang mit dem Thema Komponistenbilder Mareike Kranl kisten und ermöglichen Kindern eine intensive Begegnung mit dem jeweiligen Komponisten und seinem Leben. In den Deckel des Schuhkartons kleben die Kinder einen selbst geschriebenen, einseitigen Le- Eine Komponistenkiste ist ein bunt verzierter Schuhkarton, der während der Arbeit mit Komponistenbildern im Musikunterricht mit Materialien und selbst gemachten Gegenständen gefüllt wird. Sie ähneln den so genannten Lesebenslauf ein. Außen auf der Kiste steht der Name des zu bearbeitenden Komponisten sowie die Namen der Gruppenmitglieder (siehe Kasten S. 38). Die übrige Kistengestaltung sollte sich dem jeweiligen Komponis ten anpassen.

2 Klasse Die Kiste bietet die Möglichkeit, Lerninhalte in Bezug auf das Leben und die Werke eines Komponisten tiefer zu antizipieren. Sie fördert die Moti - vation im Umgang mit Komponis tenbiografien und zusätzlich auch das Soziale Lernen. Durch die Beschäftigung mit dem Leben und dem Werk von Komponisten aus unterschiedlichen Epochen sollen die Kinder Verständnis für deren Musik in ihrer Zeit entwickeln und die eigene Gegenwart als eine neue Epoche begreifen, die auf der Vergangenheit aufbaut. Dies soll u. a. durch das Hören ausgesuchter Musikbeispiele geschehen und durch das Lesen wichtiger Stationen aus der Biografie eines Komponisten. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, zeitgeschichtliches Material im Zusammenhang mit dem jeweiligen Komponisten zu sammeln und Museen zu besuchen. Der Einstieg in das Thema Zum Einstieg in die Einheit ist es sinnvoll, anhand eines vorgefertigten Musters Merkmale der Kiste zu erarbeiten. Danach finden sich die Kinder in Gruppen zusammen und wählen aus der Komponistenliste (siehe Kasten S. 38) einige Personen aus. Die Liste orientiert sich vor allem an Komponisten, die üblicherweise in den Klassen 3 und 4 thematisiert werden, ist aber individuell wandelbar. Die Behandlung popularmusikalischer Komponisten bietet sich ebenfalls an, da Komponisten wie z. B. Andrew Lloyd Webber vielen Kindern bereits begegnet sind bewusst oder unbewusst. Popularmusikalische Komponisten eignen sich auch zur Weiterarbeit in den höheren Klassen. Damit eine mögliche Materialfülle die Kinder nicht überfordert, sollte die Lehrkraft die Gruppen durch eine klare Aufgabenverteilung unterstützen. Hierbei hilft die Checkliste 2. In der Klasse wird die Liste gemeinsam besprochen und geklärt, welche Aufgaben umfangreich sind (Nr. 3 und 4) und wie man sie gemeinsam bearbeiten kann. Die Kinder teilen sich die Aufgaben innerhalb der Gruppe selbst ein und helfen sich gegenseitig bei ihrer Bearbeitung. Nach dieser Vorarbeit kann die eigentliche Recherche beginnen. Die Recherche Ist ein Computerraum vorhanden, können die Kinder selbst im Internet recherchieren. Am besten geeignet sind dazu Kindersuchmaschinen wie z. B. oder Es ist nicht ratsam, Standard-Suchmaschinen zu verwenden, da die Informations fülle die Kinder oft überfordert. Viele Kinder möchten jedoch unbedingt diese Suchmaschinen nutzen. In diesem Fall muss die Lehrkraft viel Hilfestellung bei der Informationsfülle und Richtigkeit der Texte geben (durch gezielte Fragestellungen kann die Suche eingegrenzt werden). Außerdem können natürlich diverse Lexika und Fachbücher von den Kindern mitgebracht werden. Aber Achtung: Gerade Fachbücher sind sehr umfangreich. Ihr Vorteil ist jedoch, dass sie übersichtlich gegliedert und gut bebildert sind. Auch kann die Lehrkraft selbst Material kopieren und zur Verfügung stellen, z. B. bei leistungsschwä - cheren Gruppen. In jedem Fall sollte man zur Material recherche mehrere Unterrichtsstunden einplanen. Beide Rechercheformen setzen ein hohes Maß verschiedener Kompetenzen voraus (Leseverständ - nis, Organisation des gefundenen Materials, Gruppenorganisation usw.). Es bedarf daher der Unterstützung durch die Lehrkraft. Der Bau der Kisten Nachdem die Kinder ihr Material gesichtet und zusammengestellt haben, kann die Gruppe mithilfe von Lösungskarten überprüfen, ob sie alle wichtigen Informationen über Ihren Komponis - ten gefunden hat und gegebenenfalls ergänzen (Beispiel siehe Kasten S. 39). Das Herstellen dieser Lösungskarten ist für die Lehrkraft zunächst recht umfangreich, in laminierter Form sind die Karten aber immer wieder verwendbar. Danach kann mit dem Bau der Kisten begonnen werden. Jede Gruppe erhält ein Arbeitsblatt 1, auf dem aus der ersten Stunde noch einmal wiederholt wird, welche Informationen die Kiste enthalten muss. Nun teilen sich die Kinder unterschiedliche Aufgaben erneut ein (Gestaltung der Kiste, Lebenslauf, Gegenstände) und halten diese auf dem Arbeitsblatt fest. Hierbei gibt es oft Diskussionen, weil viele Kinder am liebsten die Kis tengestaltung übernehmen möchten. Die Lehrkraft sollte im Vorfeld dieses Problem aufgreifen und darauf hinweisen, dass besonders der Lebenslauf und die Gegenstände das Herzstück der Komponis - tenkiste sind. Das kann auch im Deutschunterricht vorbereitet werden. Für die Gestaltung der Kisten sollten ca. zwei Schulstunden eingeplant werden. Die Präsentation Zum Abschluss der Einheit präsentieren die Gruppen ihre Kisten. Dabei wird der von den SchülerInnen erarbeitete Lebenslauf vorgelesen und ein Musikbeispiel gehört. Außerdem werden die gesammelten Gegenstände gezeigt und ihr Bezug zum jeweiligen Komponisten erläutert. Möglich ist auch, dass sich die Kinder zu den Lebensläufen gegenseitig Fragen stellen. Es sollten nicht mehr als zwei Kisten pro Stunde vorgestellt werden, da die Konzentration und das Interesse der Kinder sonst nachlässt. Besonders spannend sind für die SchülerInnen die unterschiedlichen Kistengegenstände. Dies liegt daran, dass die Kinder erst durch die Erläuterungen der Gruppe den Zusammenhang der Gegenstände mit dem Leben des Komponisten erfassen und so sein Lebenslauf greifbar wird. Dinge, die in der Kiste zunächst unbedeutend und zufällig erscheinen, ergeben nach der Präsentation einen Sinn. Mithilfe der Hörbeispiele kann man die Musik verschiedener Epochen anhören und vergleichen. Natürlich bleibt es jeder Lehrkraft selbst überlassen, wie die Kisten bewertet werden. Neben der äußerlichen Gestaltung, dem Inhalt und der Präsentation sollte unbedingt auch die Zusammenarbeit in der Gruppe berücksichtigt werden. Persönliche Erfahrungen Die Beschäftigung mit Komponistenkisten macht den SchülerInnen viel Freude, die Kinder arbeiten sehr motiviert an ihrem Thema. Vielen ist der eine oder andere Komponist schon einmal begegnet, doch durch die eigene Recherche wird die Lebenswirklichkeit der zu behandelnden Person viel intensiver durchdrungen. Viele Kinder sind von ihren Personen fasziniert wie z. B. eine Gruppe, die Clara Schumann als eine Vertreterin der Romantik ausgewählt hatte. Die SchülerInnen fanden heraus, dass sie mit dem Komponisten Robert Schumann verheiratet war und acht Kinder hatte (dargestellt durch acht Playmobilfiguren in der Kiste). Viele Kinder konn-

3 38 Miniklassik ten sich nicht vorstellen, so viele Geschwister oder eigene Kinder zu haben, zur damaligen Zeit war dieser Kindersegen jedoch relativ normal. Es schockierte viele, dass Robert Schumann so früh starb und Clara die acht Kinder alleine ernähren musste. Eine Gruppe beschäftigte sich mit Wolfgang Amadeus Mozart als Vertreter der Klassik. Sie wusste zu berichten, dass Mozart eine Schwester namens Nannerl hatte, die ebenfalls sehr begabt war und mit ihm zusammen Konzerte gab. Das war vielen Kindern nicht bekannt. Komponistenkisten bieten nach meiner Einschätzung eine willkommene Abwechslung in dem ansonsten eher kopflastigen Bereich der Musikgeschichte. Durch die Präsentation verschie dener Gegenstände setzen sich die Kinder fühlbar und erlebbar mit dem Leben einzelner Komponisten auseinander und entdecken ganz nebenbei neue und unbekannte Seiten ihres Musikers. Aufbau einer Komponistenkiste Namen der Kinder Deckel (innen): kurzer Lebenslauf Name und Bild des Komponisten Kiste (innen): Gegenstände, die das Leben des Komponis - ten charakterisieren. Achtung: Keine Wertgegenstände und verderbliche Dinge! Komponisten-Liste Weiterführende Literatur: Heumann, Hans-Günter und Monika: Musikgeschichte für Kinder. Eine spannende Zeitreise, Schott Music Mainz Knobloch, Jörg: Praxis Lesen. Das Geheimnis der Lesekiste, Band Primarstufe, AOL-Verlag, 2001 Mellich, Christine: Charlottes musikalische Abenteuer, Schott Music Mainz 2007 Dies.: Charlottes musikalische Kreuzfahrt, Schott Music Mainz 2009 Barock ( ) Georg Philipp Telemann ( ) Johann Sebastian Bach ( ) Georg Friedrich Händel ( ) Leopold Mozart ( ) Klassik ( ) Joseph Haydn ( ) Wolfgang Amadeus Mozart ( ) Ludwig van Beethoven ( ) Romantik ( ) Felix Mendelssohn Bartholdy ( ) Robert Schumann ( ) Clara Schumann ( ) Friedrich Smetana ( ) Johann Strauß ( ) Modest Mussorgsky ( ) Peter Iljitsch Tschaikowsky ( ) Moderne (ab 1906) Igor Strawinsky ( ) Sergej Prokofieff ( ) George Gershwin ( ) Andrew Lloyd Webber (*1948)

4 Klasse Beispiel für eine Lösungskarte Komponist: Wolfgang Amadeus Mozart Lebensdaten: Geboren am 6. Dezember 1756 in Salzburg als Johannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus Mozart. Gestorben am 27. Januar 1791 in Wien. Familie: Vater: Leopold Mozart, Mutter: Anna Maria Mozart. Schwester: Maria Anna, genannt Nannerl. Sie war eine sehr gute Klavierspielerin. Die anderen fünf Geschwister starben. Vater Leopold war Hofkapellmeister und unterrichtete ihn und seine Schwester. Mozart galt als Wunderkind, sein Vater ging mit ihm und seiner Schwester auf Tournee. Städte und Länder: Mozart unternahm Reisen durch ganz Europa, zum Beispiel nach Salzburg, Wien/Österreich, Paris/Frankreich, Venedig/Italien, London/Großbritannien, Frankfurt/Deutschland, Prag/Tschechische Republik, Amsterdam/Niederlande. Gelebt hat er vor allem in Salzburg und Wien, zeitweise auch in Augsburg, Mannheim, Prag und London. Besondere Erlebnisse/Ereignisse: Mozart begann schon mit fünf Jahren zu komponieren. 1762: Vorspiel bei der Kaiserin Maria Theresia; er soll der Kaiserin auf den Schoß geklettert sein. Er konnte mit verbundenen Augen Klavier spielen. Mozart heiratete Konstanze Weber. Erst war er in ihre Schwester verliebt. Mozart und Konstanze hatten zwei Söhne. Er hatte im Alter einen verschwenderischen Lebensstil und dadurch wenig Geld. Mozart wurde in einem Armengrab beerdigt, obwohl er viel Geld verdient hatte. Instrumente: Klavier und Geige Berühmte Werke: Die Zauberflöte (eine Oper) Eine kleine Nachtmusik (ein Orchesterstück) Alle Werke wurden im Köchelverzeichnis gesammelt, benannt nach Dr. Ludwig Ritter von Köchel.

5 40 Komponistenkisten im Musikunterricht 1 Die Komponistenkiste Woraus besteht eine Komponistenkiste? Schreibt in die Kästchen, was auf der Kiste stehen soll und was dort hineingehört. Schreibt auf, wer in eurer Gruppe welche Aufgabe übernimmt. Unser Komponist: Die Kiste gestalten: Den Lebenslauf schreiben: Wer bringt was mit?

6 Komponistenkisten im Musikunterricht 41 2 Checkliste Unser Komponist: 4 1) Wir haben herausgefunden, wann und wo er geboren und gestorben ist. 2) Wir haben uns über seine Familie informiert. 3) Wir wissen jetzt, in welchen Städten und Ländern unser Komponist gelebt hat. 4) Wir haben nachgeforscht, ob es besondere Erlebnisse oder Ereignisse in seinem Leben gab. 5) Wir haben herausgefunden, welche Instrumente er gespielt hat. 6) Wir kennen berühmte Werke, die er geschrieben hat. 7) Wir haben Bilder von unserem Komponisten gefunden. 8) Wir haben ein Hörbeispiel von unserem Komponisten vorbereitet. 9) Wir haben Gegenstände für unsere Kiste gesammelt. 10) Wir haben unsere Kiste gestaltet. 11) Diese Bücher und / oder Internetseiten haben wir benutzt: